Die Dreigroschenoper (Brecht)
Hättest du's gewusst? Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht ist eigentlich gar keine richtige Oper! Stattdessen gibt es singende Schauspieler. Doch worüber singen die eigentlich?
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- Entstehungsgeschichte
- Inhaltsangabe
- Personenkonstellation
- Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte
Entstehungsgeschichte
Und der Haifisch, der hat Zähne
Und die trägt er im Gesicht
Und Macheath, der hat ein Messer
Doch das Messer sieht man nicht.
Kommt dir das irgendwie bekannt vor? Mit diesen Zeilen beginnt nämlich „Die Moritat von Mackie Messer“, das wohl bekannteste Lied aus Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“. In dem Theaterstück, das im Jahr 1928 uraufgeführt wurde, werden Themen aufgegriffen, die auch heute noch topaktuell sind: Verbrechen, Mord, Eifersucht, Verrat.
Brecht hat sich die Geschichte allerdings nicht selber ausgedacht. Vielmehr bearbeitet der gebürtige Augsburger darin den Stoff der aus dem 18. Jahrhundert stammende „Beggar’s Opera“. Die Arbeit am Stück und die Proben für die Uraufführung hatten es wahrhaft in sich! Schauspieler schmissen hin und mussten ersetzt werden. Ja sogar der Regisseur Erich Engel wollte irgendwann nicht mehr, sodass Brecht in allerletzter Minute die Regie übernahm. Doch die Mühen hatten sich gelohnt: Die Erstaufführung im Theater am Schiffbauerdamm - heute Spielstätte des Berliner Ensemble - wurde ein voller Erfolg!
Inhaltsangabe
Die Dreigroschenoper ist kein Theaterstück im klassischen Sinne - es wird nämlich ganz schön viel gesungen. Aber eine Oper ist es - trotz des Titels - auch nicht wirklich, denn Opernsänger wirst du hier vergeblich suchen. Vielmehr werden die drei Akte des Dramas von singenden Schauspielern gespielt.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Macheath, besser bekannt als Mackie Messer. Er ist der bekannteste sowie gefürchtetste Verbrecher in London und verschwindet mit Polly, um sie in einem leeren Pferdestall zu heiraten. Der Haken an der Sache: Polly ist die Tochter von Peachum, dem Bettlerkönig und gleichzeitig größten Widersacher von Mackie. Peachum setzt nun alles daran, Mackie der Polizei auszuliefern. Er setzt deshalb den korrupten Polizisten Tiger Brown unter Druck, der eigentlich ein guter Freund von Mackie ist.
Letzten Endes geht Peachums Plan auf: Mackie landet im Gefängnis und soll hingerichtet werden. Doch das Glück ist auf Mackies Seite, denn kurz vor seiner Exekution wird der Gangster von der Königin begnadigt und sogar in den Adelsstand erhoben!
Personenkonstellation
Der skrupellose Kriminelle Macheath alias Mackie Messer ist die Hauptfigur in der Dreigroschenoper. Trotz seiner verbrecherischen Machenschaften möchte er einen gebildeten und bürgerlichen Eindruck machen, weshalb er Polly heiratet. Doch er liebt sie nicht wirklich, doch Polly ist zu gutgläubig und sieht in Mackie lange Zeit einen treuen und zuverlässigen Ehemann.
Klar, dass Mackie damit den Unmut von Polllys Vater Jonathan Jeremiah Peachum auf sich zieht. Der ist der Firmeninhaber von „Bettlers Freund“ und kontrolliert die Bettler in London, stattet sie mit Kleidung aus, lässt sich das aber auch gut von den Bettlern bezahlen. Er hat nicht etwa Mitleid mit den Bettlern, sondern handelt aus reiner Profitgier. Seine Frau Celia steht ihm dabei tatkräftig zur Seite.
Oberstes Ziel des Ehepaars: Trotz der kriminellen Methoden den Schein des Bürgerlichen wahren. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil dem obersten Polizeichef Tiger Brown nicht viel an der Verbrechensbekämpfung gelegen ist. Erst unterstützt er seinen alten Freund Mackie, doch als Browns Ruf auf dem Spiel steht, lässt er Mackie fallen wie eine heiße Kartoffel und verrät ihn an Peachum.
Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte
In der Dreigroschenoper übt Brecht wie in vielen seiner Stücke Kritik an der Gesellschaft, genauer gesagt am herrschenden Kapitalismus. Diese Wirtschaftsform verhilft natürlich auch vielen Menschen zu Wohlstand, trägt aber auch zur Verarmung großer Teile der Bevölkerung bei. Aus der Not heraus sind viele Menschen gezwungen, unmoralisch zu handeln. Sie müssen betteln oder sich prostituieren und werden von Leuten wie Mackie Messer oder Peachum skrupellos ausgenutzt.
Doch Brecht möchte nicht nur Kritik äußern, sondern sein Publikum auch zum Reflektieren und Nachdenken über die gesellschaftliche Situation anregen. Typisch für das epische Theater von Brecht ist dabei der Verfremdungseffekt. Dazu zählen auch die eingeschobenen Lieder, die die Handlung unterbrechen und dem Zuschauer die Möglichkeit zur gedanklichen Auseinandersetzung geben.
Doch was sich auf den ersten Blick ziemlich anstrengend anhört, kam beim Publikum in den 1920er Jahren richtig gut an! Innerhalb eines Jahres war das Stück auf 120 Bühnen zu sehen. 1933 jedoch wurde Brechts Dreigroschenoper von den Nationalsozialisten verboten. In den Nachkriegsjahren erfreute sich das Drama jedoch wieder großer Beliebtheit - die bis heute anhält! Wusstest du, dass es immer noch am Schiffbauerdamm in Berlin aufgeführt wird? Bestimmt wird es auch in einem Theater in deiner Nähe gespielt! Oder ist dir mehr nach Kino? Das Drama wurde auch schon zahlreich verfilmt, zuletzt 2018 in einer deutsch-belgischen Produktion.
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