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Deutsch-Team
Exilliteratur
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Grundlagen zum Thema Exilliteratur

Was genau bedeutet es für einen Schriftsteller im Exil zu sein? Während des Zweiten Weltkriegs mussten viele Autoren Deutschland verlassen und versuchten vom Ausland aus Widerstand zu leisten. Erfahre in diesem Video alles Wissenswerte über die unter extremen Bedingungen entstandene Exilliteratur. Du lernst die wichtigsten Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker der Epoche sowie ihre Werke kennen. Alles beginnt mit einer großen nationalen Bücherverbrennung - klick dich jetzt rein!

Transkript Exilliteratur

Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner. Mit sogenannten Feuersprüchen werfen die Studenten die Bücher in das Feuer. 20.000 Exkremente überhitzter Phantasten verbrennen allein in Berlin.

Es ist der 10. Mai 1933, als auf dem Opernplatz und in 21 anderen deutschen Universitätsstädten groß inszenierte öffentliche Bücherverbrennungen stattfinden. Die NSDAP mit ihrem Vorsitzenden Adolf Hitler will die deutschen Büchereien “säubern”. Sie haben schwarzen Liste von 250 vor allem jüdischen, aber auch pazifistischen und marxistischen Schriftstellern erstellt. Darunter unter anderen Alfred Döblin, Robert Musil, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud und Karl Marx.

“Wider den undeutschen Geist”

“Wider den undeutschen Geist” lautet das Motto. Die große nationale Verbrennungsaktion wird in alle Haushalte übertragen und von der Presse unterstützt. Danach beginnt eine große Auswanderungswelle. Mehr als eine halbe Million Menschen werden von den Nationalsozialisten aus Deutschland vertrieben. Darunter ca. 2.500 Schriftsteller und Publizisten. Es beginnt die Ära der deutschen Exilliteratur.

Die deutsche Exilliteratur

Das Wort Exil leitet sich vom lateinischen exilium = Verbannung ab. Die Exilliteratur wird auch als Emigrantenliteratur bezeichnet und umfasst sämtliche Werke von Schriftstellern, die unfreiwillig Zuflucht in der Fremde suchen müssen, weil ihre Person oder ihr Werk im Heimatland bedroht ist.

Der Großteil der Exilliteratur besitzt einen politischen Charakter. Aus dem Heimweh einiger Autoren entstehen aber auch Naturgedichte und Liebeslyrik. Die während des Dritten Reichs entstehende Exilliteratur ist vor allem die Literatur der Gegner des Nationalsozialismus.

Die Auswanderungswelle

Viele Autoren suchen nach 1933 zunächst in europäischen Ländern Zuflucht, doch nach Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 müssen sie auch aus Österreich, Frankreich und den Niederlanden fliehen. Neben Paris, Amsterdam, Stockholm, Zürich werden deshalb Moskau, New York und Mexiko zu Zentren der deutschen Exilautoren.

Dort werden die Exilanten mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert:
- Hoffnungslosigkeit auf baldige Rückkehr
- Kein Kontakte zum Heimatland
- Verlust der deutschen Sprache und Trennung von Publikum und europäischer Kultur.

Gegen den Nationalsozialismus

Zudem schränken die äußerst geringen Veröffentlichungsmöglichkeiten die Arbeit und Wirkung der Schriftsteller und Publizisten drastisch ein. Die meisten leben isoliert unter materiell dürftigsten Bedingungen.Die in der Welt verstreuten Exilautoren erkennen, dass sie nur gemeinsam gegen den Nationalsozialismus protestieren können.

Entstehung antifaschistischer Verlage

Sie verbindet die Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten und der Anspruch, das “andere Deutschland” zu repräsentieren. Unter schwierigen Bedingungen gründen sie Verlage. In zwölf Jahren erscheinen über 400 Exilzeitschriften mit dem Zweck, antifaschistisch eingestellte Schriftsteller zu vereinigen.

Heinrich Mann und viele seiner Kollegen sind der Auffassung, dass in Wirklichkeit nur antifaschistische Literatur die einzige deutsche Literatur sei. Und die hat demnach zwei Aufgaben: Sie soll die Welt über Nationalsozialisten aufklären und den Widerstand in Deutschland unterstützen.

Manifeste, Tarnschriften, Flugblätter

Andere Schriftsteller versuchen, direkt gegen das Dritte Reich zu kämpfen, in dem sie wie zum Beispiel Thomas Mann Radioreden aus den USA halten, Manifeste, Flugblätter oder Tarnschriften veröffentlichten. Die antifaschistische Tarnschrift wird mit falschem Umschlagtitel und fingiertem Impressum ins Dritte Reich eingeschleust - zum Schutz der Leser und Verbreiter.

Die Erzählprosa

Dominierende Gattung in der Exilliteratur aber ist tatsächlich die Erzählprosa: Es entstehen zeitgeschichtliche Romane, je nach Schauplatz der “Deutschlandroman” oder der “Exilroman”. Im Deutschlandroman schlagen sich Erlebnisberichte, Reportagen und Dokumentationen literarisch nieder. Das berühmteste Beispiel des Exilromans ist Anna Seghers´ Transit.

Darin entwickelt sich der deutsche Ich-Erzähler von einem heimat- und ziellos herumirrenden Flüchtling zu einem Antifaschisten, der sich zu Frankreich verbunden fühlt. Gegen Ende der Exilliteraturepoche bilden sich die Autobiographie und der Familien- oder Generationenroman und die Deutschland-Allegorie heraus.

Als bedeutendster historischer Roman des Exils gilt Henri Quatre von Heinrich Mann: Ausgestattet mit Macht, jedoch zur Güte neigend, ringt Henri um Einheit und Größe seiner Nation. Auf dem Weg zu seiner menschlichen Vollendung stellt die Hauptfigur das Ideal von Heinrich Mann dar. Berühmt ist auch Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz. In ihrem Werk um das tägliche Leben im Dritten Reich werden sieben Kreuze zur Hinrichtung für sieben entflohene Häftlinge aufgestellt. Doch das siebte Kreuz bleibt frei, denn einer kann fliehen – ein Symbol des Widerstandes in Deutschland.

Der letzte Satz des Romans lautet: Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können, bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, dass es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar.

Brechts Lehrtheater

Für Dramatiker war die Exilsituation besonders schwierig - was sie schrieben, blieb mit ein paar Ausnahmen ohne Aussicht auf Aufführung. Bertolt Brecht hatte für die Exilliteratur eine wichtige Bedeutung. Er entwickelte die Form des Lehrtheaters. Stücke wie Der gute Mensch von Sezuan, Mutter Courage und ihre Kinder und Leben des Galilei begründen seinen Weltruhm.

Die innere Emigration

Deutschland nie verlassen haben dagegen Exilschriftsteller wie Gottfried Benn und Erich Kästner - sie haben sich in die innere Emigration zurückgezogen, d.h. sie sind in Deutschland geblieben, haben sich aber ebenso vom Nationalsozialismus distanziert. Die deutsche Exilliteratur beginnt mit den Bücherverbrennungen des NS-Regimes, aber sie endet nicht mit Kriegsende. Aus verschiedenen Gründen setzte die Aufarbeitung der Erfahrung Exil erst mit zeitlicher Verzögerung ein.

Ein Großteil der in der Emigration entstandenen Literatur kam also erst lange nach 1945 zur Veröffentlichung - oder bis heute nicht. Weitaus häufiger ist ein anderer Fall: Die extremen (Über-)Lebensbedingungen verhinderten das Entstehen literarischer Texte. Und nicht wenige Exilautoren begingen Selbstmord - unter anderem Ernst Toller, Walter Benjamin, Kurt Tucholsky und Stefan Zweig.

3 Kommentare
  1. Das ist ein ganz wertvolles Video. Toll gemacht! Vielen Dank!

    Von A Anoma, vor fast 3 Jahren
  2. Vielen Dank für deinen Kommentar. Wir freuen uns, dass dir das Video gefällt. Probiere auch die Übungen aus, in denen du dein Wissen testen und anwenden kannst.

    Beste Grüße
    Die Deutschredaktion

    Von René P., vor mehr als 9 Jahren
  3. super tolles Video! Danke ;)

    Von Magoosy M, vor mehr als 9 Jahren

Exilliteratur Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video Exilliteratur kannst du es wiederholen und üben.
  • Definiere die deutsche Exilliteratur des 20. Jahrhunderts.

    Tipps

    Exil bedeutet so viel wie Verbannung.

    Die Exilliteratur ist unabdingbar mit der Regierungszeit Adolf Hitlers und dessen restriktiver Kulturpolitik verbunden.

    Lösung
    • Die deutsche Exilliteratur ist Literatur, die während Adolf Hitlers Machtperiode (1933-1945) von Gegnern des Nationalsozialimus im Ausland verfasst wurde.
    • Das Wort Exil kommt vom lateinischen Begriff exilium = Verbannung.
    • Die Exilliteratur ist Emigrantenliteratur, denn sie umfasst die Werke von Autoren, die unfreiwillig ins Ausland gehen müssen, weil ihre Person oder ihr Werk im Heimatland bedroht ist.
    • Exilliteratur ist meist politische Literatur. Bedingt durch Heimweh und Sehnsucht nach den Liebsten schreiben einige Autoren aber auch Naturgedichte und Liebeslyrik.
    • Die Hauptgattungen sind dennoch Epik und Dramatik.
  • Fasse Probleme und Ziele der Exilautoren zusammen.

    Tipps

    Das Losgelöstsein von Heimat, Sprache und liebgewonnen Menschen erschwerte die Lage der Exilautoren.

    Ihr schriftstellerisches und politisches Wirken ist eng verbunden mit der Gegnerschaft zum Nationalsozialismus und dessen Werten.

    Lösung

    Die Exilautoren waren vor eine Menge Probleme gestellt, die ihr Leben und ihre Arbeit beeinflussten. Sie wollten dennoch Werke verfassen und nutzten ihre schriftstellerischen Fähigkeiten, um bestimmte Ziele umzusetzen. Kenntnisse über ihre Ziele und Probleme während der Zeit im Exil helfen dabei, die Texte besser zu verstehen.

    Die Probleme der Exilautoren entstanden vor allem dadurch, dass die Autoren ihr Heimatland verlassen mussten. Sie lebten in Ländern, in denen kein Deutsch gesprochen wurde, fern von der europäischen Kultur. Bedingt durch die Bedrohung durch die Nationalsozialisten sahen sie meist keine Chance, in die Heimat zurückzukehren. Sie hatten außerdem häufig nicht die Möglichkeit, ihre Werke zu veröffentlichen und mussten in ärmlichen Verhältnissen leben.

    Ihre Ziele stehen in engem Zusammenhang mit ihrer Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. Sie wollten zeigen, dass nicht alle Deutschen Faschisten sind. Als Autoren mit gleichen Problemen und Interessen verbündeten sie sich, um die Welt über die Machenschaften der Nationalsozialisten aufzuklären und so auch den Widerstand in ihrem Heimatland zu stärken.

  • Nenne die Zentren der deutschen Exilautoren im Ausland.

    Tipps

    Achte auf die Rechtschreibung und trage die Städtenamen ohne Anführungszeichen in die Lücken ein.

    Lösung

    Nach der Bücherverbrennung im Mai 1933 suchten viele deutsche Autoren Zuflucht in anderen Ländern. Häufig sammelten sie sich in den europäischen Hauptstädten Paris, Stockholm, Zürich und Amsterdam. Dort hatten manche von ihnen Verwandte oder Freunde, bei denen sie unterkommen konnten. Außerdem trafen sie hier auf andere Autoren mit dem gleichen Schicksal und bildeten Gruppen, um ihre Interessen gemeinsam durchzusetzen.

    Doch bald fühlten sich viele auch dort nicht mehr sicher und gingen ins Exil nach Moskau, New York oder Mexiko. Hier waren sie meist vor noch größere Probleme gestellt, die unter anderem durch den anderen Kulturkreis und die größere Entfernung zur Heimat bedingt waren.

  • Ordne die Exilliteratur literaturhistorisch ein.

    Tipps

    Naturalismus und Expressionismus werden durch die Jahrhundertwende zeitlich getrennt.

    Der Realismus wurde von der bürgerlichen Revolution 1848 eingeleitet.

    Lösung
    1. Das Jahr 1848 wird als Beginn des poetischen bzw. bürgerlichen Realismus datiert, da hier die bürgerliche Revolution als einschneidendes historisches Ereignis stattfand.
    2. Aus dem Realismus ging anschließend der Naturalismus hervor, der von etwa 1880 bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts anhielt. Hier wurde die Wirklichkeitsdarstellung auf die Spitze getrieben und sich dem Negativen und Hässlichen zugewandt, was im Realismus noch ausgespart wurde.
    3. Auf den Naturalismus folgte der Expressionismus, der bis etwa 1925 datiert ist.
    4. Mit Adolf Hitlers Machtergreifung und der Bücherverbrennung von 1933 setzte eine Auswanderungswelle von Autoren ein, die dann in anderen Ländern Exilliteratur schrieben. Die Exilliteratur ist demnach zwischen dem Expressionismus und der Literatur danach zu verorten. Zeitgleich zur Exilliteratur wurde Trümmerliteratur und Literatur der inneren Emigration verfasst.
    5. Daran schließt sich von 1949 bis 1989 die Literatur der DDR (bzw. der BRD) an.
    6. Die sogenannte Postmoderne begann als literarische Epoche im ausgehenden 20. Jahrhundert.
  • Nenne ein historisches Ereignis, welches dazu führte, dass zahlreiche Schriftsteller ins Exil gingen.

    Tipps

    Das gemeinte Ereignis fand in mehr als 20 deutschen Städten statt.

    Achte auf die Rechtschreibung.

    Lösung

    Am 10. Mai 1933 wurden in vielen deutschen Städten öffentlich Bücher verbrannt. Das Ereignis ging als sogenannte Bücherverbrennung in die Geschichte ein. Es handelte sich um Bücher von jüdischen, pazifistischen und marxistischen Autoren. Die nationale Verbrennungsaktion wurde in alle Haushalte übertragen und von der Presse unterstützt.

    Danach begann eine große Auswanderungswelle. Mehr als eine halbe Million Menschen wurden von den Nationalsozialisten aus Deutschland vertrieben. Darunter ca. 2.500 Schriftsteller und Publizisten. Dies war der Beginn der deutschsprachigen Exilliteratur.

  • Ordne die Werke und Autoren der Exilliteratur den Gattungen Epik oder Dramatik zu.

    Tipps

    Romane gehören zur Gattung der Epik.

    Theaterstücke gehören zur Gattung Drama.

    Einer der Autoren entwickelte mit dem Lehrtheater und dem Epischen Theater bedeutende Formen des Dramas.

    Lösung

    Die dominierende Gattung der Exiliteratur ist die Epik. Es entstehen zeitgeschichtliche Romane wie der Deutschlandroman und der Exilroman. Eines der bekanntesten Beispiele für einen Exilroman ist Anna Seghers' „Transit“. Gegen Ende der Epoche der Exilliteratur entstehen vor allem Autobiografien und Familien- oder Generationsromane. Als bedeutendster historischer Roman des Exils gilt „Henri Quatre“ von Heinrich Mann. Ebenso von Bedeutung ist Anna Seghers' Roman „Das siebte Kreuz“.

    Im Exil wurden aber auch Dramen geschrieben. Dramatiker waren durch die Exilsituation vor besondere Probleme gestellt, denn ihre Stücke wurden nicht aufgeführt. Bertolt Brecht spielte für die Exilliteratur eine wichtige Rolle. Er entwickelte die Form des Lehrtheaters. Zu seinen Dramen zählen „Der gute Mensch von Sezuan“, „Mutter Courage und ihre Kinder“ und „Leben des Galilei“.

    Die Lyrik hatte keine große Bedeutung im Exil. Einige Autoren verfassten aber Liebes- und Naturlyrik. Hier drückten sie beispielsweise die Sehnsucht nach ihren Liebsten und dem Heimatland aus.

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