Der Dreißigjährige Krieg
Der Dreißigjährige Krieg begann mit dem Prager Fenstersturz und führte zu einem verheerenden konfessionellen Konflikt in Europa. Es kam zu erbitterten Kämpfen zwischen der Protestantischen Union und der Katholischen Liga, vor allem im Heiligen Römischen Reich. Der Krieg brachte Zerstörung, Leid und einen Rückgang der Bevölkerungszahlen mit sich. Möchtest du mehr darüber erfahren? Dann lies weiter im folgenden Text.
- Der Dreißigjährige Krieg
- Dreißigjähriger Krieg – Vorgeschichte
- Dreißigjähriger Krieg – Anlass und Ausbruch
- Dreißigjähriger Krieg – Verlauf
- Dreißigjähriger Krieg – Ereignisse und Fakten
- Dreißigjähriger Krieg – Verwüstung und Zerstörung
- Westfälischer Friede – Friedensschluss nach dem Dreißigjährigen Krieg
- Tragfähiger Friede? – Ausblick
- Häufig gestellte Fragen zum Thema Dreißigjähriger Krieg
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Lerntext zum Thema Der Dreißigjährige Krieg
Der Dreißigjährige Krieg
Prag 1618: Drei katholische Beamte von König Ferdinand werden von protestantischen Adeligen aus einem Fenster der Prager Burg geworfen. Sie fallen nicht besonders tief in den Burggraben und überleben den Prager Fenstersturz. Der Sturz bleibt allerdings trotzdem nicht folgenlos. Er ist der letzte Tropfen, den das Fass der Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten brauchte, um überzulaufen. Es folgen 30 Jahre Krieg, Verwüstung und Leid mitten in Europa – der Dreißigjährige Krieg beginnt.
Wie konnte es zu dieser endlos scheinenden Epoche der Gewalt kommen? Was hatten die Religionen damit zu tun? Und welche Auswirkungen hatte der Krieg auf Europa und seine Herrschenden? Diesen Fragen gehen wir jetzt auf den Grund.
Dreißigjähriger Krieg – Vorgeschichte
Im Zuge der Reformation war die alte, auf dem katholischen Glauben aufgebaute Ordnung in Europa in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörig ins Wanken geraten. In mehreren Ländern setzte sich sehr schnell das reformatorische Gedankengut durch. Besonders im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation kam es zu heftigen Spannungen zwischen den inzwischen evangelischen Fürsten und dem katholischen Kaiser.
Erst im Augsburger Religionsfrieden von 1555 gelang eine Verständigung. Dieser sagte den evangelischen Lutheranern die freie Religionsausübung zu. Zudem durfte nun jeder Landesherr für sein regiertes Gebiet die Konfession bestimmen, das heißt, dass die Bewohner eines Gebiets die gleiche Konfession haben mussten wie ihr Regent. Bei einem Machtwechsel musste man also die Konfession ändern oder auswandern. Weitere Bestimmungen sollten den religiösen Frieden im Alten Reich, aber auch innerhalb Europas sichern. Beide Konfessionen galten von nun an europaweit als gleichberechtigt.
Die Struktur des Heiligen Römischen Reichs verhinderte allerdings einen gesicherten Frieden, da der katholische Kaiser weiterhin versuchte, sich in die Herrschafts- und Konfessionsbefugnisse der Fürsten einzumischen, die ja Teil des Reichskörpers waren, aber eigenständig regierten. Gleichzeitig sorgte die Regelung, dass einem Herrscherwechsel eine Änderung der Konfession für die Untertanen folgen konnte, für Unmut in der Bevölkerung. Um einen Machtzuwachs des Kaisers zu verhindern, gründeten die protestantischen Fürsten und einige europäische Regenten, die ebenfalls dem protestantischen Glauben angehörten, 1608 die Protestantische Union, worauf die katholischen Herrscher 1609 mit der Gründung der Katholischen Liga reagierten. Beide Lager standen sich immer feindlicher gegenüber, der Religionsfriede von Augsburg schien kaum länger tragfähig.
Dreißigjähriger Krieg – Anlass und Ausbruch
Den Anlass zum schon lange in der Luft liegenden Krieg gab ein Konflikt in Böhmen im Jahr 1618. Böhmen wurde größtenteils von Protestanten bewohnt, stand nun aber unter der Herrschaft eines katholischen Königs. Die protestantischen Adeligen wollten keiner Abkehr vom eigenen Glauben und Beherrschung durch einen Katholiken stattgeben. Es kam zum Streit, in dessen Folge, wie oben beschrieben, katholische Beamte von protestantischen Adeligen aus dem Fenster der Burg in Prag geworfen wurden. Der Dreißigjährige Krieg, eigentlich eine Kette aus immer neuen, lang andauernden Kriegen, begann.
Dreißigjähriger Krieg – Verlauf
Der erste Krieg, der Böhmisch-Pfälzische Krieg, nahm dann auch den böhmischen Konflikt wieder auf. Nach ihrer Rebellion hatten die Protestanten einen eigenen Herrscher für Böhmen eingesetzt und den katholischen König Ferdinand verjagt. Dieser wurde allerdings kurze Zeit später Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Er versammelte Reichstruppen, spanische und bayerische Heere hinter sich, fiel in Böhmen ein und holte sich die Königskrone zurück, womit er seine Macht innerhalb der katholischen Liga sicherte. Dabei vertrieb er den böhmischen Adel und fast 150 000 Protestanten. Bereits dieser Konflikt zeigt, dass der Krieg eine große Auswirkung auf die Zivilbevölkerung hatte.
In den folgenden 30 Jahren waren viele europäische Staaten am Krieg beteiligt, die Hauptlast trug allerdings das Gebiet des Heiligen Römischen Reichs, da es Schauplatz der meisten Schlachten war. Die Zivilbevölkerung litt schrecklich unter der Gewalt der Heere. Plünderungen und Gewaltexzesse waren an der Tagesordnung. Ganze Städte, wie zum Beispiel Magdeburg, wurden im Zuge von Schlachten niedergebrannt. Seuchen, Krankheiten, Hunger und Armut suchten die Menschen heim. Gleichzeitig wurden sie für die Versorgung und Bezahlung der Heere verantwortlich gemacht. Auch war das Kriegsgeschehen oft unübersichtlich für die Menschen, da sich der Krieg immer mehr vom konfessionell motivierten hin zum machtpolitisch geführten Konflikt entwickelte.
Dreißigjähriger Krieg – Ereignisse und Fakten
Neben dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nahmen fast alle damaligen Großmächte Europas in irgendeiner Form am Dreißigjährigen Krieg teil.
Aufseiten der Protestantischen Union kämpften Brandenburg und weitere protestantische Reichsstände, Schweden und Dänemark.
Die Kriege im Sinn der Katholischen Liga wurden vom Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und anderen katholischen Reichsständen wie Bayern, aber auch Spanien geführt.
Das katholische Frankreich hielt sich aus machtpolitischen Gründen lange aus den Kriegen heraus. Es unterstützte allerdings in den ersten Kriegsjahrzehnten die Protestantische Liga, ehe es 1635 im Schwedisch-Französischen Krieg (1635–1648) selbst in die aktive Kriegsführung einstieg.
Der Schwedische Krieg (1630–1634), der mit einer Niederlage Schwedens endete, zeigt die Dimensionen des Kriegs gut: Zunächst landete König Gustav Adolf II. von Schweden mit seinen Truppen auf Usedom, marschierte dann bis an den Rhein und nach Bayern.
Die Bevölkerung auf deutschem Boden ging während der Kriege um ein Drittel zurück.
Im Lauf der drei Kriegsjahrzehnte wurden immer wieder machtpolitische, nicht konfessionelle Bündnisse je nach militärischer Zweckmäßigkeit eingegangen, sodass der konfessionelle Krieg mehr und mehr zu einem Krieg um die Vormachtstellung in Europa wurde.
Dreißigjähriger Krieg – Verwüstung und Zerstörung
Als besondere Persönlichkeit des Kriegs gilt der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen, Albrecht von Wallenstein. Er war ein kenntnisreicher Stratege und verantwortlich für viele Siege der kaiserlichen Armeen. Gleichzeitig war er mitverantwortlich für die Ausbeutung der Bevölkerung, denn er entwickelte das System der Kontributionen: Die Bevölkerung musste für die Armeen, die durch ihre Länder zogen, Geld bezahlen. Nur so konnten die hohen Ausgaben für die riesigen Heere aufrechterhalten werden. Es wurde selten ein Unterschied zwischen feindlicher und eigener Bevölkerung gemacht. Wer nicht bezahlen konnte, dem drohte die Exekution, also die gewaltsame Einnahme des ausstehenden Gelds. Gleichzeitig nahmen sich die Soldaten und Söldner, also für Geld angeheuerte Freiwillige, alles, was sie finden konnten. Durch Missernten und die Verwüstungen durch die modernen Kriegswaffen, etwa Geschütze und Feuerwerfer, stieg das Leid der Bevölkerung noch weiter an. Als der Krieg endete, war das Heilige Römische Reich Deutscher Nation stark geschwächt – ganze Regionen waren verwüstet, viele Städte völlig verarmt, mehrere Generationen vom Krieg gezeichnet und etwa ein Drittel der Bevölkerung nicht mehr am Leben.
Wusstest du schon?
Viele Städte und Dörfer wurden im Dreißigjährigen Krieg zerstört, besonders schlimm traf es zum Beispiel den Stift Osnabrück, Minden, Paderborn, Fulda. Hier wurden 304 Städte völlig zerstört und 1 027 Dörfer vernichtet. In der Mark Brandenburg wurden sogar 5 000 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht. Es gab allerdings auch Städte, die als Gewinner aus dem Krieg hervorgingen: Freie Reichsstädte, wie Hamburg und Köln, blieben während des Kriegs unabhängig und handelten mit allen Kriegsparteien. Sie wurden also durch den Krieg reicher und mächtiger.
Westfälischer Friede – Friedensschluss nach dem Dreißigjährigen Krieg
Nach etwa dreißig Kriegsjahren konnte keine Kriegspartei den Krieg endgültig für sich entscheiden und den Sieg davontragen. Vor diesem Hintergrund strebten die Kriegsbeteiligten Friedensverhandlungen an, auch weil ihnen inzwischen die finanzielle und personelle Grundlage für weitere Kriege fehlte. Über einige Jahre hinweg trafen sich ab 1643/44 immer wieder zahlreiche Gesandte der verschiedenen Kriegsgegner in Münster und Osnabrück, um darüber zu beraten, wie man die Kriege beenden und den konfessionellen Frieden herstellen könnte.
1648 waren die Beratungen abgeschlossen und auch wenn man heute von dem einen Westfälischen Frieden spricht, bestand dieser eigentlich aus zwei Verträgen. Den Vertrag, der in Osnabrück unterzeichnet wurde, schlossen der Kaiser, die Reichsfürsten und das Land Schweden. In Münster einigten sich ebenfalls der Kaiser und die Reichsfürsten, nun aber gemeinsam mit Frankreich, auf einen tragfähigen Frieden.
Die Friedensverträge sahen folgende Beschlüsse vor:
Konfessioneller Ausgleich: Die Streitigkeiten um die konfessionelle Zugehörigkeit sollte beendet werden, indem man ein Normaljahr festlegte, in dem die jeweilige Konfession der Länder festgelegt wurde. Man entschied sich für das Jahr 1624 und legte dementsprechend die Konfessionen fest. Wechselte im Anschluss die Konfession des Landesherrn, mussten es ihm die Untertanen nicht gleichtun.
Der kirchliche Einfluss auf die Staaten wurde eingeschränkt, ebenso die Macht des Kaisers im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
Der Frieden im Reich wurde durch Gebietsabtretungen und -erweiterungen an die Sieger ermöglicht. Frankreich und Schweden traten als Garantiemächte auf und erhielten Gebiete aus dem Reich, um die sie hart gekämpft hatten.
Die Niederlande und die Schweiz wurden eigenständige Staaten. Besonders um die Niederlande hatte die Katholische Liga, vor allem Spanien, lange gekämpft.
Tragfähiger Friede? – Ausblick
Der Westfälische Friede war in seiner Zeit eine Neuheit – er war der erste gesamteuropäisch ausgehandelte Friedensvertrag. Und er brachte tatsächlich Frieden, vor allem auf konfessioneller Ebene. Denn was der Augsburger Religionsfriede nicht geschafft hatte, schaffte der Westfälische Friede:
- Er beendete die Zeit der Konfessions- und Religionskriege hinsichtlich der christlichen Religionen.
- Auch die mit dem Vertrag vorangetriebene Trennung von Staat und Kirche kann durchaus als Erfolg gewertet werden. Diese Entwicklung schritt in den nächsten Jahrhunderten weiter voran und stärkte die Macht der weltlichen Fürsten.
- Gleichzeitig wurde die Macht des Kaisers im Heiligen Römischen Reich deutlich eingeschränkt, seine Reichsstände jedoch gestärkt. Mit Blick auf die nationalen Bestrebungen der folgenden Jahrhunderte war das bereits wegweisend, da das Alte Reich immer weiter an Bedeutung einbüßte.
- Frankreich wurde als Garantiemacht zu einer zentralen Gewalt in Europa. Dies traf auch auf Schweden zu, aber da sich die Skandinavier nach den verheerenden Folgen des Kriegs zurückzogen, ist ihre Rolle zu vernachlässigen. Die Macht Frankreichs jedoch blieb bis zur Französischen Revolution ungebrochen.
- Ein besonderes Merkmal der Tragfähigkeit des Vertrags ist aber, dass es bis zu den napoleonischen Kriegen im Zuge der Französischen Revolution keine kriegerischen Ereignisse mit gesamteuropäischem Ausmaß mehr gab. Europa war also für etwa 150 Jahre befriedet worden.
Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede – Zusammenfassung
Der Dreißigjährige Krieg begann 1618 als konfessioneller Krieg, Anlass war eine Auseinandersetzung zwischen protestantischen Adeligen und dem katholischen König in Böhmen.
Schnell weitete sich der Konflikt aus. Kriegsparteien waren die Protestantische Union und die Katholische Liga. Die Kriegszeit umfasst verschiedene Kriege und Kriegsphasen.
Der Hauptschauplatz des Kriegs blieb das Gebiet des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Die Bevölkerung litt immens am Kriegsgeschehen. Gewalt, Hunger und Vertreibung waren an der Tagesordnung und sorgten dafür, dass die Bevölkerung um etwa ein Drittel zurückging.
Lange war Frankreich neutraler Kriegsbeobachter, unterstützte allerdings die Union. 1635 trat Frankreich dann in den Krieg ein und bekämpfte Schweden, die mächtigste Macht aufseiten der Union. Beide Länder gingen als Garantiemächte und gestärkt aus dem Krieg hervor.
Im Westfälischen Frieden von 1648 einigten sich der deutsche Kaiser, die Reichsstände und die beiden Garantiemächte Schweden und Frankreich auf ein Vertragswerk, das die Macht des Kaisers einschränkte, die Trennung von Staat und Kirche vorantrieb und den konfessionellen Frieden sicherte.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Dreißigjähriger Krieg
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