Taxis und ungerichtetes Appetenzverhalten
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Grundlagen zum Thema Taxis und ungerichtetes Appetenzverhalten
In diesem Video möchte ich dir die Begriffe "Taxis" und Appetenzverhalten näher bringen. Ich erkläre dir damit Verhaltensweisen von Tieren die du vielleicht selbst schon mal beobachtet hast. Du wirst lernen, dass es für dieses Verhalten sowohl innere, als auch äußere Einflussfaktoren gibt. Du wirst dabei auch etwas über Schlüsselreize und angeborenes Verhalten lernen. Außerdem erläutere ich dir den Nutzen des Appentenzverhalten in Bezug auf die Evolution.
Transkript Taxis und ungerichtetes Appetenzverhalten
Hallo. Das Jagdverhalten von Tieren wird von bestimmten Reizen ausgelöst. Ein Wolf begibt sich auf die Jagd, wenn er Hunger verspürt. Das wird in der Verhaltensbiologie als ungerichtetes Appetenzverhalten bezeichnet. Trifft er auf ein Reh, schleicht sich gezielt an und hetzt seine Beute, spricht man vom gerichteten Appetenzverhalten oder der Taxis. In diesem Video schauen wir uns das gleiche Verhalten bei der Erdkröte und anhand weiterer Beispiele an. Du lernst angeborenes und erlerntes Verhalten, die Einflüsse auf die Handlungsbereitschaft und den evolutiven Nutzen kennen. Beginnen wir mit dem Jagdverhalten der Erdkröte. Verlässt eine Erdkröte ihr Versteck und begibt sich in Wartestellung, ist das bereits ungerichtetes Appetenzverhalten. Sie sucht aktiv nach einem Schlüsselreiz. Also nach dem Auslöser eines angeborenen Verhaltens. Bewegt sich ein Insekt in unmittelbarer Nähe, wendet sich die Kröte diesem zu und blickt es an. Dieses Such- und Orientierungsverhalten heißt Taxis oder auch gerichtetes Appetenzverhalten. Die Kröte richtet sich auf den Schlüsselreiz aus. Ist die Beute in günstiger Entfernung, wird sie beidseitig fixiert und mit der vorschnellenden Zunge ergriffen. Das ist die Endhandlung. Es folgt das Schlucken und Maulwischen. Auch andere Tiere zeigen ungerichtetes und gerichtetes Appetenzverhalten. Bei Rückenschwimmern, wird der Beutefang durch den Schlüsselreiz der Vibrationen, auf der Wasseroberfläche ausgelöst. Er schwimmt dem zappelnden Insekt quer zu den Wellen entgegen, ergreift es und hält es fest. Chemische Sinnesorgane prüfen, ob es sich wirklich um ein lebendes Beutetier handelt. Ein weiteres Beispiel sind Stichlinge. Männchen und Weibchen folgen einer bestimmten Handlungsfolge. Sie senden sich abwechselnd bestimmte Signale zu, die am Ende zur Fortpflanzung führen. Dieses System ist flexibel. Einzelne Komponenten können übersprungen werden. Ein viertes Beispiel ist das Eirollen der Graugans. Liegt ein Ei außerhalb des Nests, macht sie den Hals lang und rollt es mit der Unterseite des Schnabels zurück. Wird das Ei zwischenzeitlich entfernt, setzt sie dieses Verhalten auch ohne Ei fort. Solche, durch Schlüsselreize ausgelösten, Verhaltensweisen sind angeboren. Sie können jedoch durch erlerntes Verhalten und Lernen modifiziert werden. Das ist wichtig, damit sich Tiere an neue und unbekannte Situationen anpassen können und überlebensfähig bleiben. Man geht davon aus, dass das Jagdverhalten der Erdkröte weitestgehend angeboren ist. Die Tiere zeigen das gleiche Verhalten unabhängig davon, wie und wo sie aufgewachsen sind. Das wird als Instinktverhalten bezeichnet. Es ist ein genetisch bedingter Verhaltensablauf, der aus einer Orientierungs- und aus einer Bewegungskomponente besteht. Verschiedene innere und äußere Faktoren beeinflussen die Handlungsbereitschaft. Die Stärke der Reize bestimmten die Intensität der Handlungen. Mögliche äußere Faktoren sind ökologische Einflüsse, wie zum Beispiel Jahres- und Tageszeit und das Wetter. Auch Schlüsselreize, wie Größe und Art der Beute, fallen in diese Kategorie. Zu den inneren Faktoren zählen der Reifezustand, also das Alter, der körperliche Zustand, wie Hunger, Gesundheits- und Erschöpfungszustand und der hormonelle Zustand. Hier spielen zum Beispiel Blutzucker- und Testosteronspiegeln eine Rolle. Auch die vorherigen Handlungen sind wichtig. Fand kurz zuvor bereits ein Beutefang statt, wird das Appetenzverhalten weniger intensiv sein. Der simple Entscheidungsmechanismus von gerichtetem und ungerichtetem Appetenzverhalten ist von evolutivem Nutzen. Individuen können viel schneller reagieren und zum Beispiel ein vorbeifliegendes Insekt ergreifen. Bei der Nahrungssuche wird die Wahrscheinlichkeit größer auf Nahrung zu treffen. Ergänzt, wird dieses Instinktverhalten von Erfahrungen und allem Gelernten. Fassen wir noch einmal zusammen: Ungerichtetes Appetenzverhalten bezeichnet das Such- oder Orientierungsverhalten nach einem Schlüsselreiz. Dem folgt die Ausrichtung auf diesen Schlüsselreiz, das gerichtete Appetenzverhalten oder Taxis. Und schließlich die Endhandlung. Die Erdkröte verlässt ihr Versteck, schleicht sich an und schnappt zu. Diese Verhaltensweisen sind angeboren, werden aber durch Erlerntes erweitert. Innere und äußere Faktoren, wie Wetter, Jahreszeit, Hormonspiegel und körperliche Verfassung beeinflussen die Handlungsbereitschaft. Ein evolutiver Vorteil ist die schnelle Reaktion. Tschüss.
Taxis und ungerichtetes Appetenzverhalten Übung
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Definiere die Begriffe Taxis und ungerichtetes Appetenzverhalten.
TippsEin Schlüsselreiz (auch Auslöser) löst eine spezifische Instinkthandlung aus.
Das Wort Taxis stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet Ausrichtung. Die Ausrichtung erfolgt aufgrund eines Schlüsselreizes, z.B. Bewegungen oder Geräusche, und hat eine Handlung zur Folge, wenn die Handlungsbereitschaft groß genug ist.
LösungDas ungerichtete, scheinbar ziellose, aber aktive Suchen nach bestimmten Schlüsselreizen (lösen bestimmte Instinkthandlungen aus) wird als (ungerichtetes) Appetenzverhalten bezeichnet.
Wird der Schlüsselreiz wahrgenommen, wird das gerichtete Appetenzverhalten (auch Taxis) ausgelöst, welches sich in der Ausrichtung auf diesen Schlüsselreiz hin zeigt.
Voraussetzung für die Ausführung einer Instinkthandlung ist eine hohe Handlungsbereitschaft (auch Motivation oder Antrieb). So wird eine Beutefanghandlung nur stattfinden, wenn das Individuum hungrig und die Handlungsbereitschaft demnach hoch ist.
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Fasse mögliche Einflüsse auf die Handlungsbereitschaft zusammen.
TippsDer Hormonspiegel und der gesundheitliche Zustand beeinflussen die Handlungsbereitschaft. Sie zählen zu den inneren Faktoren.
Ökologische Einflüsse wie Regen zählen zu den äußeren Faktoren.
LösungDie Erdkröte verlässt ihr Versteck, wenn sie hungrig ist – die Handlungsbereitschaft zum Beutefang ist dementsprechend hoch. Allerdings ist die Handlungsbereitschaft noch von weiteren Faktoren abhängig.
Dazu zählen neben dem Füllzustand des Magens und dem Nährstoffgehalt im Blut noch weitere innere Faktoren, z.B. der Gesundheitszustand, das Alter oder der Hormonspiegel.
Auch äußere Faktoren beeinflussen die Handlungsbereitschaft. Hier spielen ökologische Einflüsse (Jahres- und Tageszeit, Wetter) oder Informationen zur Beute eine Rolle.
Hat die Erdkröte bereits eine Beutefanghandlung ausgeführt? Dann wird die Handlungsbereitschaft für einen erneuten Beutefang geringer sein. Vorherige Handlungen sind also ebenfalls für die Handlungsbereitschaft relevant.
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Erkläre das Verhalten der Erdkröte beim Beutefang.
TippsDas ungerichtete Appetenzverhalten ist wie ein Suchverhalten zu interpretieren. Auslösende Reize liegen (noch) nicht vor.
Die Taxis ist eine Orientierungsbewegung, die auf einen bestimmten Reiz (z.B. die Bewegung einer Fliege) gerichtet ist.
LösungEine Instinkthandlung ist eine komplexe Verhaltensweise. Sie ist nur bei einer gegebenen Handlungsbereitschaft auslösbar.
Der Ablauf einer Instinkthandlung soll hier am Beispiel der Erdkröte und ihrem Beutefangverhalten erläutert werden.
- Phase: Ist der Magen leer und der Nährstoffgehalt im Blut der Erdkröte gering, ist die Handlungsbereitschaft für den Beutefang entsprechend hoch. Sie verlässt ihr Versteck und begibt sich in Wartestellung (ungerichtetes Appetenzverhalten).
- Phase: Wird eine Bewegung im seitlichen Gesichtsfeld wahrgenommen, richtet sich die Erdkröte danach aus und fixiert das (potenzielle) Beuteobjekt mit beiden Augen (gerichtetes Appetenzverhalten / Taxis).
- Phase: Die Gesamtheit der Informationen, die die Erdkröte über die Fliege erhält (Größe, Farbe, Geruch etc.), werden als Schlüsselreiz bezeichnet. Sie lösen die Beutefanghandlung als Endhandlung (Fangen der Beute mit der klebrigen Zunge und Beförderung der Beute in das Maul) aus.
- Phase: Die Beute wird geschluckt. Es folgen weitere Handlungen wie das Maulputzen. Die Handlungsbereitschaft einer (erneuten) Beutefanghandlung sinkt, da der Magen nun gefüllter und der Nährstoffgehalt im Blut höher ist.
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Arbeite heraus, wie die Taxis in Abhängigkeit von verschiedenen Reizen bezeichnet wird.
TippsDas Augentierchen Euglena viridis richtet sich zum Licht hin (positive Phototaxis) und orientiert sich gleichzeitig an der Schwerkraft (Gravitaxis).
Weibliche Grillen orientieren sich am Gesang der Weibchen (Phonotaxis).
LösungViele Tiere richten bestimmte Verhaltensweisen auf spezifische Reize aus. Die Taxis kann beispielsweise auf das Licht (Phototaxis), chemische Stoffe (Chemotaxis) oder akustische Reize (Phonotaxis) ausgerichtet sein. Die Orientierung im Raum erfolgt weiterhin oftmals durch die Schwerkraft (Gravitaxis) sowie anhand magnetischer Felder (Magnetotaxis) wie das Magnetfeld der Erde oder elektrischer Felder (Galvanotaxis).
Auch Pflanzen richten sich anhand von äußeren Reizen aus. Verwiesen sei an dieser Stelle auf die Phototaxis bei Photosynthese betreibenden Organismen.
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Definiere den Begriff Instinktverhalten.
TippsEin Instinktverhalten muss auch bei isoliert aufgezogenen Individuen einer Art auftreten. Ein erlerntes Verhalten ist also kein Instinktverhalten.
LösungInstinktverhalten ist ein genetisch bedingter Verhaltensablauf aus Orientierungs- und Bewegungskomponenten. Es ist also angeboren.
Meist läuft ein Instinktverhalten in drei Phasen ab:
- ungerichtetes Appetenzverhalten (Suche nach Schlüsselreizen)
- gerichtetes Appetenzverhalten / Taxis (bei wahrgenommenen Schlüsselreizen und vorhandener Handlungsbereitschaft)
- Endhandlung (immer gleicher Ablauf, kann nicht unterbrochen werden)
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Werte die Abbildung zur Appetenz aus.
TippsDer innere Antrieb kann auch als Motivation, innere Bereitschaft, Handlungs- oder Reaktionsbereitschaft bezeichnet werden.
LösungDie Abbildung zeigt, dass Reize, die auf den Organismus treffen und der innere Antrieb (Handlungsbereitschaft) des Organismus zusammenwirken. Ist die Handlungsbereitschaft gering, wird auch ein Reiz, der ein bestimmtes Verhalten auslöst, nicht zu diesem Verhalten führen. Andersherum führt eine hohe Handlungsbereitschaft ohne den auslösenden Reiz nicht zu einem Verhalten.
Für das Beispiel der Erdkröte gilt: Ist die Erdkröte hungrig (Handlungsbereitschaft zum Beutefangverhalten hoch), führt ein auslösender Reiz (z.B. Bewegung einer Fliege) zum Beutefangverhalten. Ist die Erdkröte dagegen satt (Handlungsbereitschaft niedrig), wird die Bewegung einer Fliege (auslösender Reiz) nicht zum Beutefangverhalten führen.
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Tolles video! LG :)