Kommunikationsmodelle
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Was ist Kommunikation?
Der Frage Was ist Kommunikation? sind bereits zahlreiche Sprachwissenschaftler/-innen nachgegangen und haben daraufhin viele verschiedene Ansätze aufgestellt, die Kommunikationsabläufe analysieren. Als Kommunikation bezeichnet man den Informationsaustausch zwischen Sender und Empfänger. Dieser muss nicht zwingend zwischenmenschlich stattfinden. Auch der Informationsaustausch zwischen zwei Geräten wird als Kommunikation bezeichnet.
Die Kommunikation besteht aus unterschiedlichen Elementen. Das wichtigste Mittel der Kommunikation ist die Sprache. Doch was ist Sprache genau? Sie ist eine natürliche Fähigkeit und ist in unser Denken und Handeln involviert. Wir verständigen uns aber nicht nur über die Sprache, sondern auch über außersprachliche Kommunikationsmittel, wie z. B. Körpersprache, Mimik und Gestik. Stelle dir doch einmal die Situation vor: du fragst jemanden etwas und diese Person reagiert mit Schulterzucken. Welche Informationen würdest du aus dieser Reaktion ziehen können? Mit dieser und anderen Fragen beschäftigen sich Kommunikationswissenschaftler/-innen schon seit langer Zeit. Unterschiedliche Kommunikationsmodelle können für die Analyse einer Kommunikationssituation insbesondere in Bezug auf Kommunikationsstörungen herangezogen werden.
Kommunikationsmodelle
Das Organon-Modell von Bühler
Der Sprachtheoretiker Karl Bühler bezog sich bei der Auswertung seiner Sprachanalyse auf den griechischen Begriff organum, der übersetzt Werkzeug bedeutet und bereits in antiken Schriften Verwendung findet. In einem Werk von Platon bezeichnet Sokrates das Wort als organum, mit dessen Hilfe man Informationen mitteilen kann. Nach Bühlers Organon-Modell sind beim Sprechen immer drei Elemente beteiligt: mindestens ein Sender, mindestens ein Empfänger und ein Sachverhalt oder Objekt, der ein Anlass der Kommunikation sein kann, aber nicht sein muss. Im Zentrum dieses Modells steht das Zeichen. Die Sprachzeichen werden zwischen Sender und Empfänger gewechselt. Je nachdem, worauf sich das Sprachzeichen bezieht, definiert Bühler die Funktion der Äußerung anders. Wenn sich der Sinnbezug des Sprachzeichens auf den Sachverhalt selbst bezieht, handelt es sich nach Bühler um die Darstellungsfunktion. Wenn es sich auf den Sender bezieht, bezeichnet er es als Ausdrucksfunktion und als Appellfunktion, wenn es sich auf den Empfänger bezieht. Das Erkennen der Sprachfunktion mithilfe des Organon-Modells kann dazu beitragen, Missverständnisse bei der Kommunikation zu vermeiden, denn in jeder Mitteilung sind alle drei Funktionen der Sprache enthalten. Die Absicht der sprechenden Person entscheidet darüber, welche dieser Funktionen in der sprachlichen Äußerung überwiegt.
Die Kommunikationsmodell nach Watzlawick
Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick formulierte fünf Annahmen über die menschliche Kommunikation. „Man kann nicht nicht kommunizieren “ ist der berühmteste Grundsatz der Kommunikationstheorie von Watzlawick und der erste dieser 5 Axiome:
- Man kann nicht nicht kommunizieren.
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt.
- Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner/-innen bedingt.
- Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten.
- Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär.
Das erste Axiom besagt, dass auch Nichthandeln und Schweigen Mitteilungscharakter haben und Informationen mitteilen. Die zweite Regel stellt dar, dass jede Kommunikation einen Inhaltsaspekt hat, der die sachliche Information darstellt, und einen Beziehungsaspekt beinhaltet, der Aufschluss darüber gibt, wie der Empfänger die Beziehung auffasst. Das dritte Axiom stellt dar, dass jede/-r den Anfang einer Kommunikation selbst festlegt. Eine Kommunikation verläuft, man kann keinen Anfang festlegen. Die Begriffe digital und analog können auch durch die Begriffe verbal und nonverbal verwendet werden. Der verbale Teil der Kommunikation lässt sich syntaktisch erfassen und transportiert eher den Inhaltsaspekt einer Nachricht, wohingegen sich der nonverbale Teil der Kommunikation semantisch erfassen lässt und tendenziell den Beziehungsaspekt transportiert. Das letzte Axiom besagt, dass der Kommunikationsablauf zwischen Sender und Empfänger symmetrisch oder komplementär, also gleichrangig oder ungleich in Bezug auf die soziale Stellung sein kann.
Das Vier-Seiten-Modell nach Schulz von Thun
Das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun wird auch als Vier-Seiten-Modell bezeichnet. Es enthält Parallelen zu Watzlawicks Modell und beschreibt die Kommunikation mithilfe von vier Ebenen, aus denen sich jede Nachricht zusammensetzt. Die erste Ebene wird als der Sachinhalt bezeichnet. Der Sachinhalt oder die Sachebene ist die reine Sachinformation, die gesendet wird. Die zweite Ebene wird als Selbstoffenbarung bezeichnet und führt aus, dass in jeder Nachricht nicht nur die Sachinformation enthalten ist, sondern auch Informationen über die Person des Senders/der Senderin. Die Selbstoffenbarung setzt sich demnach aus der gewollten Selbstdarstellung und der Selbstenthüllung zusammen, die bewusst oder unbewusst mitgeteilt wird. Die dritte Ebene beschreibt ähnlich wie das fünfte Axiom des Watzlawick-Modells die Beziehung, in der die Kommunizierenden zueinander stehen. An der Art und Weise wie eine Nachricht vermittelt wird, ist es möglich, Informationen über die Beziehung der Kommunizierenden zu erlangen. Paraverbale Elemente der Kommunikation, wie der Tonfall oder auch nonverbale Signale, können die Kommunikation in eine Richtung bewegen, die aus der reinen Sachinformation nicht hervorgeht. Auch das Eisberg-Modell geht davon aus, dass nur 20% einer Nachricht direkt wahrnehmbar sind und 80% versteckt auf der Beziehungsebene übertragen werden. Die bewusst wahrnehmbaren 20% beziehen sich auf die Fakten, also den Inhaltsaspekt der Nachricht. Die letzte und vierte Ebene wird als Appell bezeichnet und beschreibt den Aspekt, dass fast alle Nachrichten eine Funktion haben und die Empfangenden veranlassen möchten, etwas zu tun.
Saussures Zeichenmodell
Der Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure prägte insbesondere den Strukturalismus und die Semiotik. Die Semiotik ist die Lehre von den Zeichen, mit der sich auch Saussures Zeichenmodell beschäftigt. Seiner Theorie nach besteht Sprache aus Zeichen und Zeichen aus zwei Seiten: dem Lautbild und der Bedeutung.
Das Lautbild, z. B. das Wort Hund ist als Ton zu hören oder als Schriftzug zu sehen. Die Bedeutung des Lautbildes bezieht sich auf die Realität, in unserem Beispiel also auf das Bild, das wir mit dem Lautbild Hund verbinden. Dabei bezeichnet de Saussure die Beziehung zwischen dem Lautbild (Signifikant) und dem Bezeichneten (Signifikat) als willkürlich und konventionell. Die Zuordnung eines bestimmten Lautbildes zu einer Bedeutung erfolgt willkürlich, d. h. dass es keinen logischen Grund für die Beziehung zwischen Lautbild und der zugeordneten Bedeutung geben muss. Diese Zuordnung wird im Laufe der Zeit von einer Gruppe von Menschen akzeptiert und dadurch konventionell. Daher sind die kennzeichnenden Eigenschaften des Zeichens laut de Saussure die Arbitrarität (Willkürlichkeit) und die Konventionalität (Übereinkunft).
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