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Wilhelm Meisters Lehrjahre (Goethe)

„Wilhelm Meisters Lehrjahre“ ist ein klassischer Bildungsroman von Johann Wolfgang von Goethe, der 1795 und 1796 veröffentlicht wurde. Der Roman handelt vom Erwachsenwerden und dem Weg zur Vernunft.

Inhaltsverzeichnis zum Thema

„Wilhelm Meisters Lehrjahre“ – Entstehungsgeschichte und zentrale Themen

Goethes Werk „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ gilt bis heute als einer der wichtigsten Romane der Weimarer Klassik und Prototyp eines Bildungsromans. Ein Bildungsroman ist eine in der Aufklärung entstandene Romanart, die die Entwicklung einer meist jungen Hauptfigur thematisiert. Die Hauptfigur in Goethes Roman ist Wilhelm Meister. Für die Fertigstellung des Werks brauchte Goethe eine lange Zeitspanne, denn die ersten Entwürfe, die noch einen anderen Titel trugen, verfasste er bereits im Jahr 1777. Wer Goethe und die Entstehungsgeschichten seiner Werke einigermaßen kennt, wird sich darüber nicht wundern, denn die meisten Werke wurden erst viel später als die ersten Entwürfe veröffentlicht. Sehr oft hat Goethe nämlich an mehreren Werken gleichzeitig gearbeitet oder lange Pausen eingelegt, in denen er die Werke nicht beachtete. Der Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ besteht aus acht Büchern, die 1795 und 1796 veröffentlicht wurden. Zentrale Themen des Bildungsromans sind unter anderem die Loslösung vom Elternhaus sowie der Stellenwert des künstlerischen Schaffens und der klassischen Bildung.

Wilhelm Meisters Lehrjahre

„Wilhelm Meisters Lehrjahre“ – Inhaltsangabe

Der Kaufmannssohn Wilhelm Meister hat eine Vorliebe fürs Theater. Deswegen befindet er sich in seinem Elternhaus in einem direkten Konflikt, denn sein Vater möchte, dass er genauso wie er Kaufmann wird. Als Wilhelm erfährt, dass seine erste große Liebe Mariane gleichzeitig die Geliebte eines anderen ist, verlässt er sein Zuhause und geht auf Wanderschaft. Kurz darauf schließt er sich einem Wandertheater an und fährt mit ihnen zu einem Gastspiel am Hofe eines Grafen. Dort erhält er Einblick in die Welt des Adels und verliebt sich in die Gräfin. Dort lernt er auch Shakespeare Werke kennen und plant, das Stück Hamlet aufzuführen.

Wilhelm Meisters Lehrjahre – Inhaltsangabe

Auf der Reise zum Titeldirektor Serlo wird die Wandertruppe Opfer eines Raubüberfalls. Die Gruppe wird jedoch von einer Amazone gerettet und erreicht so trotzdem Serlos Theater, das sie kurze Zeit später aufgrund eines Brandes als getrennte Leute verlassen. Über Aurelie, der Schwester des Theaterdirektors Serlo, lernt Wilhelm dann Lothario kennen. Er ist ein erfolgreicher und tatkräftiger Geschäftsmann, der Wilhelm in die Welt der Turmgesellschaft einführt und ihn davon überzeugt, die Welt des Theaters zu verlassen.

„Wilhelm Meisters Lehrjahre“ – Personenkonstellation

In dem Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ tritt eine Vielzahl an Personen auf, deren Beziehungen und Geheimnisse sich erst nach und nach lüften. So stellt sich heraus, dass Mariane von Wilhelm schwanger war, als dieser sie verließ. Felix, der sich in der Obhut von Aurelie befindet, stellt sich als Wilhelms leiblicher Sohn heraus. Hinter der schönen Amazone, die die Wandertruppe vor dem Raubüberfall rettet, steckt Natalie, die Schwester Lotharios, die am Ende des Werks Wilhelm heiratet. Diese Heirat stellt gewissermaßen den Abschluss der Entwicklung dar – Wilhelm Meister als adeliger verheirateter Mann.

„Wilhelm Meisters Lehrjahre“ – Interpretation und Rezeption

Wie in vielen Werken Goethes geht es um das Erwachsenwerden und das Arrangieren mit den Regeln der Gesellschaft. So ist Wilhelm Meisters Lehrjahre zweifellos ein Bildungsroman, wenn nicht sogar der Prototyp des Bildungsromans überhaupt: Bildung wir darin im umfassenden Sinne als Formung der Persönlichkeit durch innere und äußere Kräfte verstanden. Im Gegensatz zur Erziehung, an der meist nur wenige Menschen wirken, ist an der so verstandenen Bildung ganz wesentlich die Gesellschaft beteiligt. Deshalb ist Wilhelm Meister gleichzeitig auch ein Entwicklungs- und Gesellschaftsroman, in dem soziale Verhaltensweisen in allen möglichen Schattierungen dargestellt werden.

Rezeption

Trotz der im Grunde anti-romantischen Tendenz gilt Wilhelm Meister auch und gerade für die junge Generation der Romantiker als Urbild des Romans überhaupt. Grund dafür könnten die darin aufgegriffenen Themen, Motiven und Figuren sein. Kunst und Künstlerschaft, dunkle Sehnsüchte, die Ungebundenheit Wilhelms in seiner Theaterphase und damit zusammenhängend das Reise-Motiv. Hinzu kommen Wilhelms Suche nach der Amazone, die schicksalhaften Verstrickungen sowie die mysteriösen Machenschaften der Turmgesellschaft; alles Themen, die so oder ähnlich in vielen romantischen Werken immer wieder auftauchen.