1927 - Der erste Ozeanflug
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Grundlagen zum Thema 1927 - Der erste Ozeanflug
Am 20.Mai 1927 hebt der 25jährige Postpilot Charles Lindbergh ab. 33 Stunden und 29 Minuten später setzt er zur Landung an. Als erster Mensch hat er die Strecke New York-Paris im Direktflug bewältigt. Hunderttausend Franzosen jubeln ihm zu. Ein Held ist geboren.
Transkript 1927 - Der erste Ozeanflug
Als die Luftfahrt noch ein Abenteuer ist träumt der kleine Postpilot Charles Lindbergh von der großen Herausforderung. Als erster Mensch allein und nonstop über den Atlantik fliegen. „Mein Vater war sich sicher, dass er es schaffen würde. Er war gewohnt große Distanzen zu fliegen. Er wusste, das Risiko war kalkulierbar. Doch es blieb ein Risiko und er suchte es.” Manche wagten den großen Sprung schon vor Lindbergh. Mit tödlichem Ausgang. Lindbergh schreckt das nicht. Er will sich seinen Traum erfüllen. Mit Sponsorengeldern aus St. Louis wird ein Flugzeug auf ihn zugeschnitten. „Die Spirit of St. Louis war eine abenteuerliche Kiste. Regelrecht zusammengeschustert. Das Flugzeug bestand vor allem aus Stoff und Klavierdraht und war mit Farbe bestrichen. Ganz schön zerbrechlich diese Maschine.” Niemand glaubt, dass der 25-Jährige sein Ziel erreicht. Zeitungen taufen ihn Lucky Lindy, denn schon beim Start hat er Glück. Nur knapp schafft es die Spirit of St. Louis über einen Mast am Ende der Startbahn hinweg zu kommen. „Lucky Lindy mochte er gar nicht. Für ihn hatte Fliegen nichts mit Glück zu tun.” Der Flug entlang der Küste verlief reibungslos. In Neufundland wird Lindbergh zum letzten Mal gesichtet. Dann steuert er aufs offene Meer hinaus. Eines aber hatte der Flieger unterschätzt. Die Öde im Cockpit. Nach 18 Stunden Dröhnen der Motoren droht er einzuschlafen. Hält er durch? Mehr als 30 Stunden sind vorüber. Weit kann es nicht mehr sein. Lindbergh erreicht den Kontinent. Dann das Ziel. Paris. Das Ereignis wird in alle Welt übertragen. Mit einem solchen Spektakel hat der Postflieger nicht gerechnet. „Er hatte sich notiert, was er nach der Landung machen wollte. Erstens Unterkunft suchen, zweitens Mutter anrufen.” Zig Tausende strömen aufs Flugfeld um den Helden zu begrüßen. „Er war überhaupt nicht auf so einen Empfang in Paris eingestellt. Schlagartig veränderte sich sein Leben.” Ganz Paris will den Mann sehen, der als erster Flieger den Atlantik überquerte. Der Postkurier wird über Nacht zu einem internationalen Star. Sein Leben öffentlich. Als Lindberghs Sohn zur Welt kommt will die Welt es wissen. Bald weiß jeder, wie der Junge aussieht. Der Abend des 01. März 32. Als das Kindermädchen nach dem Baby sehen will ist es verschwunden. „Als das Mädchen vor dem leeren Kinderbett stand war es geschockt und fassungslos.” Die Welt hat ihre zweite Lindbergh-Story. Die größte Suchaktion der Kriminalgeschichte. Die Kidnapper fordern Lösegeld. 50.000 Dollar. Lindbergh zögert nicht, folgt der Weisung der Entführer. Auf einem Friedhof übergibt er einem Unbekannten die erpresste Summe. Doch statt Freilassung zehn Wochen später ein grausiger Fund, das Kind ermordet. Nur wenige Kilometer von Lindberghs Haus entfernt. Der Junge hat nicht einmal die Nacht der Entführung überlebt. „Es war entsetzlich, dass einem Kind so etwas angetan wurde, einem so kleinen, unschuldigen Kind.” Zwei Jahre später taucht eine markierte Dollar-Note auf in einer Tankstelle. Auf dem Geldschein notiert der Tankwart die Autonummer des Kunden. Der Wagen gehört einem illegalen Einwanderer. Die Polizei verhaftet Bruno Richard Hauptmann, ein Deutscher. „Nach zweieinhalb Jahren ergebnisloser Ermittlung waren sie dankbar endlich jemanden zu haben, dem sie die Tat in die Schuhe schieben konnten. Mit Richard Hauptmann hatten sie einen idealen Sündenbock. Deutscher Imigrant und damals herrschte eine starke anti-deutsche Stimmung in Amerika.” Hauptmann streitet die Tat ab. Auch noch, als die Polizei das Lösegeld in seiner Garage entdeckt. Es stamme von einem toten Freund sagt der mutmaßliche Täter. „Sie haben ihm beim Verhör alles diktiert und ließen ihn sogar falsche Worte unterschreiben. Nur, damit sie ihn vor Gericht belasten und als Kidnapper überführen konnten.” Spannung im Gerichtssaal. Geht es um die Wahrheit oder will man einen Täter um jeden Preis? Die entscheidende Aussage kommt von Lindbergh selbst. Er könne sich an die Stimme des Verdächtigen erinnern sagt er Jahre nach der Geldübergabe. „Was er und der Staatsanwalt verschwiegen war, Lindbergh hatte vor Prozessbeginn ausgesagt, er könne sich nicht an die Stimme erinnern. Von diesem Augenblick an war Hauptmann ein toter Mann.” Richard Hauptmann wird verurteilt: Zum Tode. „Wenn Hauptmann für Lindbergh der Täter war, weil es ihm die Polizei so suggerierte, war es für ihn tatsächlich nur ein kleiner Schritt die Wahrheit zu verbiegen und zu sagen okay, es war seine Stimme.” Lindbergh will vergessen, reist nach Europa, besonders gern nach Deutschland. Hier ist er beeindruckt, weil viele neue Flugzeuge entstehen. Die Nazi-Schickeria hofiert und dekoriert ihn. Ein Schwert von Reichsmarschall Göring. „Alles, was er in Nazi-Deutschland sah überzeugte ihn. Er suchte schon nach einem Haus in Berlin und überlegte ernsthaft dort zu leben.” Doch in Deutschland herrscht Terror. Erst stehen Synagogen in Flammen, dann setzt Hitler Europa in Brand. Angriff auf Polen, September 39. Lindbergh ist zurückgekehrt in seine Heimat. Und was er dort sagt bestürzt. Er macht die Juden verantwortlich für den drohenden Weltkrieg, empfiehlt Amerika sich raus zu halten. Weiß er, was er tut? „Seine eigene Frau warnte ihn vor dieser Rede, die Juden in diesem Zusammenhang zu nennen. Lindbergh hasste keineswegs die Juden. Er hatte Freunde, die Juden waren. Aber er glaubte eben, dass sie irgendwie anders seien.” Mit wenigen Sätzen setzt er sein Aussehen aufs Spiel. „Er hätte auf seine Frau hören sollen. Doch war ihr auch klar, dass ihr Mann immer nur der eigenen Stimme folgte. Sonst wäre er wohl nie nach Paris gekommen.” Der Mann, der den Atlantik überquerte hat Jahrhundertgeschichte gemacht. Doch mit dem Ruhm, der darauf folgte, ist er nie zurecht gekommen.
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