„Die Vermessung der Welt“ – Personenkonstellation (Kehlmann)
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Grundlagen zum Thema „Die Vermessung der Welt“ – Personenkonstellation (Kehlmann)
Die beiden Hauptfiguren des Romans „Die Vermessung der Welt“ sind die Wissenschaftler Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. In diesem Video lernst du ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie die ihnen zugeordneten Nebenfiguren kennen. Viel Spaß dabei!
Transkript „Die Vermessung der Welt“ – Personenkonstellation (Kehlmann)
Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt - Personenkonstellation Die beiden Hauptfiguren des Romans "Die Vermessung der Welt" sind die Wissenschaftler Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Beide haben tatsächlich gelebt. Sie sind also historische Figuren in einem historischen Roman. Allerdings folgt der Text der realen Geschichte nicht in allen Punkten. Kehlmann nimmt sich die Freiheit, die Figuren so zu zeichnen, dass sie sich zur Diskussion der Grundfragen menschlichen Daseins eignen. Vergleicht man die beiden Protagonisten, so zeigen sich wenige Gemeinsamkeiten und viele Gegensätze. Sie sind also weitgehend kontrastiv angelegt. Kommen wir zunächst dennoch zu den Gemeinsamkeiten. Sie sind Wissenschaftler und beide an der Vermessung und dem Verstehen der Welt interessiert. Daher auch der Titel des Romans.
Beide sind Kinder der Aufklärung. Das bedeutet, dass sie sich der Kraft des menschlichen Verstandes bewusst sind. Sie stehen für das rationale, also vernunftgesteuerte Denken. Auch sind sie für die Freiheit des Denkens und glauben an den wissenschaftlichen Fortschritt, der den Menschen eine bessere Zeit bringen werde. Sie sind beide ohne religiösen Glauben.
Zu den zahlreichen Unterschieden gehören ihre Herkunft und ihre Familienbeziehungen: Humboldt stammt aus einem wohlhabenden, Gauß aus einem armen Hause. Humboldt ist glücklich angesichts des Todes seiner Mutter, Gauß leidet unter dem Alterungsprozess seiner Mutter.
Sie führen ihr Leben auf sehr unterschiedliche Weise. Humboldt ist ein ständig Reisender. Als Reisegefährten hat er Bonpland. Humboldt ist ein Junggeselle, der sich die Erfüllung seiner homosexuellen Neigung versagt. Gauß ist ein Stubenhocker und als Wissenschaftler ein Einzelgänger. Er begehrt Frauen und sucht Prostituierte auf. Allerdings ist er auch zweimal verheiratet und hat aus beiden Ehen jeweils drei Kinder.
Auch in der jeweiligen Wissenschaftsauffassung unterscheiden sich die beiden sehr stark: Humboldt will Erkenntnis durch konkrete empirische Erfahrung, er nimmt Proben und macht Messungen. Mit den Messergebnissen gibt er sich zufrieden. Gauß hingegen will Theoriegebäude beweisen und abstrakte Erkenntnis gewinnen. Ihn interessieren nicht die Messdaten, sondern die dahinter liegende Erklärung für die Daten. Vor der Zeit der beiden war es üblich, dass Akademiker Universalgelehrte waren, also ein breites Bildungsspektrum abdeckten. Nach ihnen kommt die moderne Wissenschaft auf, in der sich die Wissenschaftler ein spezielleres fachliches Feld suchen. Man kann also sagen, dass Humboldt der letzte Universalgelehrte ist, während Gauß die moderne Wissenschaft begründen hilft. Humboldt ist sehr auf einen positiven Nachruf bedacht. Gauß glaubt, man werde sich später über ihn und seine Zeit lustig machen. Die beiden Wissenschaftler betrachten sich zunächst mit wechselseitiger Kritik, vor allem in Bezug auf ihre Wissenschaftsauffassung. Später kommt es zu mehr Anerkennung. Neben den beiden gegensätzlichen Protagonisten gibt es aber noch weitere Figuren.Gauß und Humboldt sind jeweils zwei Nebenfiguren von Bedeutung zugeordnet. Die Nebenfiguren zu Gauß sind seine Mutter und sein Sohn Eugen. Gauß hängt gefühlsmäßig sehr stark an seiner Mutter. Sie gibt ihm Liebe und Geborgenheit und steht ihm bei. Zu seinem Sohn Eugen hat er ein gestörtes Verhältnis. Es kommt zu Ablehnung und gar zu physischer Gewalt.
Die Nebenfiguren zu Alexander von Humboldt sind Wilhelm von Humboldt und Aimé Bonpland. Alexander von Humboldt fühlt sich seinem älteren Bruder Wilhelm stark unterlegen. Dieser wiederum lässt ihn seine Überlegenheit durch Maßregelungen und Tadel spüren. Wilhelm ist Sprachwissenschaftler und zeigt seinem jüngeren Bruder mitunter offen seine Ablehnung. Aimé Bonpland ist der Begleiter und wissenschaftliche Assistent von Humboldt. Er steht Humboldt ambivalent, also widersprüchlich, gegenüber. Er empfindet sowohl Ablehnung als auch Bewunderung für ihn. Er ist Humboldt unterlegen. Die Nebenfiguren stehen aber auch zu dem jeweils anderen Protagonisten in Beziehung. Carl Friedrich Gauß lehnt die Sprachwissenschaft Wilhelms ab. Dieser wiederum ist neugierig auf Gauß. Alexander von Humboldt hilft Eugen Gauß und rettet ihn. Dafür ist Eugen Gauß ihm dankbar.
Wie an der eingeschränkten Figurenkonstellation deutlich wird, stehen im Roman ganz klar die Leben der Wissenschaftler Gauß und Humboldt im Vordergrund. Man kann den Roman daher auch als fiktive Doppelbiografie bezeichnen.
„Die Vermessung der Welt“ – Personenkonstellation (Kehlmann) Übung
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Gib an, welche Aussagen auf die gemeinsame aufklärerische Haltung von Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß zutreffen.
TippsÜberlege noch einmal, in welcher Epoche das Gefühl im Vordergrund stand.
Worin sehen beide die Freiheit?
LösungAn einigen Punkten wird klar, dass beide Hauptfiguren Kinder der Aufklärung sind:
- Beide stehen für rationales, vernunftgesteuertes Denken ein.
- Die Freiheit des Denkens ist für beide Hauptfiguren wichtig. Ihrer Ansicht nach sind dem Geist keine Grenzen gesetzt.
- Beide glauben an wissenschaftlichen Fortschritt und daran, dass dieser der Menschheit ungemein helfen kann. Demnach würde die Vermessung der Welt eine große Bereicherung für alle Menschen darstellen.
- Die Hauptfiguren sind nicht religiös. Für beide ist Wissenschaft nicht mit Religion vereinbar.
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Gib die unterschiedlichen Wissenschaftsauffassungen von Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß wieder.
TippsAlexander von Humboldt reist nach Südamerika, um dort zu forschen. Hilft dir das weiter?
LösungDer größte Unterschied zwischen Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß liegt in ihren unterschiedlichen Wissenschaftsauffassungen:
- Alexander von Humboldt will Erkenntnis durch konkrete empirische Studien gewinnen. Dafür begibt er sich auf lange Reisen und vermisst und dokumentiert Pflanzen, Land und andere Dinge.
- Carl Friedrich Gauß hingegen interessiert sich für die Theorie. Diese will er beweisen und dadurch abstrakte Erkenntnis gewinnen. Dafür spezialisiert er sich in den Gebieten Mathematik, Physik und Astronomie. Besonders in der Astronomie waren konkrete Beweise noch nicht möglich.
- Alexander von Humboldt war der letzte Universalgelehrte. Außerdem war ihm sein Nachruf sehr wichtig.
- Gauß entspricht eher einem modernen Wissenschaftler, der sich auf spezielle Felder konzentrierte. Ruhm war ihm unwichtig.
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Ermittle, welche der Hauptfiguren in den Sätzen charakterisiert wird.
TippsWenn man ein Stubenhocker ist, ist man meist nicht extrovertiert. Hilft dir das weiter?
LösungBesonders in der Lebensführung sind Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß sehr unterschiedlich.
Folgende Aussagen treffen auf Alexander von Humboldt zu:
- Er legt für seine Forschung auch selbstquälerisches Verhalten an den Tag. Auf seinen Expeditionen trinkt er Gift. Außerdem besteigt er den zur seiner Lebenszeit größten Berg der bekannten Welt. Sein Abenteuerdrang ist nahezu unstillbar.
- Er möchte in allen Bereichen Wissen erlangen. Das reicht von Geographie und Geologie bis hin zur Biologie. Im Bereich der Sprachwissenschaft ist sein Bruder Wilhelm ihm jedoch überlegen.
- Er ist enthusiastisch, wenn es um seine Forschung geht. Damit trifft er nicht immer nur auf Zuspruch seiner Kollegen.
- Er ist introvertiert und oft auch gefühlskalt. Zu seinem eigenen Sohn hat er ein gestörtes Verhältnis. Zudem ist er ein Einzelgänger.
- Er schafft es nur mit Hilfe seiner Intelligenz, Wohlstand zu erlangen. Seine Familie ist mittellos. Trotzdem steigt ihm der Ruhm nicht zu Kopf, da er lediglich an der Forschung interessiert ist.
- Er legt keinen Wert auf Berühmtheit. Die Mathematik, Physik und Astronomie stehen für ihn im Vordergrund.
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Bestimme Zusammenhänge zwischen den Charaktereigenschaften und den Handlungen einzelner Figuren.
TippsÜberlege noch einmal, wer gegenüber seinen Kindern gefühlskalt ist.
Wer ist die einzige Person, die Carl Friedrich Gauß wirklich liebt?
Lösung- Carl Friedrich Gauß reagiert oft aufbrausend. Besonders gegenüber seinem ungeliebten Sohn Eugen, den er mit seiner zweiten Frau Minna zeugte, ist er teilweise sogar gewalttätig. Er kann ihn auch nicht davor bewahren, ins Exil verwiesen zu werden.
- Alexander von Humboldt ist enthusiastisch. Deshalb forscht er auch noch bis ins hohe Lebensalter. Seine letzte Expedition nach Russland ist allerdings kein Erfolg. Spätestens dann fühlt auch er sich mit seinem Alter konfrontiert.
- Mutter Gauß ist eine liebevolle Frau. Sie ist die einzige, die Carl Friedrich beruhigen kann, als seine erste Frau stirbt. Zeitlebens kümmert sie sich um ihren Sohn wie um ein kleines Kind.
- Eugen Gauß ist poetisch und kann sich daher gut mit Friedrich Schiller identifizieren. Das steigert die Verärgerung seines Vaters nur noch mehr.
- Johanna Gauß ist nachtragend. Als Carl Friedrich die Geburt des ersten Kindes verpasst, ist für sie klar, dass sie ihm dies niemals verzeihen wird. Bezeichnend ist auch, dass er ihren Tod ebenso verpasst.
- Wilhelm von Humboldt ist ein Sprachtalent. Deshalb konzentriert er sich anders als sein Bruder Alexander auf die Geisteswissenschaften. Im Alter von fünfzehn Jahre beherrscht er bereits sieben Sprachen.
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Erstelle eine Übersicht der Nebenfiguren mit Blick auf die Zugehörigkeit zu den Hauptfiguren.
TippsÜberlege noch einmal, wessen Bruder Wilhelm ist.
LösungDie Hauptfiguren des Romans sind ganz klar Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Es gibt einige Nebenfiguren, von denen manche wichtigere Rollen spielen als andere:
- Mutter Gauß ist für Carl Friedrich Gauß von großer Bedeutung. Man könnte fast sagen, dass sie die einzige Figur ist, die er wahrhaftig liebt.
- Eugen Gauß und Carl Friedrich Gauß haben außer ihrer Verwandtschaft nicht viel gemeinsam. Die beiden haben ein schwieriges Verhältnis.
- Wilhelm von Humboldt, Alexanders Bruder, ist einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben. In jüngeren Jahren ist ihr Verhältnis von Konkurrenz geprägt.
- Aimé Bonpland ist der opportunistische wissenschaftliche Mitarbeiter Humboldts. Er nimmt die Gelegenheit wahr, mit nach Lateinamerika zu reisen, aber er folgt dabei eher Humboldt, als dass er selbst etwas organisiert.
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Erkläre den Begriff Universalgelehrte/-r unter Berücksichtigung der Figur Alexander von Humboldts.
TippsÜberlege noch einmal, was der Unterschied zwischen Alexander von Humboldts und Carl Friedrich Gauß' Wissenschaftsverständnis ist.
Lösung- Universalgelehrte gab es schon lange Zeit vor Humboldt. So zählt zum Beispiel Aristoteles zu den bekanntesten Universalgelehrten.
- Der Grundgedanke hinter diesem Begriff ist, dass eine Person so viel Wissen wie möglich in vielen Bereichen erlangt.
- Das ist gegensätzlich zum heutigen Wissenschaftsverständnis. Die meisten Akademiker/-innen spezialisieren sich stark in ihrem Fachgebiet.
- Ein/-e Universalgelehrte/-r zeichnet sich durch eine große Vielseitigkeit und Flexibilität in Bezug auf sein/ihr Wissen aus.
- Die wichtigste Voraussetzung ist dabei Wissbegierde, also das Verlangen danach, immer mehr Wissen zu erlangen.
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