Hallo, Münzen werden geprägt durch Stempel, die dem Metall eine Oberflächenstruktur verleihen. Rechts ist die richtige 2 € Münze zu sehen, links erkennen wir eine Fehlprägung. Europa ist darauf nur unvollständig aufgeprägt. Mein Ziel ist es heute dir zu erklären, was Prägung im biologischen Sinne bedeutet. Du lernst die Vorgänge zur Prägung und deren Bedeutung kennen und es werden zwei Arten der Prägung erklärt und weitere aufgeführt. Auch erfährst du, was Fehlprägungen sind und welche Folgen sie haben. Diese Person kennst du ja schon. In seinem Buch „Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen”, erzählte Konrad Lorenz die Geschichte vom Gänseküken Martina. Zunächst saß er vor einem Brutkasten. Wichtige Dinge müssen in einem Wildgansei vor sich gehen. Legt man das Ohr daran, hört man es darin knacken und murksen. Und jetzt, ja, jetzt hörst du ganz deutlich ein leises, süßes, flötendes, Piepen. Erst eine Stunde später hat das Ei ein Loch und in diesem Loch sieht man das erste, was vom neuen Vogel zu sehen ist. Die Nasenspitze mit dem darauf sitzenden Eizahn. Lorenz meinte mit Nasenspitze natürlich die Schnabelspitze. Konrad nahm das geschlüpfte Gänseküken mit und wärmte und trocknete es unter einem Heizkissen. Danach sah ihn das Gänseküken lange, sehr lange an, bis es ihm mit typischen Lauten, wie sie graue Gänse von sich geben, grüßte. Als er es zu einer Hausgans brachte und es ihr unterschob, dauerte es nur einen kurzen Moment und das Gänseküken kam unter dem wärmen Gefieder hervorgekrochen und folgte Konrad mit einem Pfeifen des Verlassenseins. Lorenz schrieb: „Ich tat, als hätte ich die kleine Gans adoptiert, nicht sie mich.” Das Gänsekind erhielt in feierlicher Taufe den Namen Martina. Dabei beließ er es nicht. Er erweitere seine Beobachtungen und lebte regelrecht mit und unter Graugänsen. Mehrere auf ihn geprägte Gänseküken folgten Lorenz zu Lande und auf dem Wasser, wie wir sehen. Nach diesen Episoden weißt du jetzt, dass Lorenz die Prägung beschrieb und sie wurde durch ihn bekannt. Danach untersuchte man das Phänomen der Prägung genauer mit Kaspar-Hauser-Küken. Dauerunter verstehen wir Gänseküken, die im Brutkasten schlüpften und kein Bild von der Mutter hatten. Alsbald setzte man eines in ein Prägungskarussell. Die Versuchsapperatur sieht so aus: Ein Objekt wird gedreht das vermeintliche arttypische Lockrufe mittels eines eingebauten Lautsprechers von sich gibt. Das Gänslein zeigt eine angeborene Nachfolgereaktion auf Attrappen verschiedener Art. Hier ist es sich ein bewegender Fußball. Es kam auch schon vor, dass Gänse oder Entenküken auf Gummistiefel geprägt wurden, weil sie der Pfleger trug. Wir sprechen von einer Objektprägung, die, im Beispiel, eine unnatürliche Fehlprägung wäre. Die Versuche belegen, 1. dass die Küken am zweiten Lebenstag den Objekten nachliefen, die sie am ersten Tag gesehen haben. Sie erlenen also ein ganz eigenes Bild der Mutter, dass sie normalerweise nach dem Schlüpfen in freier Natur wahrnehmen würden. 2. Das Bild der Mutter wird kurz nach der Geburt sehr schnell in der sensiblen Phase erlernt und ist in der Regel zeitlebens unwiderruflich. Die Küken folgen dem Kontaktruf der Gänsemutter. Das ist angeboren, denn nur so können sie hier auf dem Gewässer, nebst anderen Gänsen, nachfolgen. Das Diagramm mit dem grafischen Verlauf zeigt dir, in welchem Zeitraum die Nachfolgeprägung hauptsächlich erfolgt. Die sensible Phase beginnt nach 6 Stunden, erreicht ihr Optimum nach 15 Stunden und neigt sich nach 21 Stunden ihrem Ende entgegen. in der sensibel Phase sind Gruppen von Nervenzellen die in den stammesgeschichtlich älteren Gehirnregionen, dem limbischen System, zu finden sind, regelrecht darauf vorbereitet rasch, permanent synaptisch verbunden zu werden. Das erklärt die Prägung als einen besonderen Lernvorgang. Denn es müssen sich während der sensiblen Phase, Nervenzellgruppen in höchster Verbindungsaktivität befinden. Die entstehenden synaptischen Kopplungen bleiben dauerhaft erhalten. Nun Beispiele für andere Prägungsformen. Zur Erforschung der Gesangsprägung zog man Buchfinken isoliert von den Eltern auf und spielte den Buchfinken Gesänge einer anderen Singvogelart während der sensiblen Phase vor. Die Ergebnisse belegten, dass die heranwachsenden Buchfinken später einen Gesang zeigten, der durch die Erfahrungen aus der sensiblen Phase geprägt waren. Gesangselemente der anderen Arten, hier ein Wiesenpieper, wurden in den typischen Buchfinkengesang integriert. Grundlage für die Gesänge der Vögel sind die Bewegungsabläufe in den Kehlköpfen und Atemwegen. Deshalb spricht man auch von motorischer Prägung. Finkenvögel verschiedener Arten werden gern in Käfigen, Volieren, gemeinsam aufgezogen. Wurden Zebrafinken von Mövchen aufgezogen, ergab es sich später, dass Zebrafinkenmännchen stehts die Mövchenweibchen anbalzten. Die Weibchen der eigenen Art blieben unbeachtet. Diese Fehlprägung ergab sich während der sexuellen Prägung in einer späteren sensiblen Phase in der Jugendentwicklung. Sehr bekannt geworden ist das Verhaltes eines Schwarzschwanes, ebenso Trauerschwan genannt, der sich in ein Tretboot verliebte, das einem Höckerschwan nachgebildet wurde. Sein Balzverhalten gegenüber dem riesigen Attrappe wurde in einem Zeitungsartikel als Fehlprägung gedeutet. Weitere Prägungsformen sind die Prägung auf den eigenen Nachwuchs. Die Elterntiere prägen sich die Rufe oder Gerüche der Kinder unverwechselbar ein. Das trifft zum Beispiel für Pinguine oder Seelöwen und andere zu, die in Kolonien ihre Jungen aufziehen. Und aus eigenem Erfahren weißt du, was eine Ortsprägung ist, die du von den Lachsen her kennst, die den Flusslauf ihrer Geburt wiederfinden. Geschlechtsreif gewordene Aale wandern zurück zu ihrem Geburtsort im Atlantischen Ozean, die Sargassosee. Die Nahrungsprägung, das heißt die Bevorzugung von Nahrung der Eltern, hast du bei dir möglichweise ebenso schon beobachtet. Manch einer mag lieber Nudeln, ein anderer Kartoffeln als Beilage. Man wird auf die Nahrung geprägt, wobei man schmecken und riechen erlernt. Das ist bei Tieren genauso, sie werden auf bevorzugte Nahrung geprägt. Fassen wir die Kennzeichen der Objektprägung und der motorischen Prägung zusammen. Du konntest heute lernen, dass die Prägung ein rascher, besonderer Lernvorgang ist, der nur in der sensiblen Phase stattfindet. Verstreicht diese, bleibt die Prägung aus. Du konntest lernen, dass Zeitpunkt und Dauer der Prägung bei den Tierarten verschieden ist. Es wird eine bestimmte Reaktion auf ein bestimmtes Objekt geprägt. Die allgemeine Kenntniss des auslösenden Objektes bleibt dauerhaft erhalten. Du konntest lernen, dass die Prägung nicht umkehrbar ist, die irreversibel, weil das Tier allgemeine Erkennungsmerkmale im Gedächtnis unwiderruflich abspeichert. Sexuelle Prägungen können erfolgen, bevor das Balz- und Paarungsverhalten ausgereift ist. Weiterhin wurde die Prägung auf den eigenen Nachwuchs, die Ortsprägung und die Nahrungsprägung angesprochen. Und zum Schluss konntest du lernen, dass Fehlprägungen sich ergeben, wenn unnatürliche Bedingungen vorliegen. Sie beeinträchtigen das Überleben und die Fortpflanzung der Individuen. Sicherlich sehen wir uns bald wieder, tschüss.