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Das Zeitalter der Aufklärung

Das Zeitalter der Aufklärung, oft symbolisiert durch einen Sonnenaufgang, markiert eine bedeutende Epoche in der europäischen Geschichte, gekennzeichnet durch die Förderung von Vernunft, Wissenschaft und individueller Freiheit. Sie entstand als Reaktion auf die vorhergehende Zeit der Unwissenheit und Autoritätsgläubigkeit und wurde geprägt durch bedeutende Denker wie Immanuel Kant, Jean-Jacques Rousseau und John Locke.

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Lerntext zum Thema Das Zeitalter der Aufklärung

Das Zeitalter der Aufklärung

Du hast bestimmt schon einmal einen Sonnenaufgang beobachtet. Die Sonne erhellt nach und nach zunächst den Horizont, dann alles, was ihr Licht erreichen kann. Nachdem du diesen Text gelesen hast, wirst du vielleicht verstehen, warum der Sonnenaufgang ein sehr gängiges Symbol für das Zeitalter der Aufklärung war. Im übertragenen Sinn ist den Menschen durch die Aufklärung nämlich ein Licht aufgegangen. Inwiefern sie sich vorher in Dunkelheit befanden und dann eine Erleuchtung ausgelöst wurde sowie welche Auswirkungen sie hatte, erfährst du in diesem Text.

Was ist eine Epoche?
Du wirst im folgenden Text häufig den Begriff Epoche lesen. Eine Epoche ist ein großer geschichtlicher Zeitabschnitt, der durch bestimmte Persönlichkeiten, Ereignisse oder eine Idee geprägt war.

Aufklärung – Ausgangslage

„Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ – diesen Leitspruch der Aufklärung verfasste Immanuel Kant, einer der bekanntesten Philosophen des 18. Jahrhunderts, in dem die Epoche der Aufklärung anbrach. In unserer heutigen Zeit wundert man sich zunächst über diesen Satz. Denn es erscheint uns ja absolut normal, seinen Verstand zu benutzen.

In der Zeit vor der Aufklärung war das aber nicht so. Es war notwendig, den Menschen klarzumachen, dass sie einen eigenen Verstand haben, der ihre Entscheidungen leiten sollte. Bevor sich aber diese bahnbrechende Neuerung im 18. Jahrhundert durchsetzte, waren es die Menschen weitestgehend gewohnt, nicht eigenständig über ihr Leben, ihre Herrschaftsform oder ihre Religion zu entscheiden. Zuvor war man davon ausgegangen, dass Gott für das eigene Leben verantwortlich war. Da ein großer Teil der Bevölkerung ungebildet war und nicht lesen und schreiben konnte, konnte dieser Glaube durch die Kirche leicht aufrechterhalten werden.

Die Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg und die Reformation waren erste wichtige Ereignisse, die die Allmacht Gottes und das niedrige Maß an Bildung der Bevölkerung ins Wanken brachten. Gleichzeitig bauten aber nahezu alle Machtverhältnisse in Europa auf dem sogenannten Gottesgnadentum auf. Im Absolutismus herrschten Kaiser und Könige ohne Machteinschränkung auf Basis einer angeblichen göttlichen Legitimierung​. Die Kirche unterstützte die Unterdrückung der Bevölkerung, da sie damit ihre eigene Macht sicherte. Die Anhängerinnen und Anhänger der Aufklärung sahen es nun als ihre Aufgabe an, in eine dunkle Zeit, die von Unwissen, Vorurteilen und Unfreiheit geprägt gewesen sei, Licht zu bringen. Das Zeitalter der Vernunft hatte begonnen.

Wie bereits erwähnt spielt das Licht in der Epoche der Aufklärung eine wichtige Rolle. In England hieß die neue Geisteshaltung dementsprechend auch Enlightenment (Erleuchtung) und im Französischen verwendet man den Ausdruck Siècle des Lumières (Zeitalter der Lichter).

Aufklärung – Merkmale

Das Zeitalter der Aufklärung hängt also eng mit der Erkenntnis zusammen, dass die eigene Vernunft den Menschen helfen sollte, ihre Lebenssituation positiv zu beeinflussen. Das war zwar kein neuer Gedanke, auch antike griechische Philosophen hatten sich damit beispielsweise schon beschäftigt, aber wie oben beschrieben war es für die Gesellschaft des 17. und 18. Jahrhunderts ein sehr revolutionärer Ansatz.

Wusstest du schon?
Eine Revolution ist die Bezeichnung für eine radikale Veränderung der bestehenden Verhältnisse. Da ein Großteil der Gesellschaft vor der Zeit der Aufklärung es gewohnt war, über ihre Lebenssituation nicht nachzudenken und sie als gottgegeben hinzunehmen, kann man die Veränderung hin zum Gebrauch des eigenen Verstands durchaus als Revolution bezeichnen.

Mit der Vernunft als Maßstab war es nun in der Aufklärung das Gebot, nur das zu glauben, was messbar oder zu beobachten war. Man strebte an, Dinge wissenschaftlich zu ergründen und Meinungen und Regeln rational zu erarbeiten. Dabei waren neue Erfindungen besonders wichtig, zum Beispiel das Fernrohr oder das Mikroskop. Die Wissenschaft machte rasante Fortschritte, aber auch auf anderen Ebenen brachte die Aufklärung viele neue Entwicklungen voran.

Weitere wichtige Merkmale der Aufklärung waren:

  • Entstehung eines neuen Menschenbilds: Anders als zuvor waren die Denkerinnen und Denker der Aufklärung davon überzeugt, dass die Menschen aufgrund ihrer natürlichen Fähigkeiten, nicht aber nach Herkunft und Stand bewertet werden sollten. Für eine freie Entfaltung sahen sie die persönliche Freiheit als unerlässlich an.

  • Veränderung der politischen Ordnung: Laut den Aufklärerinnen und Aufklärern war es Sache der Herrschenden, das Volk nicht länger in seiner Unmündigkeit verharren zu lassen. Sie sollten die Aufklärung in der Gesellschaft verbreiten und so für eine Umsetzung der Prinzipien sorgen. Gleichzeitig sah man nicht mehr eine Religion als die einzig wahre und richtige an, sondern warb für eine Verständigung der großen Religionen untereinander.

  • Neues Denken auf wissenschaftlicher Ebene: Von Versuchen, gewonnenen Zahlen und Fakten hergeleitete Erkenntnisse sollten in allen Bereichen der Forschung anerkannt und zum Grundsatz gemacht werden. Es galt das, was beobachtbar und damit auch erklärbar war. Den kirchlichen Glauben von einer göttlichen Macht, die Himmel und Erde lenkte, lehnten die Denkerinnen und Denker der Aufklärung ab.

Aufklärung – berühmte Vertreterinnen und Vertreter

Die Aufklärung war eine Bewegung, die sich nahezu in allen Bereichen der Forschung und Wissenschaft niederschlug. Politik, Philosophie, Naturwissenschaften, Religion, Literatur, Kunst – die Liste der Gebiete, auf die die neue Geisteshaltung Einfluss ausübte, ließe sich problemlos noch verlängern. Wir betrachten nun einige besonders berühmte Vertreterinnen und Vertreter des Zeitalters der Aufklärung und ihren Einfluss auf ihre Zeit und die Bevölkerung.

  • Immanuel Kant (1724–1804)
    Der Sohn eines Sattlermeisters gilt heute als der deutsche Vater der Aufklärung. Wir haben oben bereits einen Satz aus seiner berühmten Schrift Was ist Aufklärung? gelesen. In dieser Schrift beantwortete Kant die im Titel gestellte Frage damit, dass die Aufklärung den Menschen helfe, aus einer selbstverschuldeten Unmündigkeit heraus zu gelangen. Er merkte in seiner Schrift sehr kritisch an, dass die Herrschenden kein Interesse daran hätten, das Volk aus der Unmündigkeit zu entlassen. Nach dem Erscheinen waren seine Schriften zunächst, auch wegen der deutlichen Kritik an der Kirche, verboten.

  • Jean-Jacques Rousseau (1743–1824)
    Der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau definierte als die zwei Hauptpunkte für ein erfülltes Leben die Freiheit und die Gleichheit. Für ihn war besonders die persönliche Freiheit ein Menschenrecht, auf das nicht weiter verzichtet werden sollte. Ihm schwebte ein Gemeinsinn vor, also ein Gesellschaftsvertrag durch das Volk, in der jeder seine persönliche Meinung einbringen konnte. Für die damaligen politischen Verhältnisse des Absolutismus war dies ein durchaus revolutionärer Ansatz.

Portrait Jean Jacques Rousseau

  • John Locke (1632–1704)
    Auch der englische Philosoph John Locke beschäftigte sich mit den individuellen Rechten der Menschen. Er legte Wert darauf, dass jeder Mensch von Natur aus bestimmte Rechte hat, die gewahrt bleiben müssen. Dazu zählte er die Rechte auf Leben, Freiheit, Besitz und Gesundheit, also im Prinzip Dinge, die uns heute selbstverständlich erscheinen. Regierungen waren aus seiner Sicht nur legitim, wenn sie die Zustimmung aller Regierten besaßen, was in der Epoche der Aufklärung natürlich noch Wunschdenken war.

  • Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781)
    Lessing war ein deutscher Schriftsteller und gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Aufklärung im Bereich der Literatur. Er rief in seinen Werken zu Toleranz zwischen den drei großen Religionen der damaligen Zeit, dem Judentum, dem Islam und dem Christentum, auf. In seinem Drama Nathan der Weise findet sich mit der Ringparabel ein zentraler Text hinsichtlich seiner Sichtweise auf die Religionen, da sie verdeutlicht, dass die Religion nicht entscheidend dafür ist, ob ein Mensch gut oder schlecht ist. Gleichzeitig setzte er sich dafür ein, dass das Theater nicht nur das höfische Leben, sondern auch das Leben des einfachen Volks abbilden sollte. Er schuf Dramen, in denen Männer und Frauen aus dem Volk als Protagonisten auftraten, und setzte sich auch in diesen Stücken für Toleranz und Freiheit ein. Wegen dieser Stücke und seiner aufgeklärten Positionen wurde Lessing stark angefeindet, seine Dramen wurden vielerorts verboten.

  • Olympe de Gouges (1748–1793)
    Olympe de Gouges gilt als eine der ersten Frauenrechtlerinnen. Sie war eine französische Philosophin und Schriftstellerin, die sich für die Gleichheit der Geschlechter und die Freiheit der Menschen an sich einsetzte. Sie verfasste zum Beispiel eine Denkschrift gegen die Sklaverei und befasste sich eingehend mit dem Scheidungsrecht, ehe die Französische Revolution sie beanspruchte. Im Zuge der Revolution verfasste sie 1791 die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin, ehe sie 1793 hingerichtet wurde.

  • Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716)
    Leibniz war ein sogenanntes Universalgenie: Er war Mathematiker, Philosoph, Historiker, Jurist und politischer Berater. Er gilt als ein früher Vordenker der Aufklärung und nutzte in seiner Forschung schon früh die Empirie als das Maß aller Dinge. Er verfasste Schriften zur Religionstheorie, in denen er sich damit beschäftigte, warum ein allmächtiger Gott Leid zuließe und wie es möglich sein könnte, dass ein allmächtiger Gott das Weltgeschehen bestimmen könnte, aber nicht sichtbar würde. Auch setzte er sich mit der Metaphysik auseinander und entwickelte nebenher noch einige wichtige Erfindungen, zum Beispiel eine der ersten Rechenmaschinen.

Aufklärung – Einfluss auf Politik und Gesellschaft

Die Aufklärung hatte grundlegenden Einfluss auf die Gesellschaft und das öffentliche Leben:

  • Sie kritisierte die zeitgenössischen Regenten in sehr nachhaltiger Art und Weise mit dem Ergebnis, dass der Absolutismus vor großen Herausforderungen stand und sich der Gefahr durch die Aufklärung durchaus bewusst war. Häufig versuchten die regierenden Herrscher, das Aufkommen des neuen Gedankenguts zu unterdrücken, sie hatten kein Interesse an Untertanen, die mitregieren wollten. Schriften, Bücher und Theaterstücke wurden verboten oder durch eine staatliche Zensur überwacht.

  • Auch der Status der Kirche veränderte sich durch die angebrachte Kritik der Aufklärer. Die Menschen hinterfragten hinsichtlich der Aufklärung immer mehr ihre Existenz und forderten mehr Rechte für sich ein.

  • Allerdings ließen sich die Gedanken der Aufklärung nicht allzu lange zurückdrängen. Immer größeren Teilen der Gesellschaft ging buchstäblich ein Licht auf. Symbolisch dafür wurde oft der Sonnenaufgang als Zeichen für die Erhellung verwendet.

Sonnenaufgang als Symbol für das Zeitalter der Aufklärung

Diese Veränderung in den Köpfen der zuvor unmündig regierten Untertanen sorgte natürlich für politische Krisen und letztendlich auch für den Wunsch nach einer Veränderung des Status. So sind sowohl die Amerikanische Revolution und die folgende Erklärung der Unabhängigkeit als auch die Französische Revolution als direkte Folgen der Aufklärung zu verstehen. In den ehemaligen Kolonien von Amerika entledigte man sich durch den Unabhängigkeitskrieg der Regentschaft Großbritanniens, in der Französischen Revolution lehnte sich das Volk gegen die absolute Herrschaft Ludwig XVI. auf. Beide Revolutionen zogen Erklärungen von Menschenrechten nach sich und zeigten so, dass sie aus den Forderungen der Philosophen der Aufklärung heraus entstanden waren. Der Absolutismus verlor nach und nach seine Unterstützer und selbst wenn er in einer nachrevolutionären Phase ab 1814/15 noch einmal auflebte, wurde er dauerhaft bekämpft, bis er als vorherrschende Regierungsform abgelöst wurde. Dieser Effekt breitete sich über ganz Europa aus und große Herrscherhäuser, zum Beispiel auch in Österreich, konnten nur mit Gewalt ihren Status aufrechterhalten.

Sturm auf die Bastille 1789 als Beginn der Französischen Revolution

Wollten Regenten Revolutionen dieser Art aus dem Weg gehen, blieben ihnen nur Zugeständnisse an ihr Volk übrig. Ein Beispiel für den sogenannten aufgeklärten Absolutismus bietet Friedrich II. von Preußen, genannt Friedrich der Große. Er schaffte Folter und Formen der Sklaverei ab und förderte die Bildung seiner Untertanen. Zudem trat er für eine freie Religionsausübung ein. Er bezeichnete sich fortan als Erster Diener des Staats, regierte aber durchaus weiterhin absolutistisch. Er tauschte sich mit Rousseau aus. Ein weiterer berühmter Aufklärer, Voltaire, war an seinem Hof ein häufiger Gast.

Aufklärung – Aktualität und Kritik

In einer Gesellschaft, in der Menschenrechte für die meisten von uns selbstverständlich sind, wirken die Errungenschaften der Aufklärung oftmals eher nebensächlich. Aber sie beeinflussen uns bis heute. Errungenschaften unserer heutigen Zeit, wie Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Emanzipation, persönliche und politische Rechte, lassen sich direkt auf die Gedanken der Aufklärer zurückführen.

Gleichzeitig muss aber auch festgestellt werden, dass gerade Kant sich in den letzten Jahren einer aktuellen Rassismus-Debatte nicht entziehen konnte. So aufgeklärt Kant auch war, seine Schriften sind vom rassistischen Denken der damaligen Zeit geprägt und können deswegen heute nicht mehr ohne Anmerkungen und Kenntnis dieser Umstände gelesen werden. Wenn Kant also an Gleichheit gedacht hat, dann meinte er damit einen sehr eingeschränkten Teil der Menschheit, der eine weiße Hautfarbe hatte und männlich war. Auch Frauen und ihre Rechte blieben von vielen männlichen Aufklärern unbeachtet. So können die Texte vieler Aufklärer heute nicht mehr ohne das Bewusstsein gelesen werden, dass Gleichheit und Freiheit selbstverständlich für alle Menschen gelten sollten. Die grundlegenden Ideen der Aufklärung, die sich ja auch in den Menschenrechten widerspiegeln, bleiben jedoch aktuell.

Zusammenfassung – das Zeitalter der Aufklärung

  • Die Aufklärung umfasst eine Epoche, die etwa 1720 begann und dann mehrere Jahrhunderte andauerte und viele Bereiche der Gesellschaft, Wissenschaft, Kunst und Literatur beeinflusste und veränderte.

  • Die Philosophen der Aufklärung, zum Beispiel Rousseau und Kant, beschäftigten sich zunächst vermehrt damit, dass der Großteil aller Menschen keine persönlichen und politischen Rechte besaß.

  • Als Symbole der Aufklärung galten der Sonnenaufgang oder das Licht an sich: Die Menschen wurden über die Möglichkeiten, die ihnen die Nutzung des eigenen Verstands bot, aufgeklärt, ihnen ging also gewissermaßen ein Licht auf.

  • Der Einfluss der Aufklärung war in vielen Bereichen groß. So veränderten die neuen Ideen die Gesellschaft, Herrschaftssysteme und die Wissenschaft massiv.

  • Die Aufklärung löste sogar große Revolutionen aus. Die Amerikanische und die Französische Revolution wären ohne das Gedankengut der Aufklärer undenkbar gewesen.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Aufklärung

Was genau ist die Aufklärung?
Welche Bedeutung hatte die Aufklärung für die Gesellschaft?
Welche Auswirkungen hatte die Aufklärung auf die Rolle der Frauen?
Hat die Aufklärung tatsächlich zur Abschaffung der Sklaverei beigetragen?
War die Aufklärung ein rein europäisches Phänomen?
Was waren die wichtigsten Ideen der Aufklärung?
Welche langfristigen Auswirkungen hat die Aufklärung auf unsere heutige Gesellschaft?
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