Die Einigungskriege
Die Einigungskriege führten zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871. Erfahre mehr über die entscheidenden Schlachten und politischen Intrigen, die Deutschland vereinten. Interessiert? Lies weiter und entdecke die Geschichte hinter den Kriegen!
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Lerntext zum Thema Die Einigungskriege
Die Einigungskriege – Deutschland auf dem Weg zur Nation
In Rüdesheim am Rhein steht ein gewaltiges Denkmal, es ist von weither gut zu sehen und perfekt in die Landschaft integriert. Es zeigt die Germania, also das „menschgewordene Deutschland“. Sie trägt ein Schwert und einen Brustpanzer, einen Siegerkranz aus Eichenlaub und die deutsche Kaiserkrone in der rechten Hand. Umgeben ist Germania von weiteren Allegorien, also bildlichen Darstellungen abstrakter Begrifflichkeiten, zum Beispiel vom Frieden und vom Krieg. Bei der Betrachtung des Sockels fallen zahlreiche gekrönte Häupter ins Auge, weiter unten, und das ist natürlich kein Zufall, werden auch Szenen aus dem Leben von Soldaten wiedergegeben. Seit seiner Einweihung 1883 lockte dieses Denkmal, das sogenannte Niederwalddenkmal, viele Besucherinnen und Besucher an. Lange Zeit galt es nahezu als Pilgerstätte für alle Deutschen. Das hängt mit dem Grund für die Errichtung des Denkmals zusammen.
Das Niederwalddenkmal wurde errichtet, um an die Kriege zur Reichseinigung und die Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 zu erinnern. Im folgenden Text erfahren wir Näheres über die Kriege, die dazu führten, dass Deutschland eine Nation wurde.
Niederwalddenkmal (Rüdesheim am Rhein) |
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Die Deutsche Frage im 19. Jahrhundert
Die Idee, ein geeintes deutsches Reich zu bilden, gab es schon lange vor der Reichseinigung 1871. Sie beherrschte das politische Handeln über weite Strecken des 19. Jahrhunderts. Ausgehend von den Befreiungskriegen 1813 ließ sich der nationale Gedanke in den deutschen Ländern auch durch die Versuche der Restauration nicht mehr aufhalten. Spätestens in der Revolution von 1848/49 war klar: Der vorher oft beschriebene Flickenteppich, den die zahlreichen deutschen Länder nach dem Wiener Kongress bildeten, sollte der Vergangenheit angehören. Ein geeintes deutsches Reich war eines der wichtigsten Ziele der Revolution.
Otto von Bismarck wird preußischer Ministerpräsident
Auch wenn die Machthaber die nationale Idee zunächst eingedämmt hatten, blieb sie in weiten Teilen der Bevölkerung vorherrschend. Politische Aktionen des Volks blieben weitestgehend aus, allerdings nahmen Feierlichkeiten im zunächst privaten Rahmen deutlich zu. So wurde 1859 auf Schillerfeiern Friedrich Schiller als nationalem Freiheitshelden gedacht. Die italienische Unabhängigkeitsbewegung sorgte dann für einen neuen Anschub der Hoffnung auf staatliche Einheit. Gemäßigte Demokraten und Liberale, nach 1951 zur politischen Untätigkeit verdammt, gründeten im gleichen Jahr den Deutschen Nationalverein. Sie strebten nun, ganz im Sinne ihrer Forderungen im Frankfurter Parlament, eine kleindeutsche Lösung unter Herrschaft Preußens an. Die Reichseinigung sollte von oben, also von den Herrschenden, nicht vom Volk, erfolgen. Diese immer lauter werdende Stimmung nahm der seit 1862 als preußischer Ministerpräsident agierende Otto von Bismarck wahr und setzte sie auf seine Agenda.
Otto von Bismarck (1815–1898) |
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Eine berühmte Rede von Otto von Bismarck
Am 30. September 1862 hielt Otto von Bismarck eine seiner berühmtesten Reden. Er sprach vor der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses, von der er sich finanzielle Unterstützung bei der Umgestaltung des Heers erhoffte. Er sprach davon, dass nicht Reden und parlamentarische Beschlüsse, sondern „Blut und Eisen“ die entscheidenden, drängenden Fragen des Jahrhunderts gelöst hätten und lösen würden. Er richtete sich damit deutlich gegen die demokratischen, liberalen Ideen der Revolution 1848/49 und zeigte sein politisches Verständnis auf: Für die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung strebte er keine Verhandlungen, sondern Kriege an. Und für diese Kriege benötigte er eine deutlich stärkere Armee. Der Budgetausschuss erteilte Bismarck keine weiteren Gelder, was ihn allerdings nicht davon abhielt, gegen den Ausschuss und das Parlament zu regieren und die Armee gemeinsam mit dem preußischen König Wilhelm I. umzubauen und aufzustocken.
Die Einigungskriege
Bismarck strebte also einen deutschen Nationalstaat unter der Führung Preußens an, und das mit militärischen Mitteln. Er stellte sich so an die Spitze der Nationalbewegung, obwohl eingeräumt werden muss, dass er eher preußische Interessen als gesamtdeutsche vertrat. Um das Herzogtum Schleswig kam es in den 1860er-Jahren zu einem Konflikt, der den Grundstein für die Einigung des Deutschen Kaiserreichs legen sollte.
Deutsch-Dänischer Krieg
Das Königreich Dänemark beanspruchte Schleswig für sich. Bismarck nahm die Gelegenheit wahr und verknüpfte den Verbleib Schleswigs im Deutschen Bund mit den Einigungsbestrebungen. Im Verbund mit Österreich, das sich in dieser Frage auf der Seite Preußens sah und ebenfalls ein möglichst großes deutsches Reich erhalten wollte, schlug Preußen die Dänen 1864 im Deutsch-Dänischen Krieg, der als erster der Einigungskriege gilt. Er war, auch aufgrund der Überlegenheit der österreichischen und preußischen Truppen, nicht besonders lang. Die Soldaten der eigentlichen Konkurrenten trugen in den Schlachten weiße Armbinden, was an die Kriege gegen Napoleon erinnern sollte, die man auch gemeinsam ausgefochten hatte.
Im Anschluss an den Krieg einigten sich Preußen und Österreich 1865 in der Gasteiner Konvention darauf, dass Schleswig nun unter preußischer, Holstein unter österreichischer Verwaltung stehen sollte. Ein Ende des Dualismus schien in greifbarer Nähe.
Deutscher Krieg
1866 kam es um die Verwaltung der beiden Regionen zu einem Konflikt zwischen Österreich und Preußen, den Preußen provoziert hatte. Da beide Staaten im vorherigen Jahr bereits geheime Absprachen und Bündnisse mit anderen Staaten getroffen hatten, sah sich Bismarck nun einer Übermacht im Deutschen Bund gegenüber, die aufseiten Österreichs im Konflikt um die Vorherrschaft stand. Vor allem die süddeutschen Staaten, aber auch Hannover, Sachsen und andere Kleinstaaten mobilisierten gemeinsam mit Österreich das Bundesheer, woraufhin Preußen aus dem Deutschen Bund austrat und diesen als beendet erklärte. Gemeinsam mit seinen Unterstützern errang Preußen einen überraschend schnellen Sieg in der Schlacht von Königgrätz und diktierte anschließend 1866 den Frieden von Prag. Österreich wurde durch diesen aus dem deutschen Reich herausgedrängt, behielt aber nahezu alle Ländereien. Klar war, dass der Dualismus zugunsten Preußens entschieden war. Preußen vergrößerte sein Reich bis zum Rhein, viele kleinere Staaten, zum Beispiel Hannover, zahlten für ihre Allianz mit Österreich einen sehr hohen Preis.
Der Deutsche Bund, der seit 1815 bestanden hatte, war aufgelöst. Bismarck gründete den Norddeutschen Bund, in dem Preußen bereits die unangefochtene Vormachtstellung einnahm.
Deutsch-Französischer Krieg
Vor allem in Frankreich hatte man mit Sorge auf die militärische Überlegenheit Preußens geschaut. Diese Sorge war nicht unberechtigt, denn Bismarck war sich der Symbolkraft eines Kriegs gegen den sogenannten Erbfeind Frankreich bewusst. Er bezog bei seinen Überlegungen den Aspekt ein, dass die Nationalbewegung in den deutschen Ländern durch die Befreiungskriege besonders stark zugenommen hatte.
Den Anlass für den angestrebten dritten Einigungskrieg bot der verwaiste Thron Spaniens. Zunächst bewarb sich ein Prinz aus der württembergischen Hohenzollern-Linie, dem preußischen Königshaus, für die Krone in Spanien, zog seine Kandidatur aber wieder zurück, nachdem sich vor allem Frankreich gegen sie ausgesprochen hatte. Frankreich sorgte sich vor einer Einkreisung durch das erstarkte Preußen und verlangte vom preußischen König, dass er für alle Zeiten von einer deutschen Kandidatur absehen sollte. Dieses Gesuch wurde als Affront aufgefasst. Aus der Benachrichtigung Bismarcks durch den preußischen König erstellte der Ministerpräsident im Juli 1870 die Emser Depesche, in der er den Wortlaut der französischen Diplomatie geschickt verkürzte und den französischen Kaiser Napoleon III. so als Kriegstreiber darstellte. Die Veröffentlichung der Emser Depesche durch Bismarck löste große Entrüstung in der deutschen Öffentlichkeit aus. Europaweit sah man es zudem nun als gerechtfertigt an, wenn Preußen militärisch gegen Frankreich vorgehen würde.
Napoleon III. von Frankreich (1808–1873) |
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Diese Stimmung nutzte Bismarck erneut zu seinen Gunsten aus. Da der Krieg gegen Frankreich nun vor allem unter patriotischen Gesichtspunkten geführt werden konnte, band er auch die süddeutschen Truppen an den Norddeutschen Bund. Der Deutsch-Französische Krieg war von Beginn an gekennzeichnet von der großen militärischen Überlegenheit der Preußen und weiteren deutschen Truppen. Sie waren, im Gegensatz zu Frankreich, auf moderne Kriegsführung eingestellt. Schnell errang man in den entscheidenden Schlachten Siege. In der Schlacht von Sedan wurde im September 1870 Kaiser Napoleon III. festgenommen, woraufhin in Paris die Republik ausgerufen wurde. Die Niederlage Frankreichs war nun nur noch eine Frage sehr weniger Monate.
Noch während des Kriegs traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei und nach vielen Verhandlungen trat die Verfassung des Deutschen Reichs zum 1. Januar 1871 in Kraft. Der Nationalstaat war erschaffen. Allerdings blieb zunächst unklar, wer die konstitutionelle Monarchie als Kaiser anführen sollte. Für Bismarck kam natürlich nur der preußische König infrage. Dieser wehrte sich allerdings dagegen, seine Stellung als preußischer König aufzugeben. Erst durch Überzeugungsversuche vor allem aus den süddeutschen Staaten ließ er sich überreden. Am 18. Januar 1871 wurde Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser ernannt.
Der Deutsch-Französische Krieg endete am 28. Januar 1871, nachdem Paris stark beschossen worden war. Der Waffenstillstand wurde sofort unterzeichnet. Bismarcks Kalkül, durch einen Krieg gegen Frankreich die nationale Vereinigung der deutschen Staaten zu erwirken, war aufgegangen.
Einfluss der Reichseinigungskriege auf die europäische Politik
Der Nationalismus als politisches Prinzip kennzeichnete vor allem die ersten zwei Drittel des 19. Jahrhunderts, insofern waren die Bemühungen um einen deutschen Nationalstaat in Europa nichts Ungewöhnliches. Die Art und Weise, wie dieser entstanden war, ließ die anderen Großmächte aufhorchen. Das Deutsche Kaiserreich war von oben geformt worden, durch den preußischen König, der damit ja de facto sein eigenes Reich, Preußen, preisgab, und vor allem durch den geschickten Politiker Bismarck, der ohne Rücksicht auf Verluste auf die Durchsetzung der preußischen Interessen drängte. Diese Tatsachen zeigen, wie machthungrig Preußen gewesen war. Vielerorts fragte man sich zurecht, ob Preußen in Deutschland oder Deutschland in Preußen aufgegangen war, da das Deutsche Reich preußisch geprägt war.
Die militärische Dominanz in allen drei Reichseinigungskriegen zeigte zudem, dass eine ernst zu nehmende Großmacht in der Mitte des europäischen Kontinents entstanden war. Die zahlreichen Staaten des Deutschen Bunds hatten zuvor selten alle auf einer Seite gestanden und waren deshalb für die anderen Staaten weniger gefährlich. Nun entwickelte sich eine gemeinschaftliche Schlagkraft, von der allen anderen klar war, dass sie gefährlich werden konnte.
Skepsis und Angst vor der deutschen Großmacht bestimmten schnell die europäische Politik.
In der Folge entstanden zahlreiche Denkmäler, Statuen und Gedenktage, die an die Reichseinigung durch die drei Einigungskriege erinnerten, zum Beispiel das bereits erwähnte Niederwalddenkmal. Jetzt verstehen wir auch, warum die Germania ein Schwert und einen Brustpanzer trägt. Deutschland war durch Kriege geformt worden.
Die Einigungskriege – Zusammenfassung
- Durch die Ernennung von Otto von Bismarck zum preußischen Ministerpräsidenten 1862 veränderte sich die preußische Politik stark. Er strebte einen deutschen Nationalstaat unter preußischer Führung an.
- Im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 kämpften Österreich und Preußen noch einmal gemeinsam. Nach dem Sieg teilte man sich die Verwaltung von Schleswig und Holstein auf. Über diese Verwaltung kam es allerdings zum Konflikt.
- Aus dem Deutschen Krieg 1866, der als Folge des Konflikts um Holstein und Schleswig zu sehen ist, ging Preußen als Sieger hervor. Österreich war aus dem Deutschen Bund ausgeschlossen, der Dualismus zugunsten Preußens entschieden.
- 1870 kam es zum Deutsch-Französischen Krieg, den die deutschen Staaten schnell für sich gewinnen konnten.
- Durch den Krieg entstand der Konsens zu einem deutschen Nationalstaat, der am 1. Januar 1871 in Kraft trat. Am 18. Januar 1871 wurde der preußische König Wilhelm I. in Versailles zum Kaiser der Deutschen proklamiert.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Einigungskriege
Die Reichsgründung 1871
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Die Einigungskriege
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