Maria Stuart (Schiller)
Friedrich Schiller löste sich bei der Gestaltung des Dramas Maria Stuart bewusst von historischen Fakten ab, um Ideale wie Freiheit und Würde gut darstellen zu können. Als Antagonistin steht Maria Stuart die englische Königin Elisabeth gegenüber, die sie als Bedrohung sieht und gefangen hält.
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- Entstehungsgeschichte
- Inhaltsangabe
- Personenkonstellation
- Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte
Entstehungsgeschichte
Was haben Friedrich Schiller, Richard Wagner und der Komponist Robert Schumann gemeinsam? Richtig, alle drei haben sich in Form von künstlerischen Bearbeitungen auf ganz unterschiedliche Weise mit der Lebensgeschichte der schottischen Königin Maria Stuart auseinandergesetzt. Friedrich Schiller spielte bereits mit 24 Jahren mit dem Gedanken, die Lebensgeschichte Maria Stuarts literarisch zu bearbeiten. Es vergingen jedoch noch fast zwei weitere Jahrzehnte, bis Schiller diese Idee in die Tat umsetzte und im Jahr 1799 mit dem Verfassen des Dramas begann. Nach einigen Unterbrechungen vollendete Friedrich Schiller sein Drama und „Maria Stuart“ wurde am 14. Juni 1800 am Weimarer Hoftheater uraufgeführt. Schiller griff bei der Gestaltung seines Dramas den realen historischen Konflikt zwischen der englischen Königin Elisabeth I. und Maria Stuart auf. Um das tragische Potential seines Dramas zu erhöhen, distanzierte sich Schiller bewusst von historischen Fakten und versuchte besonders beim Publikum Emotionen wie Mitleid und Furcht zu erzeugen.
Inhaltsangabe
Die Dramenhandlung setzt auf Schloss Fotheringhay in Northamptonshire ein, wo Maria Stuart gefangen gehalten wird, da sich die englische Königin Elisabeth von ihr bedroht fühlt und fürchtet, ihre Macht zu verlieren. In ihrem Gefangenenzimmer sieht sich Maria mit dem Vorwurf konfrontiert, eine Verschwörung gegen Elisabeth unterstützt zu haben, woraufhin sie ihren Bewacher Amias Paulet darum bittet, ein persönliches Gespräch zwischen ihr und Elisabeth zu arrangieren. Die schottische Königin gibt ihrer Amme Hanna Kennedy gegenüber zu, in den Mord an ihrem Ehemann verwickelt zu sein, weshalb sie aus ihrer Heimat fliehen musste. Im weiteren Dramenverlauf sucht der Neffe des Bewachers - Mortimer - Maria auf und eröffnet ihr, inzwischen ebenso wie Maria dem katholischen Glauben anzugehören und sie retten zu wollen. Der Baron von Burleigh überbringt Maria den Schuldspruch des Gerichts, den sie jedoch von sich weist. Da der Baron von Burleigh fürchtet, die öffentliche Hinrichtung Marias würde dem Ansehen der Königin Elisabeth schaden, will er Paulet dazu überreden, Maria zu vergiften, was dieser jedoch ablehnt. Elisabeths inneres Dilemma besteht darin, dass sie einerseits weiß, einzig durch den Tod Marias sicher zu sein, andererseits fürchtet sie um den Verlust ihres öffentlichen Ansehens im Falle einer Hinrichtung. Um eine baldige Hinrichtung zu verhindern, gibt Mortimer vor, er selbst werde Maria töten.
Als Maria unerwartet Ausgang im Park gewährt wird, trifft sie auf Elisabeth und es kommt zum Gespräch mit der Königin. Obwohl Maria von George Talbot dazu angehalten wurde, sich im Gespräch ruhig und zurückhaltend zu verhalten, verliert Maria die Fassung und beleidigt Elisabeth. Nachdem die streitenden Königinnen von Talbot getrennt wurden, tritt Mortimer auf, gesteht Maria seine Liebe und erzählt ihr von seinen Befreiungsplänen.
Der Baron von Burleigh bereitet den Befehl zur Hinrichtung Marias vor und gerät in eine Auseinandersetzung mit Robert Dudley, dem Grafen von Leicester. Burleigh konfrontiert Leicester damit, dass er von seinem Verhältnis mit Maria Stuart weiß und einen Brief Marias an ihn gefunden habe. Mortimer hält weiter an dem Plan fest, Maria zu retten, und bittet den Grafen von Leicester um Hilfe. Dieser verrät Mortimer jedoch, woraufhin er Selbstmord begeht. Obwohl Elisabeth von dem Verrat durch Leicester erfährt, beschwichtigt dieser die Königin und rät ihr ebenfalls zur Hinrichtung Marias. Elisabeth zögert zunächst, das Todesurteil zu unterschreiben, gerät jedoch zunehmend in Bedrängnis und ordnet letztlich die Hinrichtung an.
Am Tag ihrer Exekution glaubt Maria Stuart zuerst noch an die Rettung durch Mortimer, wird jedoch von Paulet über dessen Tod aufgeklärt. Maria beichtet dem Priester Melvil beim Abendmahl drei Sünden, und zwar ihre Abneigung gegen Elisabeth, das Verhältnis mit dem Grafen von Leicester sowie die Beteiligung an der Ermordung ihres Mannes. Als nach dem Tod Marias deren Schuld erneut diskutiert wird, weist Elisabeth die Verantwortung für das Todesurteil von sich und gibt sich unwissend.
Personenkonstellation
Im Zentrum des Dramas steht Maria Stuart als Protagonistin, die den Kern der Personenkonstellation bildet. Sie ist die Königin Schottlands, flieht jedoch nach der Ermordung ihres Gatten aus ihrer Heimat, da sie dessen Mörder geheiratet hat und sich vor dem Zorn der Bevölkerung fürchtet. Sie hofft darauf, bei Elisabeth, ihrer Verwandten und der Königin von England, Zuflucht zu finden. Maria akzeptiert ihr Schicksal und erkennt eine Art höhere Gerechtigkeit an. Folglich ist ihre Hinrichtung die gerechte Strafe für die Beteiligung an der Ermordung ihres Ehemanns. Obwohl Maria ihre äußere Freiheit verliert, trägt sie im Inneren doch Freiheit und Würde.
Elisabeth fürchtet sich davor, Maria würde ihre Stellung als Herrscherin gefährden, da diese als ihre Verwandte ebenso Anspruch auf den englischen Thron hat. Die Figur der Elisabeth wird im Dramenverlauf besonders durch ein starkes inneres Dilemma charakterisiert. Angesichts der Erwartungen, die das Volk und ihre Berater an Elisabeth stellen, hat sie keine innere Freiheit und wird von der Spannung zwischen ihren individuellen Bedürfnissen und ihrer Funktion als Herrscherin beherrscht, was den Gegensatz zu Maria bildet.
Als Amme und Vertraute von Maria Stuart tritt Hanna Kennedy auf, die auch angesichts der ausweglosen Situation der schottischen Königin beständig zu dieser hält und als einzige Figur im Drama neben Maria nicht zum Gefolge Elisabeths gehört. Als Berater Elisabeths vertritt Wilhelm Cecil, Baron von Burleigh, hartnäckig die Interessen des Staates und der englischen Königin. Amias Paulet ist der Bewacher Marias und weigert sich trotz der Forderungen des Barons von Burleigh, diese zu töten. Er ist ein äußerst patriotischer und religiöser Charakter, der an einem strengen Ritterkodex festhält und aufgrund seines gerechten Wesens von Maria Stuart geschätzt wird. Die einzige Hoffnung auf Rettung wird durch Mortimer verkörpert, da sich dieser in Maria Stuart verliebt und versucht, diese aus der Gefangenschaft und vor einer Hinrichtung zu erretten. Seine leidenschaftliche Hingabe zu Maria gipfelt letztlich in seinem Selbstmord.
Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte
Nach der Uraufführung wurde vor allem die Darstellung von Religion im Drama scharf kritisiert. Dieser Umstand führte dazu, dass „Maria Stuart“ erst im Jahr 1814 in Wien aufgeführt wurde und hierbei strengen Zensurbestimmungen unterlag. Eine mögliche Interpretation für Schillers Umgang mit religiösen Elementen in dem Drama ist, dass die Literatur als Kunstform für Schiller selbst den Status einer Religion hatte. Zudem ist das Drama „Maria Stuart“ fest mit Schillers theoretischen Schriften zur Ästhetik verknüpft und er bedient sich in diesem sowohl religiöser als auch historischer Elemente, um die Ideale seiner ästhetischen Auffassung zu verdeutlichen. Ein zentraler Bestandteil der Ästhetikauffassung Schillers ist das Motiv der Freiheit, das er als höchstes Ideal begreift und das von der Figur der „Maria Stuart“ verkörpert wird. Trotz einer Vielzahl an negativen Kritiken entwickelte sich „Maria Stuart“ zu einem äußert beliebten Drama: Neben Wilhelm Tell ist es das erfolgreichste Drama Schillers und steht noch heute auf den Spielplänen vieler Theater im deutschsprachigen Raum.
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