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„Der Besuch der alten Dame“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Dürrenmatt)

Der Besuch der alten Dame ist eine tragische Komödie von Friedrich Dürrenmatt, die die Themen Gerechtigkeit, Schuld und Rache behandelt. Erfahre, wie die Bewohner von Güllen zwischen Kapital und Moral hin- und hergerissen sind und welchen Einfluss Claire Zachanassian und Alfred Ill auf sie haben. Interessiert? Erfahre mehr im Newsletter!

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„Der Besuch der alten Dame“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Dürrenmatt)
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Grundlagen zum Thema „Der Besuch der alten Dame“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Dürrenmatt)

Der Besuch der alten Dame von Dürrenmatt – Interpretation

Der Besuch der alten Dame ist eine tragische Komödie des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt (1921–1990). Das Stück entstand 1955/1956.

Der Besuch der alten Dame – Aufführungen und Kritiken

Mit Der Besuch der alten Dame gelang Friedrich Dürrenmatt als Autor der große Durchbruch. Die Weltpremiere des Stücks fand am 29. Januar 1956 im Schauspielhaus Zürich statt. Die deutsche Schauspielerin Therese Giehse und der deutsche Schauspieler Gustav Knuth übernahmen die Hauptrollen. Die Kritiken zur Uraufführung waren fast durchweg positiv.

  • Mit Therese Giehse in der Hauptrolle kam das Stück auch nach Deutschland an die Münchner Kammerspiele.
  • Für das Fernsehen inszenierte es der Regisseur Ludwig Cremer mit der deutschen Schauspielerin Elisabeth Flickenschildt als Claire Zachanassian. Danach trat das Stück einen Siegeszug fast um die ganze Welt an.
  • 1959 wurde Der Besuch der alten Dame als bestes ausländisches Stück am Broadway ausgezeichnet.
  • 1976 fand die Premiere in der Sowjetunion statt.

Im Video Der Besuch der alten Dame – Entstehungsgeschichte erfährst du mehr über den zeithistorischen Hintergrund und die literarischen Vorlagen des Stücks.

Der Besuch der alten Dame – Themen und Motive

Was thematisiert Der Besuch der alten Dame? Das Thema Gerechtigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Stück. Im Mittelpunkt der tragischen Komödie stehen außerdem die Spannungsfelder Kapital und Moral sowie Schuld und Rache.

Die Bewohnerinnen und Bewohner Güllens fungieren im Stück als Kollektiv. Sie sind durchschnittliche, biedere Normalbürgerinnen und Normalbürger, die stellvertretend für andere Menschen stehen. Bereits zu Beginn des Stücks neigen sie zu Vorurteilen. So machen sie die jüdische Bevölkerung, Freimaurerinnen und Freimaurer, die Hochfinanz sowie Kommunistinnen und Kommunisten für den wirtschaftlichen Niedergang ihrer Stadt verantwortlich. Nach eigenen Fehlern suchen sie hingegen nicht.

Spannungsfeld – Kapital und Moral

Als die alte Dame Claire Zachanassian kundtut, eine Milliarde an die Kleinstadt Güllen zu zahlen, wenn jemand Alfred Ill tötet, weisen die in Güllen lebenden Menschen das Angebot von sich. Diese Ablehnung beruht jedoch nicht in einer tief verwurzelten Moral. Das zeigt sich darin, dass die Aussicht auf diese Menge Geld die Bürgerinnen und Bürger verleitet, über ihre Verhältnisse zu leben. Gleichzeitig leugnen sie, dass ihr Konsumrausch in Verbindung mit dem Besuch der alten Dame steht. Nach und nach aber beginnen sie, Alfred Ills früheren Verrat an Claire (damals Klara) zu kritisieren. Hier kommt ihre Verlogenheit zum Ausdruck, denn in der Vergangenheit haben sie Klara nicht geholfen.

Die Menschen in Güllen wollen in Der Besuch der alten Dame das in Aussicht gestellte Geld erhalten, aber auch moralisch handeln. Sie wollen also Kapital und Moral. Am Ende siegt jedoch die Macht des Kapitals durch die Ermordung von Alfred Ill, die öffentlich und gemeinschaftlich begangen wird. Um nicht als unmoralisch zu gelten, reden sie sich ein, der Mord geschehe aus Gründen der Gerechtigkeit, also aus moralischen Gründen. Dies zeigt, dass sie zumindest unbewusst Skrupel bei ihrer Tat empfinden.

Interpretation von Der Besuch der alten Dame

Spannungsfeld – Schuld und Rache

Zum Diskurs von Gerechtigkeit gehören auch die Themen Schuld und Rache. Für Claire Zachanassian ist Gerechtigkeit ein käufliches Gut und nichts, was man dem Rechtssystem überlässt. Diese Überzeugung zieht sie aus dem Gerichtsprozess um Alfred Ills Vaterschaft, den sie einst verloren hat. Sie glaubt auch, sich nicht auf die Gesellschaft verlassen zu können, weil diese sie einst verstoßen hat, als sie schwanger war.

Weil sie nicht dem Recht und der Unterstützung der Gesellschaft vertraut, baut sie auf die Kraft des Geldes. Claire will ihre persönliche und emotionale Auffassung von Gerechtigkeit kaufen. Sie nennt ihre Rache „Gerechtigkeit“. Somit gibt sie den Menschen in Güllen die Möglichkeit, den begangenen Mord als gerecht zu empfinden. Die Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner werden damit zu Marionetten der Milliardärin. Durch den zunehmenden moralischen Verfall und die Fremdbestimmtheit können die Güllener diesen Missstand nicht erkennen.

Für Alfred Ill hingegen hat Gerechtigkeit eine andere, persönliche Bedeutung: Die Gerechtigkeit befreit ihn vom Schuldgefühl und von der Angst. Erst unter dem Druck der kapitalistischen Umstände reift in ihm die Einsicht, dass er Schuld auf sich geladen hat. So bekennt er schließlich, dass seine Ermordung gerecht sei. Sein Gewissen steht dabei unter dem Einfluss der Rachegelüste von Claire Zachanassian.

Alfred Ill: Gerechtigkeit … Claire Zachanassian: Gerechtigkeit …
… hat eine persönliche Bedeutung. … ist ein käufliches Gut.
… befreit von Schuld und Angst. … überlässt man nicht dem Rechtssystem.
… entsteht durch Druck. … bietet die Gesellschaft nicht.
… besteht in seiner Ermordung. … lässt sich mit Geld kaufen.

Was will Dürrenmatt mit dem Stück Der Besuch der alten Dame sagen?

Dürrenmatt greift hier die kollektive Selbsttäuschung des modernen Menschen auf. Die Entwicklung der Menschen in Güllen und vor allem ihre Bestechlichkeit stellen eine Kritik am modernen Kapitalismus dar. Die Bewohnerinnen und Bewohner symbolisieren den bestechlichen, moralisch wandelbaren, gierigen Menschentyp, den das kapitalistische Wirtschaftssystem produziert. Dürrenmatts Stück über die Macht des Geldes ist heutzutage immer noch aussagekräftig. Vor allem in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise weist die tragische Komödie Der Besuch der alten Dame ein hohes Maß an Aktualität auf.

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Transkript „Der Besuch der alten Dame“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Dürrenmatt)

Mit “Der Besuch der alten Dame” gelang Friedrich Dürrenmatt der große Durchbruch. Das Stück entstand 1955. Die Weltpremiere fand am 29. Januar 1956 im Schauspielhaus Zürich statt. Therese Giehse und Gustav Knuth spielten die Hauptrollen. Therese Giehse war zu diesem Zeitpunkt bereits vor den Nationalsozialisten aus Deutschland geflohen.

Dürrenmatts Stück über die Macht des Geldes ist heute immer noch erschreckend. Vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Krise weist “Der Besuch der alten Dame” ein hohes Maß an Aktualität auf. Im Mittelpunkt des Stückes steht der Diskurs um Gerechtigkeit und außerdem die Frage, was sich schlussendlich durchsetzen soll: Kapital oder Moral. Die Güllener fungieren im Stück als Kollektiv. Sie sind durchschnittliche, biedere Normalbürger, die stellvertretend für andere Menschen betrachtet werden können.

Die Bürger Güllens neigen schon am Anfang des Stücks zu Vorurteilen. Sie machen Juden, Freimaurer, die Hochfinanz und Kommunisten für den wirtschaftlichen Niedergang ihrer Stadt verantwortlich. Nach eigenem Versagen suchen sie nicht.

Zunächst lehnen sie das Angebot der Zachanassian, eine Milliarde für Ills Tod zu bezahlen, ab. Dies beruht jedoch weniger auf tief verwurzelter Moral. Sie verharmlosen vor Ill ihren ansteigenden Wohlstand und verleugnen, dass dieser mit Ill in Beziehung steht.

Erst mit wachsendem Reichtum kommt Kritik an Ills früherem Verrat Klara gegenüber auf. Hier kommt ihre Verlogenheit zum Ausdruck.

Die Güllener wollen beides: Reichtum und Moral. Am Ende siegt der Kapitalismus: Der Mord geschieht und zwar öffentlich und gemeinschaftlich. Um den moralischen Anschein zu wahren, reden sie sich ein, der Mord geschehe aus Gründen der Gerechtigkeit. Dies beweist, dass sie zumindest unbewusst Skrupel bei ihrer Tat empfinden. Mit „reiner Menschlichkeit“ begründen sie die Ablehnung von Claires Vorschlag und auch den Mord an Ill. Dürrenmatt greift hier die kollektive Selbsttäuschung des modernen Menschen an.

Die Entwicklung der Güllener und vor allem ihre Bestechlichkeit stellt zweifelsohne eine Kritik am modernen Kapitalismus dar. Die Güllener symbolisieren den bestechlichen, moralisch wandelbaren, gierigen Menschentyp, den dieses Wirtschaftssystem produziert.

Zum Diskurs von Gerechtigkeit gehören Schuld und Rache. Für Claire Zachanassian ist Gerechtigkeit ein käufliches Gut. Sie ist nichts, was man dem Rechtssystem überlässt. Diese Lehre zieht sie aus dem Gerichtsprozess um Ills Vaterschaft, den sie einst verlor. Auch auf die Gesellschaft kann sie sich nicht verlassen, denn diese hat die schwangere Klara damals verstoßen.

Wenn Recht und Gesellschaft versagen, bleibt nur noch der Ausweg des Geldes. Claire will ihre persönliche und emotionale Auffassung von Gerechtigkeit kaufen. Sie nennt ihre Rache Gerechtigkeit. Somit gibt sie den Güllenern die Möglichkeit, den begangenen Mord als gerecht zu empfinden. Die Stadtbewohner werden damit zu Marionetten der Milliardärin. Für Ill hingegen hat Gerechtigkeit eine persönliche Bedeutung.

Die Gerechtigkeit befreit ihn vom Schuldgefühl und von der Angst. Erst unter dem Druck der kapitalistischen Umstände reift in ihm die Einsicht, dass er Schuld auf sich geladen hat.

Ill bekennt schließlich, dass seine Ermordung gerecht sei. Sein Gewissen steht dabei unter dem Einfluss von Claire Zachanassian. Die Frage nach Gerechtigkeit wird aus ihrem eigentlichen Kontext herausgelöst. Gerechtigkeit befindet sich hier im Bereich des Kapitalismus und ist käuflich. Durch den zunehmenden moralischen Verfall und die Fremdbestimmtheit können die Güllener diesen Missstand nicht erkennen.

Die Kritiken zur Uraufführung von „Der Besuch der alten Dame“ waren fast durchweg positiv. Man bescheinigte Friedrich Dürrenmatt "einen wirklichen, starken, tragenden Stoff". Mit Therese Giehse in der Hauptrolle kam das Stück nach Deutschland an die Münchner Kammerspiele.

Für das Fernsehen inszenierte Ludwig Cremer es dann mit Elisabeth Flickenschild als Claire. Danach trat das Stück einen Siegeszug um fast die ganze Welt an. 1976 fand die Premiere in der Sowjet-Union statt. 1959 wurde "Der Besuch der alten Dame" als bestes ausländisches Stück am Broadway ausgezeichnet.

5 Kommentare
  1. Die Aussage "Therese Giehse war zu diesem Zeitpunkt bereits vor den Nationalsozialisten aus Deutschland geflohen" legt einem Unkundigen Zuschauer nahe, dass es 1956 noch notwendig war zu fliehen.

    Von Lydia B., vor fast 3 Jahren
  2. Sympatisch man kann sich unterhalten, ne Spaß.
    sind gute Videos drüber, man viel draus lernen

    Von Detlef Troff, vor etwa 5 Jahren
  3. Oh ja ;););))))

    Von Abdosarah, vor mehr als 6 Jahren
  4. super

    Von Steffi Schweizer, vor fast 7 Jahren
  5. Fantastisch , einfach genial!

    Von Steve K., vor mehr als 10 Jahren

„Der Besuch der alten Dame“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Dürrenmatt) Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video „Der Besuch der alten Dame“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Dürrenmatt) kannst du es wiederholen und üben.
  • Gib die Rezeptionsgeschichte von „Der Besuch der alten Dame“ wieder.

    Tipps

    Friedrich Dürrenmatt stammt aus der Schweiz.

    Lösung

    Mit dem Stück „Der Besuch der alten Dame“ gelang Friedrich Dürrenmatt der große Durchbruch. Es erlangte internationale Anerkennung und fand großen Zuspruch, vor allem bei den Kritikern des damaligen Zeitgeistes. In den 50er Jahren, die geprägt waren vom wirtschaftlichen Aufschwung, herrschte eine Mentalität des Materialismus und Geld spielte eine große Rolle. Viele sahen das kritisch und bemängelten den Moralverfall, den auch Dürrenmatt in dem Stück thematisiert. Er verhandelt in dem Werk die Frage nach Gerechtigkeit. „Der Besuch der alten Dame“ entstand 1955. Im Schauspielhaus Zürich (Schweiz) fand im Januar 1956 dann die Uraufführung statt.

  • Ermittle, wovon das Stück handelt.

    Tipps

    Erinnere dich an das Angebot, das Claire Zachanassian den Güllenern macht. In welchen Zwiespalt geraten diese dadurch?

    Friedrich Dürrenmatt übte mit seinem Stück Kritik an der „Mentalität des Materialismus“.

    Lösung
    • Das Stück handelt von der Macht des Geldes.
    Diese Aussage ist korrekt. Claire Zachanassian symbolisiert in dem Stück das Kapital und dessen Einfluss und die Macht auf die Bevölkerung. Die Güllener lassen sich von ihr bestechen und vergessen alle moralischen Vorstellungen, um an Reichtum zu gelangen und ihre finanzielle Situation zu verbessern. Dafür begehen sie sogar einen Mord. Dürrenmatt will zeigen, welche Auswirkungen eine solche Mentalität des Materialismus haben kann und was diese mit den Menschen macht.
    • „Der Besuch der alten Dame“ behandelt die Frage nach den Vorteilen des technischen Fortschritts.
    Diese Aussage ist nicht korrekt. Dürrenmatts Werk „Die Physiker“ behandelt genau diese Frage. Hier geht es um drei Physiker, die sich in einer Nervenanstalt befinden. Einer von ihnen hat eine wissenschaftliche Entdeckung gemacht, deren Veröffentlichung den Untergang der Menschheit bedeuten würde. Es wird diskutiert, ob diese an die Öffentlichkeit getragen werden oder ob der Fortschritt zugunsten der Menschheit zurückgehalten werden sollte.
    • Dürrenmatt diskutiert in dem Stück die Frage, inwiefern das Handeln motiviert ist durch finanzielle oder moralische Gründe.
    Diese Aussage ist korrekt. Die Bewohner*innen von Güllen müssen sich entscheiden, ob sie moralisch korrekt handeln, indem sie Claires Angebot von 1 Milliarde ablehnen, oder sich für das Geld entscheiden und einen Mord begehen.
    • Die wirtschaftliche Krise und der Umgang mit einer solchen im Stück kann auf die heutige Zeit übertragen werden.
    Diese Aussage ist korrekt. Die Stadt Güllen befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise. Mit dem Angebot von Claire Zachanassian bekommen die Bewohner*innen die Chance, sich aus dem finanziellen Ruin zu retten, müssen dafür allerdings eine unmoralische Tat begehen. Dieser Zwiespalt, eine Entscheidung zwischen wirtschaftlichem Erfolg und moralisch korrektem Handeln fällen zu müssen, kann auf viele aktuelle Situationen übertragen werden.
    • Das Stück handelt davon, dass Materialismus und Egoismus wichtiger sind als soziales Denken und Solidarität.
    Diese Aussage ist nicht korrekt. Vielmehr wird die Wahl von Materialismus und Egoismus gegenüber der Solidarität mit einem Menschen kritisiert.
  • Charakterisiere die Güllener.

    Tipps

    Lies dir erst alle Aussagen genau durch. Die Schlüsselwörter sollen beschreiben, welchen Grund es für das jeweilige Verhalten gibt.

    Unter Skrupel versteht man Zweifel darüber, ob das Verhalten mit dem eigenen Gewissen vereinbar oder moralisch vertretbar ist.

    Lösung
    • Schon zu Beginn des Stücks wird deutlich, dass die Güllener von Vorurteilen geprägt sind und einen Sündenbock für die Verhältnisse suchen, in denen sie leben. Sie suchen den Grund für den finanziellen Ruin der Stadt nicht im eigenen Versagen, sondern machen dafür Juden, Freimaurer, die Hochfinanz und Kommunisten verantwortlich.
    • Die Güllener verleugnen, dass der allmählich ansteigende Wohlstand mit Alfred Ill in Beziehung steht. Erst später kritisieren sie diesen für sein früheres Verhalten gegenüber Klara. Spätestens hier wird ihre Verlogenheit deutlich und klar, dass Moral für sie eine untergeordnete Rolle spielt.
    • Gemeinsam bringen die Güllener Alfred Ill schließlich um. Claires Bestechungsversuch war am Ende erfolgreich. Der Kapitalismus siegt damit über die Moral.
    • Die Güllener entschuldigen den Mord an Alfred Ill mit dem Vorwand, aus Gerechtigkeit gehandelt zu haben. Dadurch wird erkennbar, dass sie Skrupel empfinden und ein schlechtes Gewissen aufgrund der Tat haben.
  • Analysiere das Gerechtigkeitsverständnis von Claire Zachanassian.

    Tipps

    Wurde Klara von der Gesellschaft Güllens enttäuscht oder standen die Güllener schon immer hinter ihr?

    Die Presse repräsentiert in dem Stück die Öffentlichkeit.

    Lösung

    • „Ich kenne die Welt [...] Weil sie mir gehört.“ (S. 382)
    Claire ist Milliardärin geworden und hat mit diesem finanziellen Grad die Erfahrung gemacht, dass mit Geld alles zu erreichen ist. Ihr gehört die Welt, weil sie den Einfluss hat, sie nach ihrem Willen zu verändern.

    • „Wo ich heirate, ist immer die Presse dabei. Sie braucht mich, und ich brauche sie.“ (S. 404f)
    Die Öffentlichkeit und damit die Presse hat normalerweise die Aufgabe, sich moralisch korrekt zu verhalten. Im Stück sieht sie allerdings über das unmoralische Verhalten der Güllener hinweg und verschleiert den Mord an Alfred Ill.

    • „Es war Winter, [...] als ich dieses Städtchen verließ [...]. Einwohner grinsten mir nach.“ (S. 417)
    Klara Wäscher wurde damals, als sie unehelich von Alfred Ill schwanger war, von der Gesellschaft Güllens im Stich gelassen und musste die Stadt entehrt verlassen. Dies ist der Grund für ihr heutiges Verhalten und warum sie auf Rache sinnt.

    • „Die Welt machte mich zu einer Hure, und nun mache ich sie zu einem Bordell.“ (S. 417)
    Klara wurde damals von der Welt enttäuscht. Heute hat sie die finanziellen Möglichkeiten, sich alles zu erkaufen; sogar die Gerechtigkeit.

    Quelle: Quelle: Dürrenmatt, Friedrich. Stücke Band 1. Der Besuch der alten Dame. Eine tragische Komödie. Berlin 1983, S. 361-446.

  • Bestimme die Hauptfrage, die in dem Stück „Der Besuch der alten Dame“ verhandelt wird.

    Tipps

    Erinnere dich an das Angebot von Claire Zachanassian an die Güllener. Zwischen welchen beiden Dingen müssen sie sich entscheiden?

    Lösung

    Eine ausschlaggebende Frage, die im Werk „Der Besuch der alten Dame“ diskutiert wird, ist jene, ob sich Kapital oder die Moral durchsetzt.

    Mit dem Angebot von Claire Zachanassian, den Güllenern 1 Milliarde für den Mord an Alfred Ill zu geben, kommen sie in den Konflikt, sich zwischen diesen beiden Polen zu entscheiden. Wählen sie den Reichtum und den finanziellen Gewinn oder handeln sie moralisch korrekt und lassen Ill am Leben?

    Im Stück gewinnt am Ende der Kapitalismus. Dürrenmatt kritisierte damit den Zeitgeist des Materialismus.

  • Charakterisiere die Güllener.

    Tipps

    Warum können die Güllener es sich leisten, Dinge wie neue Schuhe zu kaufen?

    Einst haben die Güllener Klara Wäscher im Stich gelassen. Mit der Aussicht auf finanzielle Besserung solidarisieren sie sich mehr und mehr mit ihr.

    Lösung
    • „[...] helfen Sie armen, schwachen, aber rechtschaffenden Leuten [...]“ (S. 417)
    Die Güllener stellen sich moralisch besser dar, als sie es tatsächlich sind. Die Leser*innen erfahren von Claire Zachanassian, dass die Güllener sie damals, als sie unehelich von Alfred Ill schwanger war, im Stich gelassen haben. Heute machen sie den Anschein, als würden sie die Gerechtigkeit verteidigen, und stellen sich auf Claires Seite. Dies tun sie aber nur des Geldes wegen.
    • „Ein Mädchen ins Unglück stürzen. Pfui Teufel.“ (S. 419)
    Nach und nach verlieren die Güllener ihre Solidarität mit Alfred Ill und stellen sich auf Claires Seite. Sie ignorieren, dass sie diese damals ebenfalls im Stich gelassen haben.
    • „Noch sind wir in Europa, noch sind wir keine Heiden.“ (S. 390)
    Zu Beginn des Stückes sind die Güllener dem Anschein nach noch geschockt von Claires Angebot, Alfred Ill für eine Milliarde umzubringen.
    • „Wenn er Klara bloßstellen will, [...] müssen wir einschreiten. [...] Nicht wegen der Milliarde.“ (S. 419)
    Nach und nach verlieren die Güllener ihre moralischen Vorstellungen, die sie zu Beginn des Stückes noch angepriesen haben. Sie rechtfertigen ihr Verhalten mit der Gerechtigkeit, die hergestellt werden muss, und nicht mit dem finanziellen Aufstieg, der sie erwarten würde, wenn Alfred Ill stirbt.
    • „Man kann doch nicht ewig in den alten Schuhen herumlaufen.“ (S. 396)
    Gegenüber Alfred Ill verleugnen die Güllener, dass sie sich neue Dinge anschaffen, weil sie einen finanziellen Aufschwung erwarten. Dies würde bedeuten, dass sie sich offiziell für seinen Tod entschieden hätten.

    Quelle: Dürrenmatt, Friedrich. Stücke Band 1. Der Besuch der alten Dame. Eine tragische Komödie. Berlin 1983, S. 361-446.

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