Martial übersetzen und interpretieren
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Grundlagen zum Thema Martial übersetzen und interpretieren
Ist es wahre Liebe, die nie mehr vergeht - oder doch nicht? Bestimmt kennst du viele Lieder, Bücher und Filme über Liebe, Herzschmerz und Betrug. Kannst du dir vorstellen, dass es so etwas schon im alten Rom gegeben hat? Der Dichter Martial hat Epigramme geschrieben, die sich genau mit diesen Themen beschäftigen. Heute wollen wir uns sein Epigramm I,10 einmal genauer anschauen. Zuerst lesen wir das Epigramm gemeinsam und übersetzen es. Danach machen wir eine sprachliche Analyse und versuchen eine Interpretation. Viel Erfolg!
Transkript Martial übersetzen und interpretieren
Salvete, seid gegrüßt. Latein einfach erklärt von Anne. Ist es wahre Liebe, die nie mehr vergeht, oder doch nicht? Bestimmt kennst du viele Lieder, Bücher und Filme über Liebe, Herzschmerz und Betrug. Kannst du dir vorstellen, dass es sowas schon im alten Rom gegeben hat? Der Dichter Martial hat Epigramme geschrieben, die sich genau mit diesen Themen beschäftigen. Heute wollen wir uns so ein Epigramm mal genauer anschauen. Zuerst lesen wir das Epigramm gemeinsam und übersetzen es. Danach machen wir eine Analyse und Interpretation und versuchen es zu deuten. Legen wir los. Ich lese das Gedicht mit dem Versmaß Hinkjambus metrisch vor. “Petit Gemellus nuptias Maronillae. Et cupit et instat et precatur et donat. Adeone pulchra est? Immo foedius nil est. Quid ergo in illa petitur et placet? Tussit.” Schauen wir uns zuerst mal den lateinischen Text an. Gleich im ersten Vers tauchen zwei Namen auf. Gemellus und Maronilla. Was denkst du, sind sie vielleicht ein Paar? In den nächsten Versen tauchen ziemlich viele Verben auf. Cupit, instat, precatur, petitur. Sie alle stammen aus dem Bedeutungsbereich begehren und bitten. Außerdem sticht das Adjektiv pulchra ins Auge. Was können wir daraus schließen? Begehrt Gemellus Maronilla weil sie so schön ist? Lass es uns überprüfen. Hier hast du ein paar Vokabeln, die dir bei der Übersetzung helfen. Nuptiae ist die Hochzeit. Precari bedeutet bitten. Foedus, a, um heißt hässlich, ergo also. Und tussire bedeutet husten. Lass es uns versuchen. Gemellus steht im Nominativ und ist in den ersten Versen das Subjekt. Was tut er? Das verraten uns die Prädikate petit, cupit, instat, precatur und donat. “Gemellus will die Hochzeit mit Maronilla. Er wünscht und drängt und bittet und schenkt.” Wir sehen, Gemellus ist es ziemlich wichtig Maronilla zu bekommen. Was denkst du, warum? Schauen wir, was Martial uns sagt. Adeone pulchra est? Das ist eine Frage. An adeo ist der Fragepartikel ne angehängt. Also: “So schön ist sie?” Die Antwort darauf folgt zugleich. “Immo foedius nil est.” Foedius ist ein Komparativ, heißt also hässlicher. Subjekt im Satz ist das kleine Wörtchen nil, nichts. “Im Gegenteil. Hässlicher ist nichts.” Gemeint ist, hässlicher als Maronilla ist keine. Nanu, aber warum ist es Gemellus dann so wichtig? Das erklärt uns der letzte Vers. “Quid ergo in illa petitur et placet?” “Was also sucht er bei ihr und was gefällt ihm?” Die Antwort: “Tussit.” “Sie hustet.” Seltsam. Was soll das denn heißen? Versuchen wir das Epigramm genauer zu analysieren und zu interpretieren. Es geht direkt los mit dem Wort petit. Gemellus strebt und bemüht sich. Er will unbedingt Maronilla heiraten. Wie er dabei vorgeht zeigt der zweite Vers. Er begehrt und drängt und bittet und schenkt. Et, et, et wird immer wiederholt. Das ist ein Polysyndeton und verdeutlicht die Beharrlichkeit des Gemellus. Das weckt die Spannung des Lesers und macht ihn neugierig. Er fragt sich, warum verhält sich Gemellus so? Martial greift die Vermutung des Lesers auf und tritt in einen Dialog mit ihm. Er fragt und liefert die Antwort gleich hinterher. “Immo foedius nil est.” “Maronilla ist gar nicht schön, sondern furchtbar hässlich.” Natürlich will man nun noch mehr wissen was Gemellus vor hat. Und Martial greift diese Frage auf. Was will er überhaupt von ihr? Darauf folgt nur ein Wort als Antwort. Tussit. Sie hustet. Der römische Leser wusste sofort was das bedeutet. Maronilla ist nicht einfach nur erkältet, sondern schwer krank. Vielleicht sogar eine alte Frau. Warum will Gemellus sie dann unbedingt heiraten? Ganz klar. Er will ihr Geld. Er ist ein Heiratsschwindler. Arme Maronilla. Das Epigramm ist ganz typisch aufgebaut. Du erinnerst dich bestimmt, das Epigramme immer aus zwei Teilen bestehen. Zuerst wird durch Stilmittel und Fragen Spannung aufgebaut. Dann folgt eine überraschende und ironische Pointe. In unserem Fall ist das nur ein Wort: Tussit. Das klingt wie ein plötzlicher Husten. Warum schreibt Martial ausgerechnet über einen Erbschleicher und Heiratsschwindler? Der Dichter greift damit ein Phänomen auf, das es in der Kaiserzeit häufig gab. Gemellus verkörpert dabei ein unmoralisches Verhalten, das Martial ins Lächerliche zieht und kritisiert. Gemellus ist ein typischer Charakter, der bei Martial häufig auftaucht. Er steht stellvertretend für einen Missstand in der Gesellschaft. Leider war es nichts mit der wahren Liebe. Du siehst, auch in Rom gab es schon Literatur über alle Facetten der Liebe. Mit oder ohne Happy End, wie in unserem Fall. Vielleicht hast du ja Lust bekommen und schaust dir noch das eine oder andere Epigramm von Martial an? Viel Spaß dabei. Res bene succedat. Viel Erfolg wünscht Anne.
Martial übersetzen und interpretieren Übung
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Bestimme die richtigen Aussagen über Martials Epigramm.
TippsEs sind genau drei Antwortmöglichkeiten richtig.
Für Martial gilt parcere personis, dicere de vitiis.
Die Pointe eines Epigramms bei Martial besteht aus einer überraschenden Wende.
LösungMartial hat in seinen Epigrammen nie reale Personen erwähnt. Die Personen in seinen Geschichten sind alle fiktiv. Sie sollen jedoch einen speziellen römischen Charakter darstellen. Auf diese Weise konnte Martial Personengruppen oder Verhaltensweisen kritisieren, ohne jemanden persönlich anzugreifen. Dieses Prinzip wird durch Martials Sentenz parcere personis, dicere de vitiis gut wiedergegeben. Maronilla exisierte also nie wirklich.
Ebenso war Maronilla nicht wunderschön, sondern außergewöhnlich hässlich. Im Epigramm schreibt Martial: Immo foedius nil est. Im Gegenteil, hässlicher ist nichts. Der einzige Grund für Gemellus, diese Frau zu heiraten, ist ihr Vermögen und ihre Krankheit. Schön ist sie nach seinen Angaben nicht.
Die Pointe des Epigramms ist tussit. Erst an dieser Stelle erfährt der Leser den Grund für die Heiratswünsche von Gemellus. Seine Angebetete ist wohl krank, was man an ihrem Husten erkennen kann. Der einzige Grund für eine Heirat wäre also ein großes Vermögen, das Gemellus erben könnte.
Das Epigramm soll also auf Erbschleicherei aufmerksam machen, die im alten Rom durchaus stattgefunden hat. Gemellus steht sowohl in diesem Epigramm als auch in anderen für den Missstand in der Gesellschaft.
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Vervollständige die Übersetzung auf möglichst einfache Weise.
TippsWenn du Schwierigkeiten bei der Übersetzung hast, kannst du dir die Videohilfe nochmal ansehen.
Versuche, möglichst einfach zu übersetzen.
LösungGemellus will die Hochzeit mit Marinilla.
Er wünscht und drängt und bittet und schenkt.
So schön ist sie? Im Gegenteil, hässlicher ist nichts.
Was also sucht er bei ihr, was gefällt ihm? Sie hustet.So könnte eine Übersetzung aussehen. Sie ist relativ einfach gehalten.
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Ermittle die richtigen Aussagen über das Epigramm.
TippsEs sind genau drei Antworten richtig.
Ein Parallelismus ist die Wiederholung der gleichen Syntax in zwei Sätzen oder Teilsätzen.
LösungDas Epigramm von Martial (II, 38) handelt von Linus.
Das lyrische Ich besaß ein Landgut bei Nomentanum. Da es etwas abgelegen war, genoss er dort die Ruhe. Linus erkundet sich bei dem Erzähler, ob sein Land bei Nomentanum Erträge bringt. Die Antwort des Erzählers darauf ist, dass er es am meisten genießt, dass er dort Linus nicht sehen muss.
Man kann interpretieren, dass die Frage von Linus etwas spöttisch gemeint sein könnte. Linus spielt wohl darauf an, dass Nomentanum weit abgelegen ist und es seiner Meinung nach vielleicht nicht die beste Wahl für ein Landgut darstellt. Das lyrische Ich ist genervt von derartigen Bewertungen seines Landguts und antwortet dementsprechend.
Es kommt ein Parallelismus in dem Epigramm vor:
Quid mihi reddat ager quaeris
Hoc mihi reddit ager:Es wiederholt sich nämlich dieselbe Syntax.
In diesem Epigramm kommt keine Antithese (Gegensätze) vor.
te, Line, non video ist die ironische Wende in diesem Epigramm. Martial löst damit die Spannung auf und lässt die am Anfang des Epigramms gestellte Frage beantworten.
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Bestimme die Abschnitte des Epigramms.
TippsMartial beginnt in der Regel mit einer Erzählung einer Handlung, Tatsache oder einem Ereignis. Dann folgt ein Spannungsaufbau. Abschließend gibt es eine ironische Wende.
LösungIn diesem Epigramm geht es um Gellia. Die Frau betrauert den Verlust ihres Vaters, allerdings nur in Gegenwart von anderen Menschen. Martial mutmaßt also, dass sie ihren Vater gar nicht wirklich vermisst. Er gibt den Hinweis, dass nur derjenige wirklichen Verlust spürt, der auch ohne Zuschauer weinen kann.
Du solltest in diesem Epigramm den typischen Aufbau eines Epigramms markieren.
Zunächst beginnt Martial mit der Erzählung von Gellia. Er erzählt, dass sie nur vor Publikum um ihren Vater weint. Wenn sie alleine ist, kommen ihr keine Tränen.
Anschließend versucht Martial, Spannung zu erzeugen, indem er Gellia sagt, dass die Suche nach Mitleid keine echte Trauer ist. Es wird eine Begründung dieser Aussage erwartet, was den Leser dazu motiviert, den zweiten Teil des Satzes zu lesen.
Zuletzt kommt die Pointe, in der er darstellt, dass nur derjenige Schmerz empfindet, der auch ohne Zeugen leiden kann.
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Bestimme die Abschnitte des Epigramms
TippsEpigramme lassen sich immer in Erzählung, Spannungsaufbau und ironische Wendung einteilen.
Durch das Polysyndeton wird Spannung erzeugt.
Die direkten Fragen tragen ebenfalls zur Steigerung der Spannung bei.
LösungEpigramme sind immer nach einem bestimmten Schema aufgebaut.
Zunächst erfolgt die kurze Erzählung einer Handlung, einer Tatsache oder eines Ereignisses. In unserem Beispiel ist es die Erklärung, dass Gemellus Maronilla heiraten möchte.
Anschließend erfolgt der Spannungsaufbau, um das Interesse des Lesers zu wecken. In unserem Epigramm wird die Spannung durch das Stilmittel Polysyndeton verstärkt. Die direkten Fragen tragen ebenfalls zur Steigerung der Spannung bei.
Schließlich folgt eine Pointe oder eine ironische Wendung. Der Leser wird häufig zum Schmunzeln gebracht. Nicht jede Pointe ist auf Anhieb verständlich. Manchmal muss man erst ein wenig nachdenken, um Martials Aussage zu verstehen. Im Beispielepigramm ist es nur das kurze Wort tussit am Ende des Textes.
Der Leser wird ab diesem Moment vom Autor alleine gelassen und kann sich seine eigenen Gedanken zu der Aussage bilden.
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Ermittle die Stilmittel in dem Epigramm.
TippsEine Alliteration ist ein Stilmittel, bei dem benachbarte Wörter den gleichen Anfangsbuchstaben bzw. den gleichen Anfangslaut haben.
Ein Asyndeton ist eine unverbundene Aufzählung.
Bei einer Antithese werden zwei Wörter, Begriffe, Satzteile oder Sätze einander gegenübergestellt, die sich im Sinn widersprechen.
LösungIn diesem Epigramm von Martial solltest du verwendete Stilmittel suchen.
Bei einem Asyndeton werden Wörter unverbunden, d. h. ohne ein Verbindewort wie et oder -que, aufgezählt. Es kommt gleich zweimal vor:
- Laudat, amat, cantat
- pallet, stupet, oscitat
Eine Alliteration ist ein Stilmittel, bei dem benachbarte Wörter den gleichen Anfangsbuchstaben bzw. den gleichen Anfangslaut haben.
Wir finden im Epigramm mehrere Alliterationen:
- nunc nobis
- me manus
- Martial redet einerseits von amat, also lieben, andererseits von odit, hassen. placet (gefallen) steht ebenfalls im Widerspruch zu odit.
- rubet quidam, pallet ist ebenfalls eine Antithese – einerseits errötet er, andererseits wird er blass.
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