Aufklärung
Das Zeitalter der Aufklärung prägte vor allem ein Leitgedanke: der Glaube an die Vernunft
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- Zeitgeschichtliche Einordnung der Epoche
- Aufklärerische Weltanschauung und Motive
- Wichtige Autoren und Werke der Aufklärung
- Bedeutende Werke: „Nathan der Weise“
Zeitgeschichtliche Einordnung der Epoche
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
Hast du dieses Zitat schon einmal gehört? Es stammt von Immanuel Kant (1724–1804), einem der bedeutendsten deutschen Philosophen der Aufklärung (ca. 1680–1800). Was war an dieser Idee so bahnbrechend neu?
Die Aufklärung wurde maßgeblich von der Französischen Revolution (1789–1799) beeinflusst. Das Bürgertum rebellierte gegen die Ständeklausel, nach der jeder Mensch einem gesellschaftlichen Stand angehöre, der gottgegeben sei. Die Kirche und die Monarchie als alles bestimmende Institutionen wurden fortan abgelehnt und als nicht zeitgemäß empfunden. Dies ist ein großer Unterschied zur vorangegangenen Epoche des Barocks (ca. 1600–1720). Im Barock waren Kirche und Adel die bestimmenden Kräfte und wurden nicht vom Bürgertum in Frage gestellt. Das Ende der Aufklärung wurde durch die Bewegung des Sturm und Drang (1765–1785) markiert. Hierbei wendeten sich Autoren wie Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Schiller gegen die reine Rationalität und legten den Fokus wieder auf das subjektive Gefühl des Individuums.
Aufklärerische Weltanschauung und Motive
Die Ideen der Aufklärung sind bis heute aktuelle Themen: Gleichheit aller Menschen, Freiheit und Toleranz. Hierzu schrieb Kant: „Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Die Menschen sollten lernen, ihren eigenen Verstand zu gebrauchen und Autoritäten in Frage zu stellen. Das Bürgertum, das bislang kein Mitspracherecht im Staat hatte, sollte sich aus seiner Unmündigkeit befreien und Entscheidungen der Monarchen kritisch hinterfragen. Mittel zum Nachdenken wurde die Literatur. Sie sollte nun das allgemeine Volk bilden und war nicht mehr nur zur Unterhaltung des Adels bestimmt. Nach und nach entwickelte das Bürgertum ein neues Selbstverständnis.
Wichtige Autoren und Werke der Aufklärung
Einer der bekanntesten deutschsprachigen Romane der Zeit war Christoph M. Wielands Werk „Geschichte des Agathon“ (1766/67), in der ein bürgerlicher Protagonist den adeligen Helden verdrängt. In der Lyrik dominierte das Gefühl und die Subjektivität. Es entstanden aber auch Lehrgedichte mit aufklärerischem Inhalt. Besonders wichtig wurde das Drama. Es sollte vorrangig dazu dienen, die Menschen zu bilden, sodass auch sie sich moralisch bessern. Fabeln, die es zwar schon seit der Antike gab, erfreuten sich während der Aufklärung ebenfalls großer Beliebtheit. Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) entwickelte sogar 1759 eine Fabeltheorie. In den neueren Fabeln werden gesellschaftliche und soziale Probleme auf die Natur übertragen, sodass vor allem Tiere menschliche Eigenschaften erhalten. Am Ende einer Fabel steht eine belehrende Moral, die die Leser zum Nachdenken anregen soll. Weitere wichtige Autoren, die du zumindest namentlich kennen solltest, sind Johann Christoph Gottsched (1700–1766) und Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769).
Bedeutende Werke: „Nathan der Weise“
Vielleicht fragst du dich manchmal, wozu du diese ganzen „alten Schinken“ noch lesen sollst. Es gibt doch genügend aktuelle Bücher! Sieh dir einmal die Thematik des Dramas Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing an. Darin geht der Autor der Frage nach der einzig wahren Religion nach und kommt zu dem Schluss, dass keine der drei großen Weltreligionen – Christentum, Judentum, Islam – die einzig wahre ist. Stattdessen erkenne man die Wahrheit nur daran, dass der Handelnde Gutes tut. Menschen jeder Religion sollen sich tolerieren und miteinander in Frieden leben. Obwohl das Drama mittlerweile mehr als rund 230 Jahre alt ist, ist das Thema aktueller denn je, findest du nicht? Das zeigt, dass die Ideen der Aufklärung kein verstaubtes Relikt einer vergangenen Zeit sind.
Saladin: [...] Ich dächte, / Daß die Religionen, die ich dir / Genannt, doch wohl zu unterscheiden wären. / Bis auf die Kleidung, bis auf Speis' und Trank!
Nathan: Und nur von seiten ihrer Gründe nicht. / Denn gründen alle sich nicht auf Geschichte? / Geschrieben oder überliefert! – Und / Geschichte muß doch wohl allein auf Treu / Und Glauben angenommen werden? – Nicht? –
Lessing konzipierte sein Drama außerdem als bürgerliches Trauerspiel, um das Mitleid des Menschen anzuregen. Außerdem verzichtete er auf eine stark ausgeschmückte Sprache, damit die „normalen“ Leser seine Texte verstehen. Gib dir einen Ruck und lies das Stück doch einmal – frei nach dem Motto „sapere aude“.
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