Römische Elegie – Catull, Tibull, Properz, Ovid
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Grundlagen zum Thema Römische Elegie – Catull, Tibull, Properz, Ovid
Liebe kann wehtun... hast du das auch schon mal gedacht? Sicher kennst du viele Lieder oder Filme über Liebeskummer und Herzschmerz. Aber kannst du dir vorstellen, dass auch die alten Römer ganze Gedichtbände darüber geschrieben haben? In diesem Video lernst du die römische Liebeselegie kennen, die sich mit diesen Themen beschäftigt. Du erfährst etwas über ihren Ursprung, ihre Merkmale und die wichtigsten Vertreter. Außerdem lernst du das Versmaß der Elegie, das elegische Distichon, anhand praktischer Beispiele kennen.
Transkript Römische Elegie – Catull, Tibull, Properz, Ovid
Salve! Nanu, wen haben wir denn da? Warum schaut dieser Mann so unglücklich drein? Sehen wir mal, was er uns zu sagen hat:
Síc mihi sér-vi-ti-úm vi-de-ó do-mi-nám-que pa-rá-tam: íam mi-hi, lí-bēr-tas íl-la pa-tér-na, va-lé.
Ich sehe: Knechtschaft und Dienst für eine Herrin stehen mir bevor, leb wohl, Freiheit, jene, die ich vom Vater erhielt.
Was soll das heißen? Ist der Mann etwa ein Sklave? Warum hat er eine Herrin? Schauen wir uns mal an, wie das Gedicht weitergeht:
sér-vi-ti-úm sed trís-te da-túr, te-ne-ór-que ca-tén-is, ét num-quám mi-se-ro vin-cla re-mít-tit A-mór.
Einen bitteren Dienst legt man mir auf und hält mich in Ketten, und niemals lockert der Liebesgott mir Elendem die Fesseln.
Jetzt wird es klar: der Mann ist verliebt und empfindet diese Liebe als Sklaverei! Die Verse stammen vom Dichter Albius Tibullus, einem wichtigen Vertreter der Römischen Elegie. Heute möchte ich dir diese Gattung, die Römische Elegie, genauer vorstellen.
Du erfährst, wo ihre Ursprünge liegen, wer ihre Vertreter waren und welche Merkmale die Elegie so besonders machen. Außerdem lernst du das Versmaß der Elegie kennen, das elegische Distichon.
In der Antike glaubten die Menschen, dass das Wort Elegie vom griechischen „eh! legein“ - „ach! sagen“ stammt. Hast du eine Idee, warum? Genau! Man merkt, wie Tibull im Gedicht über seine Liebe klagt – ja, man hört ihn fast schon seufzen!
Ursprung und wichtige Vertreter der römischen Elegie
Schauen wir uns einmal an, woher die Römische Elegie überhaupt kommt. Die Vorbilder Tibulls und seiner Kollegen waren zum einen die Griechische Elegie, die nicht nur auf das Thema Liebe beschränkt war. Zum anderen römische Dichter wie Catull, der Epigramme über Liebe schrieb.
Aus diesen beiden Quellen entstand die römische Liebeselegie. Als ihr Begründer gilt Cornelius Gallus, von dem leider nichts erhalten ist.
Die drei wichtigsten Vertreter der Gattung sind Properz, Tibull und Ovid, die man auch als “tresviri amoris”, die drei Männer der Liebe, bezeichnet, weil sie sich in ihren Elegien ganz auf das Thema Liebe konzentrieren.
Die Bücher von Properz und Tibull bezeichnet man meistens schlicht als Elegien. Ovid hat zwei verschiedene Elegiensammlungen verfasst: die Amores - auf Deutsch “Liebschaften”, und die “Heroides”, die in Briefform geschrieben sind. Wo es Liebhaber gibt, gibt es auch Geliebte – Cynthia bei Properz, Delia bei Tibull und Corinna bei Ovid.
Merkmale der römischen Elegie
Was sind nun die Merkmale der römischen Elegie? Vielleicht können wir es herausfinden, wenn wir noch ein paar Verse von Tibull lesen:
Í-te pro-cúl, Mu-saé, si nón prod-és-tis a-mán-ti: nón ego vós, ut sínt bella canénda, co-ló, … ád do-mi-nám fa-ci-lés a-di-tús per cár-mi-na quaé-ro: í-te pro-cúl, Mu-sae, si ni-hil ís-ta va-lént!
Verschwindet, ihr Musen, wenn ihr mir Verliebtem nichts nützt: Ich verehre euch nicht, um Kriege zu besingen, sondern ich möchte, mit meinen Liedern leicht bis zur Herrin durchdringen: verschwindet, ihr Musen, wenn meine Lieder das nicht schaffen!
Tibull spricht hier zu den Musen. Das sind Frauengestalten aus dem Mythos, die den Dichter inspirieren. Er sagt: Er möchte keine Kriege besingen - also kein langes Epos schreiben, in dem es nur um Schlachten geht.
Stattdessen verfolgt er ein persönliches Ziel: aditus faciles quaero - er will Zugang zu einer geliebten Frau und ihrem Herz. Diese Frau hat ihn scheinbar ausgeschlossen.
Ganz oft spricht der Dichter von sich selbst, seinen Gefühlen und Wünschen: mihi, video, ego, colo, quaero. Anhand dieser Verse können wir schon einige Merkmale zusammenfassen:
- Elegien sind relativ kurze, persönliche Gedichte.
- Es geht darin um die bedingungslose Liebe zu einer Frau, an die man sich binden will.
- Der Liebhaber ist oft von ihr ausgeschlossen.
- Wie wir anfangs gesehen haben, empfindet er die Liebe als eine Knechtschaft, die ein Leben lang dauert: servitium amoris.
Versmaß
Werfen wir nun noch einen Blick auf das Versmaß, das die Elegiker benutzen – das elegische Distichon. Es besteht aus zwei Teilen, die sich abwechseln: dem Hexameter und dem Pentameter. Das ganze ergibt einen Rhythmus.
Den Hexameter kennst du vielleicht schon. Mit ihm beginnt das Distichon: Síc mihi sér-vi-ti-úm vi-de-ó do-mi-nám-que pa-rá-tam:
Darauf folgt der Pentameter: íam mi-hi, lí-bēr-tas íl-la pa-tér-na, va-lé.
Wo liegt jetzt der Unterschied zwischen Hexameter und Pentameter? Wenn du durchzählst, merkst du es: der Pentameter ist kürzer als der Hexameter. Außerdem hat er in der Mitte eine Trennung: nach dem dritten Versfuß können die Längen nicht mehr durch zwei Kürzen ersetzt werden. Beim Hexameter ist die vorletzte Silbe betont, Pentameter die letzte.
Síc mihi sér-vi-ti-úm vi-de-ó do-mi-nám-que pa-rá-tam íam mi-hi, lí-bēr-tas íl-la pa-tér-na, va-lé.
Schluss
Nun hast du einiges über die römische Elegie erfahren. Lassen wir am Ende unseren Dichter Tibull nochmal zu Wort kommen: vérus amór nullúm novit habére modúm. Das heißt: Wahre Liebe kennt kein Maß.
Ein schöner Satz, oder? Vale und leb wohl!
Römische Elegie – Catull, Tibull, Properz, Ovid Übung
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Gib an, welche Vokabeln thematisch zur Liebeselegie passen.
TippsUm welches Thema geht es in der römischen Elegie ausschließlich?
Überlege genau, welche Vokabeln in dieses Themenfeld passen. Manche passen auf den ersten Blick nicht hinein, haben aber im Rahmen der Elegie eine neue Bedeutung.
LösungDie römische Liebeselegie thematisiert - wie der Name es bereits verrät - die Liebe zu einer Frau. Die erste korrekt auszuwählende Vokabel ist demnach amor. Diese Liebe bleibt stets unglücklich und unerfüllt und wird als Knechtschaft empfunden (servitium), die Geliebte dementsprechend meist als domina bezeichnet. Der Liebhaber hingegen ist häufig miser. Das sind also die in Liebeselegien häufig verwendeten Vokabeln. Die anderen vier Vokabeln (patria, magistratus, summum bonum, castellum) gehören zu anderen Gattungen und Themen.
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Vervollständige den Text über die römischen Liebeselegie.
TippsTrage zunächst die Begriffe und Namen ein, welche du mit Gewissheit zuordnen kannst.
Vergils berühmtestes Wert, die „Aeneis“, lässt sich als Staatsepos bezeichnen.
LösungDie römische Liebeselegie entstand im 1. Jahrhundert vor Christus aus der griechischen Elegie und aus Dichtungen von Catull. Cornelius Gallus (ca. 69 - 26 v. Chr.) gilt als Begründer der römischen Elegie. Seine Elegienbücher sind uns leider bis auf wenige Fragmente nicht erhalten. Als die drei Hauptvertreter - die tresviri amoris - werden Properz, Tibull und Ovid genannt. Properz und Tibull schreiben Bücher mit „Elegiae“, Ovids Sammlungen mit elegischen Dichtungen sind die „Amores“ und die „Heroides“.
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Ordne die Elegiker den Frauen zu, über die sie schreiben.
TippsLies dir die Namen in Ruhe durch und versuche, dich an die richtigen zusammengehörigen Paare zu erinnern.
Eine der Frauen gehört nicht zu den Geliebten aus der Feder der tresviri amoris.
LösungDie Elegiker besingen in ihren Elegien die Liebe zu einer Frau. Properz erzählt von seiner Liebe zu Cynthia, Tibulls Geliebte ist Delia. Ovid schildert seine wechselvolle Beziehung zu einem Mädchen namens Corinna. Catull besingt seine Lesbia.
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Entscheide, ob die Versfüße zum elegischen Distichon gehören oder nicht.
TippsDas elegische Distichon besteht immer aus einem Hexameter und einem Pentameter.
Prinzipiell gilt: Im Pentameter können die gleichen Versfüße auftreten wie im Hexameter. Ausnahmen sind der 3. und der 6. Halbversfuß.
LösungIn der Elegie schreiben die Dichter im Versmaß des elegischen Distichons. Dieses besteht immer aus zwei zusammengehörigen Versen: einem Hexameter und einem darauffolgenden Pentameter.
Ein Hexameter setzt sich aus 6 Versfüßen zusammen, der grundlegende Versfuß ist ein Daktylus (lang kurz kurz). Da die beiden Kürzen des Daktylus durch eine Länge ersetzt werden können, gibt es im Hexameter auch Spondeen. Der letzte Versfuß ist immer ein Spondeus (lang lang) oder ein Trochäus (lang kurz) - je nachdem, ob die letzte Silbe lang oder kurz ist.
Der Pentameter besteht aus zwei gleichen Hälften zu je 2,5 Versfüßen. Der 3. und der 6. Versfuß sind sogenannte Halbversfüße: Hier treffen wir nur auf eine Länge. Ansonsten gibt es diegleichen Versfüße wie im Hexameter. Korrekt zum elegischen Distichon zuzuordnen sind also Daktylus, Spondeus und Trochäus. Die anderen Versfüße Anapäst (kurz kurz lang) und Jambus (kurz lang) kommen in anderen Versmaßen vor.
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Nenne das berühmte Zitat von Properz.
TippsLies dir die einzelnen Wörter in Ruhe durch und versuche, sie in die richtige Reihenfolge zu bringen.
Achte auf Satzzeichen, Groß- und Kleinschreibung!
LösungRichtig sortiert lautet das Zitat: Verus amor nullum novit habere modum. Die Übersetzung dazu lautet: Wahre Liebe kennt kein Maß. Das Zitat stammt aus dem 2. Buch der Elegien des Properz.
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Bestimme im elegischen Distichon alle langen und kurzen Silben.
TippsZur Erinnerung: Eine Silbe kann naturlang oder positionslang sein.
Die erste Silbe in den Versmaßen des elegischen Distichons ist immer lang.
Die zweite Hälfte des Pentameters besteht immer aus zwei Daktylen und einer langen Silbe am Ende des Verses.
Die zwei Kürzen können in eine Länge aufgelöst werden.
Eine Kürze kann demnach innerhalb des Verses nie allein stehen. Nur im 6. Versfuß ist eine einzelne Kürze denkbar.
LösungLies dir die beiden Verse in Ruhe durch, bevor du Silbe für Silbe mit der metrischen Analyse startest. Dazu solltest du dich mit den Längen und Kürzen gut auskennen.
Beachte dabei Folgendes:
- Eine Silbe kann naturlang oder positionslang sein.
- Der Versanfang in den Versen des elegischen Distichons ist immer lang.
- Die zweite Hälfte des Pentameters ist immer gleich: Sie besteht aus zwei Daktylen und einer langen Silbe am Ende des Verses.
$~~-~~~\cup\cup|-~-|-~\cup~\cup|-~-|-\cup~\cup|-~-\\ Mars~dubius~nec~certa~Venus;~victique~resurgunt,\\ ~~-~~~\cup\cup~|-~-~|~-~||-~\cup\cup|-\cup~\cup|~-\\ quosque~neges~umquam~posse~iacere,~cadunt.$
Und wie lautet die Übersetzung dieser zwei Verse?
Mars ist schwankend und auch Venus ist nicht sicher; Besiegte stehen wieder auf,
die, von denen du leugnest, dass sie jemals liegen können, fallen.
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