„Die Verwandlung“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Kafka)
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Grundlagen zum Thema „Die Verwandlung“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Kafka)
"Die Verwandlung" ist wohl Kafkas am besten rezipierte Erzählung. Keiner seiner Texte ist noch heute so präsent in der Pop- und Alltagskultur vertreten wie dieser. Das hat natürlich dazu geführt, dass "die Verwandlung" immer wieder von verschiedenen Sichtweisen aus gelesen und interpretiert wurde. In diesem Video werden wir uns einer möglichen Interpretation der Geschichte widmen und ein wenig über die Rezeptionsgeschichte erfahren. Viel Spaß beim Ansehen und viel Erfolg beim Lernen, wünscht euch Euer Team von Sofatutor.com!
Transkript „Die Verwandlung“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Kafka)
„Die Verwandlung“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Kafka)
“Die Verwandlung” ist Franz Kafkas berühmteste und am häufigsten von der Popkultur verarbeitete Erzählung. Seit der ersten Veröffentlichung 1915 wurde sie immer wieder zum Gegenstand vielfältiger Interpretationen und Auslegungen.
In diesem Video werden wir die populärste dieser Interpretationen kennen lernen. Außerdem werfen wir einen Blick über den Tellerrand hinaus und beschäftigen uns mit ein paar anderen Auslegungen dieser Geschichte, sowie der Verarbeitung des Stoffes durch andere Medien.
In “Die Verwandlung” begegnen uns sehr viele Themen und Motive. Gleichzeitig ist die Geschichte in sich sehr geschlossen. Dieser Umstand macht eine eindeutige Interpretation sehr schwer.
Doch wer Franz Kafka und sein Werk kennt, der weiß, dass es oft sehr persönliche Probleme und Vorgänge sind, die er in seinen Texten verwendet und verarbeitet. Deshalb wollen wir bei unserer Interpretation auch von diesem Standpunkt ausgehen.
Einen großen Raum nimmt bei Kafka die Familie ein. So auch in “Die Verwandlung”. Die Familie ist es, die sich um Gregor Samsa kümmert, nachdem er zu einem Käfer geworden ist. Nachdem sie offenbar vor Beginn der Geschichte in Abhängigkeit von seinem Einkommen, also von ihm, gelebt haben, lebt er nun in ihrer Abhängigkeit.
Doch die Familie ist ihm nicht wohlgesonnen. Gerade der Vater ist es, der ihn nicht ausstehen kann. Er ist gewalttätig, beschimpft Gregor und bewirft ihn mit dem Apfel, der Gregor fast bewegungsunfähig macht.
Zu der Mutter herrscht das beste Verhältnis. Sie ist zwar eingeschüchtert vom Vater, aber wohl diejenige, die Gregor am nächsten steht. Und auch diejenige, die bei der Entdeckung des toten Käfers erschüttert wirkt.
Zu seiner Schwester hat Gregor ein von erotischen Fantasien geprägtes Verhältnis. Er will alles für sie tun und ihr nah sein, um sie zu küssen.
Diese Konstellation finden wir bei Kafka selbst wieder. Auch er leidet offen unter seinem Vater. In vielen Briefen und Tagebucheinträgen klagt er über den starken Mann, der den jungen, schwächlichen Kafka nicht akzeptieren kann. Am deutlichsten wird dieser Umstand im 1919 entstandenen “Brief an den Vater”. Besonders auffallend dort ist die Passage, in der Kafkas Vater einen guten Freund von Franz Kafka, den Schauspieler Jizchak Löwy, mit einem Ungeziefer vergleicht. Hier ist der erste Bezug zu dem Mensch-Käfer-Vergleich aus “Die Verwandlung”.
Das Verhältnis von Gregor zur Mutter lässt sich auch fast eins zu eins auf das von Franz Kafka zu seiner Mutter beziehen. So wird die Mutter hier als liebevolle Person dargestellt, die durch Hemmnisse den Sohn nicht so lieben kann, wie sie gerne würde. Das Gleiche zeigt sich bei Kafka, der zu Lebzeiten einen engen Kontakt zur Mutter hatte und sie in einer Art beschreibt, die Gregors Beschreibung sehr ähnlich ist.
Kafka selbst hatte drei Schwestern. Valerie, oder kurz Valli, war seine Lieblingsschwester. In mehreren Tagebuchabschnitten finden sich bei Kafka ähnlich libidinös aufgeladene und zweideutige Passagen, wie jene, in der Gregor über die Küsse auf den Hals von Grete phantasiert.
Man könnte also nach diesen Beobachtungen “Die Verwandlung” als eine Parabel auf Kafkas Leben innerhalb seiner Familie verstehen. In diesem Fall würde sein Selbstbild als nicht genügender Autor sich in der Käferform manifestieren. Die Ablehnung des Vaters und seine oft angesprochene Herrschsucht würden ebenfalls thematisiert, wie der Gedanke, dass Kafkas eigentliche Präsenz schon Last genug für die Familie ist. Sein Verschwinden also alle erleichtert aufblühen lässt.
Diese Interpretation und das Herunterbrechen auf die Familie - hierbei besonders auf die Rolle des Vaters - ist eine sehr populäre Interpretation, die allerdings auch erheblichen Widerstand erregt hat.
Diese Interpretation wankt nicht zuletzt durch die Tatsache, dass die Schwester im Grunde die grausamste Rolle spielt, da sie Gregor verrät, täuscht und sein Todesurteil besiegelt.
Andere Interpretationen gehen davon aus, dass es im Kern um die “Deprivation” des Individuums gehe. Das heißt, den Verlust und die Benachteiligung der Persönlichkeit. Diese Kritiker sehen Gregor Samsa hauptsächlich in die Arbeitswelt eingebunden, ohne eigenen Willen. Die Verwandlung wird hier zum Sinnbild für die Sinnlosigkeit einer solchen Existenz.
Man könnte noch andere Möglichkeiten der Interpretation aufzeigen. Manche sind rein inhaltlich und konzentrieren sich auf die Selbstverleugnung Gregors; andere rezipieren den Titel “Die Verwandlung” auf die Verwandlung der Schwester zur Frau als Hauptpunkt der Erzählung. Und wiederum andere Verweigern sich ganz einer Interpretation im Hinblick auf Kafka als Person - sie plädieren höchstens für eine solche, die sich im Werkkontext des Künstlers befindet.
Wichtig zu erwähnen ist hier noch, dass Kafkas Werk immer wieder verfilmt oder anders verarbeitet wurde. So finden sich Anspielungen darauf etwa in den Namen von Bands, wie zum Beispiel “Samsas Traum”. Aber auch in mehreren Folgen der Serie “Die Simpsons” wird auf “Die Verwandlung” Bezug genommen. Darüber hinaus ist der Stoff gerade in den letzten Jahren oft für die Bühne bearbeitet und in Theatern gezeigt worden.
Insgesamt wird es keine endgültige Interpretation des Stoffes geben können. Jedoch auch keine grundlegend falsche Interpretation. Die Erzählung ist sehr komplex und bietet auf vielen verschiedenen Ebenen die Möglichkeit ein zu haken und zu interpretieren.
Die Tatsache, dass der Text immer wieder gelesen und neu ausgelegt wird, zeigt, welche Aktualität er besitzt. Er wurde und wird immer wieder neu interpretiert und rezipiert. Verschiedene Kritiker haben sich für verschiedene Interpretationen stark gemacht und diese ausführlich dargelegt. Ein Ende in dieser Diskussion ist jedenfalls noch nicht abzusehen.
„Die Verwandlung“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Kafka) Übung
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Definiere die Begriffe Interpretation und Rezeption.
TippsGibt es mehr als eine Interpretation von der Verwandlung?
Wen betrifft die Rezeption? Woher kennst du diesen Begriff noch? Wer macht die Rezeption?
LösungInterpretation und Rezeption sind zwei Begriffe aus der Literaturwissenschaft.
- Die Interpretation ist die Auslegung eines Textes. Man will den Text erklären, d.h. auch für seine Erklärung und Sichtweise Gründe angeben und verteidigen. Dabei gibt es nicht nur eine einzige korrekte Erklärung, die noch dazu aus der Universität kommen muss. Jedermann/-frau kann die eigene Sichtweise vertreten, wichtig ist, dass sie kohärent begründet sein muss. Außerdem variieren Interpretationen je nach den Ebenen, die ein Text abdeckt – sei es nun inhaltlich, zeitgeschichtlich oder biografisch.
- Die Rezeption kommt vom Lateinischen receptio und heißt Aufnahme. Die Rezeptionsgeschichte beschreibt also, wie der Text in der Gesellschaft aufgenommen und verarbeitet wurde. Aufgenommen wird er z. B. durch Rezensionen, also Beurteilungen durch Kritiker, bearbeitet wird er ebenfalls auf verschiedene Weisen, indem er z. B. zitiert, verfilmt oder ins Theater gebracht wird. Es geht also nicht in erster Linie um das Werk selbst, sondern um dessen Wirkung.
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Vervollständige den Text über Kafkas Verwandlung.
TippsFühre dir die Erzählung nochmal vor Augen. Wer kommt darin vor? Wie verläuft die Geschichte?
LösungKafkas Geschichte Die Verwandlung ist eine seiner berühmtesten Schriften. Der erste Satz lautet: „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt."
Gregor, der davor immer arbeiten ging, um seine Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Schwester, zu versorgen, wird nun abhängig von ihnen. Er fällt ihnen immer mehr zur Last, die Familie will ihn loswerden, und sie malträtieren ihn so lange, bis er am Ende stirbt.
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Charakterisiere die Beziehung von Gregor Samsa zu seiner Familie.
TippsWie ist die Personenkonstellation? Auf welcher Seite steht jeder?
Fülle erst die Lücken, die du sicher weißt.
LösungGregor pflegt besondere Beziehungen zu seiner Familie. Sein Vater wird als grausam und gewalttätig, als gefühlskalt und verachtend gegenüber Gregor dargestellt. Der unnützliche Gregor, der nicht mehr arbeiten kann, wird von ihm nicht akzeptiert.
Seine Mutter liebt zwar auch den Käfer noch, kann und darf das aber wegen ihrer zu großen Angst vor dem Vater nicht zeigen. Sie ist die Einzige, die sich bei Gregors Tod am Ende erschüttert zeigt.
Zur Schwester hegt Gregor erotische Gefühle, die sie aber nicht erwidert. Sie empfindet ihren Käfer-Bruder bloß als Last und ist erleichtert, als er am Ende, auch wegen ihr, stirbt.
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Beschreibe die populärste Interpretation der Erzählung.
TippsBedenke die einleuchtenden Parallelen zu Kafkas Leben und den Familienbeziehungen.
LösungDa in der Verwandlung viele Parallelen zu Kafkas Leben, unter anderem auch Hinweise aus Briefen und Ähnlichem, eingegangen sind, interpretiert man diese Erzählung häufig im Hinblick auf die psychologische und soziale Struktur von Kafkas und Gregors Familie. Hierbei wird vor allem die Rolle des Vaters fokussiert, der seinen Sohn ablehnt und ihn als unnütz und Last bezeichnet.
Hiergegen stellen sich allerdings Interpretationen, die die Schwester als wichtigste Person fokussieren, denn auch sie macht eine wichtige, emanzipatorische Verwandlung durch und ist eigentlich grausamer als der Vater. Gregor und Grete werden dabei häufig als zwei Teile von Kafkas Persönlichkeit dargestellt.
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Beschreibe den kafkaesken Stil.
TippsUm welche Themen kreist Kafkas Werk hauptsächlich? Gegen welche Tradition stellt es sich?
LösungDer kafkaeske Stil hat sich eingebürgert, weil Kafka eine ganz eigene Sprache entwickelte. Hierbei benutzte er häufig eine Symbolik, die für Zweideutigkeiten offen blieb. Seine Themen kreisten häufig um tragische und absurde Existenzen und verborgene Mächte in einer modernen und komplizierten Welt. Weniger die Natur als vielmehr der Mensch, sein Innenleben und seine Beziehungen stehen im Vordergrund.
Damit hebt sich Kafka von aller romantischen, naturalistischen, aufklärerischen Literatur ab. Seine Werke zeigen eher die tiefen Krisen der Menschlichkeit als Auswege aus ihnen auf. Seine Sprache ist daher wenig hoffnungsvoll, eindeutig und fröhlich.
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Ordne den Ebenen der Erzählung die verschiedenen bekannten Interpretationen zu.
TippsFange mit den Paaren an, bei denen du dir sicher bist.
Die einzelnen Themen spielen immer auf eine soziale Rolle der Person an; häufig ist nur der Fokus verlagert, mal verengt, mal weiter.
LösungDie Erzählung können wir von mindestens fünf Seiten beleuchten. Dabei überschneiden sich die einzelnen Interpretationen, die nie ganz voneinander getrennt auftauchen können:
- Die soziale: Hier geht es um die Gesellschaft und Kafkas Kritik am Nützlichkeitsdenken des kapitalistischen Systems. Wer nichts leistet, ist nichts wert und verliert damit seine individuelle Stimme.
- Die autobiographische: Die Parallelen zu Kafkas eigenem Leben drängen sich auf; die Erzählung kann interpretiert werden als Beschreibung der eigenen Probleme des Autors, indem sich die Ablehnung im Käfer manifestiert.
- Die familien-psychologische: In der Erzählung werden die Beziehungen zur Familie analysiert. Zu dieser populären Interpretation könnte man auch die freudsche Begriffe wie Ödipus-Komplex oder Ähnliches heranziehen.
- Die individual-psychologische: Die unerwünschte Gestalt des Käfers zeigt Gregor eine Seite von sich, die er selbst ablehnt und verleugnet. Dazu werden keine äußeren Fakten wie Leben des Autors hinzugezogen.
- Die emanzipatorische: Die Schwester war in die Rolle der pflegenden, zur Selbstaufgabe gezwungenen Frau gedrungen. Sie befreit sich von der Last und wird vom Mädchen zur Frau.
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- Komma vor bis
Hallo Sahra A.,
danke für deine Frage. Der Apfel ist eine sehr symbolträchtige Frucht: Sowohl in der biblischen Geschichte als auch in volkstümlichen Märchen und Sagen steht er zum einen für die Unsterblichkeit und die ewige Jugend, zum anderen für Zwietracht oder sogar Verderben.
Ich hoffe, das hilft dir weiter.
Viele Grüße aus der Redaktion
Was hat der Apfel für eine symbolische Bedeutung?
warum wird in fast jedem video vom deutsch-team über "erotische fantasien" erzählt, obwohl tatsächlich nur ein einziger satz darüber aufschluss geben kann, der dazu noch relativ harmlos ist und als brüderliche liebe aufgefasst werden kann?!