Effi Briest (Fontane)
„Effi Briest“ - ein Klassiker der deutschen Literaturgeschichte und wohl der berühmteste Roman von Theodor Fontane. In seinem Gesellschaftsroman thematisiert er den Ehebruch der freiheitsliebenden Effi, die an den vorherrschenden Regeln und Normen der Gesellschaft scheitert.
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- Entstehungsgeschichte
- Inhaltsangabe
- Personenkonstellation
- Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte
Entstehungsgeschichte
In Front des schon seit Kurfürst Georg Wilhelm von der Familie von Briest bewohnten Herrenhauses zu Hohen-Cremmen fiel heller Sonnenschein auf die mittagsstille Dorfstraße, während nach der Park- und Gartenseite hin ein rechtwinklig angebauter Seitenflügel einen breiten Schatten [...] auf ein großes, in seiner Mitte mit einer Sonnenuhr und an seinem Rande mit Canna indica und Rhabarberstauden besetzten Rondell warf.
Mit diesem Satz beginnt „Effi Briest“, einer der bedeutendsten Romane der deutschen Literaturgeschichte, der im Jahr 1896 von Theodor Fontane veröffentlicht wird. Fontanes Werke sind dem Realismus zuzuordnen, eine literarische Strömung, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeordnet werden kann. Wichtige Themen waren vor allem die gesellschaftlichen und persönlichen Entwicklungen des Einzelnen und damit einhergehend die Probleme, die durch die vorherrschenden Normen und Regeln für das einzelne Individuum entstehen.
Im Zentrum der Handlung des Romans steht der Ehebruch der Hauptfigur „Effi Briest“. Dabei dienen Fontane zwei reale Ehebruchgeschichten als Vorlage. In leicht veränderter Form beschreibt er so das Schicksal von Effi Briest, die aufgrund einer außerehelichen Liebschaft von der Gesellschaft geächtet und ausgeschlossen wird. Fontanes Roman zeigt so unverklärt den Druck der gesellschaftlichen Konventionen auf, dem eine junge Frau Ende des 19. Jahrhunderts ausgesetzt ist.
Inhaltsangabe
Die zu Beginn des Romans siebzehnjährige Effi Briest wird von ihren Eltern mit dem mehr als doppelt so alten Baron von Innstetten verheiratet. Zwar bekommen die beiden ein Kind, aber Innstetten verhält sich Effi gegenüber stets kalt und nutzt ihre Ängste aus, um sie zu manipulieren. Später lernt Effi den Major Crampas kennen und beginnt mit ihm eine Affäre. Einige Jahre nachdem die Affäre beendet ist, erfährt Innstetten von der Liebschaft. Um seine Ehre wiederherzustellen, tötet er Crampas in einem Duell und trennt sich von Effi. Diese wird daraufhin von der Gesellschaft verstoßen und auch die gemeinsame Tochter, die von Innstetten erzogen wird, distanziert sich von ihr. Effi erleidet einen Nervenzusammenbruch und erst nach 3 Jahren wird die inzwischen todkranke von ihren Eltern wieder aufgenommen.
Personenkonstellation
Prägend für alle Personen des Romans sind die Regeln, Zwänge und Normen, die die Gesellschaft vorgibt. Auch Effi beugt sich, jedoch entsprechen ihr freiheitsliebender Charakter und ihre Natürlichkeit den gesellschaftlichen Normen eigentlich nicht. Ihre Mutter plant die Ehe mit Innstetten, um Effi dadurch einen gesellschaftlichen Aufstieg zu ermöglichen. Auch der Vater hält Liebe in einer Ehe für überflüssig, jedoch ist sein Verhältnis zu Effi vertrauensvoller und nicht so stark von Erwartungen an sie geprägt. Innstetten ist prinzipientreu und gesellschaftskonform und genießt ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Leidenschaft oder ein Verständnis für seine Ehefrau fehlen ihm gänzlich. Eine Frau ist für ihn nur ein gesellschaftlich relevantes Objekt. Der Major Crampas ist das genaue Gegenteil, Normen und Regeln haben für ihn keine bindende Kraft und Gesetzlichkeiten findet er langweilig. Eine Liebe besteht zwischen Effi und Crampas jedoch ebenfalls nicht, da er nicht ernsthaft an ihr interessiert ist. Die charakterlichen Merkmale der 3 Hauptfiguren sind präzise aufeinander abgestimmt: Der Major Crampas und sein Hang zum Leichtsinn passt mit Effis Lust auf Neues und Abenteuer zusammen. Innstetten hingegen stellt mit seiner Korrektheit und dem Zwang zur Regelhaftigkeit das Gegenstück zu den beiden dar.
Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte
Fontante zeigt in seinem Roman die Gesellschaft und ihre Konventionen Ende des 19. Jahrhunderts auf, in der für eine Frau keinerlei Möglichkeit auf Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung bestand. Effi Briest gehört zu einem von Fontanes Romanen, der mit leichtem Ton, aber gleichzeitig scharfem Blick auf die gesellschaftliche Situation schaut. Charakteristisch für den poetischen Realismus schildert Fontane das tragische Schicksal einer jungen Frau aus nüchterner Distanz. Es gelingt ihm, den Konflikt der Effi Briest zu einem bedeutenden Gesellschaftsroman auszuweiten, der für viele weitere Schriftsteller im Nachhinein von großer Bedeutung ist. Von der Kritikern wird das Werk zunächst verrissen, beim Publikum jedoch ist es enorm erfolgreich. Heute zählt Fontanes Roman zu den Klassikern der Weltliteratur, er ist fester Bestandteil der Schullektüre in Deutschland und wird immer wieder verfilmt. Das zeigt deutlich, wie relevant die Thematik auch im 21. Jahrhundert noch ist.
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