„Buddenbrooks“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Mann)
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Grundlagen zum Thema „Buddenbrooks“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Mann)
Der Roman „Buddenbrooks" von Thomas Mann erschien 1901. Die Kritiken waren zunächst fast durchweg positiv. Bis 1933 wurden mehr als eine Million Exemplare verkauft. Manns Werk ist ein Familienroman. Die Dekadenzerscheinungen, die sich von Generation zu Generation verstärken, soll dir dieses Video ebenso verdeutlichen wie die Tatsache, dass die Familie auch ein Beispiel dafür ist, wie sich aus der Berufsethik des Protestantismus der moderne Kapitalismus entwickelte. Viel Spaß!
Transkript „Buddenbrooks“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Mann)
Als "Buddenbrooks" 1901 auf den literarischen Markt kam, war der Autor Thomas Mann noch ein unbekannter Nachwuchsschriftsteller. In den ersten drei Jahren nach der Veröffentlichung gingen 18000 Bücher über den Ladentisch. 1904 kamen die dänische und schwedische Übersetzung heraus.
Literaturnobelpreis für Mann
Die Kritiken waren fast ausnahmslos positiv. Vor allem lobte man den Umfang des Werkes, der den Fleiß und die künstlerische Energie des Autors zeigte. Den Nobelpreis für Literatur, den Mann 1929 für "Buddenbrooks" erhielt, konnte auch die Kritik der rechten Presse der Weimarer Republik nicht verhindern. So hieß es etwa, er habe minderwertige Menschen dargestellt.
Bis 1933 verkauften sich über eine Million Exemplare des Romans. In der Zeit des Nationalsozialismus waren die Werke Manns weitgehend verboten. In der Nachkriegszeit wurde der Roman in der DDR vor allem einer Kapitalismuskritik unterzogen. Die Rezeptionsgeschichte zeigt, dass “Buddenbrooks” von vielen Menschen unterschiedlich aufgenommen wurde. Nicht nur in literarischen, sondern auch in politischen Kreisen wurde der Roman rezipiert und verschieden gedeutet.
Max Webers Schrift zum Geist des Kapitalismus
Der Soziologe Max Weber verfasste nur wenige Jahre nach Erscheinen des Romans die Schrift "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus". Darin erkennt er, dass sich der moderne Kapitalismus aus der protestantisch geprägten Berufsethik heraus entwickelt hat. Der Protestantismus wollte eine vernünftige, anspruchslose und fromme Lebensweise und eine Arbeitsweise, die auf Fleiß, Sparsamkeit, Disziplin und wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet war.
Ein Gesellschafts- und Familienroman
Thomas Mann liefert mit "Buddenbrooks" das Porträt einer Familie, die in vielen Aspekten diese These stützt. Allerdings ergänzt Mann mit der Verfallsthematik die Möglichkeit, dass eine Familie an Verinnerlichung und Vergeistigung zugrunde geht und ihre Fähigkeit zur Lebenspraxis verliert.
"Buddenbrooks" ist ein Gesellschafts- und Familienroman und auch als solcher zu interpretieren. Am Beginn steht das geradezu idyllische Bild einer Familie, die selbstverständlich großbürgerliche Traditionen lebt und wirtschaftlichen Erfolg erreicht. Die erste Generation besitzt eine Natürlichkeit, die nicht hinterfragt wird. Abgesehen von der Tatsache, dass der alte Buddenbrook mit seinem Sohn aus erster Ehe zerstritten ist, ist die Familie intakt.
Die Rollen zwischen Männern und Frauen, zwischen Familienoberhaupt und den übrigen Familienmitgliedern, sind klar definiert. Sie entsprechen dem Familienbild des 19. Jahrhunderts. Der alte Johann Buddenbrook stirbt im Kreise seiner andächtigen Familie und gibt ihnen noch einen letzten Rat als Vermächtnis mit auf den Weg. Dies ist ein würdiges, den großbürgerlichen Familienwerten entsprechendes Sterben.
Die Charaktere der Buddenbrooks
Sohn Jean ist sehr fromm und glaubt an das Ideal von Familie, Glauben und Arbeit. Aber er hat Mühe, das Bild der intakten Familie zu erhalten. Der Widerspruch zwischen privaten und geschäftlichen Notwendigkeiten tritt stärker zutage. Auch die Kinder werden selbstbewusster und beugen sich nicht ohne Weiteres seinem Wunsch. Dies drückt sich vor allem in Tonys Liebesverhältnis mit Morten Schwarzkopf aus, das sich nur mühsam unterdrücken lässt. Diese Liebschaft widerspricht dem gesellschaftlichen Status der Buddenbrooks.
Das protestantische, wirtschaftliche und großbürgerliche Ideal gerät durch Christian weiter in Gefahr. Er entwickelt sich zum unbürgerlichen Lebemann. Sein Bruder Thomas versucht zwar, die Familie, den Betrieb und das Ansehen aufrechtzuerhalten, aber seine Ehe ist lieblos. Gerda Buddenbrook und er leben nebeneinander her. Ein Familienleben ist kaum zu spüren.
Thomas' Tod ist ein Zeichen des Verfalls: Ganz anders als sein Großvater bricht er auf der Straße zusammen und wird nach Hause gebracht. Auf sein Sterben reagiert seine Frau wütend und angewidert. Die anderen Familienmitglieder haben seinen Tod regelrecht erwartet. Hier zeigen sich der mangelnde Zusammenhalt der Familie und der Verfall des großbürgerlichen Ideals.
Der letzte Nachkomme der Familie Buddenbrook
Thomas' einziges Kind Hanno ist kränklich und von Anfang lebensuntüchtig. Bürgerliche Einrichtungen wie die Schule oder die Religion bedeuten ihm nichts. Er übernimmt vom Vater keine Tradition. Lediglich die Musik nimmt ihn ein. Ihr kommt eine Kraft zu, die die bürgerliche Ordnung zersetzt. Er stirbt aus mangelndem Lebenswillen. Damit ist die männliche Erbfolge beendet.
Die Verfilmung des Werkes
Aktuellere Entwicklungen zeigen, dass Manns “Buddenbrooks” als Gesellschafts- und Familienroman weiterhin das Interesse und die Begeisterung der Leser und mittlerweile auch Zuschauer weckt. In der Bundesrepublik erschien 1959 eine zweiteilige Verfilmung. Der Film war ein großer Erfolg.
Ebenfalls erfolgreich war die elfteilige TV-Serie, die auf der Basis des Buches 1978 entstand. Die Verfilmung von 2008 mit großem Staraufgebot sorgte für ein neuerwachtes Interesse am Roman. Sie zeigte, wie schwierig es ist, dem umfangreichen Stoff in einem Film gerecht zu werden. “Buddenbrooks” wurde bis heute in mehr als 40 Sprachen übersetzt; allein die deutsche Ausgabe wurde ca. 10 Millionen Mal verkauft.
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