Entnazifizierung nach dem Zweiten Weltkrieg
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Lerntext zum Thema Entnazifizierung nach dem Zweiten Weltkrieg
Entnazifizierung: eine Definition
Im Folgenden findest du eine Zusammenfassung zu den wichtigsten Fragen zur Entnazifizierung.
Was bedeutet Entnazifizierung?
Auf der Potsdamer Konferenz 1945 setzten die Alliierten (USA, Großbritannien, Frankreich und die UdSSR) in einem Beschluss fest, dass Deutschland entnazifiziert (oder auch denazifiziert) werden sollte. Sogenannte Spruchkammern, das waren Laiengerichte, die unter der Aufsicht der Alliierten standen, aber bei denen entlastete Deutsche mitwirkten, sollten die politische Einstellung der Deutschen prüfen. Entlastete Deutsche waren Menschen, die als nicht mehr belastet, also nicht als Täterinnen und Täter oder auch NSDAP-Mitglieder galten.
Im Zuge der Entnazifizierung wurden die NSDAP und ihre Unterorganisationen aufgelöst, nationalsozialistische Spuren im Alltag, wie z. B. Straßenschilder, Bücher und Fahnen, wurden verbannt und alle NS-Gesetze wurden aufgehoben.
Was waren die Ziele der Entnazifizierung?
Ziel der Entnazifizierung war es, jede Spur des Nationalsozialismus in Deutschland zu vernichten und die deutsche Bevölkerung zu einem demokratischen Denken und Handeln zu erziehen.
Was waren die Maßnahmen der Entnazifizierung?
Weil Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde, erwies sich die Durchführung der Entnazifizierung als schwierig. Jede der vier Besatzungsmächte definierte andere Ziele für die Umsetzung der Entnazifizierung. Aus diesem Grund gab es verschiedene Maßnahmen in den jeweiligen Besatzungszonen. 1946 hatte der Kontrollrat der Alliierten jedoch fünf Kategorien festgelegt, nach denen man die Deutschen nach der Schwere ihrer Schuld einteilen konnte. Diese fünf Kategorien der Entnazifizierung waren: Hauptschuldige, Belastete, Minderbelastete, Mitläufer und Entlastete.
Wie verlief die Entnazifizierung in den einzelnen Besatzungszonen?
Die Entnazifizierung verlief unterschiedlich in den vier Besatzungszonen. Dadurch ergaben sich auch verschiedene Umsetzungen in Ost- und Westdeutschland. Die Tabelle gibt einen Überblick über die verschiedene Umsetzung in den einzelnen Zonen:
Besatzungszone | Umsetzung der Entnazifizierung |
---|---|
Amerikanische Besatzungszone | In der amerikanischen Besatzungszone musste im Rahmen der Entnazifizierung jeder Bürger über 18 Jahren einen Fragebogen mit insgesamt 131 Fragen über seine Vergangenheit im NS-Staat ausfüllen. Danach legten sogenannte Spruchkammern fest, in welche der fünf Kategorien derjenige, der den Fragebogen ausgefüllt hatte, eingeordnet werden sollte. |
Britische Besatzungszone | Zur Entnazifizierung wurden in der britischen Besatzungszone alle Nationalsozialisten aus höheren Ämtern entfernt. Für die Neubesetzung dieser Stellen zog man sogenannte weiße Listen zurate, die bereits vor der Kapitulation des deutschen Reichs angelegt worden waren. |
Französische Besatzungszone | In der französischen Besatzungszone ging man ähnlich vor wie in der britischen und besetzte alle hohen Ämter neu. Außerdem wurde in dieser Zone das französische Bildungssystem eingeführt. |
Sowjetische Besatzungszone | In der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurden im Zuge der Entnazifizierung ehemalige Nationalsozialisten umgehend entlassen und durch Kommunisten ersetzt. Bis zum Ende der Entnazifizierungsmaßnahmen 1948 wurden so rund 520 000 Deutsche entlassen. In dieser Zone war es das Ziel, die Wirtschaft und die Gesellschaft im sozialistischen Sinne neu aufzubauen. |
So sah ein Fragebogen zur Entnazifizierung damals aus:
Was waren die Probleme der Entnazifizierung?
Wegen der hohen Entlassungen im Zuge der Entnazifizierung kam es vielerorts zu Personalmangel. Dies war nicht nur in den Verwaltungen der Fall, sondern auch in Schulen. Während der NS-Zeit hatten die Lehrkräfte die nationalsozialistischen Lehrinhalte vorgeschrieben bekommen. Nach der Besetzung durch die Alliierten waren die Schulen in Deutschland vorerst geschlossen worden. Die Lehrkräfte sollten zunächst entnazifiziert werden, bevor sie weiter unterrichteten. Ein umfassender Entnazifizierungsprozess hätte jedoch viel Zeit in Anspruch genommen und für sehr lange Schulschließungen in Deutschland gesorgt. Die Alliierten sahen sich im Herbst 1945 gezwungen, die Schulen wieder zu öffnen, und stellten pensionierte Lehrkräfte und Studierende zum Unterrichten ein.
War die Entnazifizierung ein Erfolg oder ein Misserfolg?
Ob die Entnazifizierung als Erfolg oder Misserfolg bezeichnet werden kann, ist umstritten. Einige Historikerinnen und Historiker und Politikerinnen und Politiker sind der Ansicht, die Entnazifizierung habe den Grundstein für unsere heutige Demokratie gelegt und sei somit ein Erfolg gewesen. Andere wiederum hinterfragen die Vorgehensweise der Alliierten: 1945 war ein Großteil der Deutschen Mitglied in der NSDAP. Verurteilt wurde jedoch nur ein Bruchteil von ihnen. Oft sind die Verurteilten im Rahmen der Entnazifizierung mithilfe eines „Persilscheins“ – eines guten Leumundszeugnisses – wieder in ihren Beruf zurückgekehrt.
Das Potsdamer Abkommen
Stunde Null: Deutschland in Trümmen
Konferenz von Jalta
Potsdamer Konferenz
Entnazifizierung nach dem Zweiten Weltkrieg
Nachkriegszeit – Vergangenheitsbewältigung und Vergangenheitspolitik
Demokratie nach 1945
8. August 1945 – das Londoner Statut
20. November 1945 – der Beginn der Nürnberger Prozesse
21. Juni 1948 – die Einführung der D-Mark
24. Juni 1948 – Beginn der sowjetischen Blockade Westberlins
11. Dezember 1948 – die Gründung der FDP
Wer war Konrad Adenauer? – Biographie
Der Nürnberger Prozess: Baldur von Schirach
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