Anna Seghers – Leben und Werk
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Grundlagen zum Thema Anna Seghers – Leben und Werk
Anna Seghers konnte zaubern. Sie verzauberte mit ihren Werken ihre Leser und wurde bereits 1928 mit dem Kleist-Preis geehrt. Wie sie das selbst nach der Machtergreifung Hitlers, im Exil und in der DDR anstellte, erfährst du in diesem Video. Du lernst außerdem etwas über ihre wichtigsten Lebensdaten und Werke und deren literaturgeschichtliche Einordnung! Viel Spaß!
Transkript Anna Seghers – Leben und Werk
Anna Seghers: Leben und Werk
„Sie zaubert. Bezaubert. Wie geht das zu: Zaubern in nüchterner Zeit?“
Das sind Christa Wolfs Worte über ihre Schriftstellerkollegin Anna Seghers.
Was war das für ein Zauber um Anna Seghers und wieso konnte sie zaubern? Anna Seghers lebte von 1900 bis 1983. Sie wird am 19.11.1900 in Mainz unter dem Namen Netty Reiling geboren. Als Kind besucht sie Privat- und Mädchenschulen. Sie und ihre Mitschülerinnen nehmen im Ersten Weltkrieg an Kriegshilfsdiensten teil. 1920 schließt sie die Schule mit dem Abitur ab und beginnt zu studieren. So werden die 1920er bedeutende Jahre für Netty. Sie studiert Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie in Heidelberg und Köln. Während ihres Studiums lernt sie László Radványi, ihren zukünftigen Ehemann, kennen. Sie beginnt außerdem bereits damit, andere mit ihren Erzählungen zu verzaubern. 1924 schreibt sie ihre Dissertation und promoviert zum Doktor der Philosophie. Im selben Jahr erscheint in der Weihnachtsausgabe der Frankfurter Zeitung und Handelsblatt eine Sage aus dem Holländischen, nacherzählt von Antje Seghers, namens „Die Toten auf der Insel Djal.”
Im Jahr darauf heiratet sie László. Sie ist fasziniert von seinem politischen Engagement und entdeckt auf diese Weise ihr politisches Interesse. 1928 tritt sie in die KPD ein. Im selben Jahr erhält sie für die Erzählung “Der Aufstand der Fischer von St. Barbara” den Kleist-Preis. Jetzt ist sie bereits unter dem Pseudonym Anna Seghers bekannt.
Ihr Leben wird durch die geschichtlichen Ereignisse des Nationalsozialismus beeinflusst. Das Dritte Reich wird für sie als Tochter eines jüdischen Elternhauses und als KPD-Mitglied unerträglich. Sie flüchtet 1933 mit ihrer Familie ins Exil nach Paris. Dort wird sie zu einer wichtigen Organisatorin der Exilliteratur. 1942 wird ihre Mutter deportiert und stirbt in Auschwitz. Anna Seghers flieht nach Mexiko. Im mexikanischen Exil erkrankt sie an Depressionen. 1947 kehrt Anna Seghers nach Deutschland in die DDR zurück. Sie erklärt ihre Entscheidung für die DDR folgendermaßen: „Weil ich hier die Resonanz haben kann, die sich ein Schriftsteller wünscht. Weil hier ein enger Zusammenhang besteht zwischen dem geschriebenen Wort und dem Leben. Weil ich hier ausdrücken kann, wozu ich gelebt habe.”
Sie wird Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der DDR und engagiert sich für die Weltfriedensbewegung. Für die DDR wird Anna Seghers zur wichtigsten Repräsentantin. Anna Seghers ist literarisch nicht so einfach einzuordnen.
Ihre ersten Arbeiten sind authentisch und nüchtern geschrieben und lassen sich eher der Literatur der Neuen Sachlichkeit zuordnen.
Der Begriff Neue Sachlichkeit bezeichnet eine Stilrichtung der 1920er Jahre, die wirklichkeitsnahes Schreiben in den Mittelpunkt stellt. Eine einfache und nüchterne Sprache wird hier als Ausdrucksmittel eingesetzt.
Im Exil schreibt sie Erzählungen, die ihre Heimatverbundenheit thematisieren, aber auch den Hitler-Faschismus verurteilen.
In ihrer späteren Wahlheimat der DDR verpflichtet sie sich zunehmend dem Sozialen Realismus. Sozialer Realismus ist eine Stilrichtung, die sich in der DDR als vorherrschende Richtung herausbildete und sich sozialistischen Themen, wie der Arbeiterklasse widmete. Kommen wir zu ihren wichtigsten Werken. “Das Siebte Kreuz” von 1942 ist einer der wenigen Widerstandsromane, der während des Nationalsozialismus weltberühmt wurde. Er wurde in Mexiko veröffentlicht.
Der Roman beschreibt die Flucht des KZ-Gefangenen Georg Heisler. Auf dieser Flucht begegnen Heisler Gestalten, die ihm aus rein menschlich-moralischen Motiven helfen.
„Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können, […] aber wir fühlten auch, daß es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar.“
Der Roman vermittelt trotz der Schrecken des Lagerlebens vor allem Hoffnung und ermutigt zum Widerstand gegen das Hitler-Regime.
Ihr zweiter großer Roman ist “Transit” von 1944. Hier verarbeitet sie ihre Erfahrungen der Heimatlosigkeit.
“Transit” und “Das Siebte Kreuz” werden zwei der bedeutendsten Werke der Exilliteratur. Ihre einzige autobiografische Erzählung “Der Ausflug der toten Mädchen” von 1946 behandelt die Ermordung ihrer Mutter in Auschwitz. Es ist ein Abschied von der Mutter und von ihrer deutschen Heimat. Die Erzählweise von Anna Seghers ist meist nüchtern und unmittelbar. Sie verwendet die erlebte Rede, um Unmittelbarkeit des Erzählten zu schaffen, wie in “Das siebte Kreuz”.
Der Aufbau ihrer Erzählungen folgt meist einer linearen Struktur, die wie kleine Filmsequenzen angeordnet ist. Besonders in “Transit” kann man das gut sehen.
Seghers verzaubert die Leser mit einer einfachen, aber poetischen Sprache. Oft sprechen die Figuren regionale Dialekte.
Anna Seghers Anteilnahme an menschlich-sozialen Schicksalen und der Glaube an die unbedingte Hilfe für Notleidende sind die bestimmenden Themen ihrer Werke und auch ihres Lebens. Ihre literarischen Stoffe beziehen sich meist auf die soziale und politische Gegenwart. Aber auch dem Märchen bleibt Anna Seghers zeitlebens verbunden. In finsteren Zeiten zaubert Anna Seghers durch ihr kulturpolitisches Engagement und ihre Literatur Mut und Hoffnung auf die Gesichter ihrer Leser und Zuhörer. Sie schreibt Antikriegsromane, märchenhafte Erzählungen und Exilliteratur.
Ihr Roman “Das Siebte Kreuz“ wurde weltberühmt. Wie geht das Zaubern, fragt Christa Wolf. „Indem Sie sich selbst nicht gestattet, zu wissen, was sie da tut. So weiß sie also und weiß nicht und wacht streng über alles: über die Dauer des Zaubers, seine Zusammensetzung und Wirkung, […].“
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