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Die Autor*innen
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Kerstin Michel
Dokumentartheater
lernst du in der 11. Klasse - 12. Klasse - 13. Klasse

Grundlagen zum Thema Dokumentartheater

In diesem Video lernst du das Dokumentartheater als eine Dramenform des modernen Theaters kennen. Am Anfang wartet ein kleines Rästel auf dich. Anhand eines Textauschnittes aus einem Dokumentardrama werden dir dann die Merkmale dieser Dramenform gezeigt. Du wirst auch erfahren wann diese Stilrichtung des Theaters entstanden ist und welche Ziele sie verfolgt. Schließlich stelle ich dir noch drei Beispiele des Dokumentartheaters vor. Viel Spaß mit dem Video!

Transkript Dokumentartheater

Hallo, herzlich willkommen zu diesem Video über das Dokumentartheater! Bevor wir richtig loslegen, habe ich ein kleines Rätsel für dich. Was glaubst du: Um welche Artvon Text handelt es sich bei folgendem Ausschnitt und wovon handelt er?

Richter: Frau Zeugin wieviel Schreiberinnen waren in der Abteilung Zeugin 5: Wir waren 16 Mädchen Richter: Was hatten Sie zu tun Zeugin 5: Wir hatten die Totenlisten zu führen Das wurde Absetzen genannt Wir mußten die Personalien den Todestag und die Todesursache eintragen Die beiden Figuren Richter und Zeugin verraten uns schon was über den Rahmen: Wir befinden uns vor Gericht. Offenbar handelt es sich um einen Ausschnitt eines Protokolls einer Gerichtsverhandlung. Der Text gibt das Gespräch zwischen Richter und Zeugin wörtlich wieder. Soviel zur Textart Der kurze Ausschnitt verrät nicht allzuviel über den Inhalt dieser Verhandlung. Deswegen werde ich dir ein wenig helfen. Bei dieser Verhandlung geht es um Verbrechen während der Zeit des Nazi-Regimes in Deutschland.

Man könnte also sagen, der Text dokumentiert diese Gerichtsverhandlung. Er beweist, was damals geschehen ist. Jetzt wunderst du dich bestimmt, was dieses geschichtliche Thema mit Theater zu tun haben soll? Bevor ich dir das erkläre, erfährst du erstmal, was in diesem Video auf dich zukommt: Zunächst wirst du die Definition des Begriffes „Dokumentartheater” kennen lernen, dazu gehören auch Merkmale und das Vorkommen. Anschließend zeige ich dir ein paar Beispiele und dann kommt auch schon die Zusammenfassung.

Als Vorwissen solltest du einige grundlegende Kenntnisse zur Gattung Drama haben. Lösen wir auf: bei unserem Text handelt es sich um ein Ausschnitt aus dem Drama „Die Ermittlung” von Peter Weiss von 1965. Unter diesem Linke kannst du dir weitere Ausschnitte ansehen.

Trotzdem lagen wir mit unseren Vermutungen nicht falsch. Das besondere an diesem Drama ist, dass der Text auf einem tatsächlichen Ereignis basiert: den Frankurter Auschwitz-Prozessen von 1963 bis 1965. Du wirst jetzt denken: „Das ist doch nichts besonderes. Viele Autoren lassen sich von tatsächlich Geschehenem inspirieren.” Doch Peter Weiss übernahm viele der Aussagen wortwörtlich und auch die Figuren entsprechen den Zeugen und Angeklagten der Auschwitz-Prozesse. Bevor wir genauer auf die Merkmale des Dokumentartheaters eingehen, kommt hier erstmal die Definition: Dokumentartheater ist eine „gesellschaftskritische Stilrichtung des modernen Theaters, die politisch relevante Stoffe unter Verwendung von dokumentarischem Material gestaltet”.

Das politisch relevante sind in unserem Fall die Auschwitz-Prozesse, das dokumentarische Material die Protokolle der Prozesse. Zurück zu den Merkmalen: Wir haben schon erfahren, dass das Dokumentartheater sich stark an bekannten Fakten orientiert und dass die Figurenrede oft aus authentischen Texten besteht. Dabei darf die Handlung nicht verfälscht, aber ergänzt werden. Gemäß seinem Namen stützt sich das Dokumentartheater auf Dokumente als Textgrundlage. Formal handelt es sich meist um eine Montage von verschiedenen Szenen.

Entstanden ist es in den 1960er Jahren im Zuge einer zunehmenden Politisierung der Literatur. Vor diesem Hintergrund muss man auch die Ziele betrachten: Zum einen soll das Dokumentartheater auf wichtige Ereignisse aufmerksam machen und zum anderen zur kritischen Analyse der Zeitgeschichte anregen.

Dabei steht der Anspruch auf Authentizität immer im Vordergrund. Nun zu den Beispielen. Das erste hast du ja schon kennen gelernt: „Die Ermittlung” von Peter Weiss handelt von den Frankfurter Auschwitz-Prozessen.

Ein weiterer wichtiger Autor dokumentarischer Theaterstücke ist Ralf Hochhuth. Sein erstes Drama heißt „Der Stellvertreter”. Das Stück behandelt die Haltung der katholischen Kirche gegenüber dem Holocaust.

Auch Heinar Kipphardt schrieb einige Stücke dieser Art. Sein bekanntestes ist „In der Sache J. Robert Oppenheimer”. Oppenheimer war Leiter des sogenannten „Manhattan-Projekts” während des Zweiten Weltkriegs. Dieses Projekt verfolgte den Bau einer Atombombe. Jedoch weigerte Oppenheimer sich am Bau der Atombombe mitzuwirken. Daher wurde an seiner Loyalität gezweifelt und folglich eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet. Kipphardt nutzte für sein Drama die FBI-Protokolle der Verhöre. Diese Beispiele zeigen gut, dass die thematischen Schwerpunkte im Dokumentartheater auf der Aufarbeitung des Dritten Reiches, des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit liegt.

Fassen wir zusammen: Beim Dokumentartheater handelt es sich um eine gesellschaftskritische Stilrichtung des modernen Theaters, die politisch relevante Stoffe unter Verwendung von dokumentarischem Material gestaltet.

Die Handlung orientiert sich an historischen Ereignissen, authentische Texte sind oft Grundlage für die Figurenrede. Ziel ist die kritische Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte. Dabei steht der Anspruch auf Authentizität immer im Vordergrund. Das war’s von mir. Viel Spaß beim Lernen! Kerstin

1 Kommentar
  1. Mega

    Von Johanna B., vor fast 4 Jahren

Dokumentartheater Übung

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  • Definiere den Begriff des Dokumentartheaters.

    Tipps

    Das Dokumentartheater knüpft an das politische Theater der 20er Jahre an. Welche zentralen Themen wurden dort behandelt?

    Lösung

    Das politische Theater entwickelte sich bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts unter Einfluss der russischen Theateravantgarde. Ein Vertreter dieser Richtung war beispielsweise Erwin Piscator. Mit der Politisierung der Literatur in den 60er Jahren entwickelten Autoren wie Peter Weiss und Heinar Kipphardt dann das Dokumentartheater und aktualisierten damit das politische Theater. Das Dokumentartheater setzt sich mit politischen und historischen Themen auseinander und will die Zeitgeschichte kritisch hinterfragen. Die Autoren nutzen dabei echte Dokumente als Textgrundlage. Dabei steht die Authentizität immer im Vordergrund.

  • Beschreibe die Merkmale des Dokumentartheaters.

    Tipps

    Die Autoren des Dokumentartheaters wollen mit ihren Stücken gesellschaftsrelevante Themen aufgreifen und haben eine kritische Auseinandersetzung mit dem Zeitgeschehen zum Ziel. Authentizität steht dabei im Vordergrund. Wie erreichen sie diese am besten?

    Lösung

    • Die Autoren des Dokumentartheaters orientieren sich an bekannten Fakten.
    • Die Figurenrede wird auf Basis von authentischen Texten erstellt.
    • Die Autoren des Dokumentartheaters nutzen non-fiktionale Dokumente als Textgrundlage.
    • Die Handlung im Dokumentartheater darf nicht verfälscht, jedoch ergänzt werden.
    Peter Weiss schreibt 1968 folgendes über die Merkmale des dokumentarischen Theaters:

    „Das dokumentarische Theater ist ein Theater der Berichterstattung; Protokolle, Akten, Briefe, statistische Tabellen, Börsenmeldungen, Abschlußberichte von Bankunternehmen und Industriegesellschaften, Regierungserklärungen, Ansprachen, Interviews, Äußerungen bekannter Persönlichkeiten, Zeitungs- und Rundfunkreportagen, Fotos, Journalfilme und andere Zeugnisse der Gegenwart bilden die Grundlage der Aufführung. Das dokumentarische Theater enthält sich jeder Erfindung, es übernimmt authentisches Material und gibt dies, im Inhalt unverändert, in der Form bearbeitet, von der Bühne aus wieder. Im Unterschied zum ungeordneten Charakter des Nachrichtenmaterials, das täglich von allen Seiten auf uns eindringt, wird auf der Bühne eine Auswahl gezeigt, die sich auf ein bestimmtes, zumeist soziales oder politisches Thema konzentriert. Diese kritische Auswahl und das Prinzip, nach dem die Ausschnitte der Realität montiert werden, ergeben die Qualität der dokumentarischen Dramatik. [...]“

    Quelle: Weiss, Peter: Notizen zum dokumentarischen Theater, 1968. URL: http://www.pohlw.de/literatur/theater/doku-txt1.htm [Zugriff am 16.10.2015].

  • Bestimme, welche Textauszüge zum Dokumentartheater gehören.

    Tipps

    Welches Ziel haben die Texte des Dokumentartheaters und welche Mittel setzen die Autoren dazu ein?

    Lösung

    Die Texte 1 und 4 zählen zum Dokumentartheater. Der erste Text ist von Peter Weiss „Die Ermittlung“ und der vierte Text ist von Heinar Kipphardt und heißt „In der Sache J. Robert Oppenheimer“.

    Beide Texte erzählen eine Gerichtsverhandlung. Im ersten geht es um die Verbrechen an den Juden während des 2. Weltkrieges und der vierte Text setzt sich kritisch mit den Befragungen von Wissenschaftlern während der McCarthy-Ära auseinander. Beide Stücke haben reale historische Ereignisse zum Thema und setzen sich kritisch mit der jüngeren Vergangenheit und der Zeitgeschichte auseinander.

    Die beiden anderen Texte sind von Goethe (Text 2) und Schiller (Text 3) und lassen schon aufgrund der sprachlichen Gestaltung sowie der darin vorkommenden Figuren wie beispielsweise des Geistes den Schluss zu, dass es hier nicht um die Rekonstruktion von historischen Ereignissen geht, sondern mit poetischen und ästhetischen Mitteln eine rein fiktive Geschichte dargestellt wird.

    Quellen:

    • Text 1: Weiss, Peter: Die Ermittlung, URL: http://www.spiegel.de/einestages/peter-weiss-theaterstueck-die-ermittlung-zum-auschwitz-prozess-a-951421-2.html [Abgerufen am 16.10.2015].
    • Text 2: Goethe, Johann Wolfgang von : Faust I, URL: http://gutenberg.spiegel.de/buch/faust-eine-tragodie-3664/4 [Abgerufen am 16.10.2015].
    • Text 3: Schiller, Friedrich: Die Räuber. URL: http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-rauber-3339/3 [Abgerufen am 16.10.2015].
    • Text 4: Kipphardt; Heinar: In der Sache J. Robert Oppenheimer. URL:http://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/350470_0322_Kipphardt_Oppenheimer.pdf [Abgerufen am 16.10.2015].

  • Bestimme mithilfe der Textbeispiele die zentralen Themen des Dokumentartheaters.

    Tipps

    Das Dokumentartheater entwickelte sich insbesondere in einer Zeit, in der eine Politisierung der Literatur stattfand. Welche Themen spielten bedingt durch die historischen Ereignisse eine Rolle in der kulturpolitischen Debatte der 1960er Jahre?

    Lösung

    In den 1960er Jahren fand eine größere Auseinandersetzung mit zeitkritischen Themen in der Literatur statt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Aufbau des Landes in den 1950er Jahren begannen die Autoren, sich zum Beispiel sehr kritisch mit der Generation ihrer Väter auseinanderzusetzen. Die Schuldfrage nach der Verantwortung für die Verbrechen wurde gestellt. Dieses Thema spiegelt sich auch in den Texten dieses Jahrzehnts wider wie beispielsweise im Werk „Die Ermittlung“ von Peter Weiss (Text 1).

    Weitere zentrale Themen waren:

    • die Verbrechen der Kirche im Nationalsozialismus wie beispielsweise in Rolf Hochhuths Werk „Der Stellvertreter“ (Text 2) sowie
    • die Auseinandersetzung mit einer atomaren Bedrohnung und der Verantwortung der Wissenschaft wie beispielsweise in Heinar Kipphardts Werk „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ (Text 3).
    Die Stücke beruhten auf realen Fakten und stellten oftmals auch reale Personen dar. Ereignisse wurden mit Hilfe von originalen Materialien und Quellen rekonstruiert und vom Autor zu einer Gesamtheit montiert.

    Quellen:

    • Text 1: Hochhuth, Rolf: Der Stellvertreter. Ein christliches Trauerspiel. Reinbek bei Hamburg 1967. S. 80 ff.
    • Text 2: Weiss, Peter: Die Ermittlung, URL: http://www.spiegel.de/einestages/peter-weiss-theaterstueck-die-ermittlung-zum-auschwitz-prozess-a-951421-2.html [Abgerufen am 16.10.2015].
    • Text 3: Kipphardt; Heinar: In der Sache J. Robert Oppenheimer. URL:http://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/350470_0322_Kipphardt_Oppenheimer.pdf [Abgerufen am 16.10.2015].

  • Nenne Autoren des Dokumentartheaters.

    Tipps

    Welche Autoren wirkten vor allem in den 1960er Jahren?

    Lösung

    Die Autoren, die zu den Vertretern des Dokumentartheaters zählen, sind:

    • Peter Weiss (1916-1982): „Die Ermittlung“
    • Rolf Hochhuth (1931): „Der Stellvertreter“
    • Heinar Kipphardt (1922-1982): „In der Sache J. Robert Oppenheimer“
    Alle drei Autoren nutzen originale Quellen wie Berichte, Protokolle und Interviews, um eine größtmögliche Authentizität in ihren Stücken zu erreichen. Mit dem Dokumentationstheater wollten sie einen kritischen Blick auf politische, zeitgeschichtliche Themen werfen.

    • Bertolt Brecht (1898-1956) ist der Begründer des epischen Theaters und Autor zahlreicher Dramen wie beispielsweise „Der gute Mensch von Sezuan“ oder „Der kaukasische Kreidekreis“.
    • Arno Holz (1863-1929) ist vor allem als Vertreter des Naturalismus bekannt. Zwei seiner bekanntesten Werke, „Papa Hamlet“ und „Die Familie Selicke“, schrieb er mit dem Autor Johannes Schlaf zusammen.
    • Ernst Weiß (1828-1940) war ein jüdischer Arzt und Schriftsteller, der 1928 unter anderem dem Adalbert-Stifter-Preis erhielt.
  • Erläutere anhand des Kommentars von Peter Weiss, was die Qualität des Dokumentartheaters ausmacht.

    Tipps

    Das Dokumentartheater möchte aufklären und politisch erziehen. Wird daher eher Wert auf Form oder Inhalt gelegt?

    Lösung

    In Peter Weiss „Notizen zum dokumentarischen Theater“ erläutert der Autor Merkmale, Qualitätsansprüche und Techniken des Dokumentartheaters.

    Die Qualität des Dramas hängt laut Peter Weiss insbesondere davon ab:

    • welche Materialien und Quellen der Autor nutzt.
    • wie er die Vielzahl an Quellen sortiert und zusammenfasst.
    • wie er die Quellen und Materialien montiert.
    • ob und wie er die Muster sichtbar machen kann, die er kritisiert.
    Quelle: Weiss, Peter: Notizen zum dokumentarischen Theater, 1968. URL: http://www.pohlw.de/literatur/theater/doku-txt1.htm [Abgerufen am 16.10.2015].

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