Gerundivum – finaler Gebrauch
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Grundlagen zum Thema Gerundivum – finaler Gebrauch
Dieses ist das letzte Video zur Gerundivgruppe aus Nomen und nd-Form. Hier geht es vor allem um den finalen Sinn. Das gilt nur für die Gruppe im Akkusativ, die transitive Verben des (Über)gebens und (Über)nehmens ergänzt. Sie stellt Zweck und Ziel der Handlung dar. Neben den üblichen Aspekten des Gerundivums - dem passivischen, futurischen, der prädikativen Stellung und der KNG-Kongruenz - taucht hier auch der Nebensinn der Notwendigkeit auf. Dies gilt vor allem für die Verben dare, tradere, curare, concedere, sumere, accipere und poscere. Im Gegensatz zur eigentlichen Gerundivkonstruktion können auch Pronomina im Akkusativ Neutrum Sigular und Adjektive im Akkusativ Neutrum Plural vorkommen.
Transkript Gerundivum – finaler Gebrauch
Salvete, cari discipuli! Sagt euer Lateintutor Radetzky. Das Thema lautet heute in der achten Folge vom Gerundivum: Finaler Gebrauch bei bestimmten Verben als prädikative Ergänzung zum Akkusativobjekt. Los geht’s! Schön wäre es, wenn du auf Sofatutor schon die Videofilme zum Gerundivum Folgen vier bis sieben gesehen hättest. Auskennen solltest du dich also mit der Formbildung und Syntax des Gerundivums in der nd-Gruppe. Der Kurs beginnt. Heute geht es also um die Gerundivgruppe mit finalem Sinn. Alle Kennzeichen der eigentlichen Gerundivkonstruktion bleiben erhalten. Das heißt, die Gerundivgruppe, die bei bestimmten Verben final gebraucht wird, hat passivischen und futurischen Sinn, steht prädikativ und in KNG-Kongruenz zu einem Nomen oder Pronomen. Während aber bei der eigentlichen Gerundivkonstruktion der Nebensinn der Notwendigkeit fehlt, beziehungsweise noch gar nicht entstanden ist, ist er hier vorhanden. Und auch die Tatsache, dass das Gerundivum in der nd-Gruppe aus traditiven Verben gebildet sein muss, bleibt hier bestehen. Springen wir also in den Hauptkurs. Final gebraucht wird die Gerundivgruppe im Akkusativ bei den Verben des Gebens und Nehmens, beziehungsweise Übergebens, Übernehmens und bei curare im Sinne von besorgen, geschehen lassen, veranlassen. Beispiel: Domum vicino custodiendam do. Du hast hier das Akkusativobjekt domum zu do. Die nd-Gruppe lautet domum custodiendam. Also übersetzen wir die Gerundivgruppe final: Ich übergebe einem Nachbarn das Haus zum Aufpassen. Eleganter übersetzen wir: Ich lasse einen Nachbarn auf das Haus aufpassen. Statt do können wir auch andere Verben als Prädikat einsetzen. Zum Beispiel trado oder relinquo. Auf solche Weise gebraucht wird das Gerundivum im Akkusativ bei den Verben dare, tradere, mittere, curare et cetera. Kucken wir uns das bei zwei Beispielen genauer an. Hunc librum tibi legendi do beziehungsweise mitto. Die wörtliche Übersetzung lautet: Ich gebe beziehungsweise schicke dir dieses Buch als zu lesendes. Da haben wir zwei Verben des Übergebens, do und mitto, mit dem Akkusativ hunc librum und dem Gerundivum im Akkusativ legendum. In der wörtlichen Übersetzung erkennst du auch sehr gut den Nebensinn der Notwendigkeit: als zu lesendes. Schauen wir uns an, ob die sonstigen Kennzeichen auch stimmen: Es ist ein Buch, das noch gelesen werden soll, also ist es passivisch und futurisch gemeint, dann steht legendum prädikativ, als zu lesendes, und in KNG-Kongruenz zum Nomen librum. Den Nebensinn der Notwendigkeit haben wir schon erkannt. Es bleibt uns noch, festzustellen, dass die Verben dare und mittere die Sache, die übergeben wird, hier hunc librum, im Akkusativ regieren, also in Bezug auf die Sache transitive Verben sind. Wir übersetzen elegant final: Ich gebe, schicke dir dieses Buch, damit du es liest. Wir haben uns also hier für einen vollständigen, regelrechten Finalsatz entschieden. Das zweite Beispiel: Pontem reficiendum curavit. Wörtlich: Er besorgt die Brücke als wiederherzustellende. Curavit übersetzen wir am besten mit: Er ließ, er veranlasste. Er ließ die Brücke wiederherstellen. Er veranlasste, die Brücke wiederherzustellen. Bei diesen vier Verben dare, tradere, mittere und curare wirst du das Gerundivum mit finalem Gebrauch am häufigsten finden. Aber die Liste der Verben ist natürlich größer. Wir hätten also Verben des Übergebens, des Übernehmens, des Auftragens, Zugestehens, Mietens und Forderns. Schauen wir uns Beispiele an: Cassio urbem inflammandum attribuit. Dem Cassius übertrug er es, die Stadt in Brand zu setzen. Wir haben hier ein Verb des Übergebens, attribuere, mit der Genitivgruppe im Akkusativ. Die Stadt in Brand zu setzen, stellt den Zweck des Übertrags dar. Consules agrum Campanum fruendum locaverunt. Die Konsuln verpachteten das kampanische Gebiet zur Nutzung. Im Passiv würde es so lauten: Ager Campanus a consulibus fruendus locatus est. Das kampanische Gebiet wurde von den Konsuln zur Nutzung verpachtet. Wir springen weiter. Und jetzt bist du einmal wieder dran. Übersetze: Dux oppidum militibus diripiendum dedit. Diripere übersetzt du hier mit plündern. Drück auf die Pausentaste und überlege! Deine Übersetzung könnte lauten: Der Feldherr überließ die Stadt den Soldaten zur Plünderung. Oder: Der Feldherr überließ die Stadt den Soldaten, um sie zu plündern. Oder: Der Feldherr überließ die Stadt den Soldaten, damit sie sie plündern. Nicht ganz korrekt wäre die Übersetzung: Der Feldherr ließ die Soldaten die Stadt plündern. Denn das wäre eher curavit. Und militibus würde dann der Ablativus instrumentalis sein. Ließ also die Stadt durch die Soldaten plündern. Es muss hier schon Akkusativ und Dativobjekt bei dare beachtet werden: Übergab die Stadt den Soldaten. Besprechen wir noch einmal diesen Satz. Die Gerundivgruppe im Akkusativ ist mit Hilfe eines transitiven Verbs, diripere, gebildet. Der Stadt steht das noch bevor, geplündert zu werden. Wir haben es hier also mit passivischem und futurischem Sinn zu tun. Diripiendum steht prädikativ als zu plündernde und in KNG-Kongruenz zu oppidum. Zu plündernde ist übrigens auch im Deutschen eine prädikative Ergänzung. Der Feldherr sieht die Notwendigkeit der Plünderung, und zu diesem Zweck setzt er die Soldaten ein. Noch ein allerletztes Beispiel: Id vobis cogitandum do. Das gebe ich euch zu bedenken. Hier müsstest du noch einmal kurz aufmerksam werden. Mit dem Auftauchen des Id als Akkusativobjekt haben wir hier einen Unterschied zur eigentlichen Gerundivkonstruktion. Wie du dich vielleicht noch erinnerst, ist dort kein Neutrum eines Pronomens möglich. Das behandelten wir in der Folge sieben zum Gerundivum. Statt der eigentlichen Gerundivkonstruktion musste bei Auftauchen eines Pronomens im Akkusativ Neutrum ein Gerundium eingesetzt werden. Im Videofilm Nummer zwei zum Gerundium wirst du das auch noch einmal sehen. Id vobis cogitandum dedi. Das habe ich euch zu bedenken gegeben. Doch nun sage ich: Valete et gaudete! Euer Lateintutor Radetzky.
Gerundivum – finaler Gebrauch Übung
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Gib an, in welchen Sätzen das Gerundivum final gebraucht ist.
TippsWas bedeutet final? Wie fragst du nach einen finalen Gerundivum?
Überlege, in welchen Sätzen das Gerundivum einen Zweck angibt.
Erinnere dich: nach welchen Verben findest du häufig ein finales Gerundivum?
LösungEin Gerundivum kann man verschieden gebrauchen. Im Video hast du den finalen Gebrauch kennen gelernt. Das Gerundivum gibt dabei den Zweck oder das Ziel einer Handlung an. Man fragt: wozu?
So ein Gerundivum findest du im Lateinischen meist bei Verben des (Über-)Gebens, (Über-)Nehmens, Bekommens oder Bittens. Die handelnde Person hat dabei einen bestimmten Zweck im Sinn. Den formuliert sie mit dem Gerundivum.
Final ist das Gerundivum in folgenden Sätzen gebraucht:
- Epistulam tibi respondendam mitto. - Ich schicke dir den Brief, damit du antwortest, oder: zum Beantworten.
- Pilam vobis ludendam damus. - Wir geben euch einen Ball zum Spielen.
- Servae nobis vinum potandum tradunt. - Die Sklavinnen übergeben uns den Wein, damit wir ihn trinken, oder einfach: zu trinken.
- Liber mihi legendum est. - Das Buch muss von mir gelesen werden. Das ist ein Gerundivum, es ist aber als Prädikativum gebraucht und steht mit esse. Es drückt eine Notwendigkeit aus.
- Artem bene vivendi laudatis. - Ihr lobt die Kunst, gut zu leben. - Die nd-Form ist hier ein Gerundium und fällt daher aus unserer Betrachtung heraus.
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Vervollständige Gerundivkonstruktionen, indem du die richtigen Endungen einsetzt.
TippsSuche das Bezugswort zum Gerundivum.
Manchmal stehen beide direkt nebeneinander, manchmal musst du etwas suchen. Schau auch auf die deutsche Übersetzung.
Denke an die KNG-Kongruenz.
Gerundivum und Bezugswort müssen im selben Kasus, Genus und Numerus stehen.
LösungDas Gerundivum braucht immer ein Bezugswort. Mit dem Bezugswort stimmt es im Kasus, Numerus und Genus überein (KNG-Kongruenz). Für diese Aufgabe ist es deshalb wichtig, dass du das richtige Bezugswort erkennst und seinen Kasus, Numerus und Genus bestimmst, damit du die Endung des Gerundivums anpassen kannst.
Schauen wir uns den ersten Satz als Beispiel an:
Magister discipulis librum legend... dedit. - Der Lehrer gab den Schülern ein Buch zu lesen.
Anhand der deutschen Übersetzung erkennst du, dass der Lehrer das Buch gibt - librum. Das Gerundivum soll den Zweck ausdrücken, warum der Lehrer den Schülern das Buch gibt - zum Lesen.
liber steht in unserem Fall im Akkusativ Singular und ist maskulinum. Deswegen müssen wir an das Gerundivum die passende Endung anhängen - also: -um.Endungen wie -ibus und -es kannst du von Anfang an aussortieren, weil das Gerundivum immer nach der a- und o-Deklination gebildet wird. Die beiden Endungen gibt es aber nur bei der konsonantischen Deklination.
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Entscheide, welche Übersetzung das finale Gerundivum richtig wiedergibt.
TippsSuche und bestimme zuerst das Gerundivum. Was ist sein Bezugswort?
Übersetze dann selbstständig erstmal den Rest des Satzes.
Nach dem finalen Gerundivum fragst du: wozu? zu welchem Zweck?
Prüfe, welche Übersetzung die richtige Antwort darauf gibt.
LösungDas final gebrauchte Gerundivum antwortet auf die Frage: wozu?. Es gibt den Zweck an, zu dem eine Sache oder Person gegeben oder überlassen wird. Weil wir im Deutschen keine vergleichbare Konstruktion haben, müssen wir das Gerundivum durch einen Nebensatz oder einen Infinitiv mit „zu“ oder „zum“ wiedergeben.
In unserem Beispiel ist das Gerundivum deripiendum von deripere (plündern). Sein Bezugswort ist oppidum. Wir übersetzen zuerst den restlichen Satz: Der Imperator floh und überließ die Stadt den Feinden. Wir fragen: wozu?. Darauf antwortet das Gerundivum:
- Der Imperator floh und überließ die Stadt den Feinden, damit sie sie plündern konnten. Oder:
- Der Imperator floh und überließ den Feinden die Stadt zur Plünderung oder zum Plündern.
- eine Übersertzung mit „müssen“ geht nur beim Gerundivum mit esse. Die darfst du hier nicht nehmen.
- „die geplünderte Stadt“ müsste ein PPP sein, kein Gerundivum. Also etwa: oppidum dereptum. Hier wird kein Zweck ausgedrückt, die Handlung des Plünderns ist ja schon vorüber.
- auch „die überlassende Stadt“ müsste ein PPP sein.
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Vervollständige die Übersetzung des Gerundivums.
TippsFrage nach dem Gerundivum: wozu? zu welchem Zweck?
Versuche dich an die Beispielsätze aus dem Video zu erinnern. Welche Übersetzungsmöglichkeiten gab es?
LösungIm Deutschen gib es zwei Möglichkeiten, das final gebrauchte Gerundivum wiederzugeben. Entweder übersetzen wir das Gerundivum als Infinitiv mit „zu“ oder „zum“ - oder wir wandeln es in einen Finalsatz um.
Nehmen wir den ersten Satz als Beispiel: Dominus cani domum custodiendam dat.
Möglichkeit 1: Der Herr übergibt dem Hund das Haus zum Bewachen oder zur Bewachung.
Möglichkeit 2: Der Herr übergibt dem Hund das Haus, damit er es bewacht. Hier hat man einen finalen Nebensatz gebildet.
So funktioniert es auch bei den anderen Sätzen:
- Ich überlasse dir den Acker zur Bewirtschaftung, zum Bewirtschaften, oder: damit du ihn bebaust oder bewirtschaftest.
- Der Feldherr gab den Soldaten Wein zum Trinken, zu trinken, damit sie ihn trinken.
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Nenne die Verben, nach denen das Gerundivum final gebraucht wird.
TippsNach welcher Gruppe von Verben steht das finale Gerundivum? Versuche dich an die Beispielsätze aus dem Video zu erinnern.
Nach einem finalen Gerundivum fragt man immer: wozu? zu welchem Zweck?
Mache dir die Bedeutung der Verben klar und prüfe, ob du eine dieser Fragen stellen kannst.
LösungDas Gerundivum wird nur dann final gebraucht, wenn es nach Verben Gebens, Nehmens, Bittens oder Besorgens steht. Dann gibt das Gerundivum den Zweck, zu dem etwas übergeben oder überlassen wird.
In der Aufgabe haben folgende Verben ein finales Gerundivum bei sich:
- dare, do, dedi - geben
- tradere, trado, tradidi - übergeben
- mittere, mitto, misi - schicken
- curare, curo, curavi - besorgen
- attribuere, attribuo, attribui - zuteilen.
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Übersetze das finale Gerundivum.
TippsDas Gerundivum ist in den Sätzen immer final verwendet.
Du fragst danach: wozu? zu welchem Zweck?
Vokabelhilfen:
- colere, colo - bebauen, bestellen
- ager, agri (m.) - der Acker, das Feld
- villa, -ae (f.) - das Landhaus
- habitare, habito - bewohnen
- bibere, bibo - trinken
- merces, mercium - die Waren, die Güter
- emere, emo - kaufen.
LösungAlle Sätze enthalten ein finales Gerundivum. Es steht immer nach Verben des Gebens, Schenkens und Zuteilens und drückt den Zweck aus, zu dem man es tut. Du fragst danach: wozu? Zu welchem Zweck?
Zum Übersetzen hast du verschiedene Möglichkeiten: du kannst das Gerundivum mit einem Infinitiv und „zu“ oder „zum“ wiedergeben, oder du bildest einen Finalsatz mit „damit...“.
Also:
- agri colendi - Äcker zum Bebauen verpachten - Felder zu bestellen verpachten - Äcker verpachten, damit sie sie bebauen.
- villam habitandam - ein Landhaus zum Bewohnen erhalten - ein Landhaus erhalten, um es zu bewohnen.
- aquam bibendam - Wasser zum Trinken bringen - Wasser bringen, damit sie es trinken.
- merces emendas - Waren zum Kaufen geben - Waren geben, damit sie sie kaufen.
Gerundium und Gerundivum
Gerundivum – Bildung, Funktion und Übersetzung
Das prädikative Gerundivum
Gerundivum – Formen und Bedeutung
Gerundivum – Verwendung im Satz
Gerundivum als Attribut
Gerundivkonstruktion – Einführung
Gerundivkonstruktion – Vertiefung
Gerundivum – finaler Gebrauch
Gerundivum mit esse
Gerundium
Gerundium ohne Objekt
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