Kreuzzüge und Ausgrenzungen
Unter der Fahne des Kreuzes trugen zwischen 1095/99 und dem 13. Jahrhundert die Kreuzritter den christlichen Glauben gewaltsam in die Welt.
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Der Aufruf Papst Urbans II.
Es ist das Jahr 1095. Papst Urban II. hält auf der Synode in Clermont vor vielen Bischöfen und Anhängern des Christentums eine überzeugende Predigt: Er betont, dass Christen durch Ungläubige und Heiden ausgegrenzt und gar ermordet würden und dass das Reich Gottes und das Heilige Land Jerusalem von ihnen zerstört werde. Urban II. ruft damit alle Gläubigen auf, in die Welt zu ziehen und den christlichen Glauben zu verbreiten. Doch ihm geht es auch darum, das zu der Zeit zerstrittene Christentum zu vereinen und die geistliche vor die weltliche Macht zu stellen. Er bezeichnet diesen Auszug als reinigenden Bußgang, die Menschen würden von allen Sünden freigesprochen werden. Für das Volk, das sich vor dem Jüngsten Gericht und dem Ende der Welt fürchtet, die beste Möglichkeit, ihr Seelenheil zu erlangen.
Ob es sich also nur um die Verbreitung des Glaubens handelte, ist umstritten. Als weitere oder eigentliche Ziele des Papstes und des Klerus werden nämlich auch politisches Machtstreben und die Aneignung neuer Besitztümer vermutet.
Die Kreuzzüge
So fanden zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert die Kreuzzüge statt. Mit dem Versprechen des Ewigen Heils zogen nicht nur Ritter, sondern auch Handwerker, das einfache Volk, Ausgestoßene, Frauen und Kinder gegen Heiden, Ketzer und Gegner des Papsttums in den blutigsten Glaubenskampf der Geschichte. Dabei entstanden kirchliche Ritterorden, zum Beispiel die Johanniter, die Templer und der Deutsche Orden. Unterscheiden konnte man diese an der jeweiligen Kreuzfarbe auf ihrer Kleidung. Diese aufgenähten oder aufgemalten Kreuze waren das Merkmal der Kreuzritter, bzw. der Kreuzfahrer. Zusätzlich stellten sie auf ihren Kreuzzügen Holzkreuze auf, um die christliche Vormacht zu betonen. Du kennst solche Merkmale aus dem Sport, in dem jeder Verein sein eigenes Wappen und seine eigene Fahne hat.
So zogen insgesamt mehrere Zehntausende unter dem Leitsatz deus lo vult (lateinisch für Gott will es) Richtung Jerusalem, um die von den Muslimen besetzte Stadt zurückzuerobern. Auch andernorts sollte der christliche Glaube verbreitet werden.
Ausgrenzungen
Problematisch war, dass das Christentum zwischen der Westkirche unter dem römischen Papst und der Kirche im oströmischen Reich unter den Patriarchen von Konstantinopel gespalten war. Obwohl sich jedoch diese verschiedenen christlichen Gruppierungen voneinander abgrenzten, wollten die Menschen als eine Einheit gegen die von ihnen benannten Ungläubigen vorgehen. Ungläubige, das waren für sie Heiden und Ketzer, aber auch Anhänger des Judentums und des Islams. Ziel war es, die Stadt Jerusalem einzunehmen, den Islam zu unterdrücken und die Vormachtstellung des Christentums zu betonen. Letzteres war besonders wichtig, da viele Muslime im Mittelalter fortschrittlich eingestellt waren, Vorreiter in Wissenschaft und Technik waren und in Konkurrenz zu den anderen Religionen standen.
Auch Anhänger des Judentums grenzten Christen deutlich aus. Juden spielten für die wirtschaftliche Entwicklung im Mittelalter eine tragende Rolle. Sie arbeiteten als Händler und Geldwechsler. Aus Neid am materiellen Wohlstand vieler Juden und weil diese von den Christen als Christusmörder angesehen wurden, griffen die oftmals aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Kreuzritter jüdische Gemeinden an. Zudem warfen sie den Juden eine Zusammenarbeit mit dem Islam vor. Zahlreiche Juden fielen den Kreuzzügen zum Opfer.
Der Kampf um Jerusalem
Der Konflikt spitzte sich im Jahr 1099 mit der Belagerung Jerusalems zu. Die Kreuzritter waren deutlich in der Unterzahl und von den bisherigen Kämpfen geprägt: Die Ernährung war nicht ausreichend, die medizinische Versorgung schlecht, die Kreuzritter stark geschwächt. Mit dem Griechischen Feuer, ein als Brandwaffe verwendetes brennendes Öl, verteidigten die Muslime im Namen ihres Gottes die für sie ebenfalls heilige Stadt. Trotzdem siegten die Christen 1099 in dem ihrer Meinung nach von Gott gewollten Krieg unter dem Heerführer Gottfried von Bouillon.
Wenige Jahrhunderte später eroberten Anhänger des Islams in einem sog. Dschihad die Stadt zurück. Jerusalem - oder Yerushalayim oder al-Quds, wie sie im Hebräischen und Arabischen heißt - ist und bleibt bis heute, eine der umstrittensten und konfliktträchtigsten Städte der Welt. Sie ist die heilige Stadt für Muslime, Juden und Christen, eine Tatsache, die bis heute viele Probleme für ihre Bewohner mit sich bringt.
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