Bereits auf der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 wurde deutlich, dass die Alliierten in zwei Lager gespalten waren. Die Verhandlungen waren zäh, drohten sogar zu scheitern. In einigen Punkten konnte man sich nicht einigen, und gleichzeitig zeigte das Verhalten nach der Konferenz, dass das ausgehandelte Potsdamer Abkommen offenbar das Papier kaum wert war, auf dem es geschrieben wurde. Von einer guten Zusammenarbeit der vier Besatzungszonen konnte eigentlich nie eine Rede sein, viele Vorgaben des Abkommens wurden immer wieder gebrochen oder blieben unbeachtet. Schnell war eine Front entstanden zwischen den westlichen, kapitalistisch geprägten Alliierten, den USA, Großbritannien und Frankreich, und der sozialistisch geprägten Sowjetunion. Diese Front sollte sich sehr schnell vertiefen und zum Kalten Krieg führen, der die politische Weltordnung bis in die 1990er-Jahre hinein bestimmte.
Die Potsdamer Konferenz war die letzte Verhandlung in einer Reihe von Konferenzen der Alliierten mit Bezug auf den Zweiten Weltkrieg. Man verständigte sich auf den Umgang mit dem besiegten Deutschland und regelte Grenzfragen und den Umgang mit Flüchtlingen innerhalb Europas. Die Zusammenarbeit der Alliierten, zum Beispiel im Alliierten Kontrollrat, war schlecht, immer wieder kam es zu Kontroversen. Vor allem zwischen den USA und der Sowjetunion waren die Konflikte ideologisch geprägt. Großbritannien und Frankreich, ebenfalls kapitalistisch-demokratisch ausgerichtet wie die USA, standen in der Regel auf Seiten der USA.
Einen ersten großen, irreparablen Bruch erfuhr die sowieso brüchige Allianz der Alliierten durch die Truman-Doktrin, eine Regierungserklärung des damaligen US-Präsidenten Harry S. Truman. Er begründete in ihr die Containment-Politik, also eine Eindämmung des Kommunismus und damit eine offene Kampfansage gegenüber der kommunistischen Sowjetunion. Truman strebte an, den Kommunismus weltweit zu bekämpfen und Länder finanziell und militärisch zu unterstützen, die sich gegen den Kommunismus wehren wollten.
Damaliger US-Präsident Truman
Die Sowjetunion verschärfte daraufhin ihren Umgang mit den westlichen Alliierten, die sie vor allem versuchte, aus der gemeinsam reagierten Stadt Berlin zu vertreiben. Da Berlin in der Sowjetischen Besatzungszone lag, bestand die Sowjetunion auf einem Abzug der drei anderen Besatzer. Es kam zur Berlin-Blockade, die Sowjetunion sperrte die in vier Besatzungszonen eingeteilte Stadt komplett ab. Die Menschen in den westlichen Zonen waren von der Versorgung abgeschnitten. Die westlichen Alliierten reagierten mit der sogenannten Luftbrücke, indem sie Versorgungsflugzeuge schickten, um die Bevölkerung Berlins mit dem Nötigsten zu versorgen. Die Berliner Blockade wurde schließlich im Mai 1949 nach fast einem Jahr durch Einlenken der Sowjetunion beendet, hatte aber gezeigt, dass die Alliierten in zwei Teile geteilt waren. Die Sowjetunion hatte ihren Willen verdeutlicht, gegen die Containment-Politik vorzugehen.
Der Kalte Krieg
Der offen zu Tage getretene Konflikt zwischen der kommunistischen Sowjetunion und den kapitalistisch-demokratischen westlichen Alliierten, allen voran den USA, entwickelte sich zu einer Auseinandersetzung, die in den Jahrzehnten ihres Bestehens zahlreiche Krisen, Stellvertreterkriege und Aufrüstungen bedeuten sollte. Der Kalte Krieg hatte enormen Einfluss auf die gesamte Weltgemeinschaft. Gesellschaft, Wirtschaft, Kunst, Kultur und Politik wurden maßgeblich von diesem militärisch indirekt geführtem Konflikt beeinflusst.
Einfluss des Kalten Krieges auf Gesellschaft und Wirtschaft
Die Gesellschaft im Kalten Krieg sah sich vor allem ideologisch geprägter Beeinflussung gegenüber. Filme und Literatur waren häufig Propagandamittel um die eine oder die andere Weltanschauung hervorzuheben. Zudem befand man sich oft in Sorge vor dem Ausbrechen eines „heißen Krieges“. Das systematische Anlegen von Vorräten, aber auch die Angst vor nuklearen Anschlägen waren typisch für diese Zeit. Wirtschaftlich betrachtet bestimmte die Konkurrenz zwischen den beiden unterschiedlichen Wirtschaftssystemen, der kapitalistischen Freien Marktwirtschaft und der kommunistischen Planwirtschaft die Gesellschaften. Zudem fand ein enormes Wettrüsten statt, das dafür sorgte, dass militärisch nutzbare Forschung und Rüstungsindustrie enorm bevorteilt wurden.
Einfluss auf die Politik – Die Blockbildung
Politisch betrachtet wurde die Welt in zwei Blöcke geteilt, man spricht hier von der Blockbildung. Der westliche Block agierte unter der Führung der USA, der östliche Block wurde von der Sowjetunion geführt. Beide Führungsmächte bezeichnet man mit Bezug auf die Zeit des Kalten Krieges auch als Supermächte. Um die politischen und militärischen Interessen zu wahren und zu vertreten, wurde von Seiten des westlichen Blocks im April 1949 die NATO, also das nordatlantische Verteidigungsbündnis, gegründet. Der Ostblock zog einen Monat später mit der Gründung des Warschauer Paktes nach. Er war das kommunistische Pendant zur NATO.
Wettrüsten – Zwischen Verschärfung und Entspannung
Eine weitreichende Folge des Kalten Krieges war das umfangreiche Wettrüsten der jeweiligen Blöcke. Es erfolgte in Wellen und vollzog sich damit in Phasen der Entspannung und der Verschärfung. Das Wettrüsten war somit ein zentraler Aspekt der Blockbildung und hatte weitreichende Auswirkungen auf die weltweite Politik.
Besonders die atomare Bewaffnung spielte im Kalten Krieg eine große Rolle und wirkte sich in vielerlei Hinsicht auf den Konflikt und die Gesellschaft aus. Der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki durch die USA hatte gezeigt, welche Folgen der Einsatz nuklearer Waffen auf den Verlauf eines Konfliktes bzw. Krieges haben konnte. Bereits Anfang der 1950er-Jahre hatten beide politische Lager Wasserstoffbomben entwickelt, die noch zerstörerischer sein konnten als Atombomben. Die atomare Forschung in Zusammenhang mit der Aufrüstung war in Ost wie West extrem hoch und führte zu großen Atomarsenalen auf beiden Seiten. Bis 1990 sammelten die USA und die Sowjetunion etwa 70 000 atomare Sprengköpfe an.
Die Aufrüstung schloss aber auch Interkontinentalraketen mit ein, die die atomaren Sprengköpfe über große Entfernungen transportieren konnten. Auch hier fand auf beiden Seiten eine enorme Aufrüstung statt.
Das Konzept der gegenseitigen gesicherten Zerstörung (MAD, von engl. mutually assured destruction) war eine wichtige Doktrin im Kalten Krieg. Es besagte, dass der nukleare Angriff eines Blockes auf den anderen zur vollständigen Zerstörung beider Seiten führen würde. So sollte, bei aller Aufrüstung, die jeweilige Gegenseite von einem nuklearen Schlag abgehalten werden. Man spricht hier von einem Gleichgewicht des Schreckens, beide Mächte hatten genug atomare Waffen, um selbst bei einem Angriff noch einen verheerenden Gegenschlag auszuführen. Gleichzeitig sicherte das MAD die politische Stabilität, führte aber auch zu weiterem, sehr intensiven Aufrüsten, da beide Seiten im nuklearen Wettstreit nicht gegen die andere Macht unterliegen wollten.
Die ständige Aufrüstung sorgte für eine große Unsicherheit in den jeweiligen Gesellschaften, für Konflikte, die die Welt immer wieder an den Rand eines Atomkrieges brachten, und schließlich 1968 zum Atomwaffensperrvertrag. Dieser Abrüstungsvertrag entspannte die atomare Kriegsbedrohung erstmals wirklich. Er existiert noch heute, fast alle Atommächte der Welt gehören ihm an.
Als ein entscheidender Konflikt hinsichtlich der atomaren Bedrohung während des Kalten Krieges gilt die Kuba-Krise. Im Herbst 1962 stellten die USA fest, dass Russland Mittelstreckenraketen auf Kuba, das als kommunistisch ausgerichteter Staat Verbündeter der Sowjetunion war, stationierten. Diese waren in der Lage, weite Teile der USA zu erreichen und bedrohten diese dementsprechend massiv. US-Präsident John F. Kennedy ordnete eine totale Seeblockade rund um Kuba an, um zu verhindern, dass noch mehr Raketen nach Kuba gelangten. Sein politisches Gegenüber, Nikita Chruschtschow, bestand auf der Stationierung.
Es folgten 13 Tage harter Verhandlungen, während denen die Gefahr eines atomaren Krieges der beiden Supermächte USA und Sowjetunionso groß wie nie zuvor war. Man einigte sich schließlich auf den Abzug der sowjetischen Raketen von Kuba. Die USA zogen dafür Mittelstreckenraketen aus der Türkei ab und verzichteten auf weitere Invasionen auf Kuba. Die schwere Krise führte schließlich zu neuen Abrüstungsverträgen und einer zeitweiligen Entspannung der Verhältnisse zwischen den Blöcken, die auch darauf basierte, dass der sogenannte Heiße Draht eingerichtet wurde. Dabei handelte es sich um die erste Direktverbindung zwischen Moskau und Washington seit dem Zweiten Weltkrieg. Innerhalb der Weltbevölkerung hatte die Kuba-Krise die Realität einer Bedrohung der Menschheit durch atomare Waffen aufgezeigt.
John F. Kennedy spricht während der Kuba-Krise zum amerikanischen Volk (1962)
In den 1970er Jahren kam es zu vielen Verhandlungen zur gegenseitigen Abrüstung zwischen der Sowjetunion und den USA. SALT I, Strategic Arms Limitation Talks, waren mehrere Verhandlungen zum Abbau und zur Limitierung strategischer Waffen. Ihnen folgten zwei wichtige Abkommen:
Das ABM-Abkommen: Durch das 1972 geschlossene ABM-Abkommen wurde die Anzahl der Raketenabwehrsysteme jeder Seite begrenzt. Beide Blockparteien durften demnach noch jeweils zwei Standorte mit jeweils maximal 100 Abwehrraketen betreiben.
Das Interimsabkommen: Das Abkommen legte die Zahl der Interkontinentalraketen, die jede Seite besitzen durfte, fest. Man einigte sich hier auf den Stand des Jahres 1972. Die Zahl der zu dem Zeitpunkt vorhandenen Interkontinentalraketen durften nicht überschritten werden, neue Raketenwerfer durften nur gebaut werden, wenn man dafür alte zurückbaute.
Aus heutiger Sicht erscheint es angesichts der weiterhin starken Bewaffnung beider Blöcke vielleicht merkwürdig, von Abrüstung zu sprechen. Hinsichtlich der massiven Ausgaben für eine immer weiter fortschreitende Aufrüstung aber waren die beiden Abkommen ein großer Schritt nach vorne in Richtung Abrüstung. Sie ebneten zudem den Weg für weitere Verhandlungen und Abrüstungsabkommen, wie zum Beispiel SALT II.
Erst mit dem NATO-Doppelbeschluss vom 12. Dezember 1979 endete eine relativ lange Phase der Entspannung zwischen den Blockparteien. Der NATO-Doppelbeschluss umfasste folgende Beschlüsse:
Als Reaktion auf die Stationierung neuer sowjetischer SS20-Mittelstreckenraketen beschloss man ebenfalls die Stationierung neuer Raketen und Marschkörper in Westeuropa.
Gleichzeitig verlangte man Verhandlungen mit der Sowjetunion hinsichtlich einer deutlichen Begrenzung ihrer atomaren Mittelstreckenraketen in Europa.
Nach dem NATO-Doppelbeschluss war das Wettrüsten wieder in vollem Gange, das Interimsabkommen hatte seine Gültigkeit verloren. Die Verhältnisse zwischen den beiden Blöcken verschlechterten sich zunächst wieder enorm. Gleichzeitig erzeugte der NATO-Doppelbeschluss eine starke Friedensbewegung innerhalb der Bevölkerung der NATO-Staaten, allen voran der deutschen Gesellschaft. Da man an der innerdeutschen Grenze immer besonders nah am Rand eines bewaffneten Konfliktes zwischen Ost und West war, der sogenannte Eiserne Vorhang ja unter anderem zwischen Ost- und Westdeutschland verlief, sorgte man sich nun vor einer erneuten Verschärfung.
Der NATO-Doppelbeschluss führte schließlich auch auf diplomatischer Ebene zu neuen Verhandlungen und schlussendlich zum INF-Vertrag von 1987. Dieser sah die Vernichtung aller nuklearen Geschütze mit mittlerer Reichweite und eine gegenseitige Kontrolle der atomaren Bewaffnung vor. Er sorgte für eine starke Entspannung zwischen den Supermächten und gilt als wichtiger Faktor hinsichtlich der Beendigung des Kalten Krieges.
Nukleares Wettrüsten heute
Der INF-Vertrag von 1987 zur Abrüstung nuklearer Waffenarsenale hatte bis 2019 Bestand, dann aber traten die USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Vertrag aus. Sie beschuldigten Russland, den Vertrag bereits seit längerem gebrochen zu haben. Das Ende dieser langen Friedensgarantie zeigt, dass nukleares Wettrüsten heute wieder eine große Bedeutung hat. Zwar besitzen die USA und Russland immer noch nahezu 90% aller atomaren Waffen, aber Länder wie China, Indien, Pakistan, der Iran und Nord-Korea rüsten atomar weiter auf. Die Forschung hinsichtlich einer Weiterentwicklung von Atomwaffen läuft in vielen Ländern auf Hochtouren. Angesicht einer weltpolitisch angespannten Lage drängen Friedensforscherinnen und -forscher zu mehr Kontrollen und mehr Diplomatie hinsichtlich der atomaren Bewaffnung.
Die Internationale Atom-Behörde (IAEO), eine UN-Organisation, ist zuständig für eine internationale Überwachung der atomaren Waffen. Gleichzeitig kümmert sie sich um Sicherheitsfragen und um den Einhalt des Atomsperrvertrages. Sie setzt sich für eine friedliche Lösung internationaler Konflikte ein und fordert zur Verbesserung der nuklearen Sicherheit in Krisengebieten, zum Beispiel der Ukraine, auf. Die Arbeit und die Kontrolle der IAEO wird heutzutage immer wieder erschwert und verhindert. Auch darin liegt, neben der beschriebenen Aufrüstung, ein großes Sicherheitsrisiko in der heutigen Zeit.
Zusammenfassung: Blockbildung und nukleares Wettrüsten im Kalten Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es durch die rapide Verschlechterung der Verhältnisse zwischen den USA und der Sowjetunion auf Grund von ideologischen Differenzen zur Blockbildung.
Im Kalten krieg entstand ein großes Wettrüsten, das insbesondere atomare Waffen einschloss.
Die rapide atomare Aufrüstung und Bedrohung sorgte für eine große Verunsicherung in den Bevölkerungen und schließlich zum Atomwaffensperrvertrag.
Die Kuba-Krise von 1962 war eine der schwersten Krisen im Kalten Krieg. Ihr folgten aber mehr Verhandlungen und verschiedene Abrüstungsverträge.
Der NATO-Doppelbeschluss sorgte zunächst für eine erneute Verschärfung des Konfliktes und zu neuerlicher Aufrüstung, wurde dann aber zum Anlass für zahlreiche Verhandlungen und begründete so auch den INF-Vertrag von 1987, der eine wichtige Bedeutung für das Ende des Kalten Krieges hatte.
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