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„Effi Briest“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Fontane)

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„Effi Briest“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Fontane)
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Grundlagen zum Thema „Effi Briest“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Fontane)

Was wollen wir mit diesem Video versuchen? Ich stelle dir einen ausführlichen Intepretationsansatz und einen Einblick in die Rezeptionsgeschichte zum Roman "Effi Briest" von Theodor Fontane vor. Dieser Gesellschaftsroman zeigt, wie die zu Natürlichkeit und Lebenslust neigende Protagonistin "Effi" an den rigiden gesellschaftlichen Konventionen scheitert. Sehnsuch nach einer Liebesheirat war zu dieser Zeit wohl eine Utopie? Schauen wir `mal. Viel Spaß!

Transkript „Effi Briest“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Fontane)

Theodor Fontane: Effi Briest - Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte

„Weiber weiblich, Männer männlich", sagt der alte Briest im Roman. Dieses Kernzitat offenbart nicht nur seine persönliche Haltung. Dahinter stehen kollektiv verwurzelte Rollen- und Verhaltensmuster. Auch eine bestimmte Rechtsauffassung verbindet sich damit. Frauen und Männern wird ein fester Platz in der Gesellschaft zugewiesen.

Hier offenbart sich das unverrückbare, gesellschaftliche Mentalitätsmuster im Preußen des neunzehnten Jahrhunderts. Es ist die Konvention, an der die natürliche, freiheitsliebende und genussfreudige Effi schließlich zerbrechen wird.

Ausgerechnet von Effis eigenem Vater hören wir diese Worte. Er deutet damit bereits früh im Roman das Schicksal seiner Tochter voraus. Effi Briest ist dementsprechend eine Frauengestalt, die am Konflikt zwischen gewollter individueller Selbstverwirklichung und den gesellschaftlichen Konventionen zerbricht.

Der Leser lernt Effi als verspielten, locker gekleideten Teenager im Alter von siebzehn Jahren kennen. Sie tobt mit ihren Freundinnen im großen Garten des elterlichen Anwesens. Ihre Natürlichkeit und Freiheitsliebe drücken sich bereits in ihrer Vorliebe für das Schaukeln in freier Natur aus.

Schon hier erkennt sie bereits die gesellschaftliche Konvention an. Sie verrät ihre Unreife, wenn sie ihren Freundinnen erklärt, sie wolle einen reichen Mann von Stellung. Sie träumt von der Liebe. Ihre Mutter drängt sie aber in eine Ehe, die auf gesellschaftlichen Konventionen ausgerichtet ist.

Effis Lebenslauf wird mit dem Tag der Eheschließung zum gesellschaftlichen Gegenstand und Beispiel. Durch ihre Erziehung ist ihre Einbindung in die Gesellschaft garantiert. Dies und ihre typisierte adelig-weibliche Sozialisation werden deutlich an ihrer zurückhaltenden Zustimmung zu ihrer Eheschließung: „Gewiß ist er der Richtige. Das verstehst du nicht, Hertha. Jeder ist der Richtige. Natürlich muß er von Adel sein und eine Stellung haben und gut aussehen.“

Im Lebenslauf der Effi Briest kritisiert Fontane hier die strenge preußische Gesellschaft, vor allem in der Welt des Adels und des Bürgertums. Gefühle und erfüllte Liebessehnsucht auf der einen Seite und Reichtum und Ansehen auf der anderen Seite sind nicht gleichzeitig zu haben. Jedenfalls nicht in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Weibliche Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung sind in dieser Gesellschaft unbekannt.

Effis Neigung, gerne am offenen Fenster zu sitzen, erweist sich als doppeldeutig. Einerseits repräsentiert sie die Sehnsucht nach Freiheit, Gefahr, dem prallen Leben und Unbeschwertheit. Wie beim Schaukeln ist auch hier ein Bezug zur Natur und damit zu ihrer eigenen Natürlichkeit gegeben. Andererseits liegt in der zurückgezogenen Anschauung der Umwelt auch eine Distanz zur Gesellschaft. Es ist eine gewisse Isolation, die sich im Verlauf des Romans gar zur Verbannung aus der Gesellschaft auswächst.

Innstetten wäre beinahe der Ehemann der Mutter geworden. Daher ist es naheliegend, dass er für Effi eher die Rolle des väterlichen Erziehers übernimmt und nicht die eines leidenschaftlichen Liebhabers. Ihm haftet in seiner Erzieherrolle allerdings nichts von der Güte des alten Briests an. Die ohnehin in dieser Gesellschaft vorherrschende Dominanz des Mannes wird dadurch verstärkt. Innstetten vertritt dementsprechend eine in den Augen Fontanes überholte normative soziale Ordnung.

Innstetten als Mann von Ehre, Prinzipien und Pflicht erwartet eine große Karriere, die von Bismarck und dem Kaiser gefördert wird. Darauf arbeitet er voller Ehrgeiz und unter Einhaltung der gesellschaftlichen Konventionen hin. Folgerichtig kann er nichts ertragen, was seine Ehre öffentlich verletzen könnte.

Effis Hochachtung vor so viel Charakterfestigkeit und sozialer Integrität ist von Anfang an gepaart mit Angst. Ihres eigenen Mangels auf diesem Gebiet ist sie sich nämlich bewusst. Diese Diskrepanz zieht sich durch den ganzen Roman. Sie wächst stetig bis hin zur Katastrophe und stellt den Kernkonflikt des Textes dar.

Die zeitgenössischen Kritiker haben den Roman weitestgehend verrissen. Die Vossische Zeitung schrieb: “Der harmlose Charakter des Romans in der Mehrzahl seiner Kapitel will nicht recht zu der tragischen Schlusskatastrophe passen.” Doch der Roman wurde trotz der Kritik ein großer Publikumserfolg.

Fontane selbst hat festgestellt, dass alle Leserinnen und Leser zu Effi halten. Sie bedauern sie und bringen wenig Verständnis für Innstetten auf - vielleicht weniger, als der Autor selbst. Unabhängig von Regimewechseln und Epochengeschmack besteht ein ungebrochenes Interesse an der Geschichte um Effi Briest. Sie ist eine Frau, die vom Gegensatz zwischen dem eigenen natürlichen Wesen und den gesellschaftlichen Normen zerstört wird.

2 Kommentare
  1. Hallo Henar,
    ganz genau, dieses Video konzentriert sich mehr auf Interpretationsmöglichkeiten, einige Infos zur Rezeption des Werks findest du im Video aber ab dem Zeitungsartikel, genau. Schau auch gern auch auf diese Übersichtsseite: https://www.sofatutor.com/deutsch/lesen-literatur-interpretieren-und-analysieren/literarische-werke/effi-briest-fontane. Hier findest du noch weitere Infos zum Werk.
    Liebe Grüße aus der Redaktion

    Von Carolin Kasper, vor etwa 5 Jahren
  2. Zur Rezeptionsgeschichte gehören nur die Minuten ab dem Zitat des Zeitungsartikels oder?

    Von Henar, vor etwa 5 Jahren
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