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Team Zeitreise
1932 - Weimar in der Krise
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Grundlagen zum Thema 1932 - Weimar in der Krise

Deutschland in der Depression: sechs Millionen Menschen suchen eine Beschäftigung. In keiner Industrienation ist die Arbeitslosenquote höher. Die Verzweiflung treibt manche in den Selbstmord – und viele in die Fänge radikaler Demagogen.

Transkript 1932 - Weimar in der Krise

Frühjahr 32, Präsidentschaftswahlkampf: Hitler will den greisen Amtsinhaber Hindenburg ablösen. Noch einer bewirbt sich, der Chef der Kommunistischen Partei, Ernst Thälmann. Er propagiert ein Sowjetdeutschland nach Moskauer Vorbild. Hitler ist seinen Gegenspielern immer voraus. Ein hochmoderner Wahlkampf mit barbarischen Parolen. „Die Deutschlandflüge, das war die größte Neuerung. Sodass der Hitler an einem Tag damals oft zweimal aufgetreten ist, vormittags und nachmittags, in Massenversammlungen in verschiedenen Städten Deutschlands.“ Hitler scheint allgegenwärtig, bis in die Wohnzimmer dringt seine Stimme vor. Wahlkampfreden auf Grammophonplatten:„Wir haben ein Ziel uns gewählt, und zwar bessere Tage sind unser Los bis ins Grab hinein.“ Hitlers Wahlkampf ein Gebräu von Angst und Hass, auf die geschundene Republik, die angebliche bolschewistische Verschwörung. Er beutet aus die Angst vor Armut und vor Arbeitslosigkeit. Fast sieben Millionen Menschen sind davon betroffen. Hitlers Aufstieg ist gekoppelt an die Furcht vor dem sozialen Abstieg. „Das war also mit Familie doch etwas ein Viertel der Bevölkerung. Kriegten kaum Unterstützung. Ich habe es mal jetzt vor ein paar Jahren nachgesehen. Ich glaube, 10,50 Mark pro Familie mit vier oder fünf Köpfen. Also alles hungerte.“ Nicht nur die Arbeitslosen sind anfällig für radikale Parolen von rechts und links. Seit Anfang der dreißiger Jahre werden auch die Kommunisten immer stärker. Gemeinsam mit den Nazis nehmen sie die Republik von Weimar in die Zange. „Kein Mensch wusste, was Demokratie ist. Keine Ahnung. Und niemand war dafür. Die Rechten haben gesagt, das ist das Ende, das ist der Abgrund, in den die Linken, die vaterlandslosen Gesellen, uns stürzen wollen.“ Die demokratischen Parteien sind nicht in der Lage, der Krise Herr zu werden. Kanzler ohne Mehrheiten regieren am Parlament vorbei mit Notverordnungen. „Nirgends waren wirklich Leute, die für die Institution, die neu geschaffen wurden, auch ihr Leben einsetzten oder auch nur ihre Reputation.“ Politik gemacht wird außerhalb der Institutionen mit Ränkespiele um den greisen Präsidenten Hindenburg, durch adlige Großgrundbesitzer, Deutschnationale, Reaktionäre. Der andere Kampfplatz ist die Straße. Die großen Parteien halten sich halb militärische Organisationen. Es kommt zu erbitterten Zusammenstößen zwischen Kommunisten und Nazis. „Die sind ja auch mit Knüppeln und mit Karten, mit Latten, von den Zäunen gerissen und aufeinander los. Also mit Wahlkampf hatte das nichts zu tun. Sondern es war ein kleiner Bürgerkrieg, war es.“ Verfall der öffentlichen Ordnung. Hitlers Parteiarmee, die SA, ist auf eine halbe Million Mann angewachsen. Putschgefahr. Ein letzter Versuch, das Chaos zu beenden. „Die preußische Staatsregierung hat mit dem heutigen Tage für das gesamte Staatsgebiet die SA verboten.“ Doch Hitlers Armee umgeht das Verbot. Die SA marschiert jetzt in Weiß. Die Republik schaut ohnmächtig zu. Schließlich hebt Hindenburg das Verbot wieder auf. Der braune Terror geht weiter. „Die war ausgestattet mit Schaftstiefeln, Breecheshosen, Koppelschloss, Schulterriemen und Abzeichen. Das hat damals ein Vermögen gekostet. Aber die kriegten alle Uniform. Das musste ja irgendwoher kommen.“ Die Hilfe Hitlers, der Verleger Alfred Hugenberg. Er sammelt in Bad Harzburg Republikverächter, auch Bankiers und Wirtschaftsführer. Zwar fließt Geld in Hitlers Wahlkampfkassen, aber nicht genug. Die Partei hat ein Problem. „Die Finanzen der NSDAP waren vom ersten bis zum letzten Tag schlecht. So, dass man die Aufnahmescheine eines neuen Parteigenossen zunächst zurückhielt und nicht nach München schickte, um diese ersten Monatsbeiträge am Ort einzukassieren, um wieder ein paar Mark zu bekommen.“ Und dennoch wächst die NSDAP genauso wie die Kommunisten, die den Wahn vom Dritten Reich das Trugbild einer Rätediktatur entgegensetzten. Hat das Volk nur diese Wahl? „Es gab entweder ein Sowjetdeutschland oder ein nationalsozialistisches Deutschland. Aber damals hat man gesagt, also die Kommunisten haben gesagt: ‚Wer Hitler wählt, wählt den Krieg.‘“ Noch wählt das Volk den alten Hindenburg erneut zum Präsidenten. Doch die Kanzler wie Papen kommen und gehen. „Das war eben, es geht nicht einfach so weiter. Sondern die Leute haben das Empfinden, es muss irgendetwas radikal Neues geschehen.“ Zweimal noch werden Reichstagswahlen angesetzt, im Juli und November. Jedes Mal das gleiche Schauspiel. Was ihn für allzu viele wählbar macht, ist nicht das Argument, es ist der Auftritt. „Die Leute glaubten an einen Wunderdoktor sozusagen. Weil sie alle verzweifelt waren. Und da kommt einer, der mit großer Selbstgewissheit und anscheinend für andere, nicht für mich, aber für andere, irgendwie eine hypnotische Fähigkeit hatte.“ Die Fähigkeit zur Inszenierung. Einstudierte Posen. „Der hat so wunderbar beschrieben, was er alles Tolles machen wird, dass gewisse Rechte wirklich sagten: ‚Das ist unser Retter.‘“ Illusionen. Aber alle Propaganda reicht zunächst nicht aus. Bei den Reichstagswahlen im November verliert die NSDAP über zwei Millionen Stimmen. Hitlers Stern im Sinken? Alle Aufpeitschungen der Massen, aller rednerischer Aufruhr hätten Hitler nicht zur Macht verhelfen können. Die erhielt er erst durch das Versagen jener Kräfte, die die kranke Republik beschützen sollten. Drohungen im Zeichen eines Krisenjahres. „Sie können uns unterdrücken, sie können uns meinetwegen töten, kapitulieren werden wir nicht.“ Hitler braucht sich einer wirklich freien Wahl nie mehr zu stellen. Andere Republikverächter werden ihm zur Macht verhelfen.

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