„Das Parfum“ – Entstehungsgeschichte (Süskind)
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Grundlagen zum Thema „Das Parfum“ – Entstehungsgeschichte (Süskind)
Wie kam Süskind auf diese Geschichte? In diesem Video schauen wir uns die Entstehungsgeschichte von Patrick Süskinds Roman "Das Parfum" einmal näher an. Wir werden gemeinsam einen Blick auf seine zahlreichen Quellen werfen und du wirst sehen, auf welche Werke der Weltliteratur sich der Autor bezieht. Da der 1985 erschienene Roman als prototypischer Text der postmodernen Literatur gilt, liefert das Video auch eine kurze Gegenüberstellung von modernem und postmodernem Schreiben und vermittelt dir Epochen-Grundwissen. Viel Spaß!
Transkript „Das Parfum“ – Entstehungsgeschichte (Süskind)
„Das Parfum“ – Entstehungsgeschichte (Süskind)
Hallo! "Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte."
So beginnt Patrick Süskind seinen Roman "Das Parfum". Er erzählt darin die Lebensgeschichte des Sonderlings Jean-Baptiste Grenouille, der auf der Suche nach dem perfekten Parfum zum Massenmörder wird.
Um diesen Roman und seine Entstehungsgeschichte soll es in diesem Video gehen. Du wirst zunächst wichtige Quellen Süskinds kennenlernen. Danach werfen wir einen Blick auf modernes und postmodernes Schreiben und grenzen es voneinander ab. Los geht’s!
Süskind hat für "Das Parfum" umfangreich recherchiert. Obwohl wenig über den öffentlichkeitsscheuen Autor und seine Arbeitsweise bekannt ist, wissen wir, dass er sich vorab intensiv a) mit der Kulturgeschichte des Parfums, b) der Parfumherstellung und c) der Geschichte Frankreichs auseinandergesetzt hat.
Das Parfumhandwerk lernte Süskind bei einem achttägigen Aufenthalt in der Parfummanufaktur Fragonard in Grasse kennen. Außerdem las er zahlreiche Bücher zum Thema – als Hauptquellen vermutet man Alain Corbins Werk "Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs" und Eugene Rimmels "Das Buch des Parfums".
Es ist auch bekannt, dass Süskind in seiner Pariser Zeit eine Karte vom Paris des 18. Jhds. in seiner Wohnung hängen hatte. Dank seines intensiven Studiums historischer Quellen gibt uns "Das Parfum" so nicht nur einen authentischen Einblick ins Paris der Aufklärung, sondern auch in die hygienischen Verhältnisse der Zeit.
Darüberhinaus sind unzählige Romane, Erzählungen und Märchen zu nennen, welche Süskind gelesen hat. Viele Elemente daraus sind in "Das Parfum" eingeflossen. Jean-Baptiste Grenouille zum Beispiel weist in seiner Hässlichkeit Ähnlichkeiten zu Victor Hugos "Quasimodo" auf, dem Glöckner von Notre-Dame.
Wie "Peter Schlemihl" von Chamisso hat auch Grenouille einen Makel: Wo Peter Schlemihl keinen Schatten hat, hat Grenouille keinen Eigengeruch. Grenouille riecht sich durch die Dunkelheit, ähnlich wie der Goldschmied in E.T.A. Hoffmanns "Das Fräulein von Scuderi" im Dunkeln sehen kann.
Der erste Satz im "Parfum" ist dem Beginn von Heinrich Kleists Novelle "Michael Koolhaas" nachgebildet.
Und selbst der Name Grenouille, zu deutsch "Kröte", verweist nicht nur auf seine Hässlichkeit, sondern auch auf das Märchen vom Froschkönig.
Weitere Bezüge lassen sich herstellen zu Camus' "Der Fremde", Goethes "Faust", "Zauberlehrling" und "Willkommen und Abschied", Eichendorffs "Mondnacht", Günter Grass' "Blechtrommel" und Nietzsches "Also sprach Zarathustra" – und das sind nur einige wenige von ganz vielen Referenzen!
Auch stofflich und motivlich knüpft Süskind an zahlreiche literarische Werke der Weltliteratur an. Zu nennen wären etwa der Kindsmord, die Kaspar-Hauser-Legende, der Prometheusmythos oder die Schöne und das Biest. Von all diesen Werken und Stoffen finden sich Spuren in "Das Parfum", teilweise bis in die Wortwahl hinein. Das setzt eine intensive Beschäftigung Süskinds mit diesen Quellen voraus.
Süskinds Roman “Das Parfum” erschien im Jahr 1985. Im literarischen Epochenmodell zählt man die Literatur der 1980er Jahre zur sogenannten Postmoderne. Doch was ist das eigentlich, die Postmoderne?
Die Postmoderne beschreibt eine Tendenz, welche sich seit Beginn der 1980er Jahre in der Literatur findet. Postmoderne Literatur stellt eine Abkehr von der Moderne dar, daher der Begriff Post-Moderne, also Nach-Moderne.
Die Moderne hast du sicher bereits kennengelernt: Sie begann Ende des 19. Jahrhunderts und äußerte sich in literarischen Strömungen wie dem Expressionismus oder dem Dadaismus. Die Moderne war geprägt durch eine große Experimentierlust und die Suche nach neuen literarischen Ausdrucksmöglichkeiten. Konkret solltest du an Werke wie Döblins "Berlin Alexanderplatz" oder Kafkas "Der Prozess" denken.
Die Autoren der Postmoderne setzen sich jedoch mit ihrer Art des Erzählens deutlich von den Experimenten der Moderne ab. In der Epoche der Postmoderne dominieren traditionelle Erzählformen z. B. ein allwissenden Erzähler. Zudem stehen historische Stoffe und die unterhaltsame Aufbereitung dieser im Fokus postmoderner Literatur. Deshalb kann Süskinds "Parfum" als prototypischer - also besonders typischer - Roman dieser noch jungen Epoche angesehen werden. Gleiches gilt für Umberto Ecos weltbekannten Roman “Der Name der Rose”.
Schön, dass du heute wieder zugeschaut hast! Hoffentlich bist du etwas neugierig geworden auf Süskinds Klassiker der Postmoderne und seinen genial-abscheulichen Protagonisten. Bis bald!
„Das Parfum“ – Entstehungsgeschichte (Süskind) Übung
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Nenne das Erscheinungsjahr des Romans „Das Parfum“ und bestimme die literarische Epoche.
TippsDer Roman erschien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
„Das Parfum“ wurde sowohl in der Deutschen Demokratischen Republik als auch in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht.
Das Werk ist nicht mehr der Epoche der Moderne zuzuordnen.
Lösung„Das Parfum“ wurde 1985 in Zürich veröffentlicht. In den darauffolgenden Jahren erschienen auch Ausgaben in Gütersloh und in Berlin. Deutschland war zu dieser Zeit in die DDR und die BRD aufgeteilt.
Der Roman zeichnet sich durch eine Abkehr von der Moderne aus und wird aufgrund seiner Merkmale zur Postmoderne gezählt. Diese literarische Epoche begann in den 1980er Jahren. Autoren dieser Zeit wollten, anstatt nach neuen Formen zu suchen, mithilfe altbekannter Formen und Ideen etwas Neues schaffen.
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Bestimme die Motive und Stoffe, auf die Süskind in seinem Werk zurückgreift.
TippsEin literarisches Motiv ist eine thematische Einheit, die sich innerhalb von Texten oft mehrmals wiederholt und über sich selbst hinaus Bedeutung für den Text hat.
Stoffe können beispielsweise Mythen, Personen oder geschichtliche Ereignisse sein.
LösungSüskind hat sich beim Schreiben von „Das Parfum“ verschiedener Inspirationen bedient. Hierbei lässt sich unterscheiden zwischen:
- Stoffen, wie zum Beispiel dem Prometheusmythos, der Kasper-Hauser-Legende und der Geschichte von der Schönen und dem Biest.
- Motiven, wie zum Beispiel dem Kindsmord,
- Texten, wie „Pesthauch und Blütenduft“ von Alain Corbin oder „Das Buch des Parfums“ von Eugene Rimmels. Diese Werke sind nicht zu den Motiven und Stoffen zu zählen, auch wenn sie natürlich Quellen der Inspiration für Süskind waren.
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Stelle die Epochen Moderne und Postmoderne einander gegenüber.
TippsPostmoderne bedeutet soviel wie Nach-Moderne.
„Berlin Alexanderplatz“ stammt von Alfred Döblin und wurde 1929 veröffentlicht.
LösungDie Postmoderne folgte zeitlich auf die Moderne und ist durch eine Abkehr von den Zügen dieser Epoche gekennzeichnet. Der Expressionismus und der Dadaismus zählen zu den Strömungen dieser Zeit.
In der Postmoderne suchte man nicht weiter nach neuen Formen des literarischen Ausdrucks, sondern besann sich auf traditionelle Formen. Oft wurden historische Stoffe unterhaltsam aufbereitet.
Bekannte Werke der Moderne sind Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ und Franz Kafkas „Der Prozess“.
Zur Postmoderne zählen Patrick Süskinds „Das Parfum“ oder Umberto Ecos „Der Name der Rose“.
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Ordne die Epoche der Postmoderne literaturgeschichtlich ein.
TippsÜberlege, wann die Epochen zeitlich angesiedelt sind, um sie in eine chronologische Reihenfolge zu bringen.
Lessings Dramen bestimmten die Epoche, die in der Reihenfolge als erstes steht.
Exilliteratur und Expressionismus sind im selben Jahrhundert anzusiedeln.
Der Realismus begann etwa in dem Jahrzehnt, in dem die Romantik endete.
LösungSüskinds „Das Parfum“ ist ein Werk, welches der Postmoderne zugeordnet wird. Diese Epoche beginnt etwa ab 1980. Süskind bezieht sich in seinem Roman jedoch auch auf Werke aus vielen vorangegangenen Epochen:
- Die früheste dieser Epochen wird als Aufklärung bezeichnet. Sie ist im 18. Jahrhundert zu verorten. Lessing war einer der bedeutendsten Autoren dieser Zeit.
- Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts (ca. 1795-1840) wurde durch die Romantik geprägt. Die zweite Hälfte (ca.1848-1890) vom sogenannten Realismus. Diese beiden Epochen gingen fließend ineinander über.
- Im 20. Jahrhundert sind der Expressionismus (ca. 1905-1925) und die Exilliteratur (1930er-1940er) anzusiedeln.
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Gib an, mit welchen Themen sich Süskind bei der Recherche für seinen Roman beschäftigte.
TippsDie Handlung spielt zum Beispiel in Paris, Montpellier und Grasse.
LösungDer Roman handelt von Jean-Baptiste Grenouille, der in Frankreich zum Parfümeur und Mörder wird. Süskind beschäftigte sich deshalb bei seiner Recherche insbesondere mit
- der Geschichte Frankreichs,
- der Herstellung von Parfum und
- der Kulturgeschichte des Parfums.
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Gib an, welche Autoren als Inspiration für Patrick Süskind dienten.
TippsÜberlege, welche Autoren zeitlich als Inspiration in Frage kommen.
Die Werke von französischen Autoren werden als Hauptquellen vermutet.
Die Figur des Quasimodo aus „Der Glöckner von Notre-Dame“ und der Goldschmied aus „Das Fräulein von Scuderi“ haben Süskind inspiriert. Von welchen Autoren stammen sie?
LösungDie konkreten Bezüge zu anderen literarischen Texten bezeichnet man als Intertextualität. Dies ist ein wichtiges Merkmal postmoderner Texte.
Es sind viele Autoren zu nennen, deren Texte Süskind gelesen hat und die ihn beeinflussten. Besonders von französischen Autoren ließ er sich inspirieren, denn:
- Als Hauptquelle werden Alain Corbins „Pesthauch und Blütenduft“ und Eugene Rimmels „Das Buch des Parfums“ vermutet.
- Grenouille weist in seiner Hässlichkeit Ähnlichkeiten zu Victor Hugos Quasimodo auf, dem Glöckner von Notre-Dame.
- Auch Adelbert von Chamisso stammt ursprünglich aus Frankreich, auch wenn er viele Werke auf Deutsch verfasste. Wie Peter Schlemihl aus Chamissos Erzählung „Peter Schlemihls wunderbare Geschichte“ hat auch Grenouille einen Makel: Peter Schlemihl besitzt keinen Schatten und Grenouille hat keinen Eigengeruch.
- Grenouille riecht sich durch die Dunkelheit, ähnlich wie der Goldschmied in E.T.A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“ im Dunkeln sehen kann.
- Auch ein Einfluss von Johann Wolfgang von Goethes „Zauberlehrling“ und „Willkommen und Abschied“ ist zu erkennen.
- Grenouille hat als amoralischer Außenseiter ebenfalls Ähnlichkeit mit dem Protagonisten in Günter Grass' „Die Blechrommel“.
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Cool
Hallo, in „Das Parfum“ gibt es zahlreiche Bezüge zu früheren Texten, so auch zu "Faust", z.B. das "faustische" Streben Grenouilles auf der Suche nach einem immer besseren Parfum und damit verbunden nach einer inneren Harmonie zwischen seinem Ich und der Welt, die z.T. passiven Frauenfiguren, die als Projektionsfläche männlicher Vorstellungswelten fungieren, die verschiedenen Orte, die die Protagonisten während ihrer eigenen Entwicklung durchwandern etc. Ihr findet sicherlich noch weitere Ähnlichkeiten zwischen den beiden Texten.
Beste Grüße
Eure Redaktion
Genau die gleiche Frage wie Lu Sine habe ich mir auch gestellt. Könnt ihr das bitte noch mal hier genauer erklären? Danke :)
Hallo,
du hast gesagt, dass man "Das Parfum" mit "Faust" vergleichen kann. Inwiefern meinst du das?