„Andorra“ – Inhaltsangabe (Frisch)
Andorra von Max Frisch: Ein Aufruf gegen Vorurteile und Diskriminierung. Tauche ein in die fiktive Welt von Andorra, in der der 20-jährige Andri gegen Vorurteile gegen Juden kämpft. Entdecke, wie falsche Identitäten und tragische Schicksale zu einem dramatischen Ende führen. Interessiert? All das und mehr erfährst du im vollständigen Text!
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Grundlagen zum Thema „Andorra“ – Inhaltsangabe (Frisch)
Das Drama Andorra von Max Frisch – ein Überblick
Das Theaterstück Andorra des Schweizer Schriftstellers Max Frisch (1911–1991) wurde 1961 in Zürich uraufgeführt. Es zählt heute zu seinen bekanntesten Theaterstücken. Was ist die Kernaussage von Andorra? Max Frisch schrieb das Drama, um vor Vorurteilen und Diskriminierung sowie ihren Auswirkungen zu warnen.
Andorra von Max Frisch – Inhaltsangabe
Es folgt eine kurze Zusammenfassung des Dramas Andorra von Max Frisch:
Das Stück spielt in dem gleichnamigen, fiktiven Land namens Andorra, das sich nicht auf den realen Kleinstaat Andorra bezieht. Obwohl Andorra ein friedlicher Ort ist, herrscht die Sorge, dass das feindliche Nachbarvolk, die sogenannten Schwarzen, in Andorra einfallen könnten. Im Mittelpunkt des Stücks steht der 20 Jahre alte Andri. Weil er als Jude gilt, wird er mit vielseitigen Vorurteilen konfrontiert, die ihn letztendlich in den Tod treiben.
Was passiert also in dem Buch Andorra? Andri wächst im Haus des Lehrers auf. Der Lehrer hat ihm und den Bewohnerinnen und Bewohnern Andorras erzählt, er habe Andri als Kind vor den Schwarzen gerettet und als Pflegekind bei sich aufgenommen. Andri sei als Jude dort in Gefahr gewesen. Alle glauben ihm.
Doch auch in Andorra herrschen Vorurteile gegen Juden. So meinen die Bewohnenden an Andri bestimmte negative Eigenschaften zu bemerken, die sie mit Juden in Verbindung bringen. Dazu gehören unter anderem Geldgier, Feigheit, Ehrgeiz und Humorlosigkeit.
Ein Beispiel für die Vorurteile, mit denen Andri konfrontiert wird, zeigt sich wie folgt: Der Lehrer muss eine besonders hohe Summe Geld bezahlen, damit der Tischler Andri in die Lehre nimmt. Denn obwohl der Junge sehr geschickt ist, glaubt der Tischler, Andri habe das Handwerk nicht im Blut. Er fühlt sich in seiner Meinung bestätigt, als er eine misslungene Arbeit, die vom Gesellen stammt, irrtümlich Andri zuordnet. Andri kann den Tischler nicht von dem Missverständnis überzeugen und wird in den Verkauf versetzt, was – so glaubt der Tischler – viel besser zu ihm als Juden passt.
Andri tut sich daher schwer, seine eigene Identität zu finden. Er fragt sich, wer er ist und wie er ist. Unterscheidet er sich von den anderen, weil er Jude ist? Besitzt er die Eigenschaften, die Juden zugeschrieben werden? Das sind die Fragen, die Andri immer wieder reflektiert. Er leidet darunter, dass er benachteiligt wird. Im Laufe des Dramas nimmt er immer mehr die vermeintliche Identität dessen an, was sich die Gesellschaft unter einem typischen Juden vorstellt.
Es gibt einen Menschen, dem Andri vertraut. Es ist die 19 Jahre alte Barblin, die Tochter des Lehrers. Die beiden lieben sich. Er träumt davon, sie zu heiraten. Noch weiß er nicht, dass der Lehrer gelogen hat, denn Andri ist kein Pflegesohn. Er ist der leibliche Sohn des Lehrers und Barblin ist damit seine Halbschwester, die er also nicht heiraten kann. Er ist somit auch kein Jude und wurde nicht vor den Schwarzen gerettet.
Warum hat der Lehrer gelogen? Der Lehrer wollte ein Verhältnis mit einer Schwarzen, der Senora, geheim halten. Als Andri um Barblins Hand anhält, weist der Lehrer Andri ab. Andri glaubt, es liege darin, dass er Jude ist. Doch der wahre Grund liegt darin, dass Barblin Andris Halbschwester ist.
Als der Lehrer Andri später doch die Wahrheit offenbart, könnte man glauben, Andri sei erleichtert, von den Vorurteilen befreit zu sein. Doch er glaubt nicht, dass der Lehrer ihn als Sohn verleugnet hat. Auch als die Senora ihren Sohn sucht und zu Besuch kommt, kann und will Andri das Selbstbild, das er aufgebaut hat, nicht aufgeben. Zu lange wurde er anders als die anderen behandelt. Nun kann er sich nicht als Gleicher unter Gleichen fühlen.
Den Bewohnerinnen und Bewohnern Andorras geht es ähnlich. Auch sie rücken von ihrem Bild, das sie sich von Andri gemacht haben, nicht ab. Sie lehnen Andri weiterhin ab und trauen ihm Böses zu. So sind sich alle sicher, dass Andri derjenige ist, der die Senora durch einen Stein getötet hat.
Starke Konflikte entstehen auch zwischen Andri und Barblin. Andri ist gekränkt. Er glaubt, Barblin sei ihm untreu gewesen, obwohl sie von einem Soldaten vergewaltigt wurde. Er sehnt sich nach Intimität mit ihr und will nicht als ihr Bruder gelten.
Wie endet Andorra? Als die Schwarzen in Andorra einfallen, veranstalten sie eine sogenannte Judenschau, bei der sich Juden angeblich an äußeren Merkmalen erkennen lassen. Als Andri als Jude kategorisiert wird, ist das sein Todesurteil. Er wird erschossen. Daraufhin erhängt sich der Lehrer, weil er seine Schuldgefühle nicht mehr ertragen kann. Barblin wird vor Kummer wahnsinnig.
Zusammenfassung der Bilder des Dramas Andorra – die Struktur
Zur kurzen Zusammenfassung der Kapitel bzw. der Bilder 1–12 des Dramas Andorra gehört ein Hinweis auf die Zweiteilung des Stücks:
Bilder | Andris Entwicklung |
---|---|
1–6 | Andris Ziel besteht darin, sich gegen die Vorurteile der Bewohnenden Andorras zu wehren. |
7–12 | Andri verinnerlicht zunehmend die Vorurteile, mit denen er konfrontiert wird. |
Das Stück besteht also aus zwölf Bildern. Ein zentrales Kapitel in Andorra ist das neunte Bild. Dieses lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Die Senora deutet Andris wahre Herkunft an.
- Der Pater will Andri über seine Abstammung aufklären, aber Andri glaubt ihm nicht.
- Der Lehrer berichtet, dass die Senora durch einen Stein getötet wurde, und verdächtigt Andri.
Das Kapitel ist so zentral, da es die Handlung vorantreibt. Noch könnte sie sich zum Guten wenden, doch Andri beharrt auf seiner Überzeugung, der zu sein, für den ihn alle halten.
Die Personen Andorras rechtfertigen sich für das, was geschehen ist. Alle, außer dem Pater, leugnen ihre Mitschuld am Tod von Andri.
Transkript „Andorra“ – Inhaltsangabe (Frisch)
Max Frisch: Andorra - Inhaltsangabe
Stell dir vor, du wächst in dem Glauben auf, dass du aus Italien kommst. Deine Eltern haben dir gesagt, du seist adoptiert. All deine Freunde und auch deine Lehrer halten dich für einen Italiener. Auch du fühlst dich wie ein Italiener, weil alle dir dies bestätigen. Manchmal nervt es dich zwar, immer etwas anders als die anderen behandelt zu werden, aber an sich bist du stolz darauf.
Und dann erfährst du plötzlich, dass es alles gar nicht stimmt. Es ist eine Lüge. In Wirklichkeit bist du Deutscher und gar nicht adoptiert. Wie fühlst du dich dann? Hörst du auf zu glauben, dass du Italiener bist? Oder hältst du daran fest?
Ungefähr so geht es Andri. Der junge Mann wächst in Andorra auf, einem friedlichen Land. Rundherum herrschen die “Schwarzen”. Damit meint Max Frisch feindliche Menschen aus einem nahe gelegenen Land. Die Andorraner fürchten, dass sie bald auch in Andorra einfallen werden. Andri lebt im Haus des Lehrers. Er glaubt, dass er Jude sei und dass der Lehrer ihn als Kind vor den “Schwarzen” gerettet habe. So hat es der Lehrer ihm und allen Andorranern erzählt. Die Andorraner behandeln Andri als Juden. Als er zum Beispiel eine Tischlerlehre machen möchte, will der Tischler ihn nicht in seiner Werkstatt haben. Der Grund: Andri habe es nicht im Blut. Er rät ihm stattdessen Verkäufer zu werden, ein angeblich passenderer Beruf für Juden.
Andri macht sich Gedanken über seine Identität. Ist er wirklich anders als alle anderen? Ist er so, wie die anderen es sagen? Dass er in der Öffentlichkeit diskriminiert wird, quält ihn. Er hat Selbstzweifel. Der einzige Mensch, mit dem Andri seine Gedanken offen besprechen kann, ist Barblin. Sie ist die Tochter des Lehrers. Andri liebt sie und möchte sie heiraten. Als Andri sich endlich durchringt und beim Lehrer um ihre Hand anhält, ist dieser gezwungen, die Wahrheit zu verkünden. Andri ist gar kein Jude. Und er ist auch nicht sein Pflegesohn. Andri ist sein eigener, leiblicher Sohn. Er ist der Sohn des Lehrers und einer “Schwarzen”, der Senora.
Nun kann Andri die Wahrheit nicht glauben. Er hat sich schon zu sehr mit seiner Identität als Jude abgefunden. Alle haben ihm gesagt, dass er anders sei als sie, nun fühlt er sich auch anders. Und warum sollte ein Vater so eine Lüge erzählen? Selbst als die Senora, seine Mutter, zu Besuch kommt, glaubt er dem Lehrer nicht. Auch die Andorraner rücken nicht davon ab, Andri für einen Juden zu halten. Als die Senora durch einen Stein getötet wird, ist für das ganze Dorf klar, dass Andri schuld ist.
Dann fallen die “Schwarzen” in Andorra ein. Die Situation spitzt sich zu. Bei der Judenschau wird Andri als Jude identifiziert. Er wird abgeführt und erschossen. Der Lehrer erhängt sich daraufhin und Barblin wird wahnsinnig.
Das Stück ist in zwölf Bilder aufgeteilt. Insgesamt kommen zwölf sprechende und vier stumme Personen vor. Nach fast jedem Bild tritt eine Person in den Zeugenstand. Der Zeugenstand ist zeitlich später angesiedelt, nachdem die ganze Geschichte passiert ist. Die Personen müssen sich im Zeugenstand rechtfertigen. Bis auf den Pater gesteht niemand ein, Mitschuld an Andris Tod zu tragen.
Andri wächst also in dem Glauben auf, ein Jude zu sein. Er hat diese Identität verinnerlicht und wird von seinen Mitmenschen auch als solcher behandelt. Durch den Heiratsantrag erfährt Andri, wie es um seine wirkliche Identität steht. Von der Lüge verwirrt, hält er jedoch an seiner Identität als Jude fest. Als die “Schwarzen” zur Judenschau kommen, wird er abgeführt und getötet.
Die Frage nach der Identität, steht im Mittelpunkt des Dramas. Dabei geht es nicht nur darum, was in dem Pass eines Menschen eingetragen wurde oder welcher Blutgruppe er angehört. Identität hat vielmehr auch damit zu tun, was andere über einen denken und erzählen. Schließlich kommt es auch darauf an, wie man selbst zu sich steht. Max Frisch hinterlässt uns die Frage: Ob Andri je eine Chance besaß oder sein Schicksal durch die Lüge von Anfang an besiegelt war?
„Andorra“ – Inhaltsangabe (Frisch) Übung
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Gib an, welche Aussagen auf das Drama zutreffen.
TippsDer Schauplatz diese Dramas ist kein realer; auch die handelnden Personen sind beispielhaft, also keine Individualist/-innen.
LösungDiesem Theaterstück sind lange Vorarbeiten vorangegangen; unter anderem verfasste Max Frisch eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Du sollst dir kein Bildnis machen“, das die Thematik vorgibt, die später in „Andorra“ konkreter und detaillierter bearbeitet wird. Im Drama geht es darum, dass man Menschen nur nach dem Verhalten und der Einstellung, nicht nach Vorgaben, Äußerlichkeiten und Mutmaßungen beurteilen soll.
- Frisch wählt den kleinen südländischen Ort Andorra als Handlungsort aus, in dem Einwohner/-innen in ständiger Angst vor Bedrohung durch die Schwarzen aus dem Nachbarstaat leben. Vermutlich ist hier eine Anlehnung an die SS und SA aus dem Dritten Reich zu sehen. Frisch besteht darauf, dass dieser Ort nicht identisch mit einem existierenden Platz in den Pyrenäen ist.
- In der Handlung wird deutlich, dass das Leben eines Außenseiters, Andri, auf einer Lüge eines feigen Lehrers aufgebaut ist, der vorgibt, Andri aus großer Gefahr gerettet und aufgenommen zu haben.
- Die Stigmatisierung des Jungen Andri führt ihn von einem Problem zum nächsten, so darf er nicht Tischler werden, weil ihm das nicht im Blut liege.
- Als Andri eines Tages von einem Arzt untersucht wird, erfährt er, dass dieser in Andorra keineswegs glücklich ist, sondern seiner glorreichen Vergangenheit im Ausland nachtrauert.
- An seinen Bemerkungen während der Untersuchung kann man außerdem schon relativ früh feststellen, dass es nicht stimmt, dass alle Menschen in Andorra gleich behandelt werden. Damit deutet sich die Positionierung dieses Mannes im bevorstehenden Konflikt an.
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Bestimme den Verlauf des Theaterstückes.
TippsAnfangs scheint die Welt in Andorra noch in Ordnung; Barblin und Andri sind verliebt, man bereitet sich auf einen Feiertag vor. Dann kommen erste Risse in dieses Bild, indem versteckte Vorurteile sichtbar werden, die Andris Leben beeinträchtigen.
Die Lage spitzt sich immer mehr zu, als das Publikum erfährt, dass Andris und des Lehrers Leben auf einer Lüge basiert; der Konflikt ist vorprogrammiert. Als die Senora, eine Schwarze, in Andorra getötet wird, kann es nur einen Täter geben; damit ist der Ausgang des Stückes klar.
Lösung- In der Exposition, dem ersten Bild, werden alle Personen und der Handlungsort eingeführt und der Konflikt bereits angelegt.
- Die Probleme Identität und Verantwortung werden zum Zentrum der Handlung. Andri und der Lehrer stehen im Mittelpunkt, die anderen Personen sind nur Beispiele für die Vertreter/-innen des Volkes und dessen Verhalten.
- Zunächst beginnt das Theaterstück scheinbar völlig harmonisch mit dem Auftreten der handelnden Einzelpersonen, die in ihrem Alltag gezeigt werden; allerdings werden die Besonderheiten hervorgehoben. So wird deutlich, dass man ein bestimmtes Bild von den Juden und Jüdinnen hat, dass man unter der Bedrohung durch die Schwarzen lebt, dass die Lüge im Leben der Menschen eine große Rolle spielt.
- So heuchelt der Doktor, dass er gern nach Andorra zurückgekehrt sei, obwohl er im Ausland große Meriten hätte erlangen können, aber das Pflichtgefühl habe ihn veranlasst. Tatsächlich ist er im Ausland wenig erfolgreich und spricht von seinen Wünschen, nicht von der Realität.
- Auch der Lehrer - und er lädt wesentlich mehr Schuld auf sich als der Doktor - sagt nicht die Wahrheit, als er den Andorraner/-innen erzählt, er habe Andri vor den Schwarzen gerettet, weil er Jude sei; beides stimmt nicht: Andri ist das Ergebnis eines Seitensprungs des Lehrers mit einer Schwarzen. Das konnte der Lehrer natürlich nicht zugeben und legt daher den Grundstein für den Untergang seiner gesamten Familie.
- Der Tischler und sein Geselle sagen ebenfalls nicht offen, dass sie Vorurteile gegen Juden und Jüdinnen haben, sondern stellen so hohe Bedingungen, dass aus der Lehre für Andri nichts wird. Der Geselle gibt Andris Arbeit für seine aus und erklärt, dass das ganz normal sei.
- Als die Lage ernst wird und die Schwarzen nach Andorra einmarschieren, die Andorraner/-innen jetzt für ihre offiziellen Einstellungen eintreten müssten, verstecken sich alle. Der Doktor hatte doch geäußert, in Andorra seien alle gleich.
- Jetzt wird aber ohne irgendwelche Gegenwehr der Jude Andri geopfert. Es gibt keinen Kampf gegen die Schwarzen und keinen um oder für Andri, von niemandem. Alle nehmen es hin, dass er erschossen wird. Die Zeche zahlt Andri.
- Der Suizid des Lehrers zeigt: Er ist nicht bereit, aktiv für seine Fehler einzustehen, sondern er resigniert. Barblin ist überfordert mit den Vorgängen und verfällt dem Wahnsinn.
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Entscheide, welche Aussage zu welcher Person gehört.
TippsDie Einstellungen der handelnden Personen sind innerhalb des Stückes ziemlich eindeutig festgelegt; so wissen wir vom Soldaten, dass er interessiert ist, mit Barblin Geschlechtsverkehr zu haben; das zieht sich durch das ganze Stück. Der Tischler weiß vermeintlich genau, dass Juden und Jüdinnen kein Handwerk ausüben können, weil es ihnen nicht im Blut liegt. Der Doktor gibt zum Besten, dass Andorraner/-innen nicht buckeln. Zwei Personen gibt es aber in diesem Stück, die auf der Suche nach ihrer Persönlichkeit sind, die die oben genannten Handlungsträger/-innen bereits gefunden haben.
LösungMax Frisch hat in seinen Büchern immer ähnliche Probleme, allerdings in sehr unterschiedlicher Form, verarbeitet. Es geht stets darum, ob die Personen wissen, welche Rolle sie im Leben zu spielen haben, und ob ihre Erwartungen mit dem übereinstimmen, was sie vorfinden.
- In diesem Theaterstück gibt es eine Vielzahl deutlicher Klischees, die zeigen, wer der Wirt ist, welches Verhalten der Soldat an den Tag legt und warum der Tischlergeselle Andri übervorteilt. Diese Verhaltensweisen gehören immer zur entsprechenden Rolle.
- Andri ist die wirklich tragische Figur des Dramas, weil er wegen einer Lüge nicht in der Lage ist, eine eigene Identität herauszubilden. Schließlich stellt er fest, dass man ihm immer gesagt hat, er sei anders als die übrigen Andorraner/-innen. Schließlich gewöhnt er sich daran, dieses Verhalten dann zu verinnerlichen. Nun wird ihm von der Senora mit ihrer Äußerung, dass ihm bald Recht widerfahren werde, der Boden seiner Existenz entzogen. Der Vater unterstützt dieses Unglück noch dadurch, dass er ihm die Wahrheit sagen will: nämlich, dass er ihn mehr als 20 Jahre lang angelogen hat.
- Die anderen verharren ihm gegenüber in der Position, die er gerade verinnerlicht hat: als Jude passt er nicht in die Gesellschaft der Andorraner/-innen.
Quellenangaben der Zitate:
- Zitat von Barblin, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra. Frankfurt am Main, S.7.
- Zitat der Senora, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra. Frankfurt am Main, S.79.
- Zitat von Andri, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra. Frankfurt am Main, S.86.
- Zitat des Vaters, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra. Frankfurt am Main, S. 53.
- Zitat des Doktors, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra. Frankfurt am Main, S.78.
- Distraktor-Zitat, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra. Frankfurt am Main, S.32.
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Charakterisiere das Verhältnis zwischen Andri und seinem Vater.
TippsDas Verhältnis zwischen Andri und dem Lehrer ändert sich im Laufe der Zeit; anfänglich hat er großen Respekt vor ihm, weil er in dem Glauben aufwächst, dass er aus großer Gefahr gerettet worden sei. Allmählich erhält er aber viele Zeichen, dass irgendetwas in dieser Beziehung und mit ihm nicht stimmt. Das Verhältnis zu Lehrer Can ändert sich grundlegend. Die (fehlende) Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit des Lehrers spielt dabei eine große Rolle.
LösungDie Welt ist noch in Ordnung, als der Vorhang aufgeht und die einzelnen Personen eingeführt werden: Man lebt im kleinen, idyllischen, wenn auch ärmlichen Andorra und das Leben geht seinen Gang. Man bereitet sich auf ein Fest vor und ist soweit guter Dinge. Die einzige Sorge, die man hat und die Barblin äußert, ist, dass „die Schwarzen“ das Land überfallen könnten.
Das Verhältnis zwischen dem Lehrer und seinem Sohn, den er vor „den Schwarzen“ gerettet hat, ist absolut gut und von Respekt von Seiten Andris geprägt. Andri ist dankbar, dass er in diesem Haus leben kann und verliebt sich in Barblin, die Tochter des Lehrers. Als er sich den Mut nimmt, um die Hand dieses Mädchens beim Lehrer anzuhalten, ändert sich die gesamte Situation.
Der Lehrer wird jetzt mit der Realität konfrontiert. Er muss zugeben, dass er seinen Sohn mehr als 20 Jahre mit einer Lüge aufgezogen hat.
Die Senora deckt die Lüge auf, sodass Andri einen Teil der Wahrheit von ihr, und nicht vom Verursacher erfährt; dadurch wird die Situation noch stärker vergiftet, denn auch sie spricht in vielen Andeutungen und verbreitet weitere Unsicherheit.
Der einzige Ausweg, den der Lehrer findet, ist der Alkohol und auf diese Weise verliert er auch den Respekt des Jungen, der ihn nur noch im Wirtshaus antrifft. Der Vater verpasst die Gelegenheit, dem Sohn zu erklären, was nicht zu erklären ist, weil er zu feige ist. Das erkennt auch Andri, der nur noch Verachtung und Ekel für ihn empfindet, jedes Gespräch verweigert und seinen Vater nach Hause schickt.
Das anfänglich vertrauensvolle und von Achtung getragene Verhältnis wird, als die Lüge auffliegt, vollends zerstört.
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Nenne die beiden Hauptfiguren des Theaterstückes.
TippsEines Tages kommt die Senora nach Andorra, doch sie ist keine der Hauptfiguren. Sie informiert nur, wer verantwortlich ist und versucht während des ganzen Stückes, Wahrheiten kundzutun.
LösungEs geht nicht um eine Liebesgeschichte oder um ein Familiendrama oder um einen bedrohten Staat. Es geht um Vorurteile, die der betroffene Mensch so verinnerlichen kann, so dass er selber am Ende glaubt, den Vorurteilen zu entsprechen.
- Andri, ein Jugendlicher, der noch in der Selbstfindungsphase steckt, wird von seinem Vater in dem Glauben erzogen, er sei ein Jude und von ihm gerettet worden.
- Dabei sollte der Vater, der Lehrer, Vorbild sein und erklären, nicht vertuschen. Zwar versucht der Vater immer wieder, diese Lüge aufzuklären, hat aber letztendlich nicht den Mut dazu und findet den Ausweg zunächst im Alkohol und dann im Freitod.
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Arbeite heraus, was man unter Identität versteht und wie sie zustandekommt.
TippsAndri hat sich gerade daran gewöhnt, Jude zu sein und die vermeintlich jüdischen Verhaltensweisen verinnerlicht, da wollen zuerst sein Vater und dann auch die Senora ihn davon überzeugen, dass er sich von dieser Vorstellung verabschieden muss.
LösungWenn man Max Frischs Biografie heranzieht, erfährt man sehr schnell, warum das Problem der Identität für ihn so gravierend ist.
- Am 15. Mai 1911 wird er in Zürich geboren. Seine Vater ist Architekt, aber Sohn Max hat sich schon während seiner Schulzeit schriftstellerisch betätigt und studiert daher Germanistik, kann es aber aus finanziellen Gründen nach dem Tod des Vaters nicht abschließen.
- Er arbeitet zeitweilig bei einer Zeitung.
- 1936 beginnt er ein Studium der Architektur und schließt es erfolgreich ab. In diesem Metier ist er sehr erfolgreich und gewinnt verschiedene Auszeichnungen. Schließlich eröffnet er ein Architekturbüro und heiratet eine Architektin.
- Dann kommt der Krieg 1939; Frisch ist mit einer deutschen Jüdin liiert und erlebt unmittelbar, was es in dieser Zeit bedeutet, jüdisch zu sein. Hitlerdeutschland beschäftigt ihn so sehr, dass die Schriftstellerei wieder in den Mittelpunkt seines Lebens rückt. Nun singen sie wieder ist ein herausragendes Theaterstück dieser Zeit, das sich mit Juden und Jüdinnen in Deutschland beschäftigt.
- Neue Bekanntschaften mit anderen Literaten führen dazu, dass er das Architekturbüro aufgibt. Er widmet sich nun ganz der Literatur, trifft wichtige Menschen, u. a. Bertolt Brecht, der ihn sehr beeindruckte.
- Bekannt ist, dass er bis ins hohe Alter immer wieder Zweifel an seiner Identität hatte. Die Frage nach der eigenen Identität ist in allen Werken Frischs, gleichgültig ob Roman oder Theaterstück, das herausragende Thema. So ist es bei „Homo faber“, bei „Stiller“, bei „Biedermann und die Brandstifter“ und natürlich auch in „Andorra“.
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Schönes Video
super!
Gute Zusammenfassung, danke !