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„Andorra“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Frisch)

In Andorra von Max Frisch erlebt ein junger Mann auf schmerzhafte Weise, wie Vorurteile und Diskriminierung sein Leben beeinflussen. Erfahre, wie festgefahrene Vorstellungen von Menschen dazu führen können, dass sie die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften annehmen. Interessiert? Mehr dazu im vollständigen Text!

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„Andorra“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Frisch)
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Grundlagen zum Thema „Andorra“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Frisch)

Andorra – Einführung in die Interpretation

Das Drama Andorra des Schweizer Schriftstellers Max Frisch (1911–1991) handelt von einem jungen Mann, der klare Vorstellungen von seinem zukünftigen Leben hat. Seine Träume und Pläne scheitern jedoch am Widerstand der Dorfgemeinschaft, die ihm mit antisemitischen Vorurteilen begegnet.

Die Inhaltsangabe von Andorra verdeutlicht das zentrale Thema des Buchs: Diskriminierung. Wozu können strikte Vorurteile führen? Auf diese Frage geht die folgende kurze Interpretation und Analyse des Dramas Andorra von Max Frisch ein.

Die Wirkung von Vorurteilen

Was kann man aus Andorra lernen? Mit seinem Drama zeigt Max Frisch Folgendes:

  • Vorurteile verändern den Blick auf Menschen.
  • Vorurteile verändern die Menschen, die sie betreffen.

Vorurteile verändern den Blick auf Menschen

Wer anderen Menschen gegenüber Vorurteile hegt, nimmt an ihnen lediglich wahr, was sie oder er selbst sehen will. Vorurteile verändern den Blick. Sie sorgen dafür, dass der Mensch als Individuum nicht mehr gesehen wird. Das veranschaulicht auch die Handlung in Andorra.

In Andorra herrschen starke Vorurteile gegen Juden. Sie gelten unter anderem als geldgierig, feige, ehrgeizig, humorlos, gehetzt, gefühllos und überempfindlich. So glaubt der Tischler, Andri sei für das Handwerk ungeeignet, obwohl Andri Talent zum Schreinern hat. Er wird versetzt, weil der Tischler der Meinung ist, der Verkauf passe besser zu Andri, dem vermeintlichen Juden.

Der Pater ist die einzige Figur, die nachträglich die Gefahr von Vorurteilen versteht. Er sagt im Zeugenstand: „Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott, deinem Herrn, und nicht von den Menschen, die seine Geschöpfe sind.“ Damit bezieht er sich auf das Bibelzitat: Du sollst dir kein Bildnis machen! Außerdem erklärt er: „Auch ich habe mir ein Bildnis gemacht von ihm, auch ich habe ihn gefesselt, auch ich habe ihn an den Pfahl gebracht.“ Mit diesem Satz gesteht er seine Schuld an Andris Tod ein.

Vorurteile verändern den Menschen

Vorurteile verändern nicht nur den Blick auf Menschen, sondern auch den Menschen an sich. Wer immer wieder hört, wie sie oder er angeblich ist, nimmt möglicherweise diese Eigenschaften an. Die Person verinnerlicht die Vorurteile. Sie werden Teil ihrer Identität. Dann kann es geschehen, dass der jeweilige Mensch an dem Bild, das sich die anderen von ihm gemacht haben, festhält.

Andri revoltiert erst gegen die Vorurteile, mit denen ihm zum Beispiel der Wirt, der Soldat, der Pater oder der Doktor begegnen. Doch die Vorurteile nagen so stark an ihm, dass er beginnt, an sich selbst zu zweifeln. Er überlegt, ob er tatsächlich so ist, wie ihn die anderen sehen. Allmählich meint er, die ihm zugeschriebenen Eigenschaften an sich zu entdecken. Schließlich übernimmt er die Merkmale und rückt nicht mehr von ihnen ab. Letztendlich glaubt Andri selbst, dass er Jude ist und die entsprechenden Charakterzüge hat, die Juden zugeschrieben werden. In seiner angeblichen Existenz als Jude sieht er nun den Grund für alles, was er nicht versteht. Als er zum Beispiel beim Lehrer um Barblins Hand anhält, stellt sich der Lehrer dem Vorhaben entgegen. Andri denkt, die Ursache sei, dass er Jude ist.

Die Interpretation der Bilder in Andorra zeigt, dass Andri selbst dann sein neu gewonnenes Selbstbild nicht mehr aufgeben kann, als er erfährt, dass er kein Jude ist. Seine Identität ist ihm letztendlich wichtiger als sein Leben.

Die folgende Tabelle zeigt die beiden Seiten der Auswirkungen durch Vorurteile:

Wer Vorurteile hat ... Wer mit Vorurteilen konfrontiert wird ...
... nimmt das Gegenüber durch einen Tunnelblick wahr. ... neigt zu Selbstzweifeln.
... sieht nur das, was sie oder er sehen will. ... läuft Gefahr, Vorurteile zu verinnerlichen und Eigenschaften anzunehmen.
... begreift das Gegenüber nicht als Individuum. ... macht möglicherweise Vorurteile zum Teil der eigenen Identität.

Andorra – die Kernaussage

Was wollte Max Frisch mit Andorra sagen? Frisch warnt davor, ein vorgefertigtes Bild von anderen Menschen zu übernehmen. Die Szenenanalyse von Andorra zeigt, wie Vorurteile einen Menschen in eine gesellschaftliche Rolle und fremde Identität drängen können.

Andorra – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte

Andorra – Rezeptionsgeschichte

Als Max Frisch im Jahr 1960 Andorra schrieb, lag der Zweite Weltkrieg erst 15 Jahre zurück. So ist es nicht verwunderlich, dass Parallelen gezogen wurden. Die Schwarzen, die Länder erobern und Juden töten, erinnerten an die deutschen Nationalsozialisten. Andorra wurde mit der Schweiz und dessen Rolle im Zweiten Weltkrieg in Verbindung gebracht. Auf diese Weise half das Stück Andorra bei der Vergangenheitsbewältigung.

Doch Max Frisch schrieb in seiner Vorbemerkung: „Das Andorra dieses Stücks hat nichts zu tun mit dem wirklichen Kleinstaat dieses Namens, gemeint ist auch nicht ein andrer wirklicher Kleinstaat; Andorra ist der Name für ein Modell.“ Dem Autor war es wichtig, zu verdeutlichen, dass diese Geschichte sich überall und zu jeder Zeit ereignen könnte und sich Vorurteile gegen jede Minderheit richten können.

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Transkript „Andorra“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Frisch)

Max Frisch: „Andorra“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte

„Du sollst dir kein Bildnis machen!“. Bestimmt kennst du dieses Zitat. Es stammt aus der Bibel und wird normalerweise auf Gott angewendet. Doch Max Frisch ist der Meinung, dass man sich auch in der Liebe kein Bildnis machen dürfe. Er sagt: „Man macht sich ein Bildnis. Das ist das Lieblose, der Verrat.“

In Andorra ist es der Pater, der sagt: „Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott, deinem Herrn, und nicht von den Menschen, die seine Geschöpfe sind.“ Er sagt es im Zeugenstand und erkennt damit seine Schuld Andri gegenüber an. Er sagt weiterhin: „Auch ich habe mir ein Bildnis gemacht von ihm, auch ich habe ihn gefesselt, auch ich habe ihn an den Pfahl gebracht.“

Der Pater ist somit nicht nur der einzige Andorraner, der sich seine Schuld eingesteht und den tödlichen Mechanismus der Vorurteilsbildung durchschaut. Er ist auch der einzige, der benennt, was passiert ist: Die Menschen haben sich ein Bildnis von Andri gemacht. So haben sie ihn in eine vorgefertigte gesellschaftliche Rolle gedrängt. Der Pater spricht einen zentralen Aspekt des Dramas an: die Bildnis-Thematik und damit verbunden die komplexe Wirkung von Vorurteilen.

Auch als er sich selbständig machen will, werden ihm Steine in den Weg gelegt. Der Tischler hält Juden für unpraktisch veranlagt. Er macht sich über ihn lustig und drängt ihn in die Rolle des geldgierigen Verkäufers. Auch der Wirt, der Soldat, der Pater und der Doktor tragen Vorurteile an Andri heran: Juden seien feige, ehrgeizig, gefühllos, gehetzt und überempfindlich.

Weil Andri immer wieder auf diese Vorurteile stößt und sie die Handlungen der Andorraner ihm gegenüber bestimmen, fängt er an, sich selber in Frage zu stellen. Allmählich glaubt er, die ihm zugeschriebenen Eigenschaften an sich zu entdecken. Als er dann auch noch die Frau, die er liebt, nicht bekommt, ist für Andri klar: Wieder ist seine jüdische Herkunft daran schuld. Jetzt beginnt er, sich mit der Rolle des Andersartigen zu identifizieren. Als der Lehrer ihm eröffnet, sein richtiger Vater zu sein, glaubt Andri ihm nicht. Er hält an dem Bildnis, das sich die anderen von ihm gemacht haben, fest. Das Bildnis hat dazu geführt, das Andri sein Selbstbild geändert hat.

Es hat jedoch noch viel weitreichendere Konsequenzen: Die Andorraner verhalten sich antisemitisch und von den “Schwarzen” wird er verfolgt. Dies führt dazu, dass Andri getötet wird. Andri ahnt es zwar, stilisiert sich jedoch als Märtyrer seines Volkes und seiner angeblichen Vorfahren hoch.

Max Frisch hat “Andorra” 1960 geschrieben, 15 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges. Es kommen „Schwarze“ vor, die Länder einnehmen und Juden umbringen. Natürlich ist es sehr verlockend, Andorra historisch zu lesen. Die “Schwarzen” wären dann die Deutschen, Andorra die Schweiz. Oft wurde Andorra in der Kritik auch genau so verstanden. Doch mit dieser Interpretation tut man Frisch Unrecht. Er selber hat sich dagegen gewehrt, Andorra so eindimensional verstanden zu wissen. In seiner Vorbemerkung schreibt er: „Das Andorra dieses Stücks hat nichts zu tun mit dem wirklichen Kleinstaat dieses Namens, gemeint ist auch nicht ein andrer wirklicher Kleinstaat; Andorra ist der Name für ein Modell.”

Ein Modell, das bedeutet, dass Andorra überall stattfinden könnte, zu jeder Zeit. Und es bedeutet auch, dass der Jude kein Jude sein muss, sondern irgendeine andere Religionszugehörigkeit oder Nationalität haben könnte. Die Minderheiten ändern sich, der Mechanismus der Vorurteilsbildung und der Unterdrückung bleibt jedoch der Gleiche.

Dieser Lesart haben Kritiker vorgeworfen, dass sie den Holocaust zu einem Modell verkleinere und ihm die Einzigartigkeit abspreche. Und tatsächlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass 1960 die Zuschauer in deutschsprachigen Theatern sich bestimmt schwertaten, Andorra als reines Modell ohne Vergangenheitsbezug zu sehen. So wurde “Andorra” denn auch in Deutschland als Anregung zur Vergangenheitsbewältigung verstanden. In der Schweiz hingegen fühlte man sich vom Heimatkritiker Max Frisch auf die eigene verdrängte Rolle im Zweiten Weltkrieg aufmerksam gemacht. Viele Jahre später bekannte auch Frisch, dass Andorra ein Zeitstück sei.

“Andorra” zeigt also, wie Vorurteile einen Menschen in eine Rolle drängen können. Max Frisch stellt die Bildnis - Thematik in den Mittelpunkt seines Dramas und zeigt die damit verbundene Folge: ungerechtfertigte Vorurteile. Im schlimmste Fall führen diese dazu, seine eigene Identität nicht finden zu können, wie im Falle Andris.

3 Kommentare
  1. Sehr gut !

    Von Marinagrzinger, vor mehr als 7 Jahren
  2. Vielen Dank für dieses informationsreiche Video. Es hilft mir sehr für meine Referatsvorbereitung.

    Von Schmidt Scherber Schmidt, vor etwa 8 Jahren
  3. super

    Von E989784, vor mehr als 10 Jahren

„Andorra“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Frisch) Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video „Andorra“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Frisch) kannst du es wiederholen und üben.
  • Definiere, was Max Frisch zufolge mit Andorra gemeint ist.

    Tipps

    In der Vorbemerkung zum Drama schreibt Max Frisch: „Das Andorra dieses Stücks hat nichts zu tun mit [...]“. Erinnerst du dich, wie es weitergeht?

    Lösung

    Andorra aus Max Frischs Drama verweist weder auf den real existierenden Kleinstaat in den Pyrenäen noch auf die Schweiz oder Deutschland, was in der Nachkriegszeit häufig so verstanden wurde.

    In der Vorbemerkung zum Werk heißt es: „Das Andorra dieses Stücks hat nichts zu tun mit dem wirklichen Kleinstaat dieses Namens, gemeint ist auch nicht ein andrer wirklicher Kleinstaat; Andorra ist der Name für ein Modell.“ (Quelle: Frisch, Max (1995): Sämtliche Stücke. Suhrkamp, S.524.)

    Der Modellcharakter von Andorra verweist darauf, dass der Mechanismus von Vorurteilsbildung und Unterdrückung auch zu anderen Zeiten und an anderen Orten stattfinden könnte.

  • Nenne die verschiedenen Lesarten, die „Andorra“ durchlaufen hat.

    Tipps

    Lies dir erst den vollständigen Text durch, bevor du die Lücken mit Begriffen füllst. Achtung: Es gibt mehr Auswahlmöglichkeiten als vorhandene Lücken.

    Da in „Andorra“ ein (vermeintlicher) Jude zu Unrecht mit Vorurteilen belegt wird, wurde dem Drama lange Zeit ein Bezug zum Zweiten Weltkrieg und den daran beteiligten Ländern nachgesagt.

    Lösung

    Wie Max Frisch selbst im Drama nahelegt, soll „Andorra“ als ein Modell und nicht als realer Kleinstaat verstanden werden. Das Modell soll verdeutlichen, wie Vorurteile entstehen und welche Konsequenzen sie mit sich ziehen. Bezüge zur Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs schließt er damit eigentlich aus.

    Entgegen der Aussage Frischs, dass „Andorra“ ein Modell darstelle, lässt es sich aber auch als Zeitstück deuten. Der zeitliche Bezug zur Nachkriegszeit sowie die thematische Ähnlichkeit mit dem Nationalsozialismus führten dazu, dass „Andorra“ in Deutschland und der Schweiz in Bezug auf die eigene Rolle im Zweiten Weltkrieg hin gelesen wurde.

  • Entscheide, welche eigenen Charaktereigenschaften die Andorraner fälschlicherweise auf Andri übertragen.

    Tipps

    Aus der Situation, in der Andri und der Geselle einen Stuhl bauen sollen, kannst du die Eigenschaft des Gesellen ableiten, die fälschlicherweise auf Andri übertragen wird.

    Andris Vater, der Lehrer Can, will seinen Sohn vor den Vorurteilen der Andorraner schützen. Seine schlechte Eigenschaft steht ihm dabei jedoch im Weg.

    Lösung

    Wenn du dir Selbst- und Fremdbild von Andri und den Andorranern einmal genauer ansiehst, so wirst du schnell feststellen, dass die Andorraner ihre eigenen schlechten Eigenschaften bewusst oder unbewusst auf Andri übertragen:

    • Beim Versuch, einen Stuhl zu bauen, wird Andri vom Tischler als ungeschickt bezeichnet - tatsächlich ist es aber der andorranische Geselle, der einen schlechteren Stuhl als Andri baut.
    • Der Doktor beschuldigt Andri (und Juden generell) eines übertriebenen Ehrgeizes, den er jedoch selbst offenbart.
    • Der Wirt entspricht dem gegenüber Andri geäußerten Vorurteil der Geldgier: Ohne Rücksicht auf Verluste geht es ihm nur um den Umsatz.
    • Am schwierigsten ist die Position des Lehrers Can, Andris Vater: Er will Andri vor den Vorurteilen schützen, seine eigene Feigheit steht ihm dabei jedoch im Weg. Erst als es keinen anderen Ausweg mehr gibt, sagt er die Wahrheit und trägt so zu Andris Untergang bei.

  • Stelle Andris Entwicklung im Drama „Andorra“ dar.

    Tipps

    Die ersten sechs Bilder des Dramas beschreiben die Konfrontation Andris mit den Vorurteilen der Andorraner; die letzten sechs der zwölf Bilder fokussieren Andris Akzeptanz der auf ihn übertragenen Vorurteile als Charaktereigenschaften.

    Lösung

    Andri durchläuft innerhalb der zwölf Bilder eine Entwicklung: Strebt er zu Beginn nach einer Arbeit, einer Ehe mit seiner großen Liebe und Akzeptanz in der andorranischen Gesellschaft, so verändert ihn die ständige Konfrontation mit den ihm zugeschriebenen Vorurteilen als Juden. Andri beginnt immer mehr an sich zu zweifeln und entdeckt ihm fälschlicherweise zugewiesene Charaktereigenschaften an sich selbst. Im Grunde sind es jedoch die Andorraner, die ihre schlechten Eigenschaften auf Andri in einer Art Sündenbockfunktion übertragen.

    Ein Schlüsselerlebnis ist für Andri die Tatsache, dass er seine große Liebe, Barblin, nicht für sich gewinnen kann. Er ist die ewigen Zweifel leid und akzeptiert seine neue Identität; das Fremdbild der Andorraner wird so zu seinem Selbstbild. Als er erfährt, dass er gar kein Jude ist, weist Andri die Wahrheit von sich, so sehr hat er das Bild verinnerlicht. Das Werk endet tragisch mit der Judenschau, in der Andri abermals als Jude identifiziert und abgeführt wird.

  • Nenne einen Kritikpunkt am Werk.

    Tipps

    Erinnere dich daran, dass bereits in der zweiten Aufgabe im Fokus stand, dass Frischs Werk in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg gedeutet werden kann.

    Lösung

    Trotz vieler positiver Kritiken wurde „Andorra“ vor allem durch seinen zeitlichen und thematischen Bezug zum Nationalsozialismus teilweise auch sehr kritisch betrachtet. Kritiker warfen Frisch vor, dass er dem Holocaust seine historische Einzigartigkeit nehme und die Wirklichkeit verharmlose, indem er ihn als Modell für übergreifende Zusammenhänge darstellte.

  • Erkläre den Umgang der Andorraner mit ihrer Schuld am Tod Andris.

    Tipps

    Lies die Aussage des Doktors aufmerksam, um die rhetorischen Mechanismen zu erkennen, mit denen er seine Schuld von sich weist. Achte besonders auf die Stelle, an der er darauf hinweist, Andri habe „etwas Jüdisches“ gehabt.

    Lösung

    Die Andorraner haben sich schuldig gemacht, indem sie sich ein bestimmtes Bild von Andri gemacht haben. Dieses Bildnis ist letzten Endes stärker als seine wirkliche Identität und führt zum tragischen Tod Andris. In den Zeugenaussagen der Andorraner wird deutlich, dass sie ihre Schuld und Feigheit lediglich zu rechtfertigen versuchen, anstatt sie zu erkennen. Sie rechtfertigen ihr Fehlverhalten mit ihrer Unkenntnis über die wahre Identität Andris, während sie ihr Verhalten einem wirklichen Juden gegenüber noch immer als gerechtfertigt betrachten. Frisch zeigt darin Zweifel an der Lernwilligkeit und Lernfähigkeit des Menschen.

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