„Die Weber“ – Personenkonstellation (Hauptmann)
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Grundlagen zum Thema „Die Weber“ – Personenkonstellation (Hauptmann)
In diesem Video lernst du das Personal bzw. die wichtigesten Figuren des Dramas kennen. Das sind vor allem Weber - dennoch mit ganz unterschiedlicher Haltung und Mentalität. Seien es der alte Wittig, Moritz Jäger oder Mielchen - Gerhard Hauptmann geht es in seinem Stück um die Auswirkungen auf den einzelnen Menschen. Viel Spaß!
Transkript „Die Weber“ – Personenkonstellation (Hauptmann)
Die Berufsgruppe der Weber nimmt in der sozialen Hierarchie den untersten Platz ein. Hauptmann beschreibt diese gedemütigten, ausgebeuteten Menschen genau: “Die Männer, einander ähnelnd, halb zwergenhaft, halb schulmeisterlich, sind in der Mehrzahl flachbrüstige, hüstelnde, ärmliche Menschen mit schmutzigblasser Gesichtsfarbe: Geschöpfe des Webstuhls, deren Knie infolge vielen Sitzens gekrümmt sind.”
Moritz Jäger
Werden die Weber im gleichnamigen Stück also nur als anonyme Masse dargestellt? Schauen wir uns die Personen genauer an - allen voran das führende Trio: Jäger, Bäcker und Wittig. Moritz Jäger ist der “Bote aus der Fremde” und löst den Aufstand der Weber aus. Nach vier Jahren Militärszeit in der Kavallerie kehrt er zu seinen Verwandten zurück.
Der ehemals unbeständige Lebenskünstler wirkt gewandelt und weltmännisch, dennoch gutmütig und empfindsam für die Not seiner Landsleute. So scheint er den Webern prädestiniert, um sich ihrer Sache anzunehmen. Zudem ist Jäger abenteuerlustig, hat ein sicheres Auftreten und militärisches Ordnungsgefühl. Der “stramme, mittelgroße, rotbäckige Reservist” ist auch körperlich in der Lage zum Kampf.
Der rote Bäcker
Außerdem befindet sich in seinem Besitz der gesamten Text des Weberlieds, einer wichtigen Waffe der Weber. Jägers potentieller Partner ist von Beginn an Bäcker, wegen seiner Haarfarbe auch der “rote Bäcker” genannt. Auch Bäcker ist eine Figur mit körperlich und geistig treibender Kraft, der sich nicht schicksalhaft dem Elend ergeben will, sondern aufbegehrt: Weberlohn ist kein Entgelt, sondern eine Almose.
Die Fabrikmitarbeiter haben keine Argumente gegen ihn, denn er nutzt ihre eigenen Mittel: Rücksichtslosigkeit, gewandte Rede, Hartnäckigkeit und Mut gegenüber Höhergestellten. Mit dem Weberlied wollen er und Jäger zum Kampf begeistern, ein Mittel, das auch in der Französischen Revolution verwendet wurde.
Soldat Wittig
Die historische Erfahrung der französischen Revolution bringt auch der alte Wittig ein. Er war Soldat im Krieg gegen Napoleon und hat erlebt, wie die Fürsten die Ideale verrieten, für die das Volk in den blutigen, opferreichen Krieg gezogen war. Für ihn ist der Aufstand also auch eine Abrechnung mit einem verhassten politischen System.
Der alte Hirse
Beim Kampf steht er in vorderster Reihe: er zertrümmert Fabrikant Dreißigers Tor und stürzt sich als erster auf das Militär. Als Schmied ist er die Inkarnation für Kraft und Mut. Die Kontrastfigur zum alten Wittig ist der alte Hilse. Der fromme Weber und ehemalige Soldat zehrt von der Erinnerung an den Befreiungskampf gegen Napoleon 1813.
Er ist lebensfremd, engstirnig und scheinheilig. Er kennt zwar das Elend und die Not, will aber Reste der einstigen Weber-Idylle erhalten, um sich die Erwartung eines jenseitigen Lebens in Gerechtigkeit nicht zerstören zu lassen. Dabei ist er nicht ängstlich oder feige - er verteidigt nur seine religiöse Position mit der gleichen Härte wie einst das Vaterland. Am Webstuhl trifft ihn die Kugel, die ihn einst auf dem Schlachtfeld des Krieges verschonte. Sein Tod hat somit Symbolcharakter.
Die kämpferische Luise
Luise bildet eine Kontrastfigur zum alten Hilse. Die Schwiegertochter traut sich, gegen Gottfrieds Vater aufzubegehren und unterstützt schließlich den Aufstand der Weber, während ihr Mann noch zögert. Sie übernimmt eine führende Rolle, indem sie alle für den Kampf zu begeistern versucht. Ihr Mut wird von den anderen Weberfrauen bewundert.
Luise ist ein braver Mensch, aber leidenschaftlich vom Wunsch nach Leben besessen. Vier Kinder sind ihr verhungert, geblieben ist Tochter Mielchen. Luise hat erkannt, dass die Gottergebenheit auch Flucht vor sich selbst und der Verantwortung für die kommende Generation, die Kinder, sein kann.
Der ehrliche Baumert
Baumert dagegen erkennt erst durch das Weberlied, dass in der bisher geordnet geglaubten Welt Unrecht herrscht - und er ist zutiefst erschüttert. Denn Baumert ist bieder, grundehrlich, offenherzig und müde von der schweren Arbeit, genauso wie die anderen Weber. Als es schließlich zum Aufstand kommt, ist er auch er zum Kampf bereit.
Baumert ist die einzige Figur, die in allen fünf Akten auftritt. An ihm und seinem Verhalten lassen sich die Erregung der Menge, der Umschlag zum Aufstand und der Angriff auf die Ausbeuter nachvollziehen. Seine ganze Familie ist repräsentativ - in ihr konzentrieren sich die Charakteristika aller Weber, die im ersten Akt vorgestellt werden.
Der Weber Ansorge
Die Baumerts wohnen im Haus von Ansorge, einem hünenhaften alten Weber, der Körbe flicht. Selbst ehrlich, arbeitsam und rechtschaffen, reagiert Ansorge mit leidenschaftlicher Wut auf das Unrecht, das den armen Webern widerfährt und ist am Aufstand beteiligt. Er dient als Beispiel für die innere Befreiung des Einzelnen.
Fabrikant Dreißiger
Feindbild und Gegner der Weber ist Fabrikant Dreißiger. Ein Emporkömmling, brutal, rücksichtslos, gewinn- und genusssüchtig, dazu protzig und unsozial. Der Weber als Mensch ist ihm gleichgültig. Er nimmt keinen Anteil und will die Not nicht sehen - wer sich nicht fügt, dem wird gekündigt. Für ihn ist die Weltordnung der Gegensatz zwischen arm und reich, ohne soziale Gerechtigkeit.
Dreißiger gibt der Regierung die Schuld für die wirtschaftliche Lage, durch die er ein immenses Risiko trägt. Dennoch ist sein Verhalten gegenüber den Webern menschliches Versagen.
Pfeifer und Pastor Kittelhaus
Noch schlimmer sein Angestellter Pfeifer: Der Expedient war selbst früher Weber gewesen und müsste deren Lage verstehen. Aber er erhebt sich erst recht über die Weber - sie fordern deshalb ihn, nicht Dreißiger. Auch Pastor Kittelhaus missbraucht seine Macht und sein Kirchenamt zum eigenen Vorteil. Er benutzt das Christentum als Instrument zur Unterdrückung der unwissenden Masse.
Der Lumpensammler Hornig
Er hat sich ganz auf die Seite der Reichen gestellt, die wiederum gerne mit ihm verkehren, um kirchentreu zu wirken. Der Lumpensammler Hornig hat eine besondere dramaturgische Bedeutung: Als Unparteiischer hat er eine kommentierende und vertiefende Funktion.
Er hat ein Herz für die Weber. Mit Witz, Verstand und Rhetorik spricht er aus, was sie in ihrem verzweifelten Tun bewegt. Dabei bleibt er sachlich und unbeteiligt, verfolgt aber voller innerer Befriedigung den Verlauf des Aufstandes: Ihm sind im 5. Akt die Berichte darüber zugeschrieben.
Resümee
Die Weber existieren in Hauptmanns Stück also nicht nur als Masse. Mancher rückt für einen Augenblick als Vertreter einer bestimmten menschlichen Not, Denkweise oder Haltung ins Bewusstsein des Zuschauers - stellt aber doch eine ausgeprägte Persönlichkeit dar.
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