„Andorra“ – Personenkonstellation (Frisch)
Erfahre in Max Frischs Drama "Andorra" über die verheerenden Folgen von Vorurteilen in einem Modelldorf. Begleite Andri, Barblin und Lehrer Can durch eine beispiellose Geschichte von Liebe, Verrat und Identität. Interessiert? Dies und mehr im Text entdecken!
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Grundlagen zum Thema „Andorra“ – Personenkonstellation (Frisch)
Andorra von Max Frisch
Das Stück Andorra ist ein Drama des Schweizer Schriftstellers Max Frisch (1911–1991). Im Kern des Stücks stehen die Verbreitung von Vorurteilen und ihre Auswirkungen. Das Werk zeigt auf, wohin Vorurteile führen können.
Andorra (Max Frisch) – Personen des Modelldorfs
Max Frisch siedelt seine Figuren in einem Dorf an. Dieses Dorf steht für ein Modell der Ausgrenzung sowie Intoleranz und gilt deshalb als Modelldorf. Entsprechend sind die meisten Figuren keine Individuen, sondern Stereotype. Im Personenverzeichnis des Dramas haben sie deshalb keine Namen. Mitten in Andorra lebt die Hauptfigur, Andri. Sie ist kein Stereotyp, sondern eine individuelle Persönlichkeit.
Andorra (Max Frisch) – Personenkonstellation
Andri, Barblin und Lehrer Can bilden den familiären Kern des Stücks. Zu ihm gehören auch die Mutter Barblins und die Mutter Andris, die Senora.
Andri
Die Hauptfigur Andri ist der uneheliche Sohn des Lehrers Can und einer Frau des Nachbarvolks, der sogenannten Schwarzen. Sein Vater gibt ihn allerdings als jüdisches Pflegekind aus. Andri ist 20 Jahre alt und hat viele Träume. Er steckt voller Energie. Da er handwerklich sehr geschickt ist, will er eine Tischlerlehre machen und wirtschaftlich bald auf eigenen Beinen stehen. Andri ist zugleich eine zarte Seele und in Barblin verliebt. Seine Geliebte ist der einzige Mensch, mit dem er offen reden kann. Sie lebt in demselben Haus wie er. Er weiß nicht, dass sie seine Halbschwester ist.
Andri ist praktisch veranlagt und sensibel. Gleichzeitig ist er auch ein Kopfmensch. So stellt er sich viele Fragen über seine Umwelt und vor allem über sich selbst. Unter den Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern gilt er als Fremder, da sie glauben, er sei Jude. Täglich wird er mit den Vorurteilen seiner Mitmenschen konfrontiert. Sie sagen, als Jude sei Andri geldgierig, feige, ehrgeizig und humorlos. Andri denkt darüber nach, ob diese Eigenschaften tatsächlich auf ihn zutreffen.
Mit der zunehmenden Ablehnung, die ihm widerfährt, verändert Andri sich. Er beginnt, sich als Jude zu identifizieren. Er wird wütend und trotzig und wehrt sich, wenn ihm Unrecht widerfährt.
Barblin
Barblin ist die Halbschwester von Andri und lebt in demselben Haus wie er. Sie ist 19 Jahre alt. Barblin liebt Andri. Die beiden treffen sich heimlich in ihrem Zimmer und tauschen Zärtlichkeiten aus. Dabei erweist sich Barblin als geduldige Zuhörerin. Auch sie macht sich Gedanken. Im Gegensatz zu Andri denkt sie über die politische Lage nach. Sie fürchtet sich davor, dass die Schwarzen, das Nachbarvolk, an die Macht kommen. Sie weiß, dass die Schwarzen Juden verfolgen und töten.
Barblin verlässt sich auf ihre Gefühle. Sie macht sich nichts aus dem, was die anderen über Andri erzählen. Als die Schwarzen kommen, beweist sie Mut und Stärke. Sie begehrt gegen die Soldaten auf und stiftet auch die anderen zum Widerstand an. Doch den Verlust, der durch die Erschießung Andris sowie den Selbstmord ihres Vaters entsteht, verkraftet Barblin nicht. Sie wird wahnsinnig. Als Wahnsinnige verweist sie als einzige Person auf die Schuld der Bewohnenden Andorras.
Lehrer Can
Der Lehrer Can ist Barblins und Andris Vater. Er verkörpert einen typischen Lehrer mit hohen Idealen. Verantwortung übernimmt er, indem er die junge Generation ausbildet und seine eigenen Kinder erzieht. Aber er schafft es nicht, seinen eigenen Idealen zu entsprechen, weil er ängstlich ist. Aus Angst vor den Reaktionen seiner Umwelt ist er unehrlich. Can verleugnet seinen eigenen Sohn. So behauptet er, Andri sei ein jüdischer Pflegesohn, den er vor den Schwarzen gerettet habe. Gleichzeitig leidet er darunter, dass Andri es aufgrund seiner Lüge in der Gesellschaft schwer hat. Er ertränkt seinen Kummer und seine Sorgen im Alkohol. Sein Entschluss, Andris wahre Herkunft zu offenbaren, kommt zu spät. Als die Situation in Andorra eskaliert und Andri abgeführt wird, weil er angeblich Jude sei, kapituliert auch er. Von Schuldgefühlen übermannt erhängt er sich.
Die Mütter
Die Mutter von Barblin ist vorurteilsfrei und steht zu Andri. Die Mutter von Andri, die Senora, ist warm und liebevoll, doch verhält auch sie sich feige, indem sie die Lüge um Andris Herkunft nicht aufdeckt.
Andorra: Charakterisierung aller weiteren Personen
Der Familie gegenüber stehen die Bewohnerinnen und Bewohner von Andorra. Als Stereotypen werden ihre individuellen Namen kaum genannt. Dazu gehören der Tischler, der Wirt, der Doktor, der Soldat, der Geselle, der Pater und der Jemand. Sie alle pflegen und verbreiten ihre Vorurteile. Dabei treffen die Eigenschaften, die sie Andri anhängen, auf sie selbst zu.
Figuren | Eigenschaften |
---|---|
der Pater | zunächst ruhig, besonnen, gütig, doch hat selbst Vorurteile |
der Soldat | triebgesteuert, brutal |
der Wirt | geldgierig, mutmaßlicher Mörder der Senora |
der Tischler | antisemitisch, geldgierig |
der Geselle | untreu, ängstlich, verräterisch |
der Jemand | distanziert |
der Doktor | antisemitisch, ehrgeizig, patriotisch |
Transkript „Andorra“ – Personenkonstellation (Frisch)
Max Frisch: Andorra - Personenkonstellation
In einer Schulklasse gibt es verschiedene Rollen. Die Alphatiere, die immer den Mund offen haben. Die Stummen, die auf den hinteren in den Bänken sitzen. Die Streber, die alle Antworten wissen. Die Träumer. Und es gibt viele irgendwo dazwischen, die sich nach der Gruppe ausrichten, die mitmachen und mitlaufen. Was für ein Typ bist du?
Auch in einem Dorf gibt es verschiedene Rollen. In Max Frischs Stück haben wir es mit einem Modelldorf zu tun. Entsprechend sind die Figuren keine Individuen, sondern Stereotypen. Im Personenverzeichnis haben sie nicht einmal Namen. Mittendrin lebt unsere Hauptfigur. Sie ist kein Stereotyp. Darf ich vorstellen?
Das ist Andri. Andri ist zwanzig Jahre alt. Er hat eine Menge Träume und viel Energie, so wie die meisten jungen Männer in seinem Alter. Er will eine Tischlerlehre machen, da er handwerklich sehr geschickt ist. Andri möchte bald auf eigenen Beinen stehen. Genauso eigenständig ist sein Denken. Obwohl Andri praktisch veranlagt ist, ist er auch ein Kopfmensch. Er stellt sich viele Fragen über seine Umwelt und vor allem über sich selbst.
Als einziger Fremder unter den Andorranern, als einer „der es nicht im Blut hat“ (S. 545), wird er täglich mit den Vorurteilen seiner Mitmenschen konfrontiert. Als Jude sei Andri geldgierig, sagen sie, er sei feige, ehrgeizig und humorlos. Andri grübelt darüber nach, ob diese Eigenschaften wirklich auf ihn zutreffen. Mit zunehmender Ablehnung, die ihm widerfährt, wird Andri wütend und trotzig. Er wehrt sich, wenn ihm Unrecht widerfährt und wird auch mal handgreiflich, um sich am Soldaten zu rächen.
Andri ist zugleich eine zarte Seele und hat etwas Dichterisches an sich: „Man möchte seinen Namen in die Luft werfen wie eine Mütze, (...)“ (S. 534) sagt er einmal. Und Andri ist verliebt. Seine Geliebte ist die Einzige, mit der er offen reden kann. Und sie lebt im gleichen Haus. Sie ist nämlich die Tochter seines Pflegevaters.
Hier kommt sie schon: Das ist Barblin. Barblin ist 19 Jahre alt. Sie liebt Andri. Die beiden treffen sich heimlich in ihrem Zimmer und tauschen Zärtlichkeiten aus. Dabei erweist sich Barblin als geduldige Zuhörerin. Auch sie macht sich Gedanken. Im Gegensatz zu Andri denkt sie über die politische Lage nach. Sie fürchtet sich davor, dass die Schwarzen kommen werden. Sie hat von deren Judenverfolgung gehört.
Barblin verlässt sich auf ihre Gefühle, sie macht sich nichts aus dem, was die anderen über Andri erzählen. Als die Schwarzen kommen, beweist sie Mut und Stärke. Sie begehrt gegen die Soldaten auf und stiftet auch die andern zum Widerstand an. Den Verlust durch die Erschießung Andris und den Selbstmord ihres Vaters verkraftet Barblin nicht. Sie wird wahnsinnig. Als Wahnsinnige nennt sie als einzige die Schuld der Andorraner beim Namen.
Barblins Vater ist der Lehrer Can. Er ist auch Andris Vater. Als typischer Lehrer ist Can ein Mensch mit hohen Idealen. Allerdings schafft er es nicht, diesen Idealen zu entsprechen. Er übernimmt Verantwortung. Er bildet die junge Generation aus und er erzieht seine eigenen Kinder. Früher war Can sogar rebellisch: Er hat einst die Schulbücher zerrissen.
Doch Can ist auch sehr ängstlich. Im entscheidenden Moment hat er aus Angst gelogen. Er hat behauptet, dass Andri nicht sein eigener Sohn, sondern ein jüdischer Adoptivsohn sei. Zwar versucht er nun, diese Lüge als Experiment zu tarnen: Er wolle den Andorranern ihre Engstirnigkeit vorführen. Doch er leidet darunter, dass Andri es so schwer hat in der Gesellschaft und dass er ihn belügt. Seine Sorgen ertränkt der Lehrer im Alkohol. Als die Situation in Andorra eskaliert und Andri abgeführt wird, kapituliert auch Can. Von Schuldgefühlen übermannt, erhängt er sich.
Diese drei Hauptfiguren bilden den familiären Kern des Stücks. Zu ihm gehören zudem die Mutter Barblins und die Mutter Andris, die Senora.
Der Familie gegenüber stehen die Andorraner. Der Tischler, der Wirt, der Doktor, der Soldat, der Geselle, der Pater und der Jemand, sie alle pflegen ihre Vorurteile. Doch treffen die Eigenschaften, die sie Andri anhängen, auf sie selber zu.
Zum Glück sind in einer Klasse die Rollen nicht so festzementiert wie in Frischs Stück. Auch sind die Vorurteile, die Schüler einander gegenüber haben, nicht so drastisch. Doch Andorra zeigt auf, wohin Vorurteile im Extremfall führen. Lassen wir es nicht so weit kommen!
„Andorra“ – Personenkonstellation (Frisch) Übung
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Benenne die Personen im Theaterstück „Andorra“, die zu Andris Familie gehören.
TippsDie Familie ist relativ klein; heute würde man von einer Patchwork-Familie sprechen.
Von einer Person erfährt man erst gegen Ende des Dramas, dass sie auch zur Familie gehört.
LösungZu Beginn des Dramas erfährt das Publikum, dass Andri vom mutigen Lehrer Can vor der Verfolgung gerettet worden war. Er ist nämlich ein jüdisches Kind. Dass das nicht stimmt, erfährt man im Verlauf des Theaterstückes.
- Anfangs wird der Eindruck erweckt, als sei Andri nur in die Familie des Lehrers aufgenommen und dort großgezogen worden, mit Barblin als seiner Halbschwester.
- Die Bedrohung durch die Schwarzen wird immer stärker, was die Situation für den Lehrer problematischer macht. Er kann die Lüge, dass er Andri gerettet habe, nicht aufrechterhalten und wird zum Trinker. Er bemüht sich immer wieder, mit Andri ins Gespräch zu kommen, was dieser aber nicht zulässt.
- Als die Senora zu Besuch kommt, erfährt sie von der Lüge des Lehrers und macht ihm Vorwürfe, dass ihr gemeinsames Kind Andri in Andorra als Jude gilt.
- Die Mutter spielt eine sehr untergeordnete Rolle, am deutlichsten tritt sie auf, als sie dem Doktor Vorwürfe macht. Er spricht schlecht über jüdische Menschen. In diesem Zusammenhang teilt sie ihm mit, dass Andri ein Jude ist. Sie setzt sich deutlich für seinen Schutz ein.
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Ordne den einzelnen Gruppen innerhalb des Dramas ihre Mitglieder zu.
TippsIndividuen und Typen unterscheiden sich so: Die einen zeigen persönliche, eigene Verhaltensweisen; die anderen sind austauschbar - legen verallgemeinernde Verhaltensweisen an den Tag, die für gesellschaftliches Verhalten stehen.
LösungFrisch sagte, dass dieses Stück Modellcharakter habe. Um aber dem Publikum zu verdeutlichen, was genau er mit diesem Drama vermitteln möchte, gibt er einzelnen Personen Namen, damit sie als eindeutig identifizierbare Personen mit eigenem Schicksal verständlich werden und eine Möglichkeit zur Identifizierung zu geben. Dazu teilt er seine Akteur/-innen in drei Gruppen ein:
- Die Gruppe der Individuen, der Opfer, der Außenseiter/-innen. Zu ihnen gehören zunächst auf jeden Fall Andri, Barblin und die Mutter, wenn auch nur sehr bedingt, da sie nur wenige Auftritte hat; vollständig wird die Familie mit Lehrer Can. Auch die Senora könnte man hierzu rechnen, ihr kommt eine Doppelrolle zu.
- Zur Gruppe der Typen, die austauschbar sind, gehören der Wirt, der jeder beliebige Wirt sein könnte, der Tischler und der bei ihm arbeitende Geselle, der Andri mit seinem Verhalten das Leben schwer macht und verhindert, dass dieser seinen Neigung entsprechend arbeiten kann. Auch der Doktor gibt nur Ansichten kund, die landläufig immer wieder geäußert werden, die jede/-r Akademiker/-in äußern könnte, so meint Frisch. Auch der Soldat zeigt, dass er Andri nicht ernst nimmt, eigentlich gar nicht wahrnimmt, und sich mit Barblin zu vergnügen sucht. Der Jemand vertritt nur Allgemeinplätze in Bezug auf jüdische Menschen und die Art und Weise, wie man angeblich mit ihnen umgehen sollte.
- Schließlich kommen noch die Schwarzen als ständige Bedrohung auf die Bühne. Zu ihnen gehört - wenn auch mit Einschränkungen - die Senora; sie ist außerdem die Mutter Andris und hatte mit dem Lehrer ein Verhältnis. Sie ist eine Schwarze, wie sie selbst Andri gegenüber äußert. Zur Gruppe der Schwarzen gehören außerdem auch die Judenschauer.
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Ordne die richtigen Aussagen den entsprechenden Personen zu.
TippsDie Aussagen der einzelnen Personen geben ihre Einstellungen wieder, vor allem jüdischen Menschen gegenüber. So sagt nicht nur der Tischler, dass er Andri eigentlich nichts Böses wolle, er glaube einfach, dass der Kaufmann besser zu ihm passe - weil der Kaufmann angeblich typische Eigenschaften eines Juden habe. Das passiert auch bei den anderen Personen. Warum geht der Vater ins Wirtshaus und betrinkt sich?
LösungDie Aussagen, die hier verbunden werden müssen, sind typisch für die entsprechenden Personen und insofern eindeutig zuzuordnen.
- Barblin sagt Andri, dass sie sich natürlich nur auf ihn konzentriere, wenn er sie küsse und dabei nicht an die anderen denke.
- Seine große Enttäuschung über seinen Vater äußert Andri, als er ihm vorwirft, ihm geglaubt zu haben, dass er anders sei als die andern.
- Den Vater belastet seine Lüge schon längere Zeit; deshalb sucht er immer häufiger das Wirtshaus auf. Sein Problem ist, dass er zwar die Wahrheit sagen will, aber einfach nicht die Kraft dazu findet.
- Dass sie eine Schwarze ist und von drüben kommt, eröffnet die Senora Andri und weist ihren Sohn auf die Haltung der Andorraner/-innen hin.
- Der Doktor erklärt Andri die Welt. Er meint, er wisse wie der Jud' sei und dass er als kleiner Andorraner keine Chance gegen ihn habe.
- Das Eingeständnis des Paters, sich schuldig zu fühlen, zeigt sich in seiner eindeutigen Aussage. Auch er habe sich ein Bildnis von Andri gemacht und so dazu beigetragen, dass Andri an den Pfahl gebracht worden sei. Er ist neben Barblin der Einzige, der sich offen schuldig bekennt.
Quellenangaben
- Zitat Lehrer, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra, Frankfurt am Main, S. 49.
- Zitat Barblin, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra, Frankfurt am Main, S. 27.
- Zitat Doktor, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra, Frankfurt am Main, S. 40.
- Zitat Senora, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra, Frankfurt am Main, S. 79.
- Zitat Pater, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra, Frankfurt am Main, S. 65.
- Zitat Andri, Quelle: Frisch, Max (1961): Andorra, Frankfurt am Main, S. 55.
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Vergleiche das Fremdbild, das die Andorraner/-innen von Andri haben, mit seinem tatsächlichen Charakter.
TippsRelativ früh im Stück fühlt Andri, dass mit ihm etwas nicht stimmt; er wird von den Andorraner/-innen anders gesehen, als er sich selbst empfindet. Selbst- und Fremdbild stimmen also nicht überein.
LösungVorurteile bestimmen bis zum heutigen Tag das gesellschaftliche Leben. Viele Menschen und Gruppen leiden unter den Vorurteilen, die meisten stimmen nicht. Viele Forscher/-innen haben sich mit den Fragen auseinandergesetzt, warum das so ist und wie man dieses Verhalten verbessern könne. Die Ergebnisse sind erstaunlich: Dass die Menschen so sehr an Vorurteilen festhalten, so wird behauptet, hängt mit einer Urangst zusammen, vor allem vor Fremdem und Unerklärlichem. Einen Weg, alle existierenden Vorurteile zu beseitigen, hat man leider bis heute nicht gefunden. Für Andri bedeutet das, dass er selber herausfinden müsste, was mit ihm los ist; dazu hat er nach all den Schwierigkeiten allerdings keine Kraft mehr und dann überrollen ihn die Ereignisse.
- Ihm wird klar, dass er anders ist als die anderen, das, so glaubt er, hängt damit zusammen, dass er ein Jude ist; in Wirklichkeit aber ist sein Vater Andorraner und seine leibliche Mutter eine Schwarze.
- Als er sich bemüht, ein Handwerk zu erlernen, glaubt der Tischler, ihm beweisen zu können, dass er ungeschickt ist und nicht für einen solchen Beruf tauge, obwohl er einen erstklassigen Stuhl fertigen konnte. Er schlägt ihm stattdessen vor, doch Verkäufer zu werden, weil das dem jüdischen Blute scheinbar besser entspreche.
- Die Andorraner/-innen vertreten die Meinung, dass jüdische Menschen kein Gemüt hätten; dies zu glauben, fällt Andri besonders schwer, denn er ist sehr verliebt in Barblin, die Halbschwester, mit der er über Heirat spricht und sogar ihren Vater um ihre Hand bittet. Erst am Ende glaubt er, dass Barblin ihn gar nicht lieben könne, weil es ja keine Gegenliebe gäbe; er sei ja zu diesem Gefühl gar nicht fähig.
- Der Doktor berichtet, dass er die Juden kenne und wisse, dass sie feige seien. Bei Andri zeigt sich aber an mindestens zwei Stellen, dass das auf ihn nicht zutrifft. Als der Tischlergeselle den Stuhl, den Andri hergestellt hat, für sich reklamiert, wehrt sich Andri und zeigt dem Tischler gegenüber, dass er sehr mutig ist. Noch deutlicher wird sein Mut am Ende des Theaterstückes, als er mit dem Tode bedroht wird und sich den Vorurteilen nach eher verstecken müsste oder fliehen; allerdings stellt er sich seinem Schicksal und hofft auf Gerechtigkeit.
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Beschreibe die Beziehung zwischen Andri und Barblin.
TippsAndri und Barblin sind fast gleichaltrig und leben im selben Haushalt. Sie sind aber keine Geschwister, so wird es am Anfang des Dramas dargestellt.
LösungAndri und Barblin sind die einzigen Jugendlichen, die namentlich benannt werden und in derselben Familie leben. Zunächst mögen sie einander; aus dieser Beziehung wird Liebe, die beiden schmieden Pläne zu heiraten. Diese Tatsache führt dann zu dem großen Desaster.
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Arbeite die Einstellung des Doktors vor Gericht heraus.
TippsEs ist nicht ganz einfach, die Position des Doktors herauszufinden: Er hält seine Äußerungen sehr allgemein und geht nicht auf Einzelheiten ein. An einigen Stellen findet er aber Entschuldigungen dafür, dass er sich nicht schuldig fühlt. Gleichzeitig gibt er aber eine Entschuldigung, weil Andri ja vermeintlich jüdische Eigenschaften gezeigt habe. Insgesamt überwiegen allerdings Deklarationen darüber, dass er nicht schuldig sei.
LösungFast alle Personen erscheinen zwischen den einzelnen Bildern vor der Zeugenschranke, sie müssen darüber Auskunft geben, inwiefern sie glauben, sich schuldig gemacht zu haben. Der Doktor ist der Letzte, der vortreten muss. Es fällt ihm sehr schwer, eine genaue Einstellung zu finden. Er kann sich nicht, wie der Lehrer Can, zu seiner Schuld bekennen und die angemessene Entscheidung treffen. Ein Vergleich zwischen den beiden Figuren zeigt, dass es in solchen Fragen nicht auf die Bildung oder Ausbildung ankommt, sondern darauf, dass man die richtigen Entscheidungen trifft.
- Der Doktor bekennt sich an drei Stellen schuldig, indem er sagt Ich gebe zu und ich bestreite keineswegs; schnell findet er aber Erklärungen dafür, dass er nicht schuld sein kann und beteuert zweimal ich bin nicht schuld. Er hat vermutlich ein schlechtes Gewissen und fürchtet die Folgen für sein Handeln, sodass ihn der Mut verlässt, hier zu seiner Verantwortung als Mensch und Arzt zu stehen.
- Dann findet er Erklärungen dafür, nachher ist es immer leichter zu wissen und Es war (...) eine aufgeregte Zeit, um zu erklären, dass er keineswegs schuldig sein könne. Er beteuert nachdrücklich seine Unschuld, indem er meint ich bin nicht für Greuel oder dass er sich an keine Schlägerei erinnere und niemals zu Misshandlungen aufgefordert habe.
- Um sich dann noch weiter zu entschuldigen, stellt er sich in ein positives Licht, indem er seinen Beruf ins Feld führt ich war als Amtsarzt, was ich heute noch bin.
- Zum Schluss vergisst er nicht, sein Bedauern noch einmal darüber auszudrucken, dass Andri erschossen worden ist.
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- Komma vor um
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