Don Karlos (Schiller)
„Don Karlos” ist ein auf einer Vorlage von 1691 basierendes Drama von Friedrich Schiller. Es entstand zwischen 1783 und 1787 und behandelt die familiären Intrigen am Hofe von König Philipp II., eingebettet in die politischen Ereignisse seiner Zeit.
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Entstehungsgeschichte
1691 erschien „Dom Carlos: nouvelle histoirique” des Abbé de Saint-Real, welches Schiller 1782 vom Leiter des Nationaltheaters in Weimar erhielt. Schiller sollte daraus, ähnlich wie in seinem Erfolgsdrama „Die Räuber”, eine Familiengeschichte für das Theater machen. Wie auch Abbé de Saint-Real hielt sich Schiller weniger an die historischen Gegebenheiten. Auch er setzte seine eigenen Pläne für das Stück um, wodurch es am Ende weniger eine Familiengeschichte als eine komplexe Tragödie wurde. Schiller folgte dem Rat Christoph Martin Wielands und übertrug seine Skizzen der Prosa in Verse, um sich von den französischen Dramaturgen abzuheben. Schillers anspruchsvolle Pläne für die Handlung ließen ihn den Stoff zwischen 1783 und 1787 immer und immer wieder überarbeiten, wodurch „Don Karlos” seine enorme Komplexität erhielt. Das Stück wurde 1787 uraufgeführt.
Inhaltsangabe
Das im Begleittext als dramatisches Gedicht gekennzeichnete Stück stellt in 5 Akten die politisch-gesellschaftlichen Konflikte und familiären Intrigen am Hofe des spanischen Königs dar. Don Karlos ist der Sohn des spanischen Königs Philipp II. und in Elisabeth, seine Stiefmutter, verliebt. Er erzählt seinem Freund, dem Marquis von Posa, von seinen Gefühlen. Dieser ermutigt Karlos zum politischen Engagement, um an Einfluss zu gewinnen. Bei einem Treffen zwischen Elisabeth und Karlos reagiert sie abweisend auf sein ungestümes Liebesgeständnis. Wenige Zeit später weist Karlos die in ihn verliebte Prinzessin Eboli zurück und erklärt ihr seine Liebe zu Elisabeth. Eboli jedoch ist gekränkt, schwört Rache und stiehlt Briefe aus der Kammer der Königin, die Karlos dieser geschrieben hat.
Der König erfährt unterdessen von dem Treffen der Königin mit seinem Sohn und wird wütend. Er lässt seinen Sohn verhaften und macht den Marquis von Posa zum Minister. Dieser jedoch steht für seinen Freund ein und hofft, ihn aus dem Gefängnis zu bekommen, damit sich dieser weiter politisch für den Freiheitskampf einsetzen kann. Posa behauptet, selbst in die Königin verliebt zu sein und legt gefälschte Liebesbriefe vor. Er erzählt Karlos von Ebolis Intrige und wird kurz darauf als Verräter erschossen. Als der König seinen Sohn freisprechen möchte, klagt dieser ihn als Mörder an und erklärt, dass Posa sich für ihn geopfert habe. Der König erkennt die Gefahr eines politischen Umbruchs, da das Volk auf der Seite des Thronfolgers steht und liefert seinen Sohn der Inquisition aus.
Personenkonstellation
Die Personen in Schillers Drama sind allesamt sehr unterschiedlich und auch komplex. Daran liegt es wohl, dass Schiller selbst sein Werk teilweise als überladen empfand, es jedoch gerade aufgrund dieser Komplexität so vom Publikum gefeiert wurde.
Die Titelfigur, der spanische Kronprinz Don Karlos, macht im Laufe des Dramas die größte Wandlung durch. Vom liebessüchtigen und unterschätzten Thronfolger, der sich hauptsächlich für seine eigenen Probleme interessiert, wird er zu einem selbstbewussten, seine Emotionen kontrollierenden und politisch engagierten jungen Mann. Er kann also als klassischer Held verstanden werden. Er ist der Sohn von König Philipp II. und in dessen Frau, seine ehemalige Verlobte und jetzige Stiefmutter Elisabeth, verliebt.
König Philipp II. hat die ehemalige Verlobte seines eigenen Sohnes geheiratet, was das seit dem Tod der Mutter sowieso schon angespannte Verhältnis zwischen Sohn und Vater noch komplizierter macht. Im Zwiespalt zwischen seinen Verpflichtungen, ein guter Herrscher, Ehemann und Vater zu sein, wird er keiner seiner Aufgaben wirklich gerecht.
Elisabeth von Valois ist Vermittlerin zwischen den Parteien. Als vernünftige und loyale Frau schlägt sie sich auf keine Seite, sondern bleibt sich selbst und ihren Verpflichtungen als Ehefrau und Stiefmutter treu.
Der Marquis von Posa ist Karlos Jugendfreund und sein Vertrauter, jedoch zwischen seinen Idealen und seinem Egoismus, diese um jeden Preis zu erreichen, ein sehr ambivalenter Charakter. Diese Zwiespältigkeit wird ihm später zum Verhängnis, er wird erschossen.
Interpretationsansatz
Das Drama Don Karlos behandelt, wie es ursprünglich angedacht war, die Familientragödie um die Konflikte zwischen Vater und Sohn im Kampf um dieselbe Frau. Dieser Kampf endet mit dem Tod des Sohnes und damit auch des Thronfolgers. Schillers Drama Don Karlos greift einige für Schiller typische Motive auf: Anhand des Konflikts zwischen dem Titelhelden Don Karlos und seinem Vater König Philipp II. verarbeitet Schiller das Motiv des Generationenkonflikts: Zwei Repräsentanten unterschiedlichen Alters symbolisieren die Ablösung eines alten, überholten Gesellschaftssystems durch ein neues. Eine weitere Konfliktebene wird durch das Schwanken Karlos' persönlicher Neigung zu Elisabeth und seiner politischen Pflicht aufgegriffen. Auch der Marquis von Posa spielt als Vertreter der Aufklärung eine zentrale Rolle. Er verleiht dem Drama seine enorme politische Dimension. So kommt es, dass das Stück inhaltlich dem Sturm und Drang, vom Aufbau jedoch eher der Klassik zuzuordnen ist und damit als Übergang der Epochen gilt.
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