Juni 48. In den Westzonen wird die alte Reichsmark eingestampft. Die D-Mark kommt. Um die neue Währung entbrennt ein Streit, er wird Deutschland weiter spalten. Für die Sowjetzone und Gesamt-Berlin befiehlt Moskau die Einführung der Ostmark, doch die hat keine Chance in West-Berlin. Die Mächte dort wollen die D-Mark in ihrer Stadt, ein Affront aus Sicht der Sowjets. Einer, der ahnt, wie Moskau reagieren wird, ist US-General Clay. Schon Stunden vor der Blockade bittet er zivile Piloten, Güter nach West-Berlin zu fliegen.
Jack O'Bennett:„General Clay nannte es einen Luftbrückenflug. Ich lachte und dachte, was zum Teufel er denn damit meine? Es gäbe doch gar keine Luftbrücke. Sie fliegen den ersten Airlift-Trip sagte er. Warum nehmen Sie nicht Ihre eigene Maschine, fragte ich. Clays Antwort: Wir haben keine. Also müssen Sie und Ihre Piloten Ihre Maschinen fliegen, bis wir unsere hier haben und Präsident Truman grünes Licht gibt. So startete ich am 23. Juli um 23 Uhr von Frankfurt aus zum ersten Luftbrückenflug.”
Noch in derselben Nacht gehen im freien Teil Berlins die Lichter aus. Der Straßen- und Schienenverkehr von und nach Berlin wird unterbrochen, die Blockade beginnt. Wie lange wird sie dauern? Die Vorräte reichen für 30 Tage.
Gisela Stange:„Wir hatten das Gefühl, es braut sich was zusammen. Was wird es geben? Wird es Krieg geben? Wer steht auf welcher Seite? Aber wir waren eigentlich diejenigen, die nicht in der Lage waren, irgendetwas durchzusetzen.”
West-Berlins Bürgermeister, Ernst Reuter, bittet General Clay, gegenüber den Sowjets nicht nachzugeben.
Ernst Reuter:„Und da hat General Clay dabei wohl diskutiert, kann ich mich auch verlassen darauf, dass die Berliner Bevölkerung bereit ist, die damit verbundenen Opfer und Mühen auf sich zu nehmen? Und die Antwort meines Vaters war: General Clay, sorgen Sie mal für Ihre Luftbrücke, der Berlinerinnen und Berlinern können Sie versichert sein.”
Noch am selben Tag landen die Flugzeuge mit Hilfsgütern in Berlin-Tempelhof Ob die Versorgung aus der Luft gelingt, weiß noch niemand.
Gail Halvorsen:„Bei meinem ersten Flug nach Berlin hatten wir klare Sicht. Ich fragte mich, wo ist nur die Stadt? Sie sah immer noch aus wie eine Mondlandschaft und mein erster Gedanke war, wo leben nur diese zwei Millionen Menschen? Ich wollte wissen, wo sie waren und was das für ein Gefühl ist, den früheren Feind zu füttern.”
Zum Überleben braucht West-Berlin täglich vier Millionen Tonnen Versorgungsgüter. Doch die Maschinen brachten in den ersten Tagen nur 600 Tonnen. Akkord-Arbeit, auch für 20000 West-Berliner, die mit anpacken, um die Stadt mit dem notwendigsten zu versorgen. Vor allem mit Mehl für Brote. Ansonsten stehen Trockennahrung und Dosenfleisch auf dem Speiseplan.
Alexander Kulpok:„Also die Trockenkartoffeln schmeckten scheußlich. Es wusste niemand eigentlich, wie man das richtig zubereiten sollte. Da war dann doch eher das Kartoffelpulver etwas, was sollte man dazu essen? Da gab es Eipulver, das wurde dann mit Trockenmilch vermischt und dann hatten Sie sozusagen Rührei oder Omelette.”
Leben mit der Luftbrücke, nur selten ein Idyll. Jede freie Fläche wird als Acker genutzt. Not macht erfinderisch, Strom ist streng rationiert. Nur für die Kinder ist die Luftbrücke ein Abenteuer.
Gail Halvorsen:„Die Kinder in Berlin wussten, dass wir Amerikaner Sachen hatten, von denen sie nur träumten. Doch waren sie so dankbar, etwas zu Essen zu haben und frei zu sein, dass sie gar nicht auf die Idee kamen, nach so etwas außergewöhnlichem zu fragen wie Schokolade. Deshalb wollte ich ihnen unbedingt etwas Gutes tun.”
Mit einer zauberhaften Idee erobert Gail Halverson die Kinderherzen von West-Berlin. Süßigkeiten, die an kleinen Fallschirmen vom Himmel schwebten.
Alexander Kulpok:„Wir Kinder haben unten gestanden auf dem Tempelhofer Feld und also nach diesem falschen gegrabscht und auch uns gebeugt, um sie eben zu bekommen.”
Für die Kinder der eingeschlossenen Stadt ist der Schokoladenflieger ihr Held der Luftbrücke.
Mercedes Wild:„Ich habe dann geschrieben, er sollte mir bitte einen Fallschirm abwerfen, er würde jeden Tag über unser Haus fliegen und der Garten sei ganz einfach zu erkennen an den weißen Hühnern. Und die sahen ja auch verschreckt.”
Gail Halvorsen:„Und im letzten Satz stand das Beste, denn sie schrieb: Wenn Sie die weißen Hühner sehen, werfen Sie den Fallschirm ab. Egal, ob das die Hühner verschreckt. Ich hielt also Ausschau nach den weißen Hühnern und warf eine Menge Fallschirme ab.”
September 48, Treffen im Kreml. Die vier Mächte suchen nach einem Ausweg. Die, die es betrifft, erfahren davon nur wenig.
Ernst Reuter:„Man hatte in der Berliner Führung das sehr deutliche Gefühl, dass in diesen Gesprächen auf dem Spiel stehen könnte, dass man möglicherweise so weit gehen könnte von westlicher Seite, sich zurückzuziehen.”
Am 09. September strömen 300000 Berliner zu einer Kundgebung für die Freiheit, die in die Geschichte eingehen wird.
Ernst Reuter:„Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft, nicht preisgeben könnt.”
Gisela Stange:„Das ist uns allen den Rücken heruntergelaufen und das hat uns Mut gegeben, durchzuhalten und auch, sich nicht verlocken zu lassen.”
Die Worte Ernst Reuters tragen dazu bei, die Luftbrücke entschlossen fortzuführen. Starts und Landungen im Minutentakt, über 70 Piloten zahlen dafür mit ihrem Leben. Den West-Berlinern steht ein harter Winter bevor, Kälte und Hunger.
Alexander Kulpok:„Ich muss mich sehr daran erinnern, dass meine Mutter eines Abends nach Hause kam und doch tatsächlich ein frisch gebackenes Brot und fünf Pfund, glaube ich-, eine Butter hatte. Das war wirklich ein Hochgenuss.”
Nach fünf Monaten lenkten die Sowjets ein. Übereinkunft der vier Mächte in New York auf ein Ende der Blockade. Achtung, Achtung, hier ist Rias Berlin. In den Hauptstädten der vier Großmächte wurde um 14 Uhr offiziell bekanntgegeben, dass die Blockade Berlins und die Gegenblockade am 12. Mai aufgehoben wird. Die erste Schlacht des kalten Kriegs ist geschlagen. Freude im freien Teil der Stadt, wo Besatzer zu Beschützern wurden.