Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde
- Die Energiestromstärke $P$
- Die Energiestromdichte $S$ der Sonne
- Die Solarkonstante $S_0$
- Experiment – Bestimmung der Solarkonstante $S_0$
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Lerntext zum Thema Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde
Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde
In diesem Text wirst du den Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde kennenlernen. Dieser spielt eine entscheidende Rolle dabei, die Temperaturen auf der Erdoberfläche zu regulieren.
Dabei ist der Strahlungs- und Energielieferant die Sonne. Sie strahlt große Mengen Energie in Form von Strahlung in alle Richtungen ab. Diese gelangen natürlich auch zur Erde und werden dort entweder absorbiert, reflektiert oder auch umgewandelt. In der folgenden Abbildung ist dieser Prozess vereinfacht dargestellt. Behalte also im Hinterkopf, dass der gesamte Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde etwas umfangreicher ist!
Der Strahlungs- und Energiehaushalt meint die Absorption, Reflexion und Umwandlung der von der Sonne in Form von Strahlung abgegebenen Energie in der Atmosphäre der Erde und auf der Erdoberfläche.
Außerdem wirst du in diesem Text die wichtigsten Formeln und Größen des Strahlungs- und Energiehaushalts der Erde kennenlernen. Diese sind:
- Energiestromstärke oder auch Leistung $P$
- Energiestromdichte $(S)$
- Solarkonstante $(S_0)$
Außerdem werden wir mit dem gewonnenen Wissen einige Beispielaufgaben gemeinsam berechnen. Doch zunächst betrachten wir die physikalischen Grundlagen.
Die Energiestromstärke $P$
Die Energiestromstärke $P$ stellt eine Gesamtleistung dar. Sie ist ein Maß dafür, wie schnell Energie übertragen wird. Berechnen kannst du sie, indem du die abgestrahlte Energie $E$ der Sonne durch die dafür benötigte Zeit $t$ teilst. Es gilt:
$P=\dfrac{E}{t}=\dfrac{\text{Energie}}{\text{Zeit}}$
Die Einheit der Energiestromstärke ist $1~\frac{\text{J}}{\text{s}} = 1~\text{W}$. Ausgesprochen wird diese Einheit Watt $(1~\text{W})$. Bezogen auf die Sonne gibt die Energiestromstärke $P$ also an, wie viel Energie die Sonne in einer gewissen Zeit in alle Richtungen abstrahlt.
Die Energiestromdichte $S$ der Sonne
Die Energiestromdichte $S$ ist der Quotient aus Energiestromstärke $P$ und Fläche $A$, auf die die Energiestromstärke trifft. Wichtig dabei ist, dass die Strahlen senkrecht zur Oberfläche auftreffen. Die Formel für die Energiestromdichte S lautet:
$S=\dfrac{P}{A}=\dfrac{E}{t\cdot A}=\dfrac{\text{Leistung}}{\text{Fläche}}$
Die Einheit für die Energiestromdichte $S$ ist $1~\frac{\text{W}}{\text{m}^2}$. Betrachten wir nun ein Beispiel bezüglich der Energiestromdichte $S$:
Wie groß ist die Energiestromdichte $S$ der Sonne auf der Oberfläche der Erdatmosphäre?
Die Entfernung von der Erde zur Sonne beträgt im Durchschnitt ca. $149{,}6$ Millionen Kilometer und wird auch als eine Astronomische Einheit $\pu{AE}$ definiert.
Der Energiestrom $P$, der in einer Entfernung von $\pu{1 AE}$ durch $\pu{1 m2}$ Fläche fließt, ist somit die Energiestromdichte $S$ und beträgt $\pu{1,37kJ//s}=\pu{1,37 kW}$. Diese Energiestromdichte $S$ würdest du also überall auf der Oberfläche der Erdatmosphäre messen, egal wo sich die Erde gerade auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne befindet. Sie wurde Solarkonstante $S_0$ genannt.
Die Solarkonstante $S_0$
Die Solarkonstante $S_0$ gibt die durchschnittliche Leistung pro Fläche an, die senkrecht auf die Erdatmosphäre auftrifft.
Sie beträgt $S_0=\pu{1,37 kJ//s}=\pu{1,37 kW//m2}$.
Sie ist also ein Maß für die Energiestromdichte $S$ des Sonnenlichts an der oberen Grenze der Erdatmosphäre. Aber Achtung: Dieser Wert gilt nur außerhalb der Erdatmosphäre! Oder anders gesagt: Würden wir keine Atmosphäre haben, dann könnten wir den Wert $S_0=\pu{1,37 kW//m2}$ auch auf der Erdoberfläche messen.
Dass die Solarkonstante $S_0$ mit zunehmendem Abstand zur Sonne abnimmt, spielt hier aufgrund der Größenverhältnisse keine Rolle. Dass sich die Erdatmosphäre $500$ Kilometer über der eigentlichen Erdoberfläche befindet, können wir vernachlässigen. Denn der Abstand der Sonne zur Erde beträgt im Durchschnitt $149\,600\,000$ Kilometer. Dagegen ist die Länge von
Doch die Erde besitzt eine Atmosphäre. Durch die Atmosphäre selbst (nicht aber durch ihre Höhe) kommt es zu Verlusten und die Energiestromdichte auf der Erde $S_E$ ist geringer als die Solarkonstante $S_0$. Wir merken uns also:
Die Solarkonstante $S_0$ ist stets größer als die Energiestromdichte $S_E$ auf der Erdoberfläche:
$S_0 > S_E$
In einem einfachen Experiment wollen wir nun versuchen, die Solarkonstante zu Hause selbst zu messen.
Experiment – Bestimmung der Solarkonstante $S_0$
Wir nehmen uns eine Getränkedose, die innen und am Deckel geschwärzt wird und zu circa einem Drittel mit Wasser gefüllt wird. In die Dose stecken wir ein Thermometer und verschließen alle Öffnungen, sodass nirgends Wasser herausfließen kann. Außerdem muss die Dose gut isoliert werden. Dafür kannst du zum Beispiel Styropor nehmen. Lasse lediglich den geschwärzten Boden unbedeckt.
- Positioniere die Dose nun senkrecht zu den Sonnenstrahlen, also so, dass der geschwärzte Boden genau auf die Sonne zeigt.
- Miss die Temperaturerwärmung $\Delta T$ im Vergleich zur Außentemperatur (eine Erwärmung um $\pu{4 K}$ wird empfohlen).
- Miss außerdem die für die Erwärmung von $\Delta T=\pu{4 K}$ benötigte Zeit $t$. Bestimmen kannst du die Solarkonstante $S_0$ wie folgt:
$\qquad S_0=\dfrac{Q}{A\cdot t}=\dfrac{c\cdot m\cdot \Delta T}{\pi\cdot r²\cdot t}$
Dabei ist $A=\pi\cdot r²$ die bestrahlte Fläche (geschwärzter Boden) der Dose, $Q=c\cdot m\cdot \Delta T$ die zugeführte Wärmemenge und $c=\pu{4,186 kJ//kg*K}$ die spezifische Wärmekapazität von Wasser. Du wirst auf jeden Fall einen deutlich geringeren Wert erhalten als $S_0=\pu{1,37 kW//m2}$!
Übungen
Zusammenfassung – Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde
Der Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde bezieht sich auf die Absorption, Reflexion und Umwandlung der von der Sonne in Form von Strahlung abgegebenen Energie in der Atmosphäre der Erde und auf der Erdoberfläche.
-
Die Energiestromstärke $P$ (auch Leistung genannt) ist ein Maß dafür, wie schnell Energie übertragen wird. Die Formel lautet:
$P=\dfrac{E}{t}=\dfrac{\text{Energie}}{\text{Zeit}}$
-
Die Energiestromdichte $S$ ist der Quotient aus Energiestromstärke $P$ und Fläche $A$, auf die die Energiestromstärke trifft. Wichtig dabei ist, dass die Strahlen senkrecht zur Oberfläche auftreffen. Die Formel für die Energiestromdichte $S$ lautet:
$S=\dfrac{P}{A}=\dfrac{E}{t\cdot A}=\dfrac{\text{Leistung}}{\text{Fläche}}$
Die Solarkonstante $S_0$ gibt die durchschnittliche Leistung pro Fläche an, die senkrecht auf die Erdatmosphäre auftrifft. Sie beträgt $S_0=\pu{1,37 kJ//s}=\pu{1,37kW//m2}$ und ist ein Maß für die Energiestromdichte $S$ des Sonnenlichts an der oberen Grenze der Erdatmosphäre.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde
Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde Übung
-
Beschreibe die beiden wichtigsten Größen, mit denen der Strahlungshaushalt der Erde beschrieben werden kann.
TippsWelches Formelzeichen besitzt die Leistung in der Physik?
Welche Größe leitet sich aus der Energiestromstärke ab?
Die Solarkonstante ist eine Energiestromdichte.
LösungDie Energiestromstärke beschreibt eine Leistungsgröße. Sie gibt demnach nicht nur an, wie viel Energie insgesamt übertragen wird, sondern setzt dies in Bezug zu einer Zeiteinheit. Damit kann nicht nur eine Aussage über die Energiemenge in Joule getroffen werden, sondern auch darüber, wie lange es dauert, bis diese übertragen wurde. Mit Hilfe von Energiestromstärken kann also der Energieübertrag pro Zeit (also die Leistung in Watt) verschiedener Strahler verglichen werden.
Aus der Größe der Energiestromstärke kann die Energiestromdichte definiert werden. Diese berücksichtigt zusätzlich die Fläche, auf die die Energiestromstärke einwirkt. Das erkennt man auch an der Einheit Watt je Quadratsekunde. Sie ergibt sich deshalb aus dem Quotienten von Energiestromstärke und Fläche. Je kleiner die Fläche ist, auf die eine bestimmte Energiestromstärke einwirkt, desto größer ist die Energiestromdichte. Voraussetzung ist dabei immer ein senkrechter Lichteinfall.
-
Berechne die Energiestromstärke, die durch die Sonne zur Erde gelangt.
TippsAchte auf die korrekten Fachausdrücke.
Prüfe bei den Zahlenwerten, mit welchen Einheiten sie angegeben sind.
LösungAus der Solarkonstante konnte die Energiestromstärke bestimmt werden, die von der Sonne zur Erde gelangt. Dabei wird immer nur der Teil der Erde mit Licht bestrahlt, der gerade der Sonne zugewandt ist. Die dabei bestrahlte Halbkugelfläche wird in der Rechnung auf einen Kreis mit dem Erdradius als Radius reduziert, da nur die Projektion der Kugelfläche für die Berechnung relevant ist.
Die Energie, die mit jeder Sekunde von der Sonne auf die Erde auftrifft, beträgt somit rund $1,75\cdot 10^{14}~kW$. Diese Energiestromstärke ist kaum noch mit irdischen Maßstäben vorstellbar. Höhere Energiestromstärken finden sich bei unserer Sonne und anderen Sternen.
-
Werte das beschriebene Experiment mit der Getränkedose aus.
TippsGegeben sind folgende Größen:
$m=100~g$
$c=4,186\frac {J} {g\cdot K}$
$\Delta T=4~K$
$r=0,035~m$
$t=620~s$
Gesucht sind $Q$ und $S_E$.
Die zugeführte Wärmemenge $Q$ ergibt sich mit der Formel $Q=c\cdot m\cdot \Delta T$.
Die Solarkonstante ist $S_E=\frac {Q} {A\cdot t}$.
Für den Flächeninhalt des Dosenbodens gilt $A=\pi \cdot r^2$.
LösungAus den gegebenen Daten lässt sich die Solarkonstante auf der Erdoberfläche ermitteln. Diese ist in jedem Fall kleiner als die Solarkonstante, die außerhalb der Erdatmosphäre $1,37\frac {kW} {m^2}$ beträgt. Da die Messung an einem sonnigen Sommertag durchgeführt wird, ist die Solarkonstante auf der Erdoberfläche relativ hoch, nämlich halb so groß wie der Maximalwert.
Die während des Experiments zugeführte Wärmemenge und die Solarkonstante können wie folgt berechnet werden.
Gegeben:
$m=100~g$
$c=4,186\frac {J} {g\cdot K}$
$\Delta T=4~K$
$r=0,035~m$
$t=620~s$
Gesucht:
$Q$, $S_E$
Lösung:
Als zugeführte Wärmemenge $Q$ ergibt sich mit . $Q=c\cdot m\cdot \Delta T=4,186 \frac {J} {g\cdot K}\cdot 100~g\cdot 4~K=1674~J$.
Dann beträgt die auf dem Erdboden gemessene Solarkonstante
$S_E=\frac {Q} {A\cdot t}=\frac {Q} {\pi\cdot r^2\cdot t}=\frac {1674~J} {\pi \cdot (0,035~m)^2\cdot 620~s}=701\frac {J} {m^2\cdot s}=0,70\frac {kW} {m^2}$.
-
Erkläre das Vorgehen bei der Bestimmung der Strahlungsleistung der Sonne und der Energiestromdichte auf der Sonnenoberfläche.
TippsWelcher wichtige Wert zur Bestimmung der Strahlungsleistung der Sonne (Energiestromstärke) ist experimentell ermittelt worden?
Mir den Oberflächen welcher zwei (gedachten) Körper wird hier argumentiert?
Wie kann man aus der Strahlungsleistung der Sonne einen Rückschluss auf die Solarkonstante der Sonne ziehen?
LösungUm die Strahlungsleistung der Sonne zu bestimmen, kann man die Solarkonstante der Erde nutzen, die experimentell bestimmt wurde. Diese gibt die Strahlungsleistung der Sonne pro Quadratmeter in einer Entfernung von einer astronomischen Einheit (also dem Erdbahnradius) an.
Multipliziert man diesen Wert mit der Gesamtoberfläche einer Kugel mit dem Erdbahnradius, so erhält man die Strahlungsleistung der Sonne, also die Energie, die die Sonne pro Sekunde insgesamt ins Weltall abgibt:
$P_S=S_E\cdot r_E=3,79\cdot 10^{23}~kW$.
Aus diesem Wert kann man anschließend die Energiestromdichte auf der Sonnenoberfläche bestimmen. Sie wird auch als Solarkonstante der Sonnenoberfläche bezeichnet. Dazu teilt man die Strahlungsleistung der Sonne durch die Oberfläche der Sonne. So erhält man für die Sonne einen Wert von rund:
$S_S=\frac {P_S} {4\pi\cdot r_S^2}=64~000\frac {kW} {m^2}$.
-
Gib den aktuell gültigen Wert für die Solarkonstante der Erde an.
TippsDie tatsächliche Wert für die Solarkonstante wird außerhalb der Erdatmosphäre experimentell bestimmt.
Die Solarkonstante ist eine Energiestromdichte, also Leistung pro Fläche.
1,5 Watt beträgt die Leistung des menschlichen Herzens, 735 Watt entsprechen einer Pferdestärke (PS).
LösungDie Solarkonstante ist die Strahlungsleistung pro Fläche, die die Erde von der Sonne aus erreicht. Sie wird außerhalb der Erdatmosphäre bestimmt und beträgt rund $1,37\frac {kW} {m^2}$. Geringere Werte für die Solarkonstante misst man beispielsweise direkt auf der Erdoberfläche, weil die Atmosphäre und die Wolken einen Teil der Strahlung reflektieren und absorbieren.
Da die Solarkonstante eine Energiestromdichte ist, besitzt sie als Einheit typischerweise den Quotienten aus Watt (Leistung) und Quadratmetern (Fläche). Die Größenordnung der Solarkonstante liegt außerdem im Kilowattbereich. Damit liegt sie beispielsweise etwa doppelt so hoch wie die Leistung eines Pferdes (Pferdestärke, PS), die rund $0,74~kW$ beträgt.
-
Vergleiche die Solarkonstanten der anderen Planeten in unserem Sonnensystem mit der Solarkonstante der Erde.
TippsLösungDie Strahlungsleistung der Sonne verteilt sich mit zunehmendem Abstand auf eine immer größere Kugelfläche. Je weiter der Planet von der Sonne entfernt ist, desto geringer ist die Energiestromstärke pro Quadratmeter, desto kleiner wird also die Solarkonstante.
Die Planeten, die dichter an der Sonne liegen als die Erde, besitzen demnach höhere Solarkonstanten als die Erde. So ist die Solarkonstante der Venus etwa doppelt so groß wie die der Erde. Die von Merkur, der am dichtesten an der Sonne entlangläuft, sogar mehr als sechs mal so hoch.
Bei allen anderen Planeten ist der Wert für die Solarkonstante kleiner als bei der Erde. Bei Mars beträgt sie noch knapp die Hälfte. Dann nimmt sie nach außen weiter deutlich ab. Die Solarkonstanten von Jupiter und Saturn befinden sich nur noch im niedrigen Prozentbereich im Vergleich mit der Erde.
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