Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre - Entstehungsgeschichte
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Grundlagen zum Thema Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre - Entstehungsgeschichte
Mit "Wilhelm Meisters Lehrjahre" hat Johann Wolfgang von Goethe einen der großen Romane seiner Zeit geschrieben. Doch was trieb ihn zu dieser Geschichte? Welche Themen ließen ihn nicht mehr los und wie genau haben seine eigenen Erlebnisse das Schreiben beeinflusst? Diesen und anderen Fragen werden wir hier auf den Grund gehen. Viel Spaß beim Anschauen und viel Erfolg beim Lernen!
Transkript Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre - Entstehungsgeschichte
“Wilhelm Meisters Lehrjahre” ist kein Roman, den Goethe ursprünglich mit diesem Titel geplant hatte. Ähnlich anderen Goethe-Texten durchlief auch dieser viele verschiedene Entwicklungsstadien.
Das Werk als Entwicklungsroman
Heute gilt der Roman als Prototyp des Bildungsromans. Gleichzeitig ist er aber auch ein Entwicklungsroman, der die Entwicklung seiner Hauptfigur begleitet und beschreibt. Doch was trieb Johann Wolfgang von Goethe zu diesem Text an? Welche Stadien durchlief die Entstehung des Romans genau? Diesen Fragen werden wir uns in den nächsten Minuten widmen.
Goethes erste Entwürfe
Die ersten Entwürfe zu einem Roman über die Figur des Wilhelm Meister entstanden 1777. Dieses Textfragment nannte Goethe “Wilhelm Meisters theatralische Sendung”. Im Vordergrund steht für Goethe hier die Loslösung vom Elternhaus und sein Eintritt in die Welt des Theaters. Damit verbunden ist das Element Wilhelms individueller Bildung.
Gleichzeitig hinterfragt Goethe damit den Stellenwert des künstlerischen Schaffens im Hinblick auf einen Lebensentwurf. Alles Themen, die den Dichter auch in anderen Werken, wie zum Beispiel “Torquato Tasso”, beschäftigen. Zum anderen beschäftigt sich der Roman in allen Fassungen mit den zu Goethes Zeit noch weit verbreiteten Wandertheatergruppen.
Themen des Werkes
Wilhelms Vorliebe für das Puppenspiel umherziehender Künstler ich auch Goethe selbst vertraut. Er ist als Theaterschaffender auch selbst im direkten Kontakt mit fahrenden Gruppen und ihren Problemen gegenüber jenen Schauspielern, die an Hoftheatern spielen und nicht reisen. Doch noch mehr Fragen und Themen stecken in diesem Roman:
Das Verhältnis zwischen Bürgertum und Adel ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Wilhelm Meister erhält immer wieder Einblicke in das höfische Leben. Er verliebt sich in eine Gräfin und auch bei Lothario ist er an einem Hof.
Goethe lässt also den Bürger, gemeinsam mit fahrenden Künstlern, zu Adligen ziehen und zeigt so im Kleinen die verschiedenen Klassen seiner Zeit. Dies geht natürlich nicht ohne Reibung und Zwist, und genau das wird auch im Roman gezeigt. Auf biographische Weise kann man dieses Thema ebenfalls verstehen, denn Goethe - Sohn von Bürgerlichen - wurde 1782 geadelt.
Beginn der Arbeit an "Willhelm Meisters Lehrjahre"
Mit diesen Themen im Gepäck beginnt Goethe also 1777 die Arbeit an seinem “Wilhelm Meister”. Bis 1785 schreibt er den Roman als Theaterroman. Der Handlungsstrang mit Lothario ist in dieser Fassung noch nicht enthalten. Die lange Zeitspanne, die Goethe für die Niederschrift braucht, ist durch seine allgemeine Arbeitsweise begründet.
Nur selten schreibt er einen Text am Stück herunter. Meist arbeitet und recherchiert er an mehreren Texten parallel, bis diese schon so strukturiert sind, dass er sich intensiv an sie setzen kann. Folgerichtig erscheinen in dieser Zeit auch die Dramen “Iphigenie auf Tauris” und der schon erwähnte “Torquato Tasso”.
1785 lässt Goethe das Werk ruhen. Die genauen Gründe dafür sind nicht ersichtlich. Andere Arbeiten, wie zum Beispiel “Faust. Ein Fragment” nehmen ihn in dieser Zeit vermutlich sehr in Anspruch, ebenso wie die Verpflichtungen als Finanzminister und Aufsichtsperson der Universität Jena.
Das Thema des Theaterromans scheint ihn nicht mehr länger zu reizen. Goethe ist seit 1780 Mitglied der Freimaurerloge “Amalia”. Dieser Mitgliedschaft verdankt er viele politische Beziehungen, und so ist klar, dass er auch dieses Thema künstlerisch verarbeitet.
Zusammenarbeit mit Friedrich Schiller
1794 beginnt Goethe wieder intensiv am Wilhelm-Meister-Stoff zu schreiben. Er steht zu diesem Zeitpunkt in enger werdendem Kontakt mit Friedrich Schiller. Diesem schickt er regelmäßig Arbeitsproben. Im Gegenzug liest Goethe die “Wallenstein”-Fassungen Schillers. Dieser intensiven Zusammenarbeit ist es zu verdanken, dass Goethe die Themen aus “Wilhelm Meisters theatralischer Sendung” mit neuen Themen, wie den Freimaurerlogen, verdichtet.
Bis 1795 schreibt er an “Wilhelm Meister”, immer wieder sehr genau auf Schillers Kritik achtend. In diesem Jahr wird der “Wilhelm Meister” zu seinem Hauptfokus. Die Arbeit geht schnell voran und Ende des Jahres werden die ersten der acht Bücher veröffentlicht. Der Rest folgt schließlich 1796.
Novalis Kritik an Goethes Roman
Der Roman wurde grundsätzlich sehr gut aufgenommen - bis heute. Es wurde jedoch auch Kritik geübt, unter anderem von Novalis, der den Tod der poetischen Gestalten Mignon und Harfer sowie den Sieg der Vernunft, also des tätigen Lebens, anprangerte.
Fortsetzung des Werkes in "Willhelm Meisters Wanderjahre"
1821 erscheint “Wilhelm Meisters Wanderjahre”. In diesem Roman löst sich Goethe vom Genre des Bildungsromans und erzählt die Geschichte des Wilhelm Meisters weiter, allerdings auf einem viel persönlicheren Niveau. Wilhelms Geschichte ist dort nur noch Rahmenhandlung.
Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre - Entstehungsgeschichte
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